Kapitel II Die Stadt Sanctaris

Sie ritten wohl ungefähr einen Tag durch, mit nur wenigen kleineren Pausen.
Die Befürchtung lag nahe das die Imperialen ihnen vielleicht doch folgten. Als sie das Dorf verlassen hatten, dauerte es nicht lange und sie konnten den Widerschein des Feuers hinter sich im Wald sehen. Matt kamen dabei die Tränen. Der Junge hatte verstanden. Lara musste ihn gut zusprechen damit er weiter mit ihnen mitkam und nicht einfach vom Pferd sprang. Nun ließen sie mittlerweile die beiden Tiere etwas langsamer laufen. Matt hing nur noch in den Armen Laras und den anderen Beiden erging es auch nicht wirklich besser, der Hunger und der lange Ritt hinterließen ihre Spuren. Da fanden sie ein Lager, in der Nähe einer Kreuzung. Einige Krieger schienen sich dort zur Rast niedergelassen zu haben. Lara, Wahn und Matt gesellten sich zu ihnen. Sie erfuhren das die Männer aus der Lichtstadt stammten. Die Nacht verbrachten sie mit ihnen am Lagerfeuer und erzählten was sich zugetragen hatte. Da die Krieger auf den Weg nach Sanctaris waren, erklärten sie sich bereit die drei am nächsten Morgen mitzunehmen. So würde sich die Reise etwas sicherer gestalten.
Bald schon standen sie also vor den Toren der Stadt des Lichtes Sanctaris. Lara staunte als sie die aus hellem Stein gemauerten Gebäude erblickte. Dank ihren Begleitern ließ man sie die Stadt ohne weiteres betreten. Es herrschte ein geschäftiges Treiben auf den Straßen.
Überall gingen die Leute ihrem Tagwerk nach. Die Stadt war sehr belebt. Auf den Mauern Patrouillierten die Soldaten. Stimmen erklangen von überall her. Kinder rannten über die Straße und ein paar junge Frauen begrüßten kurz die Krieger mit einem Knicks.
Hier merkte man von den Schrecken der anderenorts lauerte. Schließlich durchquerten sie den äußeren Ring der riesigen Stadt und passierten das Tor zum Innenring. Dort befand sich unter anderem auch der große Markt der Stadt. Ein Ruf ertönte und die kleine Gruppe machte einem Karren Platz der gerade ebenfalls das Tor passiert hatte. Der Händler brachte dem Karren in der Nähe eines Standes zum Stehen und begann auszuladen. Lara betrachtete Fasziniert die Umgebung. Die Leute drehten sich auch immer wieder zu den Kriegern und den Neuankömmlingen herum. Etwas entfernt ragte ein riesiges Gebäude in die Höhe. Säulen zierten den großen aus hellem Stein gebauten Tempel. Die Krieger erzählten ihnen, dass dies der Tempel der Avestia sei. Zu ehren einer Hüterin alter Tage erbaut. Ein Symbol für einen mächtigen Bund. Breite steinerne Treppen führten zu einer prächtig verzierten Flügeltür empor. Davor standen mehrere Wachen. Ein schmerzverzerrter Laut riss Lara aus ihren Gedanken. Sie blickte zu Wahn der nun etwas gekrümmt auf dem Pferd saß. Das Reiten schien dem jungen Mann nicht sonderlich bekommen zu sein. Lara sah zu den Kriegern welche sie begleitet hatte. „Können wir ihn hier irgendwo versorgen lassen? Seine Wunde war schwer und ich fürchte es ist wieder schlimmer geworden.“ Einer der Männer nickte. „Sicher“, sagte er. „Geht in den Anbau des Tempels. Die Priesterinnen kümmern sich um die Verwundeten.“ Er deutete auf das besagte Gebäude. „Habt dank für alles“, kam es von Lara dann stieg sie von ihrem Pferd ab und nahm Wahn seines am Halfter um es zu führen. Der Schwarzhaarige hatte den ganzen Weg über kaum ein Wort geredet. Dies machte Lara doch Sorgen. Matt rutschte ebenfalls vom Rücken des Tieres. Der Junge schien genauso fasziniert von der Stadt zu sein wie sie. Immer wieder rannte er kurz zur Seite oder zu einem der Stände um sich etwas genauer anzusehen. Lara musste ihn ein paar Mal zurückrufen. Als sie vor dem besagten Gebäude anhielten, kamen ihnen bereits zwei Priesterinnen und ein Priester entgegen. Sie hatten die Neuankömmlinge schon aufs der Ferne gesehen und halfen Lara Wahn vom Pferd zu heben um ihn in das Gebäude zu bringen. Dort wurde er in eines der vielen Seitenzimmer gebracht. In diesem befanden sich je zwei Betten. Wahn wurde in eines davon gelegt. Dabei gab er ein leises fluchen von sich. Man zog ihm seinen Umhang aus und schließlich auch das Oberteil. Dann entfernte der Priester den Verband. Die Wunde sah nicht sonderlich gut aus. Um sie herum hatte sich ein roter Wundrand gebildet. Lara zog etwas die Luft ein. „Warum sagst du nicht, dass es dir nicht gut geht“, beschwor sie Wahn. Dieser deutete ein Achselzucken an, bereute es aber auch gleich wieder. Als der Priester etwas auf die Wunde schmierte zuckte er ruckartig zusammen. Eine der Priesterinnen hatte bereits den Raum verlassen während eine andere noch dem Priester zur Hand ging. Dieser wischte sich nun die Hände an einem Tuch ab. Dann begann er sie zu verbinden.
„Die Wunde hat sich entzündet aber sie wird verheilen. Es gibt keinen Grund zur Sorge, Der junge Mann brauch nun einfach etwas Ruhe. Willkommen in Sanctaris, der Hauptstadt des Lichts, auch wenn die Umstände zu wünschen übrig lassen.“ Er lächelte freundlich. „Ich werde euch etwas zu essen bringen lassen. Ihr könnt solange euer Freund hier ist das andere Bett nutzen“, sagte er noch und deutet auf die zweite Schlafgelegenheit im Zimmer. Dann stand er auf und verließ zusammen mit der anderen Priesterin den Raum. „Diese Stadt ist faszinierend“, schwärmte Lara etwas. Dann sah sie betroffen zu Wahn, „Ich denke hier kannst du dich erst einmal richtig ausruhen. Das Imperium wird hier wohl nicht nach dir suchen.“ Wahn sah nun einfach zur Decke. „Ich hätte nicht bleiben sollen. Das war ein Fehler und dafür musste Tamo nun zahlen. Sie kamen wegen mir.“ Matt sprang plötzlich auf. Er hatte am Fenster gesessen und die ganze Zeit schweigend hinausgesehen. „Das stimmt nicht Engel. Sie wären auch so gekommen. Die Imperialen tun so etwas immer. Maria hat mir das gesagt. Sie hat mich oft gewarnt. Und wegen ihnen ist sie nun…Sie ist…“ Tränen liefen dem Jungen die Wangen hinab. Lara stand auf und ging zu ihm. Dann nahm sie Matt in den Arm. „Ist schon gut“, sagte sie beruhigend. „Hier bist du sicher. Wir sind bei dir und wir werden bei dir bleiben. Versprochen.“ Längere Zeit verharrten sie in der gleichen Position bis sich Matt wieder an Wahn wandte. „Du hast keine Schuld Engel. Du bist nicht wie die. Du bist Nett.“ Wahn seufzte etwas. „Danke dir“, meinte er. „Aber bitte hör auf mich Engel zu nennen. Ich bin nämlich keiner.“ Eine Weile sagte niemand etwas dann jedoch brach Lara die Stille. „Wahn?“, begann sie. „Ich würde dich gerne etwas fragen.“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Frag einfach.“ Es schien Lara etwas Überwindung zu kosten ihre Frage zu stellen. „Deine Flügel“, begann sie schließlich. „Wie kommt es das du solche Flügel besitzt? Sie sind Wunderschön und ich finde sie sehr faszinieren aber nun habe ich einfach das Gefühl ich kenne dich nicht. Du hast mir damals in Kenten so viel erzählt so wie ich dir all meine Geheimnisse anvertraut habe, aber ich weiß nicht einmal wer du wirklich bist.“ Wahn drehte den Kopf etwas weg. „Ich hätte sie euch nicht einmal zeigen dürfen aber in dem Moment als du fielst war es mir nicht mehr so wichtig.“ Er seufzte und sah sie wieder an. „Meine Mutter bat mich darum diese Flügel nie jemand anderen zu zeigen. Sie sagte ich könnte mich damit in große Schwierigkeiten bringen und dass es sie sehr traurig machen würde. Ich war noch ein kleiner Junge und sehr stolz auf sie. Aber seit diesem Tag, habe ich sie nie wieder jemanden gezeigt. Ich gab ihr das Versprechen.“ Lara legte einen fragenden Blick auf. „Aber warum so etwas Schönes verbergen? Was bist du wirklich Wahn?“ Der Schwarzhaarige richtete sich etwas im Bett auf und verzog kurz die Lippen dabei. „Nicht jeder würde sie schön finden. Menschen neigen dazu alles zu verurteilen was sie nicht kennen und diese Flügel haben keine gute Geschichte zu erzählen.“ Er seufzte. „Die alten Geschichten berichten von einer Stadt. Erbaut aus weißem Stein. Weiße Drachen wachten über sie und ihre Bewohner da sie durch einen Bund vereint waren. Die Drachen schenken den Menschen weiße Schwingen. Man nannte sie auch das Volk des Drachengottes. Meridian die weiße Stadt war vor den Augen der Menschen verborgen. Doch an einen Tag änderte sich alles. Dunkelheit breitete sich aus. Vergiftete ihre Herzen. Zuerst verschwanden die Drachen. Dann bekriegten sich die Meridianer untereinander. Die Stadt verging in tosenden Flammen. Meridian war dem Untergang geweiht. Das Volk hatte sich verändert. Es ist die Rede von verdammten weißen Dämonen. Wesen mit Engelsflügeln aber auch Reißzähnen und Klauen. Man begann sie zu jagen und auszurotten. Dieses Volk starb aus.“ Lara schüttelte entsetzt den Kopf. „Das ist grausam“, sprach sie wehleidig. „Aber du? Du bist ein Meridianer und du bist doch hier und ich sehe keinen Dämon vor mir.“ „Das stimmt“, setzte Wahn fort. „Ich bin ein Nachfahre vom Volk des Drachengottes. Mutter sagte ich sei der letzte Meridianer. Ich wollte es nie glauben aber je länger ich lebe umso mehr muss ich das wohl einsehen. Ich bin wirklich der letzte meiner Art.“ Lara konnte es nicht fassen. „Wie kann man so etwas Schönes einfach auslöschen wollen.“ Sie sah den jungen Mann weiter wehleidig an. „Und deine Mutter? Ist sie denn nicht auch…?“ „Sie ist nicht meine richtige Mutter. Oder war es nicht. Ich nannte sie nur immer so. Aber meine leiblichen Eltern kenne ich nicht.“ „Das tut mir leid. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen“, entschuldigte sich Lara. Wahn schüttelte den Kopf.
„Das muss es nicht.“ Nun fiel der jungen Frau etwas ein. „Glaubst du das Imperium weiß was du bist. Könnte das nicht der Grund sein warum sie dich damals aus Kenten geholt haben?“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Ich denke sie wissen was ich bin ja. Der Imperator ist über sehr vieles im Bilde. Ich habe sogar das Gefühl er weiß mehr über mich als ich selbst. Beängstigend. Ja vielleicht war dies der Grund warum sie mich holten. Aber es angesprochen hat er nie.“ „Du darfst nicht wieder dorthin zurück Wahn“, beharrte sie nun. Den jungen Mann schien dies nur scheinbar nicht sonderlich zu stören.
„Das ist dann immer noch meine Entscheidung. Aber vorerst gehe ich eh nirgends hin. Damit soll es erst einmal gut sein.“
Lara wirkte nicht sonderlich zufrieden mit dieser Antwort dennoch nickte sie. „Ich werde niemanden etwas darüber sagen was du uns erzählt hast. Du hast mein Wort darauf.“ Sie sah kurz zu Matt der eifrig nickte und dann wieder zu Wahn. Dieser legte sich wieder richtig ins Bett. „Das hoffe ich wirklich. Ich vertraue dir Lara und Matt natürlich auch. Aber im Grunde genommen weiß ich selber nicht so genau, wer oder was ich bin.“ Er schloss die Augen und kein weiteres Wort kam erst Mal mehr von ihm.

Ein paar Tage vergingen. Wahns Wunde verheilte sehr gut. Es war erstaunlich wie schnell sich der junge Mann von dem Schlag erholte. Inzwischen musste er nicht mehr im Bett liegen und somit hatten sich die drei Neuankömmlinge ein Zimmer mit drei Betten in einem Gasthause gemietet. Das Gold hierfür war das welches Wahn vom Imperium mitgebracht hatte. Es würde eine Zeit lang für Unterkunft und Nahrung reichen. Lara, Matt und Wahn liefen über den Markt von Sanctaris. Die junge Frau besah sich interessiert die Ware, welche die Händler dort eifrig anboten. Oft unterhielt sie sich etwas mit den Händlern. Wahn stattdessen hielt sich sehr zurück. Er trug einen braunen Kapuzenumhang und oft hatte er dessen Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Die dunkle Kleidung aus dem Imperium wurde nun von einem grauen Oberteil und einer schwarzen Hose ersetzt. Lara bemerkte, er fühlte sich sehr unwohl zwischen den Menschenmassen. Matt blieb die ganze Zeit an ihrer Seite und lief hin und wieder mit zu den Ständen. Manchmal blieben Menschen neben ihnen stehen und bedachten sie mit abschätzenden Blicken. Vor allen Wahn wurde immer wieder genauer aufmerksam gemustert. Sie waren fremd in dieser Stadt und dem jungen Mann sah man dies einfach irgendwie an. Seine etwas angespannte Art schien überzuspringen wie ein Lauffeuer und die Leute stutzig zu machen. Auf andere mussten die drei wirken wie ein junges Pärchen. Ein Gedanke welcher Lara immer wieder amüsierte. Als sie wieder einmal von einem Stand zurückkam und neben den warteten jungen Mann trat, zog sie ihm einfach die Kapuze vom Kopf. „Was soll das denn?“, fragte er verwirrt, Lara lächelte nur. „Versuch dich etwas zu entspannen. Hier gibt es keine Feinde. Niemand hier will uns etwas Böses.“
Wahn gab ein schnauben von sich. „Mich hat das Leben gelehrt einfach vorsichtig zu sein.“ Lara sah an Wahn runter und bemerkte das seine Hand unter dem Umhang auf dem Schwertgriff lag. Sie nahm diese nun einfach in ihre Hand sah ihn an. „Du musst hier nicht kämpfen“, sagte sie ruhig, „Es ist friedlich hier und es geht uns gut.“ Ein Seufzen erklang von ihm. „Ich weiß. Aber ich bin es einfach so gewöhnt.“ Plötzlich fuhr er herum und hätte beinahe sein Schwert gezogen. Doch er besann sich eines Besseren als er den Mann vor sich erblickte. Es handelte sich um einer der Wachen von Sanctaris. „Ich muss euch bitten mit mir zu kommen. Der Rat des Lichtes möchte mit euch sprechen.“ Lara sah ihn etwas verwundert an, dann aber nickte sie schnell. Ihre Hand hielt immer noch die von Wahn. So drückte sie mit dieser seine Eigene vom Schwertgriff fort. Dann nickte sie dem Wachmann zu. Dieser bedeutete ihnen zu folgen was sie auch taten.
Wenig später stiegen sie auch schon die breiten steinernen Treppen zum prächtigen Tempel der Avestia empor. Die Wache führte sie durch einen langen Gang an dessen Seiten sich mehrere Sockel mit Statuen befanden. Die meisten Abbilder trugen Kutten und als Waffe Speere oder Stäbe. Ihr Ausdruck jedoch strahlte etwas Gütiges aus. Lara hörte ein Rauschen. Der Wachmann schritt nun durch eine geöffnete Flügeltür. Dann blieb er stehen und wartete bis die drei eingetreten waren. „Der Rat erwartet euch“, sagte er und trat aus dem Saal. Hinter sich schloss er die Türen. Lara sah sich um. Nun erkannte sie auch woher das Rauschen kam. Am Rand des riesigen Saales, lief in dafür angelegten Einbuchtungen Wasser. Auch hier standen mehrere Statuen und das Wasser floss um sie herum. Zwischen den Statuen befanden sich auch Sockeln mit großen Wasserschalen, über dessen Rand dieses ebenfalls hinablief. Große Säulen ragten bis zu der Decke empor die von gewaltigen Torbögen gehalten wurde. An der Wand hingen ein paar blaue Wandteppiche die alle samt das Wappen der Stadt aufwiesen. Ein gleichfarbiger Läufer führte zu einem breiten Podest. Auf diesen standen mehrere weiße aus Stein gehauene Throne. Fünf Stück an der Zahl. Personen eingehüllt in weißen Gewändern saßen auf diesen. Während die Männer Kutten trugen, kleidete die Frauen ein wallendes seidenes Kleid. Das Ratsmitglied welches in der Mitte saß begrüßte sie nun. „Willkommen in Sanctaris Fremde. Habt keine Furcht. Mein Name ist Aresteria und ich bin das oberste Mitglied des Rates“ Sie hatte eine liebliche Stimme und Lara empfand sie als sehr hübsch. Schließlich verneigte sie sich kurz und Wahn tat es ihr nach einer Verzögerung gleich. Nur Matt verstand dies nicht so recht. Der Junge blieb irritiert stehen. Das Ratsmitglied lächelte.
„Ich hörte ihr kommt von weit her. Bitte erzählt. Was führt euch in diese Stadt?“ Lara sah kurz fragend zu Wahn. Dieser nickte. „Es ist etwas kompliziert. Wir kommen aus dem Dorf Kenten. Der Ort wurde von Imperialen angegriffen und so mussten wir fliehen. Wieder getroffen haben wir uns lange später in Karmas. Doch auch hier fielen Imperiale ein.“ Lara fiel es sichtlich schwer darüber zu sprechen so dass Wahn an ihrer Stelle fortsetzte. „Nach einer weiteren Flucht wurden wir im Tamo aufgenommen. Allerdings wurde dieses Dorf vor kurzen Ebenfalls Opfer eines Imperialen Angriffs. Scheinbar Randtruppen des Imperiums. Niemand sonst würde sich soweit nach Sanctaria begeben nur um etwas Chaos zu stiften. Also mussten wir erneut fliehen. Dabei trafen wir schließlich auf ein paar Krieger, welche uns den Weg mit hier hernahmen. Und hier sind wir nun.“
Arestiera nickte. „Ich verstehe. Die Männer haben mir bereits berichtet wie es um das Dorf Tamo steht. Es wurden bereits einige Krieger dorthin entsandt. Bisher habe ich jedoch noch keine Antwort erhalten. Aber da ist noch etwas Anderes.“ Die Frau mit den langen blonden Haaren sah nun etwas länger zu Wahn. Es schien als musterte sie diesen. Dem jungen Mann schien das nicht zu behagen so dass er einen Schritt zurück machte. „Mir wurde ein Kampf zugetragen welcher in der Stadt Karmas stattgefunden hatte. Der schwarze Teufel oder auch das Kind der Dunkelheit wie er genannt wird, kämpfte gegen einen jungen Mann. Die Stadt wurde arg in Mitleidenschaft gezogen und der junge Krieger schwer verletzt. Ein Krieger mit dunkler Ausrüstung. Man sagt er sei vom Imperium.“ Nun sog Lara die Luft ein und Wahn sah die Frau alarmiert an. „Verzeih diese Direktheit aber ich möchte dich bitten dein Oberteil auszuziehen.“ Wahn schluckte und sah kurz an sich herunter. Dann aber kam er der Bitte die wohl eher ein Befehl war nach und streifte sein Oberteil ab. Die Frau links neben Aresteria gab einen erschrockenen Laut von sich. Auf Wahn´s Brust in Höhe des Herzens befand sich ein Zeichen in Form eines verzierten Pentagramms. Das Zeichen der Imperialen. Es wirkte etwas blass doch war es sichtbar genug. „Dann ist es also war“, sprach das oberste Ratsmitglied. In ihren Blick lag eine Betroffenheit. „Der junge Krieger welcher sich dem Sohn des Teufels entgegen stellte ist selbst einer der Imperialen.“
Lara sprang nun vor Wahn als wolle sie ihn schützen. „Er ist nicht wie diese Monster. Wahn hat ein gutes Herz und er rettete mir das Leben. Er hat niemanden etwas getan.“ Aresteria hob ihre Hand. „Beruhige dich. Ich sehe es anhand des Zeichens auf seiner Brust. Es ist noch nicht vollendet. Er hat sich nicht komplett der dunklen Seite verschrieben und den Weg ins Licht noch nicht abgeschworen. Doch wisset. Einmal den falschen Weg beschritten ist es schwer den richtigen wieder zu finden. Wenn du ihn wirklich schützen willst Lara Raynold, dann lasse nicht zu das er zum Imperium zurückkehrt.“
Wahn gab einen missmutigen Laut von sich und zog sich das graue Oberteil wieder über. Lara warf ihn nun einen besorgten Blick zu dann aber sah sie starr Aresteria an als ihr bewusstwurde, dass diese sie gerade mit ihren kompletten Namen angesprochen hatte. Diesen konnte das Ratsmitglied doch nicht wissen. „Wir wissen wer ihr seid. Eure Ankunft war schon lange vorbestimmt. Besonders deine mein Kind und das ist auch der eigentliche Grund warum ihr nun hier seid.“ Sie sah zu Lara und diese schüttelte den Kopf. „Aber wie kann das sein? Ich meine ich habe nichts Besonderes an mir.“ „Da irrst du“, erwiderte Aresteria. „Du besitzt eine besondere Gabe.
Die Gabe des Lichtes. Du wirst nur Zeit brauchen diese zu erkennen und anzunehmen erwähltes Kind.“ Wahn sah zuerst das Ratsmitglied verdattert an und schließlich zu Lara. Dann fiel ihm scheinbar auf das die Blicke der blonden Frau sehr lange auf ihn hafteten. Der junge Mann drehte sich etwas weg, Es behagte ihn offensichtlich nicht.
„Bitte erklärt mir was ihr damit meint ehrenwertes Ratsmitglied,“ versuchte es Lara nun. Aresteria erhob nun eine Hand. „Das Schicksal hat dich zu uns geführt Kind. Ist dir nicht der Drachenkrieger erschienen?" fragte sie nun und die junge Frau nickte. „Ja mir ist tatsächlich jemand erschienen. Ich verstand es nicht so richtig. So etwas habe ich noch nie gesehen. Irgendetwas war besonders an ihm.“ Sie musste an den Mann denken dem sie bei ihrer Flucht begegnet war. Nun blickte sie zu dem jungen Mann neben sich. Dieser biss sich etwas auf die Lippen. Ihm schien einiges im Kopf herum zu gehen doch wagte er es nicht auszusprechen. Aresteria ergriff wieder das Wort. „Er hat dich zu uns geführt, denn er weiß von deiner Gabe. Auch wenn sie noch nicht in dir erwacht ist. Es ist nun unsere Aufgabe dich in dieser Kraft zu schulen.“ „Aber warum?“ wollte Lara wissen. Aresteria stand nun von ihrem Herrscherstuhl auf und kam etwas näher. Wahn wich dabei ein wenig zurück. „Es gibt eine alte Elfische Prophezeiung. Ich vermute mal du hast von ihr noch nicht gehört?“ Lara schüttelte den Kopf. „In einer Zeit in der alles verloren Scheint soll es zu einem Kampf zwischen einem Lichtwesen und einem Schattenwesen kommen. Siegt die Lichtseite wird der Schatten verdrängt. Doch gewinnt der Schatten so geht das Licht. Schon mehrfach geschah ein ähnliches Ereignis. Während des ersten Kampfes vor langer Zeit duellierten sich das reine Lichtwesen mit dem reinen Schattenwesen. Es endete in einen Unentschieden. Jedoch nicht ohne Folgen für das Land. Zuletzt trugen die Nachkommen den nächsten Kampf aus. Mepheistos ein Gesandter des Imperiums trat gegen mich an, die heutige Anführerin des Lichts. Wie du erahnen kannst konnte ich den Kampf für das Licht entscheiden und zwang so die Imperialen Sanctaria wieder zu verlassen. Docht nun scheint der wahre Kampf der Prophezeiung näher zu rücken. Lara, du bist die Auserwählte, der Engel des Lichts der den Schatten schlagen soll.“ Lara stand sprachlos da. Was sagte diese Frau da gerade?
Sie sollte gegen den Schatten kämpfen? Völlig unmöglich. Sie konnte doch noch nicht mal auf sich selbst achten. Immer wieder war sie durch Wahn beschützt worden. Wahn schien Lara nun nachdenkliche Blick zu zuwerfen. Vermutlich dachte er gerade das gleiche. Er wirkte etwas irritiert. Aresteria wandte sich nun auch ihm zu. „Du wirkst etwas sprachlos junger Krieger“, sagte die freundlich. Der Angesprochene schien nach Worten zu suchen. „Das nenne ich einfach mal eine Überraschung" seufzte er schließlich.
„Ihr wollt sie nun also hierbehalten und im Umgang mit Magie trainieren?“
Das Ratsmitglied nickte. „So soll es geschehen“, erwiderte sie. „Natürlich muss sie auch dafür bereits ein. Ich werde sie nicht dazu zwingen falls du dies nun befürchtest.“ Wahn räusperte sich etwas. Was wohl ein Zeichen dafür war, das genau dies seine Bedenken waren. „Da kann ich dich beruhigen junge Krieger“, lachte die Frau nun etwas. „Aber es spricht für dich das du dir Sorgen um sie machst." Nun wurde Wahn sogar etwas rot im Gesicht und er drehte sich kurz weg. Lara sah ihn verwundert an. Dann aber wandte sie sich an die Frau vor ihr. „Wenn ich damit so vielen Leuten helfen kann, dann möchte ich wirklich gerne diesen Weg beschreiten.“ „Ich habe auch nichts Anderes von dir erwartet und so soll es nun geschehen", nickte Aresteria ihr zu. „Wir haben hervorragende Ausbilder für Magie und Waffentraining. Sie werden sich deiner annehmen.“ Lara hob nun ihrerseits eine Hand. „Aber ich hätte da eine Bitte“, sagte sie nun etwas kleinlauter. „Ich möchte den Umgang mit Waffen nicht von irgendjemanden lernen.“ Sie sah nun wieder zu Wahn. „Würdest du mir die Ehre erweisen mich in der Waffenkunst zu unterrichten,“ beendete sie. Wahn kratzte sich etwas am Hinterkopf.
„Wenn du es wirklich willst, dann kann ich dir beibringen was ich weiß,“ murmelte er.
Lara wandte sich an Aresteria. „Dann bin ich bereit dafür, wenn das für den Rat in Ordnung ist,“ lächelte sie. Die Frau vom Rat nickte ihrerseits. „Das sollten wir akzeptieren können. Alles Weitere wirst du nach und nach erfahren erwähltes Kind. Das wichtigste wäre somit besprochen. Seit euch über eines Gewiss. Die tapferen Krieger von Sanctaris beschützen diese Stadt und ihre Bewohner. Ihr seid hier in Sicherheit vor dem Imperium. Geht nun lebt euch hier ein. Ich werde euch eine Wache schicken. Sie zeigt euch dann wo ihr trainieren könnt.“ Aresteria lief zurück zum Thron und Lara verabschiedete sich. Bevor Wahn den Saal verließ sah er nochmals zum obersten Ratsmitglied. Sie unterhielt sich mit einen anderen. Irgendetwas an der Frau war seltsam für ihn doch er konnte es sich nicht erklären, wie er dieses Gefühl deuten sollte. Als er sich abwandte spürte er die Blicke der anderen auf sich haften. Wahn beeilte sich um zu Lara aufzuschließen.

Draußen angekommen stand Lara und atmete tief durch. Sie sollte wirklich zu so etwas Großen in der Lage sein? So wirklich glauben konnte sie das Ganze noch nicht. Lichtmagie. Sie? Er fehlten nahezu die Worte. Jedoch dachte sie nun an Kenten zurück. Ob sie damals hätte etwas unternehmen können als es angegriffen wurde und wäre es auch möglich gewesen mit der Gabe der Magie ihn davor zu beschützen von dem Imperium mitgenommen zu werden? Sie wollte einfach nicht nochmals Tatenlos zusehen, während andere kämpften. Wahn stand schließlich wieder neben ihr. „Das ist… " Er suchte nach Worten. „Sagen wir sowas hätte ich jetzt nicht erwarten. Nicht das ich es dir nicht zutrauen würde,“ versuchte er sich gleich zu retten. „Aber es ist doch seltsam." Lara sah zu ihm „Ich glaube es doch selbst kaum" grinste sie. "Aber hey. Mit deiner Hilfe schaffe ich das schon." Wahn legte seine Hand ans Kinn. „Sag mal. Du hast da vorhin etwas erwähnt. Du erwähntest eine Begegnung.“ Die junge Frau nickte. „Ja das ist sonderbar oder? Er tauchte auf und fragte mich woher ich komme. Er schien zu spüren, dass etwas Schreckliches passiert war. Seine Stimme klang sehr gütig. Erst hatte ich doch ein wenig Angst aber dann spürte ich einfach das er mir nichts Böses wollte. Er beschrieb mir den Weg nach Sanctaris. So bin ich nach Karmas gelangt. Den Rest kennst du ja. Es war wirklich ein sonderbarer Moment. Ich dachte erst ich Träume oder so und dann diese leuchtend gelben Augen. " Wahn blickte sie weiterhin an. Hinter seiner Stirn schien es zu arbeiten. "Weißt du etwas darüber?" fragte Lara ihn nun direkt und riss ihn aus den Gedanken. Er zögerte etwas. „Es ist nur…. Drachenkrieger. Das klingt einfach merkwürdig," kam es nun vom ihm. Er schüttelte den Kopf. „Da kommt ganz schön Arbeit auf dich zu. Also packen wir es an würde ich sagen.“

Am nächsten Tag schon standen Wahn und Lara auf einen kleinen Übungsplatz von Sanctaris. Eine Wache hatte sie dort hingeführt und wartete nun am Rand. Matt saß in der Nähe bei einem Baum und schaute zu. Wahn stand vor Lara und hielt ihr ein Schwert mit dem Griff voran entgegen. Alleine wie Lara es schon in die Hände nahm machte dem jungen Mann klar was für ein Stück Arbeit er hier vor sich hatte. Er stellte sich nun hinter sie und nahm ihre Hände. Zusammen mit ihr umfasste er das Schwert.
„Also die erste Regel die ich dich lehren werde ist, das Schwert beißt nicht. Fass es fest aber übertreib es damit nicht. Nicht das du nachher kämpfst wie ein Brett. Fürchte deine Waffe niemals, sie ist nur so scharf und tödlich wie du es ihr gestattest." Wahn vollführte mit Lara zusammen ein paar Schwertstreich Übungen. „Es muss locker aus deinem Handgelenk kommen. So ungefähr." So lenkte er mit ihr zusammen das Schwert.
„Achja und eine kleine Sache noch. Das ist ein Einhänder und kein Zweihänder. Eine Hand reicht vollkommen aus“. Er grinste ein wenig woraufhin Lara etwas rot vor Verlegenheit wurde. „Verzeihung. Aber ich hatte noch nie eine Waffe in der Hand.“ Der junge Mann deutete ein Achselzucken an. „Für deine neue Position wird’s aber nun Zeit. Keine Sorgen. Die Grundlagen bringe ich dir schon bei, dann sehen wir weiter.“ Er ließ nun ihre Hand los und Lara hielt nun das Schwert wie er sie angewiesen hatte. „Versuche es einfach weiter“, meinte er. „Immer wieder zuschlagen und die Waffe einfach mal spüren. Sie muss sich anfühlen wie ein verlängerter Arm.“ Kurz machte er eine schwingende Bewegung mit seinen Arm. „Wenn sich deine Haltung bessert und du ein Gefühl für die Klinge bekommst beginnen wir mit den Übungskämpfen.“ Lara tat wie ihr geheißen wurde. Immer wieder schwang sie das Schwert, welches ihr doch sehr schwer vorkam. „Wie bekommst du das so einfach hin? Bei dir sieht das so leicht aus.“ „Alles eine Frage der Übung und Kondition“, gab er daraufhin als Antwort. „Das braucht Zeit. Von jetzt auf nachher lernst du das nicht.“ Kurz sah er nun zu Boden. „Ich sagte dir ja ich schwinge die Klinge schon seit meiner Kindheit. Mir blieb ja keine Wahl.“ „Aber warum?“, fragte Lara vorsichtig nach. „Kinder sollten Kinder sein.“ Wahn zuckte mit den Schultern. „Unser Dorf lag sehr abgelegen und war ein leichtes Ziel. Niemand würde uns zur Hilfe kommen können bei einem Angriff. Und die kamen immer wieder mal. Randtruppen des Imperiums. Außenseiter die von ihnen verstoßen wurden. Sie handeln nicht anders als Banditen. Mein Vater… Ich meinen Ziehvater brachte mir aus diesem Grund wohl so früh das Kämpfen bei. Erst mit einem Holzschwert aber schon sehr bald war es eine richtige Waffe. Es ging nicht anders und ich glaube es viel ihm auch nicht leicht und vor allem meiner Mutter nicht.“ Er verbesserte sich nochmals: „Ziehmutter.“ Lara blickte ihn nun einfach an und senkte die Waffe. Sei schien zu überlegen. Dann aber versuchte sie das Thema wieder umzulenken. Es schien ihm nicht leicht zu fallen darüber zu reden. „Danke“, sagte sie schließlich. „Danke, dass du mir all das zeigst.“ Wahn winkte ab und trat ein schritt von ihr zurück. „Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Wenn es dir hilft dann mache ich das gerne. Aber du solltest dir über eines im Klaren sein. Wer ein Schwert mit sich führt kann den kämpfen nicht mehr ausweichen. Du wirst in deinen Leben immer wieder zur Waffe greifen müssen und vermutlich wird es nicht immer leicht für dich sein. Auf deine Fähigkeiten solltest du dich verlassen können. Sonst wirst du scheitern.“ Lara maß Wahn plötzlich abermals mit einen nachdenklichen Blick so dass dieser prompt reagierte, als er dies bemerkte. „Was ist?“ fragte er. „Wie alt bist du doch gleich?“, wollte die junge Frau nun wissen, sodass er mit den Schultern zuckte. „16 warum?“ Nun lachte sie und musste sich die Hand vor den Mund halten.
„Und was ist daran jetzt so witzig?“ wollte er wissen. „Entschuldige" kam es von ihr.
„Du klinkst nur gerade wie so ein alter Kriegsveteran.“ Zuerst sah Wahn sie etwas empört an. Dann aber stimmte er doch in das Lachen ein.

Die Monate zogen durch das Land. Es verging ein Jahr. Ein Jahr das ziemlich ruhig verlief und dennoch sehr ereignisreich. So wurde Lara im Umgang mit der Lichtmagie geschult während Wahn einfach oft zusah. Die junge Frau lernte schnell denn sie war eifrig und wissbegierig. Vom Rat des Lichtes erhielt sie eine neue Unterkunft in welcher sich auch Wahn und Matt aufhalten durften. Dass was man niemals erwartet hätte geschah. Diablo das sogenannte Kind der Dunkelheit tauchte auf. Diesmal allerdings ohne der Absicht Schaden anzurichten. Er wurde schwer verletzt in die Stadt gebracht. Imperiale hatten ihn angegriffen und auch gefoltert. Nur knapp war ihm die Flucht gelungen und wurde schließlich von einem kleinen Trupp aus Sanctaris gefunden. Zuerst behandelte man ihn in einer der Zellen. Man kannte seine Taten und war einfach vorsichtig. Er brauchte sehr lange um wieder auf die Beine zu kommen. Dann als er sich längere Zeit ruhig verhielt durfte er auch vor den Rat treten um sich zu erklären. Seiner Erzählung nach waren seine Taten vom Imperium gesteuert und er konnte nichts dagegen tun. Auch er sei nur ein Opfer und man habe ihn für schreckliche Taten benutzt. Seinen Hass auf Menschen geschürt um ihn zu einer Waffe zu formen. Diablo ergab sich dem Rat und flehte um Nachsicht. Er wolle sich ändern bräuchte dafür aber Hilfe. Eine Frau die sich als seine Freundin erklärte und schon länger hier in Sanctaris lebte, konnte den Rat tatsächlich überzeugen ihm eine Chance zu geben. Der Rat bewilligte etwas zögerlich seine Bitte. Eine Tatsache die Wahn einfach nicht begreifen konnte. Wie konnte der Rat diesem Ungeheuer nur gestatten hier zu leben als sei nichts gewesen, nach allen was er getan hatte. Als er und Diablo das erste Mal seit langen auf den Straßen von Sanctaris aufeinandertrafen, verschrie er ihn als Mörder und er musste von den Wachen festgehalten werden. Doch blieb ihm nichts Anderes übrig als zu akzeptieren das Diablo sich nun in der gleichen Stadt aufhielt. Auch wenn es ihm schwerfiel. Er vermied den Kontakt mit dem Halbdämon so gut er konnte. Die Zeit verstrich und Diablo hatte sich wirklich nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Er unterstützte nun sogar das Volk auf seine Art.
Wahn jedoch konnte nach wie vor nicht verstehen warum der Rat dies einfach zugelassen hatte. Auch Lara trat immer mehr in Kontakt mit dem ehemaligen Imperialen. Sie war einfach von Natur auf gütig und wollte ihm natürlich eine Chance geben. Diablo hatte sich mehrfach bei ihr für den Vorfall in Karmas entschuldigt. Da die junge Frau nicht nachtragend war verzieh sie ihm tatsächlich nach einer Weile. Wahn jedoch tat das nicht. Zu tief saß der Schmerz und der Verlust den er durch diesen Halbdämon erlitten hatte. Immer mehr lebte sich dieser beim Volk von Sanctaris ein. Merkte es denn wirklich keiner was er in Wirklichkeit war? Welch furchtbare Taten er begannen hatte. Die Bewohner dieser Stadt schienen ihn nicht zu kennen und hießen ihn als Neuankömmling willkommen. Für Wahn war es einfach nur eine schreckliche Fassade die wohl irgendwann einbrechen musste. Der junge Mann saß auf einer Mauer und sah die Straße hinab. Dort stand er und ihm schossen Erinnerungen durch den Kopf. Vor einiger Zeit war die Situation zwischen ihnen ganz eskaliert. Diablo redete gerade mit Lara und sprach von Dingen an welche er sich nicht mehr erinnern wollte und Wahn kam schließlich dazu:


„An was willst du dich nicht erinnern“, rief er auf. Er hatte das Gespräch mitbekommen „Daran das du unzähligen Menschen den Tod brachtest?“ beendete er seinen Satz und zog einen Dolch aus seiner Jackentasche. Das Schwert mitzuführen hätte zu viel Aufsehen erregt, also hatte er sich für diese kleinere Waffe entschieden.
„Ich werde es mit Sicherheit nicht vergessen. Kind der Dunkelheit.“ Ohne ein weiteres Wort stürmte Wahn los.
Diablo wich seiner Attacke aus. „Lass das Kleiner ich habe nicht vor gegen dich zu Kämpfen.“ Dann aber streifte ein Hieb einen Oberarm und er knurrte. Wahn ließ nicht locker. Plötzlich wurde er nach hinten gerissen und fiel auf den Rücken. Bevor er sich aufrichten konnte hatte er nun seinerseits einen Dolch an der Kehle. „Du lässt ihn jetzt in Ruhe, hast du verstanden.“ Einer der Wachen bedrohte ihn nun mit seiner Waffe. „Lass das besser.“, sagte ein Anderer. Dann wandte er sich Wahn zu. „Zieh deines Weges weiter. Wir werden nicht zulassen, dass du ihm Schaden zufügst. Ihm wurde der Aufenthalt hier gewährt so wie auch dir.“ Der Dolch löste sich von Wahns Kehle und er rappelte sich auf. „Habt ihr denn alle den Verstand verloren?“, rief er auf. „Ihr helft diesem Dämon?“ „Der Rat des Lichts hat ihn begnadigt“, sprach die Wache. „Du hast kein Recht darauf ihn anzugreifen.“ „Kein Recht dazu?“, knurrte Wahn. „Hatte er denn ein Recht dazu in Dörfer einzufallen und sie auszulöschen?“ Er hielt den Dolch ein wenig verkrampft. Was er hörte konnte er nicht glauben. „Kein Dämon? Wen wollt ihr das glauben machen?“ Wutentbrannt fuhr der junge Mann herum und suchte das Weite.


Wahn erinnerte sich an diesen Tag als sei es erst gestern geschehen. Seitdem ging er ihm so gut es ging aus dem Weg. „Hey du alter Muffel“, riss ihn plötzlich eine liebliche Stimme aus seinen Gedanken. Er sah in Laras blaue Augen. Sie blickte lächeln zu ihm empor. Wahn legte den Kopf schief. Sie war nicht alleine. Eine junge Frau mit langen roten Haar und einem braunen Kleid stand neben ihr. Sie hatte einen gütigen Ausdruck, doch etwas passte Wahn an dem Bild nicht. Er konnte sich nur nicht erklären was. „Darf ich dir Sora vorstellen. Sie ist eine Freundin von Diablo.“ Nun wusste der Schwarzhaarige nicht was er sagen sollte und so nickte er einfach nur. „Sora hat mir einiges über Diablo erzählt und irgendwie tut er mir jetzt doch leid“, meinte Lara nun. „Er tut dir Leid?“, fragte Wahn etwas leise aber mit deutlichen Unverständnis in der Stimme. Er wusste einfach nicht mehr was er von all dem halten sollte. Sora sah Wahn nun lächelnd an. „Ich würde euch gerne zu mir nach Hause einladen und mit euch reden. Besonders mit dir junger Krieger. Mir ist klar, dass du einen großen Hass gegen Diablo verspürst und so würde ich dir doch gerne den Hintergrund erzählen." Auch wenn er nicht sonderlich Lust darauf verspürte willigte Wahn kopfnickend ein, gab aber ein missmutiges Schnauben von sich. Er rutschte von der Mauer herab und lief zusammen mit Lara und der Rothaarigen zu einem Haus etwas am Rande des Zentrums. Sora bat sie herein und führte sie in die Küche. Dort ließen sie sich an einen kleinen Tisch nieder, während Sora noch etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu Essen besorgte. Dann setzte sie sich dazu. Wahn schwieg weiter beharrlich so das Lara ihm plötzlich einen Tritt gegen das Schienbein verpasste. „Danke“, kam es nun gepresst von ihm heraus und sah aber Lara danach mit einem finsteren Blick an. Die Rothaarige musste nun lachen. „Verzeiht“, meinte sie. „Ich weiß das ist unhöflich, aber es sah einfach zu komisch aus.“ Nun verschränkte Wahn die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. „Du fragst dich sicher woher ich Diablo kenne“, begann sie nun. „Wir kennen uns schon eine ganze Weile. Wir waren gute Freunde. Er kam in die Stadt in welcher ich damals lebte. Ich war sofort fasziniert von ihm und seiner Art. Zuerst wollte er mir nicht viel von sich anvertrauen, dann aber erzählte er seine Geschichte. Diablo ist im Imperium aufgewachsenen. Nicht wie es sein sollte. Lange Zeit war er in ein Glas gesperrt. Ein Experiment dieses dunklen Reiches. Ich wollte es nicht glauben als ich das hörte. Dennoch blieb ich in seiner Nähe. Aus der Freundschaft wurde Zuneigung. Doch eines Tages verschwand er. Tage später traf ich erneut auf ihn als er ein Dorf überfiel. Er hatte sich verändert. Die Imperialen ihn unter Druck gesetzt. Ich fürchtete er sei verloren doch nun ist er wieder hier. Bitte vergebt ihm. Ich weiß er tat schlimme Dinge doch das Imperium lenkte ihn ohne dass er es wirklich merkte. Doch nun ist er zurück und sein Geist wieder klar. Ich spüre es, wenn ich in seiner Nähe bin. Er ist der in den ich mich verliebt habe. “ Wahn schüttelte den Kopf. „Und wir wissen ja alle das Liebe blind machen kann“, gab er etwas rau von sich. „Wahn!“, entrann es Lara etwas erschrocken. „Wie kannst du das sagen?“ Er zuckte mit den Schultern und sah etwas hinab. „Dein Hass auf Diablo ist sehr groß. Man merkt es sofort und ich kann es auch verstehen.“ Der Schwarzhaarige sprang plötzlich auf. „Nichts versteht ihr.“ Seine Stimme klang nun zornig. „Euch hat er nicht alles genommen was ihr hattet. Euer Dorf zerstörte er nicht und tötete eure Eltern. Ich habe ihn gesehen, wie er die Frau die ich Mutter nannte im See ertränkte. Tut nicht immer so als könntet ihr das nachvollziehen. Ihr habt es nicht so erlebt.“ Sora sah ihn nun traurig an. „Das Imperium hat deine Eltern getötet und deine Heimat zerstört. Junge, mach die Augen auf.“ Wahn gab ein abfällig schnauben von sich und lief nun zur Haustür. Dann flog diese hinter ihm einfach zu. Wahn schritt schnell durch die Straßen der Stadt. Er wollte einfach nur zurück zur Unterkunft. Plötzlich hörte er etwas aus der Richtung der Gassen. Der junge Mann blieb stehen und sah sich um. Dann lenkte er seinen Blick direkt zu der Gasse. Unter dem Umhang zog er einen kleinen Dolch hervor und hielt ihn fest. Dann betrat er sie langsam. Ein Schwarm Krähen wurde aufgescheucht als er durch die dunklen Winkel schlich. Er hatte ein schlechtes Gefühl dabei dennoch lief er einfach weiter auch wenn sein Verstand ihn beschwor umzudrehen.

„Es tut mir wirklich so leid,“ entschuldigte Lara sich abermals bei Sora. Die Rothaarige jedoch schüttelte einfach den Kopf. „Du musst dich nicht entschuldigen. Der Schmerz sitzt bei ihm einfach sehr tief. Das wird Zeit brauchen. Er ist wohl auch nicht der einzige der Diablo nicht verzeihen kann. Aber du solltest ihm nun lieber nachgehen bevor er etwas Dummes tut.“ Plötzlich war ein lautes Poltern zu vernehmen. „Was war das?“ wunderte sich Sora. „Das kam aus der Nähe.“ Lara sprang nun auf. Ich sehe besser einmal nach. Sie lief nun aus dem Haus und bemerkte das Sora ihr folgte. Diablo stand plötzlich vor ihnen. Er wollte wohl gerade zu Sora. „Alles in Ordnung?," fragte er. „Ich habe etwas gehört.“ .Sora sah zu dem Mann auf. „Hast du den Jungen gesehen?" fragte sie ihn. „Ihr meint den der gerade wutentbrannt in die Gassen gerannt ist?“ Diablo deutete kurz in die Richtung. Nun lief auch Sora los um Lara einzuholen, welche sich suchend umblickte und zeigte in die Gasse. „Wahn“, rief Lara auf. „Wahn wo steckst du?“ Kaum um die Ecke gebogen sahen sie was los war. Auf den Boden lag ein junger Mann. Er schien stark zu Bluten und war nicht bei Bewusstsein. Ein paar alte Holzbretter in der Nähe war umgefallen. Sie hatte wohl das laute Geräusch verursacht. „Wahn!“ Lara erkannte ihn sofort und lief an seine Seite. „Was ist denn hier passiert?“ wunderte sich Sora und kniete sich sofort neben dem Verletzen. Sie sah die Anderen fragend an doch keiner schien etwas zu wissen. „Diablo“, sagte sie schließlich. „Bring ihn zu uns. Das hier sind Spuren von Krallen, wir können ihn nicht so einfach zu den Priestern bringen. Das würde zu viele Fragen aufwerfen.“ Diablo nickte. Ohne auf die anderen zu achten nahm er den Verletzten auf. „Keine Angst“, meinte Sora ruhig an Lara gewandt. „Du kannst natürlich mitkommen. Ich werde mich um ihn kümmern.“ Hastig nickte Lara und folgte Diablo zurück zu dem Haus in welchen Sora lebte.

Sora fuhr dem jungen Mann mit einem kalten Lappen über die Stirn.
Er hatte einen unruhigen Schlaf wie sie die letzten paar Tage feststellen musste. Den ganzen Tag schon versorgte sie den Verletzten. Ihr war auch der Blick ihres Freundes Diablo aufgefallen. Diesem schien dies gar nicht so recht zu behagen. Wieder wischte Sora über seine Stirn. Er hatte hohes Fieber, so dass sich immer jemand in seiner Nähe aufhalten musste um schlimmeres zu vermeiden. „Er hätte ja nicht alleine in die Gassen rennen müssen“, murrte Diablo bevor er den Raum verlassen wollte. Als er die Tür öffnete stand Lara in dieser. Die junge Frau trat kurz zur Seite um ihn vorbei zu lassen und kam dann in das Zimmer. „Du bist schon wieder zurück?“, meinte Sora zu Lara. Die junge Frau hatte ein paar Besorgungen in der Stadt gemacht. Auch neue Verbände hatte sie besorgt. „Woher kennt ihr euch eigentlich. Du könntest dich doch etwas zu mir setzen und mir ein wenig über euch erzählen. Nebenbei kannst du dich auch ein wenig mit um ihn kümmern.“ „Ja. Ich habe soweit alles bekommen“, sprach Lara. Nachdem sie sich hingesetzt hatte, sah sie zu Wahn. Sie war sich nicht sicher ob sie jetzt wirklich darüber reden sollte nach einem kurzen Seufzer begann sie doch zu erzählen. „Ich kenne Wahn seit über drei Jahren. Damals kam er in mein Dorf Kenten und wir freundeten uns an. So wie es bei euch beiden wohl geschehen ist. Aber viele der Bewohner waren Fremden gegenüber nie wohl gesonnen, doch das störte mich nicht. Unser Dorf lag genau an der Grenze zwischen der Licht- und der Schattenseite. Eines Tages kamen die Imperialen und nahmen ihn einfach mit. Ich weiß nicht warum dies geschah. Ein Jahr war er fort. Wahn tauchte erst wieder auf als unser Dorf bei einem Angriff der Imperialen zerstört wurde er rettete mir das Leben. Dabei wurde er verletzt und schließlich kamen wir hier her nach Sanctaris zusammen mit Matt. Ich hätte nicht gedacht ihn nochmal wiederzusehen.“ Sora seufzte. „Ihr habt also eine gemeinsame Vergangenheit. Hör zu.“ Sie sah nun zu Lara. „Wenn er dir wirklich etwas bedeutet, dann lass ihn nicht mehr gehen.“ Sie schlug die Decke von Wahn zurück und berührte mit ihren Fingern leicht eine Stelle auf seiner Brust, die nicht vom Verband bedeckt wurde. „Siehst du dieses Zeichen? Es ist ein Zeichen der Imperialen. Als ich ihn verarztete ist es mir aufgefallen. Wer lange Zeit bei den Imperialen verbringt wird einst selbst zu einen werden. Bei deinem Freund hat dies schon begonnen. Er muss sich also länger dort aufgehalten haben. Dunkelheit wurde somit in sein Herz gepflanzt.“ Lara nickte. „Man warnte mich schon einmal davor ihn nochmals zum Imperium zu lassen. Wahn hat ein gutes Herz und ich werde alles tun damit er dieses nicht verliert.“ Zufrieden nickte Sora.
„So ist es richtig. Die Imperialen würden ihn formen und seine Seele zerfressen bis du ihn nicht mehr wiedererkennst. Ich habe dies schon einmal erlebt. Danach ist der Weg zurück fast nicht mehr zu bewältigen. Es schaffen nur sehr wenige sich vom Imperium abzuwenden, wenn sie erst mal Teil davon sind und sie sind ihr Leben lang davon gezeichnet.“ Lara sah nun auf den Verband um Wahns Oberkörper. „Was hat ihn da bloß in den Gassen angegriffen“, fragte sie sich. Sora zuckte mit den Schultern. „Ich würde behaupten es war ein Dämon. Den Krallenspuren nach zu urteilen. Leider schaffen sie es hin und wieder nach Sanctaris.“
Wahn bewegte sich nun und der Lappen rutschte von seiner Stirn. „Worüber redet ihr eigentlich?“, fragte er und richtete sich benommen etwas auf.
Der junge Mann schüttelte sich ein wenig. Seine Gedanken waren verwirrt. Jemand hatte ihn niedergeschlagen und das nicht gerade leicht. Doch er hatte den Täter nicht gesehen. Jetzt wo er die beiden sah, konnte er sich auch denken wo er sich gerade befand. Schließlich wollte er aufstehen doch die Frau mit den roten Haaren drückte ihn zurück ins Bett. „Nicht doch, du bist verletzt.“ „Ach was?“, zischte Wahn. Dann schlug er ihre Hand zu Seite und stand auf. Diesen Zug bereute er sogleich nur um dann wieder auf die Bettkante zu sinken. „Spart euch eure Kommentare.“ Lara stand auf und stellte sich vor Wahn und mit ihrem Blick durchbohrte sie ihn. Plötzlich lehnte sie sich vor und legte ihre Hände auf seine Schulter. Mit einem kräftigen Ruck stieß sie ihn wieder um und drückte ihn sanft runter. „Mir ist egal was du hier planst, doch du bleibst jetzt hier. Du bist verletzt. Also musst du dich damit abfinden hier zu liegen. Wenn nicht binde ich dir zur Not am Bett fest.“ Lara lächelte Wahn an. „Versuch das mal“, murrte er, kam dann aber der Aufforderung nach. „So oft wie ich mich verletze, da bräuchte ich doch eigentlich gar nicht mehr aufzustehen.“ Lara hob ihren Zeigefinger. „Das wäre sogar in deinen Zustand mal eine gute Idee.“ Sora richtet sich nun auf und lachte. „Ihr beiden seid mir schon welche. Ich werde euch dann mal kurz alleine lassen. Wahn hat doch bestimmt Hunger.“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.
Der junge Mann sah ihr ein wenig nach, dann wandte er sich zu Lara und blickte sie eine Weile etwas betroffen an. „Irgendwie mach ich euch nur Ärger.“ Lara schüttelte energisch den Kopf. „Hör auf dir so etwas einzureden. Du kannst doch nichts dafür. Scheinbar warst du einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber ich hoffe sie finden den Kerl der dir das angetan hat.“ Müde zuckte Wahn mit den Schultern. „Ich habe ihn leider nicht einmal gesehen. Das ging viel zu schnell und es gab wenig Licht in der Gasse.“ „Du solltest dich einfach noch etwas ausruhen. Morgen siehst du es sicher etwas anders. Aber zuerst gibt es ja noch was zu essen.“
Lara legte kurz ihre Hand auf seine und zog dann aber wieder zurück. „Ich wollte mal mit dir reden,“ kam es schließlich leise von ihr. Wahn legte den Kopf schief.
„Deinen Ausdruck nach zu urteilen wird mir dieses Gespräch wohl nicht gefallen.“
„Hör zu Wahn,“ setzte Lara fort. „Ich habe dich wirklich sehr gerne und möchte einfach nicht das dir etwas zustößt. Du bist mir mit der Zeit ein sehr guter Freund geworden.“ Der junge Mann rutschte etwas nach hinten so das er wenigstens im Bett sitzen konnte. „Wenn ich das nicht genau so sehen würde, dann wäre ich nicht mehr hier Lara", gab er zu verstehen. "Wovor hast du also Angst?“ Die junge Frau fühlte sich nun ertappt. Stand ihr die Sorge wirklich so im Gesicht geschrieben das er Mühelos ihre Gefühle erraten konnten? „Darum geht es ja. Wahn bitte geh nicht," flehte sie fast schon. „Geh nicht zurück ins Imperium. Es würde dir nicht gut dort ergehen und ich hätte Angst das es dich verändert. Das ich dich danach nicht mehr wiedererkenne. Ich weiß das du mit dem Gedanken spielst. Du fühlst dich hier nicht ganz wohl. Selbst Matt bemerkt das.“ Wahn schüttelte nun den Kopf. „Wenn ich unbedingt gehen wollte wäre ich schon längst weg. Aber ich bleibe wie du sehen kannst und der Grund seid ihr. Ja nicht diese Stadt, sondern meine Freunde. Du und Matt. Versteh mich nicht falsch, aber ich habe einfach manchmal das Gefühl ich gehöre nicht hier her. Da schreit etwas in mir drinnen aber ich kann es nicht beschreiben und noch weniger es mir erklären. Außerdem scheine ich nicht sonderlich beliebt bei den Leuten zu sein. Du dagegen schon. Und selbst wenn ich gehen würde. Wiedersehen würden wir uns auf jeden Fall wieder. Da bin ich von überzeugt. Und damals hast du mich auch wiedererkannt.“ „Wahn bitte," unterbrach ihn die junge Frau. „Ich meine es ernst.Das Imperium ist… „Schlecht?“, beendete Wahn den Satz einfach trocken. „Ja ich weiß. Und weißt du was. Ich bin kein Imperialer. Ich bin nicht wie sie also lassen wir das Thema einfach.“ Lara wollte noch weiter auf ihn einreden doch sie merkte einfach, dass es nun keinen Sinn mehr hatte. Wenn sie eins über Wahn wusste, dann das er sehr stur sein konnte. „Ruh dich noch etwas aus," meinte sie schließlich und stand auf. „Ich sehe mal was Matt macht.“ Die junge Frau verließ mit einem letzten Blick auf ihn das Zimmer.

Wahn hatte unruhige Träume. In diesen wurde er stets verfolgt. Ein Heer von Schatten stand um ihn herum. Sie schrien irgendetwas, doch er konnte es nicht verstehen. Er wollte wegrennen doch seine Beine taten keinen Schritt. Etwas legte sich um seinen Hals und drückte erbarmungslos zu. Wahn riss die Augen auf. Immer fester drückte das etwas zu. Er bekam keine Luft. Dies war kein Traum mehr, sondern bittere Realität. Nur noch verschwommen, nahm er eine Gestalt war. Dann hörte er die Stimme des Mannes.
„Ich sage dir nun was, kleiner Arschkriecher. Wenn du nicht von hier verschwindest, dann mache ich dir das Leben zur Hölle. Geh zurück zu deinem Imperium wo du hingehörst und verschwinde aus meinen Leben. Sonst wirst du wahre Schmerzen spüren. Ich will mit deiner Art nichts mehr zu tun haben. Das ist meine erste und auch letzte Warnung.“ Seine Hände lösten sich von Wahns Hals und dieser hustete Qualvoll auf. Die Tür schlug zu und Wahn starrte ihm schweigend nach. Dann atmete er tief durch. „Sag mir noch einmal, dass du kein Monster bist“, murmelte Wahn etwas hustend.

Wochen vergingen.
Wahn schlenderte die Straßen entlang. Wo hin er wollte, das wusste er noch nicht einmal.
Er wollte einfach nur raus, Raus aus diesem Haus in dem ein Dämon lebte, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihn zu verjagen. Er rieb sich den Verband an seinen Oberarm. Wieder eine hinterhältige Attacke, Diablos. Seid ihm dieser im Zimmer gedroht hatte, wurde er immer wieder Opfer von hinterhältigen Anschlägen. Manchmal jagte er ihn auch einfach nur durch die Gassen der Stadt. Ein Grund warum Wahn diese mittlerweile auch mied. Zu den paar Verletzungen die er beim ersten Überfall erlitten hatte, waren noch zahlreiche dazugekommen. Die anderen schienen das nicht einmal zu bemerken. Wahn tat auch alles dafür um die Wunden vor den anderen in Sanctaris zu verbergen, selbst vor Lara und Matt. Auch das wusste er nicht warum er dies tat. Vielleicht umso das Gefühl von Schwäche von sich zu schieben. Er schüttelte den Kopf. Ihm war aufgefallen das Diablo mit den anderen wirklich anders umging als er es ihm zugetraut hätte. Wahn war klar, dass der Mann ihn hasste, für das was er war. Den Grund verstand er allerdings nicht, doch es war einfach zu offensichtlich. Er hasste das verdammte Volk mit den weißen Schwingen. Sora hatte Lara, Matt und ihm angeboten mit in dem zweistöckigen Haus zu leben. Platz gab es genug. Lara hatte dies danken angenommen.
Vielleicht hatte Wahn nun in Sanctaris ein zu Hause gefunden, doch dafür zahlte er immer wieder einen hohen Preis. Wer konnte schon sagen was Diablo ihm noch alles in seiner Wut antun würde. Noch dazu stieß er immer wieder auf die Abneigung der Bewohner Sanctaris. In letzter Zeit hatte dies zugenommen, fast schon als wüssten sie nun das er aus den Imperium kam. Man mied ihn und tuschelte hinter seinen Rücken. Etwas das er bereits aus Kenten kannte. Diese Erinnerungen schmerzten.


Später saß er wieder in seinem Zimmer und Spielte mit einer Kette. Er hatte diese im Wald vor Sanctaris gefunden, bei einer seiner Ausflüge. Der Anhänger der Kette war ein umgedrehtes Pentagramm. Dasselbe wie es das Zeichen der Imperialen zeigte. Damit war klar es gehörte jemanden vom Imperium. Wie sie dorthin kam war ihm allerdings einfach nur egal. Als die Tür aufging sprang Wahn auf. „Und du hast es wohl noch immer nicht kapiert. Du bist hier unerwünscht. Wie viel soll den noch passieren, dass du endlich verschwindest.“ Diablo lief auf ihn zu und Wahn ging daraufhin tatsächlich in die Knie. „Hör bitte auf damit. Ich kann und will nicht mehr.“ „Oh, du kannst also nicht mehr?“ lachte sein Gegenüber. „Na dass macht die Sache doch noch viel interessanter. Ich wollte schon immer mal wissen wann einer dieser weißen Dämonen zerbricht.“ Wahn sah zu ihm hinauf. „Bitte hör auf. Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe. Hasst du mein Volk wirklich so sehr?“ Wahn lief nun eine Träne über die Wangen. Er war mit der Zeit einfach am Ende seiner Kraft angelangt. Wie Diablo es vor einiger Zeit angekündigt hatte versuchte er ihm einfach nur das Leben zur Hölle zu machen. „Ihr könnt sogar weinen. Ich bin erstaunt.“ Der Halbdämon stellte sich direkt vor ihn und begann nun zu lachen. Wahn fühlte sich getreten wie ein kleiner Wurm und wollte am liebsten in diesem Moment ganz weit fort. Lass mich in Ruhe, wollte er schreien doch es war alles andere als ein Schrei. Plötzlich packte ihn Diablo und riss ihn hoch. Der junge Mann keuchte auf. Diablo aber ließ ihn zu keinen weiteren Satz kommen.
„Ich denke ich habe genug gespielt, Flügelvieh. Wird Zeit das ich ernst mache. Da kannst du schreien und wimmern so viel du willst.“ In diesen Moment gruben sich Diablos Krallen in Wahns Rücken. Er wollte schreien doch der Dämon hielt ihm den Mund zu. Tränen rollten über seine Wangen, der Schmerz war schier unerträglich. Diablo kannte seine Schwäche und die nutzte er nun erbarmungslos aus. Begleitet von einer Magie bekamen die Krallen etwas zu fassen und kurz darauf riss Diablo etwas aus seinen Rücken heraus. Wahn schrie. Einer seiner Flügel hin nun in einer seltsamen Haltung hinten hinab. Die weißen Federn waren Blutgetränkt. Sein Peiniger ließ ihn schließlich los. „Du siehst ich kann dich jederzeit Töten, wenn ich wollte, Kleiner. Es wäre ein leichtes dir nun dein Anhängsel abzureißen und dich ausbluten zu lassen.“ Übelkeit stieg in Wahn auf und er erbrach. Schmerz nahm ihm die Sicht und er konnte sich nicht mehr länger aufrecht halten. Ein dumpfer schlag folgte und Wahn lag auf den Boden. Er hörte nur noch wie die Tür ging und Diablo verschwunden war. Dann krümmte er sich zitternd wie ein Häufchen Elend zusammen.

Der Himmel erstrahlte in einen wunderschönen blau und der Wind brachte eine erfrischende Brise über das Tal. Sanfte Weiße Schwingen glitten durch die Luft. Voll Anmut wirkender Wesen die über das Tal flogen. Wahn saß unter einen Baum und beobachte sie. Er ließ den Wind durch seine Haare wehen und genoss die Stille. Doch plötzlich wurde der Himmel rot. Schreie hallten zu ihm herüber. Feuer erfasste die Geflügelten Wesen. Die mystische Stadt brannte. Wahn wollte wach werden. Er wollte raus aus dieser Hölle. Tief in inneren wusste er dies war einmal geschehen und er träumte nur davon.

Er riss herum und wäre dabei fast aus dem Bett gefallen, im letzten Moment konnte er sich abstützen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht legte er sich wieder richtig hin.
Wieder waren ein paar Tage vergangen. Den verletzten Flügel hatte er einen ganzen Tag nicht einziehen können. Doch irgendwie hatte er es geschafft das die anderen von seinen Zustand nichts bemerkten und konnte sich schließlich selbst verarzten. Die Schmerzen jedoch waren noch da. Nun registrierte er das Lara neben ihm am Bett saß doch sagte er nichts. Das wollte er nicht. Diablo hatte es zu weit getrieben. Er hatte seine größte Schwäche schamlos ausgenutzt und ihn somit innerlich zerrissen. Wahn wusste nicht wie genau es sein würde, doch länger konnte er sich das alles nicht mehr gefallen lassen. Der schwarzhaarige drehte den Kopf weg. Im Stillen danke er den anderen für die Hilfe, doch er sprach es nicht aus. Lara sah ihn wie so oft besorgt an. Ihre Hand strich sanft über seine Seite. „Wie geht es dir Wahn?“ fragte sie vorsichtig. „Du lässt dich schon seit einer ganzen Weile kaum mehr blicken. Wir machen uns Sorgen.“ Sie blickte zu dem Stuhl in der Nähe des Bettes. Dort hingen ein Schwarzes Oberteil und auch eine gleichfarbige Hose. In letzter Zeit trug Wahn bevorzugt dunkle Kleidung, wenn man ihn überhaupt mal zu Gesicht bekam. Etwas das Lara doch sehr wunderte
„Wies mir geht?“ murmelte er an die Wand gerichtet. „Sieht man mir das nicht an. Aber gut, mir geht es beschissen.“ Lara wusste nicht was sie davon halten sollte. „Wahn“, murmelte sie und sah ihren Freund an. „Was ist denn los, du hast doch noch nie so reagiert?“ „Hab ich das nicht?“, meinte Wahn geradeaus. „Gut dass du es mir sagst. Ich hatte es fast schon vergessen.“ Er schloss die Augen. Die junge Frau zog die Luft ein und starrte Wahn an. „Sag mal was ist den los? Du weiß schon noch wo du bist oder? Bei deinen Freunden, den Freunden die sich gerade große Sorgen um dich gemacht haben. Ich habe mir Sorgen gemacht. Und du? Aber Bitte. Du scheinst ja gerade nicht reden zu wollen. Wenn du unbedingt meinst.“ Sie drehte sich um und verließ den Raum, allerdings nicht ohne die Tür zu krachen zu lassen.
Der junge Mann schnaubte verächtlich. Was erwartete man den auch von ihm. Was sollte er sagen? Niemand würde ihm Glauben schenken das es Diablo war der ihn immer wieder Angriff. Ihn in den Wahnsinn trieb und scheinbar noch Spaß daran hatte. Dieser Ort war für ihn zu einer Last geworden. Eine Verdammte Lüge welche er nicht länger aufrechterhalten wollte. Er musste es beenden, bevor er endgültig dran zerbrach. Denn ein großer Teil von ihm war es bereits.

Die nächsten Tage über, war der junge Mann extrem Schweigsam.
Selbst als Diablo ihn mehrfach besuchte um sich an seinen Sieg zu ergötzen, blieb Wahn still. Noch dazu hatte sich seine Art irgendwie verändert. Dies fiel nun auch dem Halbdämon auf.„Hey Flügelvieh“, begann er, als er abermals neben ihm stand. „Du sagst ja gar nichts mehr. Hat es dir die Sprache verschlagen? Das letzte Mal hat dir wohl einfach nicht gereicht um hier endlich zu verschwinden. Wie viele Anstöße brauchst du eigentlich noch?“ Das alle anderen sich im selben Raum aufhielten, schien ihn gar nicht zu stören. Er sprach allerdings etwas leiser so dass nur er ihn hören konnte. Wahn griff in seine Hosentasche und umfasste etwas dort. Diablo stieß ihn leicht gegen den Rücken um seinen Spot noch mehr zur Geltung zu bringen, in diesem Moment fuhr Wahn herum und schlug ihm mit dem Pentagramm welches er gefunden hatte, in der Hand auf die Wange. Die Spitzen des dunklen Symbols bohrten sich in Diablos Haut. „Hey lass den Mist“, rief dieser, doch ehe er es sich versah hatte Wahn ihn zu Boden geworfen und hielt ihm nun ein Messer vor die Kehle. Lara, Sora und Matt drehten sich erschrocken herum.
„Genug jetzt der Freundlichkeiten, Sohn des Teufels“, knurrte Wahn. „Ich habe genug von deinen hinterhältigen Angriffen. Du bist zu weit gegangen Diablo. Schluss mit dem verängstigten Kleinen. Jetzt zeig ich dir mal die andere Seite. Es ist mir dabei völlig egal ob du mich nun als Dämon verschreist oder nicht. Aber wenn du mich nicht in Ruhe lässt so werde ich das, was man mir im Imperium beigebracht hat auch bei dir anwenden.
Also ein für alle Mal. Lass mich in Ruhe. Ich hab die Nase gestrichen voll und ich kann auch anders Dreckskerl.“ Wahn ließ ihn los und steckte dann das Messer weg. „Dämonenbrut nennst du mich? Sieh mich als was du willst und versteck dich hinter deiner Lüge.“
Mit diesen Worten richte er sich auf und entfernte sich. Diablo starrte ihm hinterher Er schien vollkommen überrumpelt zu sein.
Lara lief an ihm vorbei und eilte Wahn hinterher. „Wahn warte doch.“ Er drehte sich schließlich zu ihr herum. „Was ist denn?“ fragte er barsch. „Wenn du mir nun einen Vortrag halten willst von was ist Richtig und Falsch, dann bist du bei mir an der falschen Adresse. Wäre ich nur annähernd so wie Diablo mich die ganze Zeit über hingestellt hat, dann besäße er nun keinen Kopf mehr, einen schönen Tag noch.“ Wahn lief weiter und schlug die Zimmertür hinter sich zu. Lara sah ihm hinterher. Sie verstand es nicht. Was war da gerade passiert und wieso benahm er sich die letzte Zeit so. Und was zur Hölle hatte Diablo nur getan? Nun blickte sie zu dem Mann der immer noch am Boden saß und sich die Wange hielt. „Der hat den Verstand verloren,“ murrte er schließlich. „So ist das bei Imperialen.“ Lara fuhr nun herum. „Hör auf so etwas zu sagen“ kam es lauter von ihr und sie rannte aus dem Zimmer und schließlich auch nach draußen auf die Straßen.

Die junge Frau wusste nicht was sie nun tun sollte. Wahn sah sie nicht mehr. Er hatte sich wohl längst wieder irgendwohin zurückgezogen. Sie streifte völlig Gedankenverloren durch die Stadt. „Warum Wahn? Du hast dich so verändert.“ Lara dachte zurück, wie sie Wahn das erste Mal begegnet war. Wie ihr Vater und sie ihn aufgenommen hatten. Niemand im Dorf konnte ihn leiden. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben. Doch es hatte ihn nie gekümmert. Trotzdem blieb er freundlich. Sogar als er von den Imperialen mitgenommen wurde, half er ihr dennoch als sie in Gefahr war. Sora sagte ihr doch sie sollte nicht zulassen das Wahn wieder ins Imperium zurückkehrte, weil sich seine Seele verändern würde. Doch seit dem Wahn hier in Sanctaris war geschah genau dies immer mehr. Lara seufzte. Die letzten Tage versuchte sie immer wieder an Wahn ranzukommen. Doch es erwies sich als schwierig. Nichts was sie sagte zeigte auch nur eine Wirkung. Er war zu jeden einfach nur kühl und abweisend und blockierte all diese Art von Gesprächen sofort. Als hätte er eine riesige Mauer um sich gezogen. Es tat ihr weh. Sie wollte den alten Wahn wiederhaben, sehnte sich nach der Zeit in Kenten zurück, als sie mit ihm noch gelacht hatte. Doch nicht einmal das tat er mehr. Kein einziges Lächeln huschte über seine Lippen.

Die letzte Zeit hatte er nur kalt und abweisend reagiert. Er wollte einfach seine Ruhe. Wahn brauchte Zeit über das Geschehene nachzudenken. Selbst Diablo hatte dies bemerkt und hielt nun tatsächlich Abstand zu ihm. Vielleicht waren seine Reaktionen den anderen gegenüber ziemlich grausam, doch im Moment würde er einfach nicht anders reagieren können. Immer wieder stellten sie nun Diablo zur Rede und immer wieder wich dieser aus. Doch Wahn war dies mittlerweile auf erschreckende Art und weiße egal.
Nun aber stand an einen See. Vor einigen Tagen hatte er ihn entdeckt als er planlos durch den Wald schlenderte. Es war Nacht und der Mond schien.
Sein Schein erhellte die Umgebung und verlieh dieser etwas Mystisches. Der junge Mann stand knietief im Wasser, den Kopf nach oben gestreckt, die Augen geschlossen. Auch seine Schwingen hatte er draußen und sie waren ausgebreitet. So ließ er das Mondlicht auf sich hierniederscheinen. In diesem Moment fühlte er sich befreit.
Nach einer Weile wandte der junge Mann seinen Kopf. „Möchtest du dort stehen bis du Wurzeln geschlagen hast? Komm doch einfach rein, das Wasser ist angenehm.“
Er machte eine einladende Geste. Lara welche nun hinter einen Baum hervortrat war leicht irritiert. „Entschuldige“, murmelte sie. Doch sie folgte der Geste und ging ebenfalls ins Wasser. Die kalte Flüssigkeit umspielte ihre Füße. Nach wenigen Schritten stand sie neben Wahn. Kurz sah sie ihn an, dann schaute sie hoch. Im dunklen Nachthimmel konnten sie beide so viele Sterne sehen. „Es ist schön hier“, sprach sie leise. „Ja das ist es wirklich“ meinte Wahn ruhig, fast schon ein wenig verträumt. Er senkte den Kopf ein wenig. Da er nicht wusste was er sagen sollte. Die letzte Zeit war er nicht sonderlich freundlich zu ihr gewesen auch wenn sie immer für ihn da war. Ein wenig schämte er sich dafür. Mit einem Lächeln im Gesicht drehte sie sich zu ihm um. Lara sah scheinbar, dass sein einer Flügel noch etwas geknickt war. Kurz schien sie zu überlegen ob sie wirklich fragen sollte. Vermutlich dachte sie er würde nur wieder so kalt reagieren? Aber gerade jetzt war es anders. Nicht so wie die letzten Tage davor.
„Tut er denn noch immer weh?“, fragte sie nun doch. Wahn zuckte daraufhin mit den Schultern. „Ein wenig ja aber es ist wirklich nicht der Rede wert. Es hätte weitaus schlimmer sein können.“ Kurz sah er ebenfalls auf den abgeknickten Flügel. „Sie sind das was meine Art ausmacht aber auch, dass was sie töten kann. Diese Flügel besitzen eine unglaubliche Regeneration Kraft. Sie würden sogar mit viel Zeit einfach nachwachsen sollten mal ein Teil fehlen, doch sie dürfen niemals im Ganzen herausgerissen werden, das wäre fatal. Mal abgesehen davon das ich daran wohl verbluten würde.“ Er bemerkte, dass sie ein wenig unschlüssig war ihn scheinbar etwas zu fragen. „Ich war in letzter Zeit ziemlich grob zu dir. Dafür muss ich mich wohl entschuldigen. Ich möchte das du mich fragst was du wissen möchtest ich habe viel vor dir verheimlicht und ich will dir zeigen das es nie meine Absicht war.“ Ein leises Kichern war zu hören. Es kam von Lara. Sie schaute zu Wahn und schüttelte mit dem Kopf. „Es ist schon komisch. Jetzt wo ich die Chance habe dich einiges zu fragen weiß ich nicht was. Wahn es ist viel passiert seit damals. Ich kann verstehen, dass es an einem gewissen Punkt zu viel für dich war. Manchmal wünschte ich mir wir wären noch in Kenten und nichts von alldem wäre passiert. So wärst du auch nicht verschleppt und so oft verletzt worden.“
„Wäre es denn dort besser gewesen?“ fragte Wahn. „Immer diese verachtende Blicke und der Wunsch der Anderen, ich würde endlich verschwinden.
Ich weiß nicht was ich getan habe. Manchmal denke ich, ich weiß so vieles nicht. Wer bin ich wirklich was bin ich wirklich. Fakt ist, ich bin nicht wie die Leute aus Kenten und hätte dort nie lange Fuß gefasst.“ „Du hast aber nichts getan“, meinte Lara nun. „Sie waren schon immer Fremden gegenüber so.“ Sie seufzte. „Verzeihung. Ich habe gerade nur an mich gedacht. Für mich war es nie schwer in Kenten, aber... Tut mir Leid.“ Lara sah ihm direkt in die Augen. So das er sich ein wenig weg drehte. Er fand es einfach irritierend. In ihrer Nähe hatte er sich stets wohl gefühlt. Stets geborgen und aufgefangen. Jetzt in diesem Moment fiel es ihm besonders stark auf. Verwundert sah Lara Wahn an. „Was ist denn? Du drehst dich doch normalerweise nicht weg.“
Die junge Frau ging um Wahn herum so dass sie wieder sein Gesicht sehen konnte und lächelte ihn an. „Muss ich mir da jetzt etwa Sorgen machen?“
„Nein ist schon gut“, stammelte er etwas verlegen, nur um daraufhin kurz zum Himmel zu schauen.
„Du sagtest doch diese Nacht ist schön. Ja sie ist wirklich schön, besonders mit dir.“ „Wahn.“ Es passierte einfach automatisch. Als sie seinen Namen gesagt hatte, schaute er kurz zu ihr. Lara kam ihm immer näher. So nah das sich die Lippen der Beiden berührten. Der junge Mann schloss die Augen. Er wollte, dass dieser Moment nie enden würde. Wahn hätte auch nie gedacht, dass es jemals soweit kommen würde. Nicht nach alledem was nun geschehen war. Nach alledem was er zu ihr gesagt hatte. Lara war von Anfang an, an seiner Seite gewesen. Wie dumm war er eigentlich. Die ganze Zeit über hatte er nie gemerkt, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Und er selbst betrog sich mit seinen eigenen Gefühlen. In ihrer Nähe hatte er von je her dieses Gefühl gehabt. War es Liebe? Oder damals schon der Ansatz dieses Gefühls. Wahn versuchte seine Gedanken zu verdrängen und sich ganz auf sie zu konzentrieren. Dies war er ihr nun einfach schuldig.

Die nächsten Tage verliefen recht friedlich. Diablo nahm sich nun tatsächlich zurück, seid dem Wahn sich so gewehrt hatte. Die beiden gingen sich jedoch erst einmal aus den Weg. Auch mit Laras Training begannen sie nun wieder jeden Tag. Die junge Frau wurde in der ganzen Zeit immer besser, auch wenn sie es in den Übungskämpfen nie schaffte Wahn zu schlagen. Der Morgen war angebrochen. Lara fürchtete das dieser wieder sehr anstrengend werden würde. Sie stand auf und zog sich an. Dann machte sie sich auf den Weg zum Trainingsplatz. Dort hatte sie die letzten Wochen alleine mit Wahn verbracht. Als sie diesen erreichte, stoppte sie etwas irritiert. Denn dort stand nicht Wahn, sondern jemand anderes. „Wo ist denn Wahn?“, fragte sie sofort. „Nun er wird dich nicht weiter trainieren. Ab sofort übernehme ich das Training. Der Junge hat gute Arbeit geleistet, dir die Grundlegenden Dinge beizubringen. Doch nun kommen wir zu dem Fortgeschrittenen und das wäre selbst für diesen Jungen zu schwierig.“ Lara wollte doch so gerne weiter von Wahn trainiert werden, doch man ließ ihr keine andere Wahl und so musste sie diese Tatsache einfach akzeptieren. Etwas betroffen zog sie ihr Schwert und machte sich bereit.

„Was soll das heißen, für fortgeschrittenes Training bin ich nicht geeignet?“ Wahn traute seinen Ohren nicht, als die Krieger am Tor zum oberen Viertel von Sanctaris ihn aufhielten. „Wir haben strikte Anweisung dich nicht mehr in dieses Viertel zu lassen, dies ist nur den hohen, adligen und ein paar Ausgewählten bestimmt. Du hast hier also nichts verloren, kleiner Imperialer Hund.“ „Ich bin kein Imperialer“, knurrte Wahn. In diesem Moment wurde er gepackt, einer der Wachmänner zog einen Dolch hervor und zerschnitt Wahns Oberteil vorne, dass dessen nackte Oberkörper zu sehen war. Das Zeichen war zu erkennen.
Dann stieß er ihn zurück sodass Wahn rücklings auf den Boden fiel und holte mit der Lanze aus. Wahn starrte ihn entsetzt an als die Lanze auf ihn zu schoss. Kurz vor seiner Brust stoppte der Wachmann. Die Spitze hatte schon einen kleinen Blutigen Schnitt hinterlassen. „Es wäre nicht schade um einen wie dich, wenn ich wollte würde ich dich jetzt aufspießen. Du trägst das Zeichen des Feindes, also hast du hier in Sanctaris nichts verloren. Wie kann sich das erwählte Kind mit so jemanden nur abgeben. Sie ist wirklich viel zu gütig. Das kann nur Probleme geben. Wir haben nicht vergessen was ihr Imperialen unseren Leuten angetan habt. Typen wie du und dieser Diablo. Verschwinde.“ Der Wachmann zog seine Lanze zurück und lies Wahn aufstehen. Dann lachte er und der junge Mann sah ihn wütend an, dann aber fuhr er auf den Absatz herum und ging fort. Immer wieder spürte er die verachtenden Blicke auf sich ruhen. Die Bewohner dieser Stadt wussten anscheinend wirklich Bescheid von seinen paar Jahren im Imperium. Nur woher? Ein alarmierendes Gefühl beschlich ihn. Es war wie im Kenten. Dort als Fremder wurde geächtet, verleumdet und schließlich auch noch verraten. Wahn ließ sich auf eine Mauer nieder und starrte abwesend geradeaus. Die Erinnerungen an Kenten waren schön wie auch schrecklich zu gleich. Wieder musste er an Lara denken. Nun würde er sie nicht mehr zum Training begleiten können, denn der Übungsplatz lag im oberen Viertel. Ein Tatsache die Lara bestimmt enttäuschen wird, so wie er sie kannte. Weiter schwelgte er in seinen Gedanken, da prallte etwas Hartes gegen seinen Kopf. Wahn drehte sich verwirrt um und hielt sich die schmerzende Stelle. Ein kleiner Junge sah ihn mit einem seltsamen Blick an, in seiner Hand hielt er einen Stein. Kurz sah Wahn zu Boden dann hob er den Stein der seinen Kopf getroffen hatte auf. „Hat man dir nicht beigebracht das es nicht schön ist mit Steinen auf Leute zu werfen?“ fragte er ihn ruhig. Er wollte auf den Jungen zugehen doch diese schrie kurz auf. „Du bist kein Mensch. Sie sagen du bist böse. Du bist ein Dämon. Alle Imperiale sind das“. Der junge drehte sich um und rannte weg. Wahn sah ihn nach. Was war hier plötzlich los. Ob Diablo damit etwas zu tun hatte? Dann stand er auf und lief weiter. Immer mehr der Bewohner tauchten auf. Langsam zogen sie ihren Kreis um den jungen Mann zu. „Was soll das? Was wollt ihr denn von mir?“ „Lass das Kind in Ruhe!" schrie eine Frau ihn regelrecht an. Einer der Männer trat nun vor. „Deine Gegenwart vergiftet das erwählte Kind. Deine Anwesenheit ist wie purer Hohn. Genauso wie die dieses Halbdämons. Wir wollen das du gehst. Du bist hier nicht mehr erwünscht.“ Bevor Wahn etwas erwidern konnte flog ein weiterer Stein. „Wir wollen keine Imperialen in unserer Heimat. Ihr seid alle gleich. Verdammte Mörder." Dem ersten Stein folgten weitere.
„Lasst das!" rief Wahn nun auf. „Ich habe euch verdammt nochmal nicht getan,“ Er hob seine Arm vor den Kopf. Die Wachen in der Nähe sahen dem Tumult nur zu. Keiner von ihnen schien dagegen etwas unternehmen zu wollen. Wahn wusste ohnehin wie es um ihre Meinung bestellt war. Immer mehr Steine wurden nach ihm geworfen und die Rufe wurden lauter. Ihm tat bereits alles weh als ein weiterer Stein sein Ziel fand diesmal prallte er hart gehen seinen Kopf und seine Sinne schwanden. In der Ferne sah er einen Mann stehen. Doch etwas war merkwürdig an ihm. Die Ohren verliefen Spitz zu. Der Mann sah ihn ausdruckslos an. Dann aber wandte er sich ab und zog sich die Kapuze über den Kopf, während er ging. Wahn hörte die die verachteten Rufe nur noch wie aus der Ferne, bevor er in die Knie ging und es ihm schließlich schwarz vor den Augen wurde.

Wahn erwachte mit donnernden Kopfschmerzen. Er erinnerte sich nur noch wage daran, dass mehrere Steine auf ihn zugeflogen kamen und einer sein Ziel gefährlich getroffen hatte. Genauso erinnerte er sich an die Schreie der Bewohner Sanctaris. Was hatte er nur getan, das er immer wieder fortgejagt wurde. Ein Schatten baute sich über ihm auf. „Du bist anders als sie und sie fürchten dies. Sie werden dich immer fürchten.“ Wahn sah den Imperator vor sich stehen und sprang auf. Nun bemerkte er das er nicht länger in Sanctaris war. Irgendwie war er aus der Stadt gelangt und dass der Imperator selbst vor ihm stand musste heißen das er sich nicht einmal in der Nähe der Stadt befand. Der Imperator war in Begleitung von ein paar seiner Männer. Sie befanden sich wohl in einem Dorf etwas außerhalb. Eines der Dörfer die zerstört worden waren. Niemand anderes schien sich hier mehr aufzuhalten. Die Gebäude lagen in Trümmern. Hier und dort sah man die Überreste von Habseligkeiten der ehemaligen Bewohner. Auch ein paar verkohlte Leichen konnte er ausmachen. Wahn schluckte etwas. Dann aber schüttelte er den Kopf. „Ich habe ihnen aber nichts getan. Sie haben kein Recht dazu mich so dreckig zu behandeln.“ Er griff in seine Hosentasche und holte einen der Steine hervor. „Siehst du das, das haben Kinder nach mir geworfen. Kleine Kinder.“ Wahn drehte sich um und schleuderte den Stein gegen die Wand neben sich. Dann wandte er den Kopf ein wenig in seine Richtung.
„Was willst du von mir? Ohne Grund habt ihr mich wohl nicht von dort geholt“
Der Imperator nickte. „Das stimmt. Ich habe dich dort wegbringen lassen, weil sie dich dort nur Seelisch zerreißen Junge.“ „Natürlich und du spielst den Sorgenvollen“, giftete Wahn sogleich. Dennoch musste er sich eingestehen, dass der Imperator Recht hatte. Seelisch ging es ihm langsam wirklich nicht mehr gut. Oder eher schon lange nicht mehr. Einzig Lara und seine Freunde hatten ihm noch ein Gefühl von Geborgenheit gegeben. „Du kennst die Wahrheit.“ Der junge Mann nickte nun doch zerknirscht.
„Sie wollen mich nicht, schon verstanden“ kommentierte Wahn und griff sich wieder an den Kopf. Er schmerzte immer noch. „Für sie bin ich einfach nur ein Imperialer. Nicht mehr und nicht weniger. Also gut. Dann ist dem halt so.“ Kurz musste er an Lara und das Gespräch mit ihr denken. Wie sie ihn anflehte nicht wieder zum Imperium zu gehen. Doch was blieb ihn denn nun für eine Wahl. Er musste einfach stärker werden um sich verteidigen zu können. Die Angriffe von Diablo hatten ihm dies nun mehrfach bewiesen. Auch wenn es sich anfühlte als würde er Lara damit nun hintergehen. Er hatte nun einfach die Wahl, zwischen ein Leben in Flucht oder das Leben auf der dunkleren Seite. Wahn richtet seinen Blick zum Imperator. Dieser nickte. „Schließe dich uns erneut an junger Krieger und erfülle dein Schicksal."