„Wie soll das nur weitergehen? Dieser Kerl regt mich langsam auf. Er tanzt unserem Imperator förmlich auf der Nase herum. Schwarzer Teufel. Wie kann jemand so würdeloses sich solch einen Namen verdienen.“ Der größer gewachsene Imperiale schüttelte ärgerlich den Kopf. Sein Gefährte der etwas kleiner war zuckte daraufhin nur mit den Schultern. „Vergiss nicht wer er ist. Unser Imperator will das wir ihn ziehen lassen. Er hat ihn erwählt. Ich bin mir sicher dafür gibt es einen guten Grund.“ Der Größere klopfte sich mit der Hand auf den Brustpanzer. „Wir sollten diesen Kerl geben was er verdient. Schnappen wir ihn uns einfach. Einige der Männer können wir dafür sicher noch gewinnen. Das sind wir unseren Imperator doch schuldig oder etwa nicht?“ Der Andere seufzte. „Jetzt hör aber auf. Sicher der Nichtsnutz Diablo hätte eine Abreibung verdient. Doch wie oder wann entscheidet immer noch unser Anführer. Erst dann werden wir gegen ihn vorgehen und auch nur dann“ Die beiden Imperialen schritten weiter den Korridor entlang. Dabei hielten sie ihre Lanzen hoch erhoben. Ich denke er wird sehr bald für seinen Verrat bezahlen, meinte der eine noch und richtete seinen Blick zu der großen Flügeltür am Ende des Ganges. Vor dieser standen zwei Wachen rechts und links. Auch sie hatten die Lanzen erhoben. Auf ihren schwarzen Brustpanzern prangte ein großes Rotes Pentagramm. Dieses Zeichen bezeugte den hohen Rang dieser Imperialen. Je nach Farbe des Symbols waren sie dort hoch angesehen oder auch nur einfache Soldaten. Das rote Pentagramm stand für die Alphatruppe, den Eliten Kriegern des Imperiums. Purpurn stand für die Betatruppe. Blau für Gamma und Grün für Delta. Zu guter Letzt gab es noch die Farbe Gelb. Das Zeichen der Unreife. Rekruten im Training und in der Ausbildung. Des Weiteren waren Namen hier kaum von Bedeutung. Nur bei den wirklich mächtigen. Die Beiden Imperialen gehörten der Betatruppe an. Ihr Ziel war der Aufstieg zur Elitetruppe. Im Imperium gab es eine Regel. Wer sich nicht durchsetzen konnte würde einfach untergehen. Imperiale wurden hinein geboren oder rekrutiert um den oberen Mächten die treue zu schwören. Diese dunkle und auch stolze Fraktion bestand teils aus Dämonen oder auch aus magiebegabten Menschen. Meist zeigten sie sich in schwarzen Kutten verhängt oder in dunklen glänzenden dämonischen Rüstungen. Sie waren gefürchtet und verachtet zugleich in allen anderen Reichen und ihre Geschichte reichte weit in die Vergangenheit. Ihr Anblick wirkte für die Krieger des Lichtes einfach zu erschreckend. Im Imperium gab es keine Frauen. Nur Gefangene. Die Imperialen waren der Meinung das Frauen zu schwächlich für den Kampf waren und nur der Fortpflanzung dienen sollten. Ein Teil ihrer für viele nicht verständlichen Traditionen. Oder eher eine eiserne Regel. Gebaren die Frauen welche sie benutzten kleine Mädchen, so wurden diese Babys kurz drauf beseitigt und oft die Mutter gleich mit dazu verbrannt. In der Welt Goa gab es drei große Mächte. Die Macht der Dunkelheit - das Imperium, Die Macht des Lichtes - Sanctaria und das Reich der roten Horde – Nok dra Xerxes, Heimat der Dämonen. Diese drei Weltmächte besaßen Unmengen an Vorposten und Grenzdörfern. Zwischen dem Imperium und Sanctaria, tobte ein niemals enden wollender Krieg. Imperiale gegen die Krieger des Lichtes. Ein immerwährender Konflikt der viel Leid und Elend mit sich zog. Doch eins hatten sie gemeinsam. Sie beide warteten auf ihren lang prophezeiten Messias. Eine Legende berichtet von einem weißen und einem schwarzen Engel. Sie allein währen in der Lage mit ihrer Macht den ewigen Kampf für einer der beiden Seiten zu entscheiden. Viele Bewohner des Imperiums waren sich sicher, ihren Messias schon gefunden zu haben. Diablo das Kind der Dunkelheit. Diesen Namen hatte man ihm gegeben. Doch dieser widersetzte sich jeglichen Befehl und zu ihren Entsetzten entzog er sich immer mehr ihren Zugriff. „Echt mal. Wie soll das nur weitergehen?“ wiederholte der größere Imperiale stöhnend. Wieder zuckte sein Gefährte mit den Schultern. „Lass uns erst einmal mit dem Imperator sprechen. Vielleicht ist das ja der Grund warum er uns rufen lassen hat. Wir sollten ihn nicht warten lassen. Du weißt ja, das tut er äußerst ungern.“ Als die beiden Krieger die große Tür erreicht hatten, wichen die Wachen zur Seite. „Ihr werdet erwartet“, sagte einer dieser knapp. Der Weg war nun frei. Die beiden Männer betraten den Thronsaal. Hier wie auch in vielen anderen Bereichen des Imperiums, wurde alles mit neuster Technik und magischen Objekten ausgestattet. Dunkle Magie war ein großer Bestandteil des Reiches. Ohne sie würde alles seinen gewohnten Ablauf verlieren. Für sie war sie lebensnotwendig und auch Teil ihres großen Fortschrittes anderen Reichen gegenüber. An den Wänden standen große steinerne Statuen, welche Männer mit langen Kutten darstellten. In den Händen hielt jeder dieser Figuren einen andersfarbigen Kristall. Zwischen ihnen ragten verzierte, gewaltige Säulen empor. Wenn man einen Blick aus dem rechten, riesigen Fenster warf, konnte man einen Großteil der Feste erkennen. Während man am linken Fenster nur Nebel und schwache, unnatürliche, schwarze Lichter erkennen konnte. Dieser Saal war einer der größten überhaupt. Man musste noch ein ganzes Stück weitermarschieren bis man den Thron am Ende des Saales erreicht hatte. Auf dem schwarzen mit wertvollen, roten Steinen verzierte Thron, saß ein in schwarzer Kutte gekleideter Mann. Die Kapuze tief in Gesicht gezogen um jeden den direkten Blick in dieses zu verwehren. Hinter dem Thron war ein riesiges, steinernes Tor eingelassen. Auf diesen erstrahlten viele gewundene purpurne Linien, die sich zu einem großen Muster zusammenfügten. Es hatte den Anschein als würden sie ein Eigenleben führen. Sich bewegen. Neben den Thron hatten zwei weitere Wachposten Stellung bezogen. Der Imperator erhob sich von seinem Herrschersitz und widmete seine Aufmerksamkeit den beiden Männern die nun auf ihn zu kamen. „Ich habe euch schon erwartet“, sprach er mit einer tiefen Stimme. Die beiden Imperialen knieten vor ihn nieder und senkten ehrfürchtig den Kopf. Der Imperator machte eine leichte Handbewegung. „Steht auf, ich habe eine Aufgabe für euch.“ Die beiden Männer leisteten seinen Worten folge und richteten sich wieder auf. „Was ist euer Befehl mein Imperator?“, fragte der eine. Der Dunkle Herrscher winkte nun seine Wachmänner heran und befahl ihnen den Thronsaal zu verlassen. Als dies geschehen war, wandte er sich zu einem der Fenster. „Hört mir zu!“, begann er und verschränkte die Arme. „In einen Dorf namens Kenten, ganz in der Nähe der Grenze zum dunklen Reich, ist ein Junge aufgetaucht. Ein angehender Krieger. Dieser Junge wird für uns noch von großer Bedeutung sein. Eure Aufgabe besteht darin, ihn hier her zu mir zu bringen.“ Der große Imperiale nickte eifrig während sein Nebenan zu einer weiteren Frage ansetzte: „Wie sollen wir diesen Jungen erkennen? Es gibt viele von der Sorte in einem Dorf. Mag es noch so mickrig sein.“ Der Imperator wandte sich den beiden wieder zu. Ihr werdet ihn erkennen. Er trägt ein Zeichen. Er übergab den Männern ein Pergament. „Alles Nötige findet ihr hier drinnen. Findet ihn!“ Wieder nickten sie zustimmend. Der Imperator wandte sich ab von den beiden und sie verließen eilig den Thronsaal. Es war alles gesagt was gesagt werden musste. Sie hatten nun einen Befehl und den galt es auch auszuführen. Den Jungen zu finden und gefangen zu nehmen. Auch wenn ihnen noch schleierhaft war was so ein Jungspund dem Imperium wert sein sollte. Noch während sie den langen Gang zum Ausgang entlang liefen unterhielten sie sich angespannt darüber.
Die Sonne stand hell am Himmel und spendete ihre wärmenden Strahlen. Vögel sangen ihre Lieder und Kinder spielten mit fröhlichem Jubel auf den Wiesen rund um das Dorf. Doch etwas beunruhigte den jungen Mann trotz dieser Idylle. Die Bewohner des Dorfes schwiegen wenn er in der Nähe war und starrten ihn mit Argwohn an. Noch dazu wirkte der Himmel in weiter Entfernung dunkel und bedrohlich. Es schien als würde dort ein anderes Reich beginnen. Ein seltsames fremdes Reich. Es lag etwas Bedrückendes in der Luft. Angst. Die Idylle des Dorfes kam ihm vor wie eine schlechte Fassade. Eine die leicht einzureißen war. Als würde es dazu nicht viel brauchen. Eine Gruppe Frauen lief an ihm vorbei und flüsterten miteinander, wobei sie immer wieder misstrauisch in seine Richtung blickten. Er war hier einfach nicht willkommen, ein Fremder für dieses Dorf. Nun richtete er sich langsam auf und klopfte den Staub aus seinem braunen kurzärmligen Stoffoberteil. Dann bückte er sich nach seinem Waffengurt und band ihn sich um die Hüfte. Die rechte Hand umfasste das Heft der Klinge während er sich mit der anderen durch sein schwarzes etwas zerzaustes Haar fuhr. Einer der Frauen warf einen schnellen Blick auf seine Rechte dann sah sie ihn fast schon beschwörend an. Er nickte ihr zu, dann suchte er in Tasche seiner dunkelbraunen Hose nach ein Paar Bänder die er flink um das sonderbare verzierte Heft seiner Klinge wickelte um sie so den neugierigen Blicken zu entziehen. Das Dorf Kenten, so hatte er erfahren, war gegenüber jedem Fremden der eine Waffe mit sich führte misstrauisch. Kenten existierte zwischen zwei Reichen unterschiedlichster Art. Es war nicht weit von hier bis zu den Grenzen des Imperiums im Norden. Es passierte immer häufiger das Wesen aus dem anderen Reich über das kleine Dorf herfielen und sich nahmen was sie wollten. Dabei blieb es meistens nicht nur bei harmlosen Überfällen. Viele ließen dabei ihr Leben. Er konnte ihre Angst verstehen und verdammte wirklich niemanden wegen dieses Verhaltens. Auch seine Heimat das Dorf Farlas wurde überfallen. Nun war er ein gejagter und auf der Flucht. Geflohen vor etwas was er nicht einmal richtig verstand. Er hatte es einen glücklichen Zufall zu verdanken welcher ihm überhaupt die Flucht aus den Trümmern seiner Heimat ermöglicht hatte. Er erinnerte sich an einen Aufschrei dann folgte ein schwerer Sturz den Hügel hinunter. Der junge Krieger schüttelte diesen Gedanken ab, dann fuhr er sich, mit der Hand über das Verband an seinem linken Oberarm und setzte sich in Bewegung. Die Gruppe der Frauen löste sich auf als er sich ihnen näherte. Nur eine junge Frau blieb. „Guten Morgen junger Krieger, ihr seid ja schon wach.“ Ihr sanftes unschuldiges Gesicht strahlte eine unbeschreibliche Wärme aus. Die zierlichen Lippen umspielte ein kleines Lächeln. Sie war ein wenig kleiner als er selbst und ihre langen hellbraunen Haare die ihr bis zur Hüfte reichten, wehten im seichten Wind hin und her. Einen Korb hielt sie in der rechten Hand mit einem Laib Brot und etwas Wurst darin. Er vollführte eine leichte Verbeugung. „Einen schönen guten Morgen Fräulein Lara.“ Sie errötete leicht: „Nenn mich bitte nur Lara“, meinte sie verlegen. „Nur, wenn du mich auch bei meinen Namen nennst“, antwortet er. „Also gut du hast gewonnen. Wahn.“ Seinen Namen betonte sie nun besonders und lächelte danach wieder sanft, dann wandte sie sich um und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. „Möchtest du mich vielleicht ein wenig begleiten. Ich wollte noch mal zum Marktplatz.“ Lara war einer der wenigen Menschen hier in Kenten die Wahn wohl gesonnen waren. Eines nachts fanden sie und ihr Vater den jungen Mann verletzt im Wald auf und brachten ihn in das Dorf. Er war einen Hügel hinabgestürzt. Kein anderer der Bewohner wollte sich dazu bereit erklären ihn aufzunehmen und seine Wunden zu versorgen. Sie hatten alle viel zu sehr Angst vor Fremden. Letzten Endes waren sie die einzigen die ihm eine Zuflucht gaben. Wahn mochte die junge Frau sehr. Sie zeigte ihm alles Wichtige im Dorf. Die meisten Männer im Dorf schenkten ihm mehr Verachtung als Misstrauen. Wahn war gerade einmal 14 Jahre alt. „Ein kleiner Bengel mit einem Schwert, das er wahrscheinlich nicht einmal richtig führen kann. Er hält sich wohl für was ganz Großes. So jemanden brauchen wir hier nicht. Wir Männer sind für den Schutz unserer Kinder verantwortlich und er gehört nicht zu unserem Dorf." Dies hatte man in Wahns angeblicher Abwesenheit Laras Vater vorgeworfen. „Schafft ihn hier raus. Er ist ein schlechtes Omen und wird Verderben in unser Dorf bringen" Damals hatte er an der Tür zu seinem Aufenthaltszimmer dem lauschen können. Laras Vater ignorierte die Warnung und erreichte durch ein Gespräch mit dem Dorfältesten doch noch, das Wahn vorerst im Dorf bleiben durfte. Dennoch war er ein Fremder in Kenten und manch einer würde in lieber heute noch, als Morgen loswerden. Denn niemand wusste wo Wahn herkam, noch wegen was er in die Nähe des Dorfes gelangte. Keiner wusste etwas über ihn und er wollte nicht darüber sprechen. Es schien den Jungen sehr zu belasten. Nur Lara hatte er sich ein wenig mehr anvertraut als all den anderen. Sie wusste, dass seine Heimat von den gleichen Wesen angegriffen wurde, welche sich alle paar Tage auch in Kenten blicken ließen. So genannte Imperiale. Sie wusste auch das Wahn nicht mehr zurückkehren konnte, denn dort gab es nichts mehr zum Leben. Die Armeen hatten alles zerstört. All dies unter dem Befehl eines einzigen Wesens das in allen Reichen gefürchtet wurde. Dem Kind der Dunkelheit Diablo. Wahn hatte ihm Rache geschworen. Rache für den Tod zahlreicher Menschen. Einschließend seiner Zieheltern. Kurz musste er an ihre Gesichter denken und an die Panik die in diesen geschrieben stand. Lara nahm Wahn an der Hand, was ihn von diesen Gedanken abbrachte und blickte schüchtern in seine rehbraunen Augen. Sie hatte sehr wohl bemerkt worüber er die ganze Zeit nachgedacht hatte. „Mach dir darüber keine Sorgen, meinte er und wandte sich etwas ab. „Ich komme schon klar. Wirklich. Aber eines Tages breche ich auf und dann finde ihn. Diablo wird dafür bezahlen, das schwöre ich.“ Lara senkte den Kopf. „Das befürchte ich ja“, sagte sie leise. „Aber was willst du tun, wenn er vor dir steht. Er ist viel zu mächtig.“ Wahn legte wieder seine Rechte auf das Heft der Klinge.„Ich kann kämpfen. Mir wurde die Klinge schon in die Wiege gelegt. Ich hatte lange genug Zeit mich vorzubereiten." Dies sagte er nicht einfach nur so. Was viele im Dorf ihm nun vorwerfen würden. Denn schon mit fünf Jahren lernte Wahn mit einer echten, wenn auch kleineren Klinge sich zu verteidigen. Soweit es ihm möglich war. Davor stets mit einem Holzschwert welches sein Ziehvater für ihn gefertigt hatte. Damals war es für ihn zwar nur ein Spiel, doch schnell begriff er, dass daraus sehr bald tödlicher Ernst werden würde. „Ich bezweifle ja auch nicht deine Kampfkünste, das würde ich nie wagen.“ Lara sah ihn nun eindringlich an. Das konnte sie besonders gut und es zeigte bei ihm oft Wirkung. „Ich möchte nur nicht das du verletzt wirst oder sogar getötet. Als du hierher gebracht wurdest lagst du im Sterben. Deine Wunden waren sehr tief. Doch du hattest einen guten Schutzengel. Als ich dich schon verloren glaubte bist du letzten Endes doch aufgewacht. Bitte setze nicht wieder alles leichtfertig auf eine Karte.“ Wahn sah sie verwundert an. Ihre Sorge war echt und irgendwie berührte dies ihn. Sie machte sich wirklich Gedanken um das was mit ihm alles geschehen könnte. Er legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich weiß das es gefährlich ist, doch bitte versteh auch meine Sicht. Diablo hat mir alles genommen. Ich bin der letzte aus meinem Dorf und nur deshalb werde ich ihn aufsuchen und stellen. Nur so finde ich vielleicht endlich Frieden. Ich kann ihn nicht einfach damit durchkommen lassen. Das fühlt sich wie Verrat an meinen Eltern und all den anderen aus Farlas an. Das waren gute Menschen und er hat sie einfach so umgebracht.“ Lara ließ sich in seine Arme sinken. Um sie herum drehten sich Leute um, tuschelten und schenkten ihnen mahnende Blicke. Doch dies war Lara wohl nun völlig egal. Sie mochte Wahn und konnte ihn nicht so einfach der Gefahr überlassen. Wenn es soweit kommen sollte würde sie versuchen ihn aufhalten um ihn vor weiteren Verletzungen zu bewahren, davon war Wahn überzeugt. Der junge Mann bemerkte die beschwörenden Blicke und schob sie, wenn auch mit leisen Bedauern von sich weg. „Vorsicht, sie schauen schon alle. Ich möchte nicht das du wegen mir auch noch in Verruf gerätst.“ Lara schüttelte energisch den Kopf. „Es ist mir vollkommen egal. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Es ist kein Verbrechen jemanden gerne zu haben. Egal woher er stammt“ Wahn seufzte resigniert
Plötzlich verstummten die Stimmen alle Anwesenden auf einen Schlag. Er sah sich erschrocken um. Die Menschen starrten alle in Richtung eines heran rennenden Mannes. Wahn legte die Hand erneut auf das Heft seiner Klinge, schob Lara hinter sich und suchte mit den Füßen festeren Stand auf den sandigen Boden. „Sie kommen!“ brüllte der Mann. „Imperiale“, erklang es nun von einer anderen Richtung. Und tatsächlich näherten sich vom Eingang des Dorfes her mehrere gepanzerte Gestalten mit gewaltigen Lanzen. Imperiale. Die schwarzen Rüstungen glänzten im Schein des Sonnenlichtes. Unter den Rüstungen ragten die schwarzen Kutten hervor. Viele der Männer, welche längst nicht mehr menschlich waren, oder es niemals im Leben gewesen sind, hatten die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Alle Bewohner wichen zur Seite aus. Eine Frau schnappte gerade noch rechtzeitig ihr Kind und zog es an sich heran bevor er von der herannahenden Welle aus Kriegern mitgerissen wurde. In der Mitte des Dorfes kam die dunkle Meute zum Stillstand. Aus ihren Reihen lösten sich zwei der Wesen und traten vor. Ihre schwarzen Brustpanzer verzierte ein purpurnes Pentagramm. „Wir sind auf der Suche nach jemanden der sich in diesem Dorf aufhalten soll“, meinte einer der beiden. „Ein junger Mann der in der Kunst des Schwertkampfes unterrichtet worden sei.“ Der größere der beiden Imperialen, sah in die sich ängstlich zurückziehende Menge, begegnete dabei auch Wahns standhaften Blick und dessen Entschlossenheit zum Kampf. „Sieh an, dieser Bengel glaubt wirklich etwas gegen uns ausrichten zu können. Mutig von dir kleiner“, höhnte er. „Also dann“, fuhr der andere fort. „Wenn ihr uns den Kerl ausliefert, ziehen wir wieder ab ohne euch ein Leid zuzufügen. Wenn nicht nehmen wir hier alles auseinander bis wir ihn gefunden haben. Klinkt das für euch nicht wie ein faires Angebot.“ Wahn zog seine Waffe und die Bewohner schreckten entsetzt zurück, während der größere Imperiale interessiert zu ihm sah. „Du bist echt mutig Kleiner. Es hat sich schon lange kein Dörfler mehr getraut einen Krieger des Imperiums herauszufordern. Wir sind nicht wie diese Randtruppen die euer Dorf regelmäßig überfallen. Wir sind stärker.“ „Dann habt ihr nie die Richtigen gefunden“, gab Wahn zurück und festigte den Griff um seine Waffe. Der Imperiale lachte und zog ebenfalls seine Klinge. Gegen diese sah Wahns edles Schwert wie ein Spielzeug aus. „Nun gut wie du willst, dann zeig doch mal was du so drauf hast Kleiner. Zeit dir eine Lektion zu erteilen.“ Bevor der Imperiale überhaupt reagieren konnte, sprang Wahn schlagartig nach vorne, rollte sich unter den Hieb der schweren Waffe weg und zog dem Dämon mit einem gezielten Tritt die Beine unter den Körper fort. Sein Gegner gab einen überraschten Laut von sich, stürzte hart und richtete sich dann fluchend wieder auf. Wahn hatte inzwischen seine alte Position wieder eingenommen so als wäre noch nichts geschehen. Missmutig warf der Dämon ihm einen mörderischen Blick zu dann verschwand er in der Menge der anderen dunklen Gestalten, als der andere Imperiale ihn zurückrief. „So, so“, meinte dieser dann. „Du scheinst ja tatsächlich etwas Geschick zu besitzen. Aber genug mit den Kindereien.“ Er wandte sich zu den umstehenden Leuten zu. „Wer ist der Junge mit dem Zeichen eines verlorenen Volkes. Sprecht wahr oder ihr werdet den morgigen Tag nicht mehr erleben.“ Der Imperiale zeichnete mit der Spitze seines Schwertes ein Zeichen in den Sand. Eine gebogene Linie wie ein horizontal stehender Halbmond der ein paar Verzierungen aufwies durch deren Mitte sich eine geradedurchzog. Unten länger oben kürzer. Unten spaltete sich die Linien geschwungen auf. Einer der Dörfler verpasste Wahn nun einen Stoß so dass dieser sein Schwert verlor und zu Boden stürzte. „Das ist er. Ich habe dieses Zeichen auf seinen Oberarm gesehen“, brüllte der Mann und deutete abwertend auf den Jungen vor ihm. „Nehmt ihn nur mit euch er bringt nur Unheil über unser Dorf." Wahn rappelte sich wieder auf. Die Bewohner starrten ihn nun fassungslos an und entfernten sich ein weiteres Stück von ihm. Ein Raunen ging durch die Menge. Nun bemerkte er erst, dass der Verband um seinen linken Oberarm etwas heruntergerutscht war. Darunter kam nun dasselbe Zeichen zum Vorschein welches der Imperiale in den Sand gemalt hatte. Schnell legte er eine Hand darüber und hob mit der zweiten sein Schwert auf. Der Imperiale grinste. „Na so was. Dann ist er es den wir hier suchen sollen. Dieser Bengel? Ich frage mich wirklich was der Imperator sich von diesem Kind verspricht. Der ist ja noch nicht einmal im Stimmbruch. Einfach nur ein Kind.“ Einige Imperiale traten nun vor und Wahn wich zurück. Wieder verpasste ihm einer der Männer einen Stoß und abermals verlor er den Halt. „Würdet ihr sogar eure eigenen Familien ins Fegefeuer werfen? rief er nun auf. Nur um eure eigenen Seelen davor zu schützen? Warum steht ihr nicht auf und kämpft zusammen? Es ist allemal besser wie, als Feigling zu sterben und ihnen alles zu überlassen.“ Zwei der Imperialen ergriffen ihn und der eine riss ihm die Waffe aus der Hand. „Schluss nun. Siehst du es denn immer noch nicht ein Kleiner? Menschen sind so. Sie werden nie anders sein. Sie sind sich nur selbst wichtig. So etwas wie Zusammenhalt gibt es nicht. Heute Trinken sie noch einen zusammen und feiern und Morgen rammen sie dir den Dolch in den Rücken. Finde dich damit ab. Du wirst mit uns kommen. Sie wollen dich nicht bei sich haben. Scheinst ihnen irgendwie nicht zu gefallen.“ Wahn versuchte sich verzweifelt aus den Griff der Männer zu befreien doch sie waren zu stark. Schließlich verspürte er einen Schlag auf seinen Hinterkopf und seine Sinne schwanden. Wie aus der Ferne hörte er die Stimme des Imperialen. „Wir ziehen ab!“ und auch die Rufe von Lara halten in seinen Kopf wider.
Er richtete sich träge auf. Sein Kopf schmerzte und fühlte sich an als würde eine Herde von Elefanten in ihn auf und abmarschieren. Die Hand umfasste vorsichtig seinen Hinterkopf. Mit einem schmerzverzerrten Ausdruck zog er sie schnell wieder zurück. Die Stelle an der ihm der Imperiale hinterrücks einen Schlag verpasst hatte, schmerzte immer noch sehr. Wahn klopfte sich den Staub aus der Kleidung und griff wie automatisch zu seinem Waffengurt. Enttäuscht senkte er den Kopf als er ins Leere griff. Zu allen Überfluss sah er nun auch die Kette an seinen Fußgelenk. Er ergriff diese und zog daran. Sie war in der Wand mit einem Ring befestigt. Natürlich konnte er nichts bewirken. Er war ein Gefangener. Also ließ er davon ab und begann aufmerksam seine Umgebung zu mustern. Es war kalt und nass in dem Raum. Wenigstens, so dachte er hatten sie ihm seine Kleidung gelassen. Andererseits hätte er sich wohl schnell eine Lungenentzündung auf den kalten Stein geholt. Der Raum besaß nur ein kleines Fenster doch dies war viel zu weit oben so, dass er nicht hinaussehen konnte. Immerhin war es nicht dunkel in dieser Zelle, so beruhigte er sich selbst. Wahns Blick fiel auf die eingelassenen Gitterstäbe. Die Abstände waren breit genug so, dass es einen schmalen Jungen wie ihn vielleicht sogar gelingen würde einfach hindurch zu schlüpfen. Jedoch wurde diese Hoffnung schnell zu Nichte gemacht, dank der Kette an seinen Fuß schaffte er es gerade so mit den Fingerspitzen die Stäbe zu berühren. Wieder riss er an der Kette und rutschte zu allen Überfluss auch noch auf den nassen Boden aus. Wahn schlug hart auf so, dass ihm Sterne vor den Augen tanzten. Benommen bemerkte er, dass sich zwei große Gestalten der Zelle genähert hatten und amüsiert auf ihn hinabblickten. Er rappelte sich auf und begab sich umständlich in eine sitzende Haltung. „Du bist echt eine Nummer“, grinste einer der beiden Wachen und zog einen Schlüssel hervor. Mit einer schnellen Handdrehung öffnete er das Gitter während der andere durch das Tor kam und sich zu Wahn herunterbeugte. Von seinem Kollegen bekam er nun den Schlüssel zugeworfen und entfernte die Kette von Wahns Fußgelenk. Dann zog er ihn unsanft auf die Beine. „Jetzt kommst du erst mal mit uns. Der Imperator will dich sprechen.“ Bevor Wahn etwas dazu sagen konnte wurde er aus der Zelle gestoßen und musste einige Ausfallschritte machen um nicht sein Gleichgewicht zu verlieren. Kaum stand er wieder richtig auf den Beinen, packte man ihn von beiden Seiten und zog ihn vorwärts. „Ich kann sehr gut alleine laufen“, knurrte er und versuchte sich loszureißen. „Gib es einfach auf Kleiner“, lachte einer der beiden Wachen. Der zweite ließ Wahn los und bedeutete dem anderen es ihm gleich zu tun. „Lass nur er wird nicht fliehen. Was kann er denn schon alleine hier ausrichten. Wir sind hier mitten im Imperium.“ Als Wahn dies hörte musste er etwas schlucken. „Wenn er schlau genug ist spielt er brav mit.“ Die andere Wache grinste und ließ ebenfalls los. Wahn versuchte sie mit Blicken aufzuspießen enthielt sich aber jeden Kommentars. Die beiden Imperialen führten ihn an mehreren Zellen vorbei. Die meisten von ihnen waren leer. In anderen saßen Dämonen wie Menschen gleichermaßen. Doch es schien ihnen recht gut zu gehen dafür, dass sie Gefangene waren. Sie wirkten gut ernährt und eher gelassen. Einer der Wachen bemerkte Wahns nachdenkliches Gesicht. „Sie sitzen hier lediglich eine Strafe ab und können meist nach ein paar Tagen oder Wochen wieder gehen. Die wirklichen Gefangenen sitzen zwei Stockwerke tiefer. Das hier sind alles sozusagen unsere Arrestzellen.“ Das erklärte natürlich einiges. Da hatte er es ja noch gut getroffen in einer Arrest Zelle sitzen zu dürfen. Sie erreichten eine große Treppe die aus dem Gefängnis heraus führte. Wahn betrachtete erstaunt seine Umgebung. Die Wände der Gänge bestanden aus einem seltsamen schwarzen Stein. Überall waren magische Lichtquellen angebracht. Meist schienen sie purpurnen Ton. Die Türen waren mit hoch technischen und magischen Mitteln versehen. Immer wieder liefen sie an weiteren Wachen vorbei. Wahn konnte sich nun denken, dass jeder Fluchtversuch kläglich scheitern würde. Er könnte wohl nicht einmal durch die erste Tür gelangen ohne von der Vielzahl der Wachen aufgehalten zu werden. Und selbst wenn würde er sich wahrscheinlich in den Zahllosen Gängen des Imperiums verirren. Was ihm allerdings auch auffiel waren die vielen Statuen die den mystischen Effekt des Imperiums nur bekräftigten. Sie hielten seltsame leuchtende Steine oder auch Kristalle in ihren Klauen oder Händen. Der junge Mann musste sich eingestehen, dass ihn dies alles hier hoch beeindruckte. Er hatte noch nicht so viel über dieses Reich gehört, aber man sagte ihm nach das sie in Sachen Magie und Technik sehr fortgeschritten waren und dass die dunkle Kraft allgegenwärtig war. Schließlich erreichten sie einen großen Gang an dessen Ende zwei gewaltige Flügeltüren emporragten. Neben diesen traten zwei kräftig wirkende und auch gut gepanzerte Imperialen zur Seite als sie sich näherten. Die Tür wurde geöffnet. „Geh da rein!“ knurrte einer seiner Begleiter und beförderte Wahn mit einem unsanften Stoß über die Türschwelle. „Benimm dich ja vor unseren Imperator oder du spürst unsere Klauen in deinen kleinen Nacken.“ Hinter ihm erklang ein Lachen welches jedoch verstummte als die Tür mit einem dumpfen Geräusch zu fiel.
Wahn musterte vorsichtig seine Umgebung. Dieser stand den zahlreichen Gängen in Sachen Kunstwerken in nichts nach. Im Gegenteil. Das mystische das der junge Mann so bewundert hatte war auch hier überall zu erkennen. Doch im Großen und Ganzen hatte es auch einen beklemmenden Effekt auf ihn. Er spürte Dunkelheit rings um sich herum. Als etwas Anderes konnte er es nicht beschreiben. Auffällig waren auch die großen Fensterfronten an den Seiten des Saales. Von hier aus schien man einen recht guten Überblick über die halbe Stadt zu haben. „Tritt näher!“, riss ihn nun eine dunkle Stimme aus seinen Gedanken. Am Ende des riesigen Raumes erkannte er eine komplett in schwarzen Kutten verhüllte Gestalt. „Komm nur näher, Wahn Lacure „d“ Fay," drang es ihm wieder bedrohlich ans Ohr. Wahn schossen viele Gedanken durch den Kopf. Was wollte er von ihm? Was war er überhaupt und woher kannte er seinen Namen? Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit. Es kam ihm so vor als hätte er schon einmal mit ihm gesprochen. Dies war jedoch unmöglich. Sein Verstand beschwor ihn wegzulaufen. Doch seine Beine bewegten sich ohne das es ihm überhaupt bewusst wurde auf den Thron und seinen dunklen Insassen zu. „Sei gegrüßt junger Krieger", begann nun sein Gegenüber. „Ich habe auf dich gewartet. Verzeih bitte diese unsägliche Entführung aber du liest uns keine andere Wahl.“ Wahn zwang sich zu einem zynischen Lächeln doch als sich die in Kutten gehüllte Gestalt erhob senkte er sofort den Kopf. Irgendetwas in ihm schrie bei dem Anblick dieses Mannes. „Was wollt ihr von mir?“, fragte er zögernd. „Warum hat man mich hier her gebracht?“ Der Imperator trat nun neben ihn. „Geduld junger Freund. Nimm dir die Zeit und höre zu. Hier befindest dich im dunklen Reich, auch genannt das Imperium.“ Wahn zuckte mit den Schultern. „Und was ist das hier genau Ich habe noch nichts von diesem Ort gehört.“ Er vermied es zu sagen was er bereits wusste. „Das kann durchaus sein“, sprach der Mann weiter. „Die Leute reden nicht gerne über Dinge die sie fürchten und von Kindern hält man diese unangenehmen Dinge fern. Besonders in abgelegenen Dörfern. So wie Farlas.“ Nun musste Wahn etwas schlucken. Woher wusste der Mann das er aus diesen Dorf stammte. Er war sich jedoch nicht sicher ob es nun klug wäre die dunkle Gestalt darauf anzusprechen. Selbst wenn es ihn brennend interessierte. „Man fürchtet diesen Ort?“ fragte Wahn stattdessen vorsichtig und sah langsam wieder hoch. In das Gesicht des Mannes konnte er ohnehin nicht blicken da die Kapuze es verbarg, „Sie fürchten nur was sie nicht kennen“, fuhr der Imperator fort. Er machte eine Bewegung mit der Hand. Ein Seltsames Licht flammte auf und Linien aus Magie begannen ein Bild in der Luft zu Formen. Wahn sah gebannt auf das Gebilde. Es schien eine Art Karte zu sein. Eine Weltkarte. „Sieh dir unsere Welt genau an, speziell Antarres“, fuhr der Imperator fort. „Goa. Es sind drei große Mächte die diese Welt reagieren. Wir das Imperium. Die Erben der Dunkelheit. Auf der anderen Seite steht Sanctaria mit der Hauptstadt Sanctaris. Sie nennen sich die Verteidiger des Lichtes. Und die letzte der drei Mächte ist die rote Horde. Das Reich der Dämonen. Diese drei Mächte kontrollieren die Dörfer und Städte in Goa. Wenn du jemals zu etwas werden willst musst du dich einen dieser Mächte anschließen.“ Der Imperator zeigte jeweils auf die Bereiche auf der Karte welche von der Weltmacht kontrolliert wurde. Die Grenzen waren deutlich zu erkennen. Wahn sah sich die Karte nachdenklich an. „Neutralität hat den Preis, das keiner der Mächte dein wäre. Überlege dir also gut was du tust.“ Nun ließ er die Karte wieder verschwinden und Wahn hörte den Worten des dunklen Mannes aufmerksam zu. Irgendetwas in ihm schrie weiterhin auf, doch er konnte sich nicht erklären warum. Wer war dieser Mann vor ihm. Und was waren seine wirklichen Absichten? Ja er wollte noch immer Rache an Diablo verüben, doch dies wollte er alleine tun. Das war seine Angelegenheit und niemand sollte sich einmischen. „Ich habe nicht vor mich irgendeiner Seite anzuschließen. Euer Kampf ist mir ziemlich egal.“ Er sah den Mann direkt an. Diesmal konnte er etwas mehr erkennen. Nun fiel ihm auch auf, dass er eine Halbmaske trug welche jegliche Sicht zunichtemachte. Denn sie besaß keine Öffnungen für Augen. Stattdessen waren sie nur auf dieser angedeutet. War er etwa Blind? Wahn schluckte und versuchte sich seine Verwunderung darüber nicht anmerken zu lassen. Dann fuhr er fort. „Was erhofft ihr euch von mir? Ihr sucht doch wohl starke Krieger, ich aber bin nur ein Junge auf der Flucht.“ Der Imperator trat etwas näher heran. „Ja zum jetzigen Zeitpunkt bist du nur ein Junge. Und genau dies weißt du auch. Du weißt das du in deinem momentanen körperlichen und mentalen Zustand keine Chance gegen Diablo hättest. Du bist auf der Flucht. Und wie willst du für deine Rache trainieren, wenn du täglich nur vor den Truppen fliehen musst? Was ich mir erhoffe, das ist nicht viel. Doch was erhoffst und wünscht du dir?“ „Was erhoffte und wünsche ich mir?“ murmelte Wahn. Darüber hatte er die letzte Zeit nie wirklich nachgedacht. Sein Ziel war es Diablo zu stellen und ihn für das Leid was ihm angetan wurde zu strafen. Wenn es sein musste, so würde er ihn auch töten. Doch dann. Was sollte dann geschehen? So wirklich wusste er keine Antwort darauf. Wahn hatte keinen Ort mehr an den er zurückkehren konnte, wenn dieses Ziel erreicht war. Was also sollte er dann tun? „Ich habe keine Wünsche oder Hoffnungen mehr“, meinte er schließlich leise. „Mir bleibt nur dieses eine Ziel. Es gibt keinen Ort der mich willkommen heißt und zurück kann ich nicht mehr.“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich hier bleibe was soll dann aus mir werden? Etwa eines dieser Wesen die ihr Imperiale ruft? Etwas anderes habe ich hier noch nicht gesehen.“ „Begehe nicht diesen Fehler“, sprach der Imperator. „Was aus dir wird, das entscheidest du. Bist du fähig genug?“ „Fähig genug?“, murmelte Wahn. Dann maß er den Mann vor sich mit einem seltsamen Blick. „Was ist eurer Ziel dabei? Ich meine was begehrt ihr. Man sagt das Imperium sei die dunkle Seite dieser Welt. Was verfolgt ihr für ein Ziel, das es sich lohnen würde, mich euch anzuschließen. Ich bin ein Mensch, mehr nicht.“ Nun schien der Imperator doch etwas zu Lächeln. Jedoch wirkte es nicht wie ein sonderlich freundliches Lächeln. „Also hast du doch bereits vom Imperium gehört. Wie ich es mir dachte.“ Wahn wirkte nun wieder etwas ertappt. „Schatten oder Licht. Gut öder Böse“, fuhr die dunkle Gestalt fort. „Das alles spielt keine Rolle. Es sind alles nur die Absichten, Wünsche und Träume die zählen. Nur weil sie die dunkle Seite heißt, bedeutet es nicht sie das Böse in der Welt. Das Imperium. Es war einst das größte was auf Goa existierte. Ein Zusammenschluss anders artiger und Magiebegabter, die sich danach sehnten Macht zu erlangen und sie zu meistern. Doch dann eines Tages kam die Lichtseite und breitete sich immer mehr aus. Nahm sich das was uns gehörte. Baute ihre Hauptstadt auf unserem Boden. Forderten alles. Sie töteten unsere Art, nur, weil wir anders sind. Weil sie Wesen wie uns fürchteten. Und sie fürchteten das zu dem wir in der Lage waren. Da drängt sich die Frage auf, was ist dann die Lichtseite, wenn sie zu so etwas im Stande ist. Wahrlich das Gute oder doch einfach bösartig. Wie ich bereits sagte. Es ist reine Ansichtssache.“ Der Mann zuckte kurz mit den Schultern. „Tat Diablo denn nicht das gleiche? Er betrat deine Heimat, nahm sich alles was er wollte und sogar einiges mehr. Nun existiert dort nichts mehr. Er tat das gleiche, wie nun auch die Lichtseite. Zerstören." Vor Wahns geistigem Auge erschien das Feuer das seine Heimat niederbrannte. Und inmitten dieser Flammen stand er. Diablo. Ein Dämon, der als der schwarze Teufel bezeichnet wurde. Er lachte ihn abermals aus. Verspottete ihn und nahm ihm abermals alles was er besaß. Dagegen konnte er nichts tun. Da er einfach zu schwach war. Wahn schüttelte die Bilder von sich dann starrte er auf die Maske des Mannes. Irgendetwas ging von ihm aus. Er konnte sich nur nicht erklären was es war. „Aber Diablo ist doch auch nur ein Imperialer.“, brachte er nun hervor. Doch es klang eher wie eine Frage. Sein Gegenüber zuckte ein wenig mit den Schultern. „Im Grunde genommen ist er das, doch er hält sich nicht an unsere Regeln und meint seinen eigenen Weg zu gehen.“ „Also habt ihr ihn nicht mehr unter Kontrolle“, fuhr Wahn fort. Nun schüttelte der Imperator den Kopf. „Dies ist ein wenig komplizierter als du es dir ausmahlen kannst, aber ihr Menschen würdet ihn wohl als einen Verräter bezeichnen. Belassen wir es dabei. Nur eines ist sicher. Wenn du ihn je besiegen willst. Musst du stärker werden. Ich biete dir hier und jetzt diese Möglichkeit an. Wie wirst du dich entscheiden junge Krieger?“ Wahn senkte seinen Kopf. „Ich werde bleiben und lernen“, antwortete er schließlich. Der Imperator wirkte mit dieser Aussage zufrieden.
Ein Jahr vergingen. Jeden dieser Tage trainierte der Junge hart. Das Training war Mörderisch und ihm wurde Bewusst das dies nicht für normale Menschen bestimmt war. Manchmal war er kurz davor alles hinzuwerfen und aufzugeben, doch etwas trieb ihn voran. Etwas was er nicht so ganz verstand. Zum einen war es der Hass auf Diablo, der über die Zeit immer stärker wurde. Zum anderen jedoch war etwas in ihm tief drinnen das ihm auf unerklärliche Art vorantrieb. Als wäre er für so etwas geboren worden und solle all diese Strapazen einfach nur hinnehmen umso bald sein Ziel zu erreichen. Wahn wurde erfahrener, er lernte besser mit einer Waffe umzugehen und den Gefahren zu trotzen. Er lernte auch seinen Feind gezielt zur Strecke zu bringen sollte es einmal so weit sein. Aus dem kleinen flüchtenden Jungen, war ein junger Krieger geworden. Auch wenn er noch das erwachsene Alter längst nicht erreicht hatte. Manchmal fragte er sich auch was aus ihm werden würde, wenn diese Zeit gekommen war. Doch dies lag noch Jahre entfernt. Das Jahr hatte er hart dafür gekämpft nun das zu sein was aus ihm geworden war. Wahn steckte sein Schwert das er nun mittlerweile durch eine andere dunklere Klinge eingetauscht hatte zurück in die Schutzhülle. Er sah zum Nachthimmel auf und dachte an die Zeit zurück. An seine Heimat Farlas und an das Dorf Kenten. Ob er es jemals wiedersehen würde. Der junge Krieger fuhr sich mit der Hand über den schwarzen Lederbrustpanzer. Wahrscheinlich würde man ihn dort nicht einmal wiedererkennen. Er hatte sich verändert. Von seiner Art her und seinem Aussehen, ähnelte er nun eher einem Krieger der dunklen Seite als dem was er früher einmal war. Nein man würde ihn wohl sofort verjagen. So war es doch bereits früher schon. Was sollte sich daran schon geändert haben. Er verzog die Lippen etwas. Dann ging er zurück in sein Zimmer
Eine junge Frau näherte sich dem Ende des Hügels. Sie sah zum Dorf hinab. Schreie hallten zu ihr herüber. „Mein Kind“, rief plötzlich eine Frau. „Meine Kleine ist noch da unten.“ Das junge Mädchen rannte ohne zu überlegen hinunter ins Dorf. „Lara“, schrie ihr Vater hinterher. Doch sie hörte nicht. Kaum hatte sie das Dorf erreicht drang ein Brüllen zu ihr hinüber. Der Kampf begann. Die Menschen und die Dämonen gingen auf einander los. Das junge Mädchen durchstreifte vorsichtig die Gassen, da hörte sie es. Ein leises weinen. Lara folgte dem Geräusch und fand ein kleines Kind in einem kleinen Haus. Mit einem Mal flog ein brennender Pfeil durchs Fenster und noch weitere folgten. Lara schnappte sich das Kind und lief hinaus. Der Kampf hatte sich auf das komplette Dorf ausgebreitet. Manche der Männer waren zu Pferde, was es für die Dörfler noch schwieriger machte sich zu wehren. Lara schaffte es noch rechtzeitig aus dem Gebäude zu gelangen. Dann eilte sie mit dem Kind in den Armen zu Ausgang des Dorfes zurück, wo sich ein paar Überlebende versammelt hatten. „Mein Kleine“, kam es von der Frau die ihr entgegenrannte und ihr das weinende Kind abnahm. „Ich danke dir. Ich danke dir so sehr aber Lara? Wo ist dein Vater? Er ist dir doch gefolgt.“ Das Mädchen erstarrte als die Frau dies sagte. „Ich habe ihn nicht gesehen. Er muss noch dort sein.“ Wieder drehte Lara sich um und lief erneut in das Dorf bevor die anderen überhaupt etwas sagen konnten. Auf dem großen Platz herrschte Chaos. Als sie ein Stück gerannt war sah sie in der Nähe einer Gasse den Mann den sie suchte. Doch alles was ihr entfuhr war ein Schrei, als sie hilflos mit ansehen musste wie er von einem Schwert, welches ein Imperialer führte, durchbohrt wurde. „Nein, Vater!“ Lara versuchte zu ihm zu kommen, doch es gelang ihr nicht von ihrer Position aus. Der Weg war von brennenden Trümmern versperrt. Sie konnte jedoch erkennen das sich der Mann versuchte schwer verwundet weg zu schleppen. „Halte durch Vater!“, rief sie ihm zu. „Ich komme zu dir.“ Dann bog sie in eine weitere Gasse ab und lief durch den Hintereingang in ein Haus. Verzweifelt versuchte sie auf diesen Weg zu ihm zu gelangen. Immer wieder drangen schreie an ihr Ohr. Kenten stand in Flammen. Die Rauchwolken waren kilometerweit zu sehen, der dunkle Himmel wurde durch den Schein des Feuers erhellt. Sie waren einfach in der Nacht gekommen. Imperiale. Was sie hier jedoch wollten war niemanden bewusst. Einer von schrie jedoch etwas, das sie sich das Gestohlen zurückholen würde. Sie griffen jedoch gleich an ohne dass die Dörfler eine Chance hatten sich zu erklären. Etwas knackte über Lara. Sofort sah sie nach oben. Der Dachbalken hatte Feuer gefangen und drohte runter zu fallen. Mit einem schnellen Sprung schaffte sie es aus dem Haus zu kommen. Doch es brach kurz hinter ihr zusammen. Die Wucht welche dadurch entstand schleuderte das Mädchen gegen die nächste Hauswand. Lara blieb bewusstlos liegen, einige verkohlte Trümmer lagen auf ihr.
Wahn starrte entsetzt auf das Bild der Zerstörung was sich ihm bot. Ein großer Kampf hatte in diesem kleinen Dorf stattgefunden. Der Krieg hatte es verschlungen. Der Widerschein des Feuers erhellte den Himmel und tauchte ihn in ein tiefes Rot. Kenten. Es war vollkommen zerstört worden. Der junge Krieger hätte nie gedacht, dass er jemals wieder hierherkommen würde. Langsam setzte er einen Fuß in das Dorf. Die anderen des Trupps waren schon längst vorgegangen. Sie begannen das Dorf zu durchsuchen. Wahn ging die zerstörte Straße entlang. Die Erinnerungen kamen wieder. Er sah das Dorf in seinem früheren Zustand. Voller Leben und glücklichen Menschen. Doch er sah auch wie man ihn damals verschrien hatte, wie man ihm nur Hass und Verachtung entgegengebracht hatte und ihn aus den Dorf jagte. So sehr er auch geglaubt hatte mit dieser Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Es schmerzte immer noch. Wahn schüttelte den Kopf und lief weiter. Plötzlich vernahm er Lärm. Zwei der Imperialen des Trupps, welcher ausgesandt wurde um jemand ganz bestimmtes zu finden, schienen sich zu streiten. „Lass die Pfoten von der Kleinen, die gehört mir“, rief der eine. „Das denkst aber auch nur du. Ich hab sie zuerst gefunden“, meinte der andere. Wahn kam näher. Zwischen den beiden streitenden lag ein Mädchen. Etwas an ihr kam ihm vertraut vor. „Ach verzieh dich oder du spürst meine Klinge“, schrie der eine Dämon nun. „Das ist meine Beute.“ Er wollte auf das Mädchen zu laufen, doch in diesen Moment schrie er auf als eine Klinge seinen Leib durchstieß. Der andere Imperiale konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und noch bevor er sich aufrichten konntes trennte ihm dieselbe Klinge den Kopf vom Rumpf. Wahn schwenkte seine Waffe und steckte sie dann wieder in die dafür vorgesehene Schutzhülle. Dann kniete er sich zu der jungen Frau herunter und hob sie ein wenig an.„Hey, geht es dir gut? Wach auf.“ Er klopfte ihr sanft auf die Wange bis sie langsam die Augen öffnete. Als sie ihn über sich erblickte wollte sie aufspringen und von ihm zurückweichen. Wahn seufzte. Ihm war klar warum sie vor ihm zurückschrak. Als sie sich das letzte Mal gesehen hatte, war er einfach noch ein Kind und die Freude des Lebens war noch nicht ganz aus seinem Gesicht verschwunden. Nun war er anders. Doch sie hatte er erkannt. Er würde sie immer wieder erkennen. Das Mädchen das ihm das Leben gerettet hatte. „Hab keine Angst Lara. Ich werde dir nichts zu leide tun. Das könnte ich nicht. Du hast mir das Leben gerettet erinnerst du dich?“ Er hielt ihr die Hand entgegen und sie sah ihn starr an. Hinter ihrer Stirn begann es zu arbeiten. Plötzlich wich der ängstliche Blick einen erstaunten. Dann aber fiel sie ihn einfach um den Hals und umarmte ihn. „Wahn!“ rief sie auf. „Du bist es wirklich. Wo hast du nur die ganze Zeit gesteckt. Und was ist mit dir geschehen du siehst so...“ Sie suchte nach Worten. „Verändert aus.“ „Das ist eine lange Geschichte“, meinte er ruhig und umarmte sie kurz. „Dafür bleibt uns allerdings nicht viel Zeit. Du musst hier weg bevor sie dich finden.“ Er stand auf und zog sie dabei mit sich hoch. „Komm bitte mit, ich bringe dich hier raus.“ Lara sah ihn kurz an dann aber nickte sie nur und folgte ihm. Wahn schlich sich mit Lara durch die hinteren Straßen des Dorfes. Dabei hielt er ihre Hand. Als sie an einem Haus vorbei kamen an welchen ein Imperialer sich gerade über eine Männerleiche hermachte indem er sein Schwert immer wieder in den Körper stach, blieb sie stehen. „Komm bitte weiter“, meinte Wahn leise aber so laut das sie ihn verstehen konnte durch die tosenden Flammen. „Aber ich muss doch meinen Vater finden. Er wurde verletzt und blutete sehr stark. Er lebt noch. Er muss einfach noch leben. Ich muss…“ Nun drehte sich Wahn zu ihr herum und packte die junge Frau an den Armen. Dabei unterbrach er sie. „Wenn das so ist dann wird er hier nicht mehr lebend herauskommen. Lara. Öffne die Augen. Die Imperialen werden niemanden hier verschonen. Nicht stehen bleiben. Sieh einfach nicht hin. Du musst überleben. Das ist es was dein Vater für dich gewollt hätte.“ Lara versuchte ihre Tränen zu unterdrücken und nickte schließlich zaghaft. Wahn nahm sie nun an der Hand und zog sie weiter mit sich. Nach einer Weile kamen sie am Ende des Dorfes an. Den anderen Imperialen waren sie geschickt ausgewichen. Er rannte mit ihr zu dem nahen gelegenen Waldrand. Erst als sie dort angelangt waren ließ er Lara los und sie atmeten er erst einmal tief durch. Schließlich wandte er sich wieder an sie. „Ab hier musst du alleine weiter. Lauf den Weg immer nach Westen. Dann wirst du zu einer Stadt kommen. Ich hoffe dort wird man dir helfen.“ Wieder blieb Lara stehen. „Aber“, brachte sie hervor. Wahn sah sie besorgt an. Nach seiner Gefangennahme hatte er Kenten verflucht. Er hatte in seiner Wut diesem Ort die Pest gewünscht und andere schlimme Dinge. Aber das hier hatte er niemals gewollt. Nicht so und auch nicht um ihretwillen. Und jetzt wollte er nur noch eins. Sie in Sicherheit wissen und diesen Ort selbst nur schnellstmöglich verlassen. „Ich danke dir Wahn“, meinte Lara nun. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Als sie dich mitnahmen hatte ich solche Angst um dich.“ „Dank mir bitte nicht dafür“, kam es von ihm. „Du weißt nicht was ich alles getan habe. Aber es geht mir gut. Bitte geh nun bevor sie dich finden. Sonst war alles umsonst.“ „Aber was wird aus dir?“ wollte die junge Frau nun wissen. Wahn schüttelte daraufhin den Kopf. „Mach dir keine Gedanken darüber. Ich komme klar. Jetzt lauf schon und schau nicht zurück. Wir sehen uns wieder.“ Lara umarmte ihn nochmals kurz und rannte dann in die besagte Richtung davon. Wahn sah ihr besorgt hinterher. Plötzlich baute sich ein Schatten hinter ihm auf. Der junge Krieger wandte sich um da traf ihn ein Hieb ins Gesicht. Wahn verlor den Halt und er fiel rücklings zu Boden. Der Hauptmann des Trupps stand über ihm. „Was soll dieser Mist. Du hast zwei meiner Leute erledigt nur um dieses Kind zu retten? Diese Menschen sollten dir egal sein. Du gehörst nicht mehr zu ihnen. Dein Schicksal liegt nicht in ihrer Hand.“ Wahn rieb sich die schmerzende Wange. „Ist mir scheiß egal“, murmelte er. Der Imperiale holte nochmal aus und Wahn starrte ihn nur trotzig an. Ach vergessen wir das knurrte der Imperiale und senkte die Faust wieder. „Dafür ist jetzt keine Zeit. Werde nicht zu einem Weichei Kleiner, sonst wirst du Diablo nie besiegen. Diese Trottel waren eh nur Vollidioten und das Mädchen ist es nicht wert.“ Der Truppführer wandte sich ab. „Beweg dich wir gehen zurück. Aber noch einmal so ein Ding und ich mach dich einen Kopf kürzer. Selbst wenn du der Liebling unseres Anführers bist." Wahn richtete sich auf wobei er sich immer noch seine nun gerötete Wange hielt, dann sah er nochmal zum Wald. Lauf weit weg, Lara. Ich hoffe du findest Hilfe.
„Wahn. Er lebt, er lebt.“ Das Mädchen rannte immer weiter durch den Wald. Immer wieder musste sie dabei an den jungen Mann aus dem Dorf denken. Wie sie ihn damals am Hang verletzt zusammen mit ihrem Vater gefunden hatte. Wie sie ihn versorgt und ein Heim gegeben hatten. Wahn war ihnen dankbar gewesen. Auch wenn viele der Meinung waren er wüsste das nicht zu würdigen. Weitere Bilder schossen ihr durch den Kopf. So stand er vor einen Baum in Kenten und lächelte sie freundlich an. Dann musste sie wieder an den Mann denken der ihr aus dem Dorf geholfen hatte. Er sah so anders aus. So düster. Seine Sachen, das waren Sachen eines Kriegers. Was hatten sie mit ihm gemacht? Warum haben sie ihn damals verschleppt? „Wahn, warum bist du nicht mitgekommen?“ Lara schaute immer geradeaus und rannte. Doch dann knackte es laut. Sie blieb abrupt stehen und schaute sich um. Angst beschlich sie. Was war es nur? Wieder knackte es. Die junge Frau ging in die Knie. Ihre Augen weiteten sich, da bewegte sich etwas und es klang nach dem lauten eines Pferdes. Waren diese Monster ihnen nun doch etwa gefolgt? Noch konnte sie die Ursache der Geräusche nicht ausmachen. Sie kroch ein klein wenig weiter, dann sah sie um was es sich handelte. Vor ihr auf eine kleine Anhöhe trat nun ein Reiter mit einen weißen Pferd. Sein Anblick hatte etwas Mystisches an sich das sie nicht verstehen konnte. Vielleicht war es aber auch einfach nur die Tatsache das sich das Licht der Sonne direkt hinter ihm befand. Lange rote Haare wehten etwas im Wind. Sie umrahmten ein junges Männergesicht. Auffällig waren jedoch seine leuchtend gelben Augen. Ein Heller Umhang verdeckte den Großteil seiner wohl hellen Kleidung. Lara begann zu zittern, blieb dann aber ruhig und näherte sie sich ihm ganz langsam. War das ein Traum oder spielten ihr gerade die Sinne einen Streich. Was war es nur was sie an diesen Mann so verunsicherte. „Hab keine Furcht mein Kind“, sprach der Mann nun und maß sie mit seinen leuchtenden gelben Augen. „Ich werde dir nichts zu leide tun. Wo hin des Weges. Du siehst traurig und verängstigt aus. Was ist es was dir so einen Kummer bereitet?“ Lara kam vorsichtig etwas näher. Sie rieb sich nun etwas über die Augen. Das Pferd des Mannes warf seinen Kopf etwas zur Seite. „Sie werden mir nichts tun?“ fragte sie nochmals leise. Der Mann bewegte zustimmend den Kopf. „Wirke ich auf dich denn wie ein Imperialer? Nun das bin ich wirklich nicht.“ Nun wirkte Lara irgendwie ertappt. „Nein natürlich nicht. Verzeihung. Ich bin nur etwas durcheinander." Sie fasste sich den Mut und ging noch einen weiteren Schritt auf ihn zu. Irgendetwas sagte ihr das man ihm trauen konnte. Er machte einen gütigen Eindruck. „Ich komme aus dem Dorf Kenten. Es wurde von Imperialen angegriffen. Alles stand in Flammen und diese Dämonen hätten mich fast getötet. Nur durch die Hilfe eines Freundes konnte ich fliehen und...“Sie unterbrach und wischte sich eine Träne vom Gesicht. „Dir scheint schlimmes widerfahren zu sein“, sagte der Mann. Lara nickte nur. „Ein Freund sagte mir ich solle nur immer nach Westen gehen.“ „Wo ist dein Freund nun?“ fragte der rothaarige behutsam. Lara zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Er blieb dort zurück und wollte einfach nicht mitkommen. Ich verstehe es auch nicht. Warum sollte er bei ihnen sein. Bei diesen Imperialen.“ „Beruhige dich“, sprach der Mann ihr gut zu. Dann wandte er seinen Kopf Richtung Westen. „Folge weiterhin dieser Straße. Du wirst an einen Fluss kommen. Diesen überquere mit der kleinen hölzernen Brücke. In der Ferne wirst du dann einen weißen Turm sehen. Dies ist ein Vorposten des Lichtes. Weiter dahinter findest du die Stadt Karmas. Geh nun denn ich habe vor nicht allzu langer Zeit Dämonen hier im Wald gesehen. Möge das Licht über dich Wachen mein Kind.“ Lara bedankte sich bei ihm und schlug den besagten Weg ein. Als sie ein Stück gelaufen war drehte sie sich nochmals um. Der Mann war immer noch da und sah ihr nach. Zu gerne hätte sie gewusst wer er eigentlich war und warum sie sich in seiner Gegenwart so merkwürdig fühlte. Sie verstand es nicht. Doch eines spürte sie genau. Er war ihr freundlich gesinnt und sie sollte seinen Rat befolgen.
Eine Woge Feuer rauschte über die Dächer des Dorfes. Die Schreie der Bewohner klangen wie Musik in seinen Ohren. Er erhob seine Hand und tötete einen Mann mit einem einzigen Schuss seiner Magie durch die Brust. Dann lachte er auf. „Fürchtet mich. Fürchtet den schwarzen Teufel“ Wieder schrie jemand auf und wieder ging jemand zu Boden. Blut bahnte sich seinen Weg. Die düstere Gestalt beugte sich herunter und legte seine Handfläche in dieses. „Sie sterben alle so schnell. So schwach wie sie sind." Aber warum wunderte es ihn überhaupt. Niemand war ihm gewachsen. Und nicht mal das Imperium war in der Lage ihn zu kontrollieren. Wobei er manchmal das Gefühl nicht los wurde das sie ihn längst aufgegeben hatten. Sollte ihm nur recht sein. Denn er hasste es Befehle zu erhalten. Und er hatte auch viel zu viel Zeit im Imperium vergeudet. Doch niemals war er einer der Ihren. Niemals. Diablo bemerkte eine Bewegung. Jemand stürmte mit gezogener Waffe auf ihn zu. „Diese Narren“, sprach er und richtete sich langsam auf. Dann drehte er sich herum und hob seine Hand. Ein weiterer Schrei hallte durch die Nacht. Plötzlich vernahm er ein Geräusch. Als er sich herumdrehte sah er noch einen vorbeihuschenden Schatten. Der Halbdämon sah missmutig hinterher. „Glaubt ihr wirklich ihr könnt mich einfach beschatten. Ihr Narren.“ Er knurrte und ballte die Hand zu Faust. Diablo hasste das Imperium. Die sich selbsternannte Weltmacht wie er immer meinte. Eines Tages würde er es ihnen zeigen, wie mächtig sie doch wirklich waren. Eines Tages würde er bis zum Kern vordringen und sie vernichten. Dies hatte er sich geschworen. Er sah sich um. In diesem Dorf gab es nichts mehr woran er noch seinen Spaß auskosten konnte. Es war Zeit für ihn weiterzuziehen. Als nächstes wäre der kleine Ort in der Nähe an der Reihe, denn es lag auf seinen Weg. Der Halbdämon verließ gemächlichen Schrittes das zerstörte Dorf. Sein nächstes Ziel wartete.
Schreckliche Bilder suchten ihn heim. Bilder der Zerstörung Kentens und Bilder der Zerstörung seiner eigenen Heimat. Flammen stoben in die Höhe und verschlangen alles was sie fanden. Inmitten dieser Flammen stand er. Ein Wesen mit schwarzen dämonischen Schwingen. Hörner ragten aus dem Kopf und glutrote Augen fixierten ihn. Es wurde heiß. Das Lachen des Dämons wurde vom Knistern der Flammen begleitet. Dann aber wechselte das Bild schlagartig. Da stand er wieder, der Dämon. Doch dieses Mal in einer anderen Gestalt. Menschlich wirkend. Er stand knie tief im Wasser eines Sees. In seinen Armen lag eine Frau. Sie hatte die Augen geschlossen und wirkte als würde sie schlafen. Ihr Atem ging schwach die Brust hob und senkte sich nur leicht. Der Dämon in Menschengestalt senkte langsam seine Arme. Er flüsterte etwas und tauchte sie ein. Seine eine Hand legte er auf ihre Brust. Er drückte zu und drückte sie unter Wasser. Wellen schlugen auf. Doch er hielt sie weiter fest. Sein Gesicht blieb kalt und unberührt. Ein kleiner junge wollte aufschreien doch blieb er still und regungslos in seinem Versteck. Wusste er doch, dass er ihm nicht gewachsen war. Tränen füllten seine Augen. Der Arm der Frau schoss aus dem Wasser. Versuchte ihren Peiniger zu treffen doch er blieb kalt. Er blieb kalt bis ihr Leben entwich, erst dann ließ er sie langsam los. Der Leib der Frau sank auf den Grund des Sees und er blieb stehen und sah mit einem ausdruckslosen Blick zum Wasser.
Wahn versuchte die Bilder zu verdrängen. Immer häufiger suchten sie ihn heim. Plagten ihn und versuchten ihn in den Wahnsinn zu treiben. Er hasste diesen Teufel in Menschengestalt. Wie gerne würde er seine Klinge in dessen Leib rammen. Als kleiner Junge war es ihm nicht möglich gewesen. Er konnte einfach nur zusehen wie der Dämon seine Ziehmutter tötete und so vielen anderen Bewohnern Farlas den Tod brachte. Doch nun glaubte er eine Chance zu haben. Alles was er hier gelernt hatte würde ihn dabei zu nutzen sein. Und eins musste er sich eingestehen. Alleine wäre er nicht weitergekommen. Ein Imperialer betrat das Zimmer. „Der Imperator verlangt nach dir“, meinte er knapp. „Wie schaffst du das nur immer wieder. Du bist echt sein kleiner Schützling geworden.“ Wahn schnaubte zuerst nickte ihm dann aber zu. Nachdem er sich aufgerichtet hatte verließ er den Raum und lief den langen Korridor entlang bis er die Tore des Thronsaals erreichte. Die Wachen ließen in gleich ein. Einer von ihnen murmelte dem anderen etwas zu. Wahn konnte sich denken um was es ging. Mit seinen jungen Jahren galt er hier noch als Frischling. Keiner der Imperialen würde je verstehen warum der Imperator so große Stücke auf ihn setzte. So hatte er noch nicht einmal das erwachsenen Alter erreicht. Auch Wahn verstand es nicht so recht. Er war sich nur sicher das der Imperator Pläne mit ihm hatte. Die Frage war nun wann würde er ihm dies offenbaren. Nun war er doch bereits einige Zeit hier. Hatte das Imperium größtenteils kennen gelernt und sich deren Regeln unterworfen. Wenn auch nie ganz. Denn eins wollte er nicht. Selbst zum Imperialen werden. Er war einfach der festen Überzeugung das er eines Tages dieses Ort verlassen würde um seinen eigenen Weg zu gehen. Im Saal des Imperators wurde er bereits von diesem erwartet. Der Mann in schwarzer Kutte verhüllt trug wie immer diese seltsame Maske. Der junge Krieger konnte sich auch nicht daran erinnern ihn jemals ohne sie gesehen zu haben. Als er ihn das erste Mal traf vermutete er dass dieser Mann Blind war.
Nun wo er schon einige Zeit hier gelebt hatte kannte er die Wahrheit. Er hatte stets mit seiner Vermutung richtig gelegen. Belial so war der Name dieses Mannes, war tatsächlich blind. Anmerken konnte man ihm es allerdings nicht. Dazu bewegte er sich zu zielsicher und bewusst. Als Wahn sich doch einmal traute ihn danach zu befragen, nannte er es die Gabe ohne Augen zu sehen und bezeichnete dies als eine alte Kraft. Und da war immer noch dieses Gefühl das ihn beschlich, wenn er diesen Mann ansah. Dies hatte sich nie geändert. „Ah du bist schon hier junger Krieger“, sprach der Anführer des Imperiums und näherte sich ihm. Wahn verbeugte sich. „Was ist euer Begehr Imperator.“ Der Mann bedeutete Wahn aufzustehen. „Du hast in der Zeit die du hier warst gute Fortschritte gemacht. Trotz deines jungen Alters bist du deinen Weg stets weitergegangen egal wie schwer das Training auch war. Das Begrüße ich sehr an dir. Wenn du weiter diesem Weg folgst wirst du einmal ein mächtiger Krieger werden.“ Wahn stand wieder auf. „Ich danke dir Imperator. Aber das ist doch sicher nicht der einzige Grund warum du mich riefen liest.“ Der Mann mit der Maske erhob sich von seinen Thron. „Nein dem ist nicht so. Ich werde dich nun auf eine weitere Mission schicken, denn ich denke du bist bereit dazu. Was du daraus machst liegt ganz in deiner Hand. Wahn Lacure „d“ Fay. Ich schickte dich fort, um zu lernen und zu verstehen. Denn es ist Zeit dafür. Nutze was wir dich gelehrt haben und kämpfe gegen deinen Feind. Vielleicht wirst du versagen. Doch du wirst daraus nur lernen. Doch wisse junger Krieger. Lerne schnell denn viel Zeit bleibt dir nicht.“ „Wohin soll ich gehen“, fragte Wahn nach. Er konnte dem ganzen nicht so recht folgen und fragte sich was an dieser Mission denn so besonders war. Denn es war nicht die erste an der er zusammen mit anderen Teilgenommen hatte. „Du wirst dich dem nächsten Trupp anschließen. Er wird zur Lichtstadt Karmas aufbrechen. Dort wirst du deine langersehnte Rache erhalten, denn wir wissen, dass der schwarze Teufel dort als nächstes zuschlagen wird. Vollende deine Rache falls du bereit dazu bist.“ Kaum hatte der Imperator ausgesprochen stand Wahn ruckartig auf. „Er ist dort?“ Er ballte seine Hand zur Faust. Das wofür er so lange hart trainiert hatte rückte nun immer näher. Plötzlich schien er es sehr eilig zu haben und verließ den Saal mit einer letzten Verbeugung. Endlich würde er seine Rache bekommen. Sein nächstes Ziel war also Karmas. Hinter dem Thron bewegte sich etwas. Eine weitere dunkle Gestalt trat hervor. Auch diese trug eine dunkle Kutte, allerdings in braun. Die Kapuze dieser war tief ins Gesicht gezogen. „Erlaube mir die Frage, mein Imperator. Was ist wenn Diablo ihn tötet. Immerhin ist dieser Junge doch nur ein Rekrut.“ Belial setzte sich wieder auf den Thron. „Wir werden sehen. Wenn er nun fällt ist er nicht, dass was ich von ihm erwarte. Oder einfach noch nicht bereit dafür. Sein Hass wird ihn leiten. Denn nur dafür lebt er noch.“ „Wie ihr meint mein Imperator“, meinte die Person und zog sich zurück.
Lara schaute aus dem Fenster. Fünf Tage ist es nun her. Ich hoffe Wahn geht es gut. murmelte sie und legte ihren Kopf auf die Arme. Nachdenklich schaute sie über die Dächer von Karmas. Da sie sich im zweiten Stock befand war ihr dies ohne weiteres möglich. Wie der seltsame Mann ihr gesagt hatte, war Lara weitergelaufen. Kurz vor der Stadtgrenze jedoch hatten sie die Kräfte verlassen und sie brach zusammen. Als sie nach zwei Tagen wieder aufgewacht war, befand sie sich in diesem Haus. Es gehörte einer netten alten Dame. Der Stadtschmied hatte Lara am frühen Morgen gefunden und sie zu dem dort lebenden Heiler gebracht. Nachdem er festgestellt hatte, dass die junge Dame nur erschöpft war, nahm die alte Dame sich ihrer an. Lara war ihr wirklich dankbar, doch in ihrem Inneren herrschte Trauer. Trauer über den Verlust ihres Vaters, ihrer Heimat und die Ungewissheit was nun werden würde. Sie sah in der Ferne einen schwarzen Punkt am Horizont. Er kam merkwürdig schnell näher. Was ist das denn? fragte sich das Mädchen, plötzlich flogen zwei merkwürdig rote Kugeln von dem Punkt weg. Eine kam direkt auf sie zu. Lara schloss die Augen und es gab einen großen Knall. Das Haus wackelte. Schlagartig öffnete sie die Augen wieder und schaute aus dem Fenster nach unten. Mitten in der Hauswand klafften ein riesiges Loch und ein roter Schimmer war an den Rändern zu erkennen. Lara drehte sich um und rannte zu der Tür. Kaum hatte sie diese geöffnet schlug ihr auch schon beißender Rauch ins Gesicht. Die junge Frau hustete und rannte zur Treppe. Doch diese existierte nicht mehr. Sie war vollkommen zerstört und die Reste brannten. „Oh nein, bitte nicht auch noch hier“, brachte sie hervor. Schreie drangen an ihr Ohr und immer wieder waren diese lauten Knalle zu hören, begleitet von einem Lachen. Lara drehte sich um und suchte die Luke, welche auf den Dachboden führte. Schnell öffnete sie diese und stieg hinauf. Es war etwas dunkel, nur ein paar Lichtschimmer drangen durch die Holzbalken hindurch. Sie kroch auf dem Boden entlang, immer wieder spürte sie Spinnenweben. Erneut gab es einen lauten Knall und das Haus bebte. Das junge Mädchen schrie und kauerte sich zusammen. Als es vorbei war öffnete sie wieder die Augen, ein großes Loch befand sich nun in ihrer Nähe. Lara stand auf und kletterte aus diesem hinaus, sie gelangte so auf das Dach des Hauses. Entsetzen machte sich in ihr breit, als sie die Stadt sah. Ein paar Häuser lagen in Trümmern, die Stadt brannte. Zwischen den Häuserresten und auf den Straßen lagen zahlreiche tote Personen. Manche waren entsetzlich entstellt, einige brannten lichterloh. Es war wirklich wie in Kenten. Erneut kamen die schrecklichen Bilder in ihr auf. Jemand lachte hinter ihr. Bevor sich Lara umdrehen konnte wurde sie gepackt und mitgerissen. Die junge Frau schrie. Sie hatte Angst. Würde sie jetzt fallen? Ihre Augen waren geschlossen. Lara schlug mit ihrem Körper hart auf. Sie rollte nach unten. Doch ihre Hand bekam etwas zu fassen und sie stoppte. Nun öffnete sie ihre Augen und bemerkte, dass sie sich nun auf einem anderen Dach befand. Langsam schaute sie nach unten. Es war das Gebäude des Stadtrates. Dieses war um einiges höher als das der alten Dame von nebenan.
Diablo klatschte sich in die Hände, nachdem er die junge Frau auf das Dach geworfen hatte. „Nervensäge“, meinte er. „Hör auf so zu kreischen und komm da erst mal runter.“ Er grinste hinterhältig und begab sich vom Dach herunter auf den Platz des Dorfes. „So. Es wird Zeit mich wichtigeren zu widmen.“ „Wie zum Beispiel mir", rief eine Stimme hinter ihm. Diablo drehte sich herum. Vor ihm stand ein jugendlicher in schwarzer Lederrüstung und mit einer dunklen Klinge in der Hand. Er wurde das Gefühl nicht los diesen Kerl zu kennen. Der Halbdämon konzentrierte sich und dann spürte er warum. „Einer vom verdammten Volk. Na ist das denn die Möglichkeit. Mein Tag ist gerade um ein vielfaches besser geworden.“Er hob seine Hand und kaum als er dies getan hatte feuerte er auch schon eine Kugel aus reiner Magie ab. Wahn wich aus und versuchte seinerseits einen Treffer anzubringen. Doch Diablo war schnell und schon stand er bereits hinter dem jungen Krieger. „Das könnte lustig werden Kleiner“, lachte er gehässig. Wieder musste Wahn einem Geschoss ausweichen. „Ah. Jetzt weiß ich wer du bist. Du kamst mir so bekannt vor“, meinte Diablo nun. Natürlich. „Du bist dieser Bengel aus diesem abgelegenen Dorf der mir entkommen ist und du bist stärker geworden. Sieh mal einer an. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe warst du noch ein kleines wie ein Mädchen schreiendes Kind. Ich wusste das wir uns eines Tages wieder begegnen. So macht die Sache doch erst richtig Spaß. Oh du musst mich doch wirklich hassen.“ „Hassen ist kein Ausdruck mehr“, kam es trocken von Wahn. „Ich verachte dich aufs tiefste.“ „Kann man dir fast nicht verübeln grinste Diablo daraufhin. „Ich habe schließlich alle um dich herum aus diesen Dorf getötet. Und es hat mir wirklich Spaß gemacht. Ob du immer noch so hell wie ein Mädchen kreischst. Wollen wir das nicht mal herausfinden Kleiner.“ Diablo sprang auf eine Mauer und feuerte mit mehreren magischen Geschossen um sich. Dabei wurde Wahn von einigen getroffen, der Rest allerdings schlug in der Umgebung ein. Immer wieder wich der junge Krieger den Geschossen des Halbdämons aus und versuchte seinerseits mit seiner Waffe Treffer zu erzielen. Doch sein Gegner entging diesen spielend. Plötzlich ertönte ein Schrei. Diablo zeigte amüsiert in eine Richtung. „Die Nervensäge wieder. Die verdirbt einen ja jeden Spaß. Dabei sind meine Ohren doch so empfindlich.“ Wahn riss herum und sah hinauf. An dem Rand des Daches vom höchsten Haus in dieser Stadt klammerte sich eine junge Frau. Beim näheren Hinsehen erkannte er sie. „Lara“, schrie er und hinter ihm ertönte ein Lachen. „Ihr kennt euch wohl von früher? Die kleine steckt in Schwierigkeiten willst du ihr nicht helfen?“ Wahn fuhr kurz herum. „Zu dir komme ich später. Verlass dich darauf.“ Plötzlich erfasste ihn ein magischer Strahl und er wurde ein ganzes Stück weggeschleudert. „Na sicher doch“, höhnte Diablo und senkte seine Hand wieder. „Sieh zu das du deine kleine Freundin rettest, sonst ist gleich nicht mehr viel von ihr übrig.“ Das Mädchen rutschte ein weiteres Stück. Wahn rappelte sich wieder auf und schob die Trümmer von sich die bei seinem Aufprall entstanden waren. Kurz spuckte er aus, dann löste er die Schnallen seines Lederwamses, der doch einiges abbekommen hatte und streifte ihn sich vom Leib. „Lara halt dich fest“ rief er danach und sein Blick suchte eine Stelle wie er auf das Dach kommen könnte. Doch er wurde nicht schnell genug fündig. Sie verlor den Halt und mit einem Aufschrei rutschte sie das Dach herunter über den Rand. Nun ging alles innerhalb von Sekunden. Er sah sie bildlich als Kind vor sich, wie sie ihn anlächelte, damals in Kenten. Diesen Sturz würde sie nicht überleben, das wusste er. Wahn rannte los. Dann schossen große weiße Schwingen aus seinen Rücken hervor die sein Oberteil einfach in zwei rissen. Mit kräftigen Schwingenschlägen hob er ab und flog der Fallenden entgegen. Auf halben Weg fing er sie auf. „Alles in Ordnung, du fällst nicht mehr“, sprach er ruhig und legte ihr eine Hand auf den Hinterkopf. Sie zitterte am ganzen Leib und umklammerte ihn. Dann sah sie zu ihm auf und kurz danach blieb ihr Blick an seinen Flügel haften. „Wie kann das..? „brachte sie völlig überrascht hervor. „Flügel? Aber wie? Du hast wirklich Flügel?“ Sie suchte nach Worten „Sie sind Wunderschön.“ Sanft strich sie über einer der weißen Federn. Wahn schüttelte den Kopf. „Spielt nun keine Rolle. Ich bring dich erst mal hier weg.“ Mit Lara in seinen Armen flog Wahn über die Stadt. Das Ausmaß der Zerstörung war von hier oben noch mehr zu erkennen. Eine Vielzahl von Gebäuden brannten. Der schwarze Teufel war nicht alleine gekommen. Er hatte ein paar Gehilfen dabei. Wahn wusste es handelte sich hierbei um Ausgestoßene Imperiale. Man hatte es ihm oft genug im Imperium erzählt das, Diablo sich mit solchem Gesindel, wie sie es nannten umgab. Wer wusste schon was Diablo dieser Horde versprochen hatte. Sie entfernten sich von der Stadt. Seinen Flug verlangsamte er jedoch immer mehr, doch erst in der Nähe des Waldes verlor er an Höhe um schließlich auf einer Lichtung zu landen. Dort setzte er sie ab und gab einen merkwürdigen Laut von sich. Dann meinte er nur noch etwas leiser: „Tut mir Leid wegen deinem schönen Kleid.“ Lara wirkte daraufhin irritiert. Dann aber weiteten sich ihre Augen. Sie sah nun an sich hinunter und bemerkte, dass etwas Warmes an diesem klebte. Diablo hatte ihn doch heftiger getroffen als ihm zuerst bewusst war. An seiner rechten Seite sickerte das warme Rot hinab. Er schwankte und sank dann zu Boden. Schließlich wurde es ihm schwarz vor den Augen und er hörte nur noch Laras Aufschrei
Nervös hob Lara den jungen Mann etwas an und bettete seinen Kopf auf ihren Schoss. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Wahns Wunde blutete noch immer stark, so dass sie schließlich ein Stück ihres Kleides Abriss um es ihm auf die Wunde zu pressen. Sie hoffte damit die Blutung etwas stoppen zu können. Dann sah sie sich im Sitzen um. Niemand schien in der Nähe zu sein. Die nächste Stadt war wohl weit entfernt oder für sie mit dem verletzten jungen Mann nicht erreichbar. Was konnte sie nur tun. Zurück ging es nicht mehr. Er hatte ihr wieder mal das Leben gerettet und sie konnte nun nichts weiter tun als hier zu sitzen und zu hoffen? Das durfte einfach nicht sein. Wahn würde unweigerlich in ihren Armen verbluten. Sie begann laut nach Hilfe zu rufen. Immer und immer wieder. Nach einer Weile jedoch wurden ihre Rufe leiser. Die junge Frau weinte. Sie hatte furchtbare Angst um ihn. Betrübt sah sie auf die weißen Schwingen Wahns. Mit der freien Hand berührte sie diese behutsam und strich darüber. Sie waren zart und weich. Lara fragte sich was dieser junge Mann nur war? Welch ein Wesen hatte solche Flügel? War er etwa eine Art Engel? Zitternd umarmte sie ihn leicht. Plötzlich hörte sie Hufgetrappel. Daraufhin folgte ein Wiehern. Lara wandte den Kopf und sah in Richtung Wald. Aus diesen trat nun ein kleiner Junge der ein braunes Pferd an den Zügeln mit sich führte. Der Blick des dunkelhaarigen Junges blieb auch gleich auf Wahn haften. Er schien sehr irritiert zu sein, was Lara nicht sonderlich wunderte. Immerhin sah er nun auch die Schwingen auf Wahns Rücken. „Das gibt es doch nicht. Mensch Ero“, sagte der Junge zu seinem Pferd. „Schau dir das an. Ein Engel.“ Er kam etwas näher. Neugierde stand in seinen Blick und einen Finger hatte er an den Mund gelegt. Lara sah ihn nun direkt an. „Bitte Junge. Ich brauche dringend Hilfe. Ich meine er braucht dringend Hilfe,“ brachte sie verzweifelt hervor. „Er wurde schwer verletzt. Wo ist das nächste Dorf hier Kleiner?“ Der Angesprochene deutete in Richtung Osten. „Dort hinten liegt das nächste Dorf.“ Lara nickte „Ich muss ihn irgendwie dorthin bringen. Aber wie.“ Der Blick des Jungen fiel auf das Tier neben ihm. „Ihr könnt doch Ero benutzen. Er ist ein gutes Pferd.“ Sofort drückte er ihr die Zügel seines Pferdes in die Hand. „Ero wird ihn tragen. Ich bringe euch zum Dorf. Tamo liegt nicht weit von hier. Dort gibt es sie und sie kann helfen. Aber ob sie einen Engel heilen kann?“ Der Junge half Lara Wahn auf das Pferd zu hieven und dann ging er vorneweg. Sie folgte ihm. „Hast du vielleicht etwas womit wir seine Flügel verdecken können?“, fragte sie ihn schließlich. Ihr war nicht wohl dabei, dass jeder im Dorf diese sonst sehen würde. Wer wusste schon wie manche Leute darauf reagierten. Der Junge nickte und deutete auf die Decke die das Pferd über den Rücken trug. „Reicht das?“ fragte er. „Und warum willst du sie verdecken sie sind doch schön?“ „Ja das sind sie“, seufzte die junge Frau und nahm die Decke vom Rücken des Tieres. Diese schwang sie über Wahn so dass man seine Flügel nicht mehr sehen konnte. „Aber ich glaube nicht das er möchte, das jeder sie sieht.“ „Wo entlang geht es denn?“ fragte sie schließlich den Jungen. Dieser lief vor und nahm die Zügel des Pferdes wieder in die Hand. Sie liefen eine Weile durch den Wald. Lara sah sich um. Das Dorf musste direkt in diesen liegen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Wald so bald aufhörte. Immer wieder warf Lara einen Blick zu dem bewusstlosen jungen Mann. Hoffte einfach, dass es nicht zu spät war. Sie behielt mit ihrer Vermutung Recht. Das Dorf zu welchen der Junge sie führte, lag mitten im Wald. Die Menschen an welchen sie vorbeikamen drehten sich etwas neugierig zu ihnen herum. Der Junge winkte ihnen kurz zu und sie taten es ihm gleich. Anscheinend war man hier Fremden nicht so feindlich gesinnt wie in Kenten. Allerdings lag dieses Dorf nun auch näher an der Lichtstadt, während Kenten kurz vor der Grenze zum Imperium lag. Nach einer Weile erreichten sie eine kleine Hütte, welche en klein wenig abseitsstand. „Warte hier. Ich hole Maria“, sprach der Junge und verschwand durch die Tür dieser. Wenig später kam er wieder in Begleitung einer langhaarigen jungen Frau. Sie trug noch eine Schürze über ihr grünliches Kleid und wischte sich die Hände an einem Tuche ab. „Du meine Güte“, kam es von ihr als sie den Bewusstlosen sah. „Jetzt aber schnell. Bringen wir hinein.“ Sofort verstaute sie das Tuch in der Tasche der Schürze und kam zu Lara. Dann half sie Wahn vom Pferd zu heben und ihn in das Haus zu tragen. Dort legten sie ihn auf ein Bett im hinteren Zimmer. Die Frau stellte sich als Pflegemutter des Jungens vor. Sie setzte sich auf den Stuhl neben das Bett und wollte schließlich nach der Decke greifen, welche Wahns Flügel verbarg. Lara schluckte als die Decke hinab rutschte. Die Frau legte den Kopf schief. „Nun das ist äußerst seltsam“, sagte sie sichtlich beeindruckt. Als sie Laras Blick bemerkte versuchte sie diese auch gleich zu beruhigen. „Keine Angst. Ich werde niemanden etwas davon erzählen. Aber etwas Besonderes ist das schon.“ Sie wandte sich an den Jungen: „Matt? Kannst du bitte schnell etwas Wasser holen. Ich muss die Wunde säubern.“ Sofort nickte der angesprochene und verließ die Hütte. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, sprach Maria. Dann entfernte sie den Stofffetzen, den Lara improvisiert um die Wunde angelegt hatte, um sie sich anzusehen „Es sieht übel aus aber ich tue mein Bestes.“ Sie lächelte etwas. Das wird schon wieder keine Angst. Es dauerte nicht lange und Matt kam mit einem Eimer voll Wasser und stellte ihn neben dem Bett ab. Nachdem sich Maria bei dem Jungen bedankt hatte begann sie die Wunde des Verletzten mit einem nassen Tuch zu säubern. Hin und wieder warf sie dabei einen Blick auf die Flügel. Während sie Wahn versorgte, hatte sich Lara auf einen zweiten Stuhl niedergelassen und sah besorgt zu. Matt stand etwas neben dem Bett. Der Blick des Jungen haftete die meiste Zeit auf den Flügeln. „Kann der Engel noch fliegen?“ Wollte er schließlich wissen. Maria welche nun die Wunde genäht hatte und Wahn einen Verband umlegte, lächelte vor sich hin. „Seine Flügel sind nicht gebrochen oder verletzt. Ich denke also er müsste es können.“ Schließlich richtete sie sich auf. „Matt. Ich denke unser Gast hat Hunger. Schmiere doch bitte ein paar Brote ja?“ „In Ordnung“, nickte der Junge und lief in ein anderes Zimmer. Erst als er gegangen war sprach Maria direkt zu Lara. „Was immer ihn erwischt hat, es muss ein harter Kampf gewesen sein. Die Wunde wirkt als sei sie durch Magie entstanden. Dunkler Magie. Er ist merkwürdig. Ich habe noch nie jemanden wie ihn gesehen. Es gibt alte Geschichten über geflügelte Wesen, die Engelsgleich in einer weißen Stadt lebten. Aber das kann unmöglich sein. Sie gelten als ausgestorben.“ Maria seufzte. „Ach gib nichts auf das Gequassel einer Hausfrau. Das ist wohl nur eine Geschichte. Nun ich lasse euch etwas alleine. Matt bringt dir sicher gleich etwas zu Essen und ich muss noch Besorgungen im Dorf machen, damit unser Freund hier bald wieder fit ist.“ Lara seufzte. „Ich danke dir vielmals“, gab sie zu verstehen. Maria wusch sich die Hände in einer Schüssel mit Wasser. „Nicht dafür. Das mache ich doch gerne. Und hey. Wer bekommt schon die Chance einem Engel zu helfen. Er wird sicher bald Wach werden. Du wirst sehen.“ Nochmals lächelte sie Lara an und verließ dann das Zimmer.
Wahn öffnete langsam die Augen. Nachdem sich seine Sicht allmählich geklärt hatte warf er einen Blick auf seine Umgebung. Wo war er hier? Neben ihn saß eine junge Frau. Er bemerkte, dass sie die Augen geschlossen. Dann richtete er sich vorsichtig auf und erkannte jetzt auch, dass seine Flügel noch draußen waren. Dem jungen Mann graute es bei dem Gedanken, wer sie nun alles gesehen hatte. Er zog sie wieder ein. Danach warf er einen Blick an sich herunter. Sein Oberkörper war verbunden worden. Wahn seufzte. So hatte er sich seine Rache nicht vorgestellt. Als er sich nochmals bewegte schreckte Lara neben ihm auf. „Oh du bist endlich wach“, kam es freudig von ihr. Der Schwarzhaarige nickte nur. Ihre Hand hatte Lara neben seiner auf dem Bett liegen. Er umfasste diese kurz, lies aber gleich wieder los. Warum das wusste er auch nicht so genau. „Es geht schon wieder“, keine Sorge. „Mir war nur ein wenig mulmig und ich musste mich ausruhen.“ Diese Worte klangen auch in seinen Ohren total absurd. Als die Zimmertür aufgestoßen wurde, stellte sich ein kleiner Junge vor das Bett und sah Wahn mit großen neugierigen Augen an. „Der Engel ist wieder wach, schön“, lächelte er. „Der Engel?“, wiederholte Wahn verwirrt. Dann musste er daran denken, dass er die ganze Zeit über seine Flügel draußen gehabt haben musste. Wieder wurde ihn unwohl und noch etwas kam auf. War es Furcht. Würde man ihn nun wieder vertreiben aus diesem Dorf? In den Augen der meisten war er nichts weiter als ein Dämon mit weißen Flügeln. Als er noch klein war hatte ihn seine Mutter immer wieder davor gewarnt er dürfe diese Schwingen niemanden zeigen, da es einfach zu gefährlich wäre. Er starrte den Jungen weiterhin an. „Was ist denn Engel?“ fragte dieser nun. Lara bemerkte Wahns Blick. „Mach dir keine Sorgen. Niemand hat deine Flügel gesehen. Wir haben unter einer Decke versteckt.“ „Das stimmt nicht so ganz.“ Maria betrat nun ebenfalls das Zimmer. „Auch ich habe sie gesehen und mein Kleiner hier schließlich auch.“ Sie hatte wieder ihr gütiges Lächeln auf den Lippen. „Aber mach dir keine Sorgen. Wir werden dein Geheimnis nicht verraten. Niemand erfährt davon.“ Wahn seufzte. „Wie lange war ich nun weg?“ fragte er nach. Maria setzte sich auf einen Stuhl an einen kleinen Tisch du Matt sich ihr gegenüber. „Zwei Tage, antwortete sie Wahrheitsgemäß. „Du hast viel Blut verloren und solltest dich wirklich noch ausruhen.“ „Zwei Tage?“, kam es fast schon erschrocken von dem jungen Mann. „Dann sollte ich mich nicht mehr lange hier aufhalten. Am besten gar nicht mehr.“ Lara legte den Kopf schief. „Aber du hast sie doch gehört Wahn. Du brauchst Ruhe.“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Nein das ist keine gute Idee. Wenn ich hierbleibe werden sie nach mir suchen und euer Dorf wäre in Gefahr. Am besten ist es, wenn ich sofort gehe. Ich denke ich schaffe das schon irgendwie. Dennoch danke ich euch.“ Wahn stand einfach auf auch wenn er noch wackelig auf den Beinen war. „Nichts da. Du bleibst erst einmal hier bis es dir wieder besser geht“, beharrte Maria. „Du kannst ja kaum stehen.“ Lara nickte zustimmend. „Deine Wunde war tief. Lass es doch nicht darauf ankommen.“ „Ihr versteht nicht. Es geht einfach nicht“, sprach Wahn leise. „Die Imperialen kommen sonst in euer Dorf. Das will und kann ich nicht verantworten. Bitte lasst mich gehen.“ „Imperiale?“ fragte Matt besorgt. „Aber das sind doch diese bösartigen Männer die alle töten wollen, gehörst du etwa zu denen?“ Wahn senkte den Kopf. „Ich bin keine Engel. Das war ich noch nie.“ „Und du bist auch kein Imperialer“, beharrte Lara. „Du warst nie wie sie und du wirst auch nie wie sie sein.“ Sie drückte Wahn mit sanfter Gewalt zurück ins Bett. „Sei doch einfach Vernünftig“, seufzte sie. Dann war es Wahn der einen resignierten Laut von sich gab.
Die Tür zum Zimmer wurde regelrecht aufgerissen und die völlig aufgelöste Maria stürmte hinein. Matt lief neben ihr. Als die Zwei den Raum betreten hatten warf Maria die Tür ins Schloss. Dann eilte sie zu einem Schrank und begann ein paar Kleidungstücke herauszuholen. Diese warf sie auf das zweite Bett im Zimmer. Wahn richtet sich etwas schlaftrunken im Bett auf. Lara welche auf einen Stuhl am kleinen Tisch saß sah verwundert zu ihr. „Ihr müsst sofort von hier weg“, kam es hektisch von Maria während sie die Sachen nun in eine Stofftasche steckte. „Sie kommen!“ Wahn weitete die Augen und Lara sprang sofort vom Stuhl auf. „Imperiale sind hier her unterwegs.“ Bevor Wahn nun etwas sagen konnte, schnitt sie ihm das Wort ab. „Nein ich glaube nicht, dass sie wegen dir hier einfallen. Es war einfach nur eine Frage der Zeit bis es soweit kommen musste. Tamo war ihnen schon immer ein Dorn im Auge. Wir wollten immer neutral sein. So mitten im Wald bekommen wir von der Außenwelt nicht so viel mit und die Außenwelt auch nicht von uns. Wir sind ein leichtes Ziel für die Truppen.“ Wahn hatte sich mittlerweile aus dem Bett geschafft und begonnen sich anzuziehen. Lara kam zu ihm und half ihm dabei ein ihm gereichtes Oberteil anzuziehen. Die Wunde schmerzte noch immer also erwies sich das nicht als so einfach. Maria hatte inzwischen die Tasche fertig gepackt. Sie legte nun ein Bündel und zwei Kapuzenumhänge mit dazu. „Nehmt das hier. Draußen erwarten euch zwei Pferde. Macht euch auf den Weg nach Sanctaris. In der Stadt des Lichtes findet jeder Zuflucht. Bitte nehmt Matt mit euch. Möge das Licht euch sicher an euer Ziel geleiten." „Aber was wird aus dir?“, fragte Lara nun. Die Angesprochene senkte etwas die Schultern. „Ich finde schon einen Weg. Bitte geht jetzt. Schnell. Es bleibt keine Zeit.“ Von draußen konnte man nun schon den Tumult hören. Viele Bewohner ergriffen wohl gerade die Flucht. Wahn und Lara legten sich die Umhänge an welche Maria ihnen mitgebracht hatte. Matt sah zu seiner Ziehmutter. „Aber ich möchte bei dir bleiben.“ Maria seufzte. „Ach Matt“, sagte sie etwas traurig. „Du musst jetzt einfach mit ihnen gehen. Sieh nicht zurück und glaub mir. Dort wird alles gut werden. Bitte frag nicht weiter. Du musst jetzt tapfer sein. Geh einfach mein süßer Kleiner. Du bist ein wunderbarer Junge.“ „Aber du kommst doch nach wenn du kannst oder?“, harkte der Junge nach. Maria sah ihn nun wehleidig an. „Ja ich komme nach sobald mir das möglich ist“, sagte sie. Wahn sah dem Ganzen mit gemischten Gefühlen zu. Er kannte solch eine Situation bereits. Für ihn war es nur eine Schlechte Lüge für ein unausweichliches Schicksal. Auch seine Mutter hatte ihn versucht zu vertrösten kurz bevor Diablo über seine Heimat herfiel. Ihm war es noch dazu zuwider nun seine eigene Haut zu retten und alle anderen hier zurückzulassen. Doch würde man ihm keine andere Möglichkeit lassen. Wahn atmete tief ein dann verlies er der Zimmer. Lara sah traurig zu Matt und Maria welche sich nochmals umarmten. Dann nahm sie die Tasche und das Bündel. Matt folgte ihnen schließlich nach draußen. Wie beschrieben standen hier zwei Pferde. Ein graues und auch der braune Hengst namens Ero. Lara hob Matt auf den Rücken des braunen Tieres sodass Wahn den Proviant in der Satteltasche des grauen verstaute und sich dort in den Sattel schwang. Im Dorf hatten sich einige Männer und Frauen versammelt. Sie trugen improvisierte Waffen bei sich. Holzfälleräxte, Mistgabeln und andere Arbeitswerkzeuge. Sie bereiteten sich auf den Zusammenprall mit den Imperialen vor. Maria kam nun ebenfalls aus dem Haus und winkte ihnen nochmals zu. „Jetzt geht schon und warnt den Rat des Lichtes. Wir brauchen dringend Hilfe." Lara trieb ihr Pferd nun an es fiel der jungen Frau aber sichtlich schwer das konnte man sehen. Wahn dagegen wandte sich nochmal Maria zu. Tränen liefen ihre Wange hinab. In der Ferne hörte man Rufe. Die Imperialen waren da. Nun wusste Wahn genau. Es gab keine Hoffnung mehr für dieses Dorf. Er nickte ihr dankbar zu und beschleunigte sein Pferd. Es dauerte nicht lange da hatte er zu Lara und Matt aufgeschlossen.
When Darkness Falls
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06.05.2022 17:18 (zuletzt bearbeitet: 27.06.2022 20:47)
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