Glaubst du nicht wenn es mir so einfach fallen würde das ich dies schon längst getan hätte Wahn?, fragte Sailin und schüttelte den Kopf. Selbst jetzt würde ich dir das Ding lieber aus der Hand reißen und wieder einstecken. Ich weiß nicht warum aber das ist wohl auch der Grund warum ich es nie jemanden erzählt habe. Ich fürchte mich davor schließlich erinnert es mich an einen Teil meines Lebens den ich nur all zu sehr vergessen würde. Aber ich kann nicht Wahn. Ich kann nicht vergessen was Ilian mir all die Zeit angetan hat. Und das vom ersten Tag an als er mich in dieses Haus brachte. Das erste was er tat war mir dieses Ding zu geben nur um dann noch am selben Abend über mich herzufallen. Ich habe geschrien und mich gewehrt doch am Ende war ich machtlos. Und niemand war da um mir zu helfen. Ich weiß es noch als wäre es gerade erst geschehen. Die ganze Nacht über bis zum ersten Sonnenstrahl verging er sich an mir. Ich konnte mich kaum mehr rühren. Mir tat alles weh und meine Beine trugen mich nicht mehr wirklich und doch zwang er mich freudestrahlend und noch voller Energie ihn vollkommen nackt zum Essen zu begleiten. Sailin stand da und ballte die Hände zu Fäusten. Der Körper der jungen Frau bebte. Ich spüre sie jetzt noch. All diese Blicke der Krieger an denen ich vorbeilaufen musste.

Wahn blickte Sailin einfach nur schweigend an. Hinter seiner Stirn arbeitete es das konnte man ihm ansehen. Und ich war nicht da um es zu verhindern kam es schließlich leise von ihm. Schlimmer noch. Ich habe dir vor nicht allzu langer Zeit fast genau so schlimmes angetan, weil mein Kopf nicht funktionierte. Das kann ich mir nie verzeihen. Niemals.

Ich habe dir verziehen Wahn also bitte. Diese Sache soll nicht zwischen uns stehen. Nicht mehr. Die junge Frau atmete schwer aus und schaute zu Boden. Ja das war schlimm, antwortete Sailin. Ich kann das nicht beschönigen, aber... Es war ein relativ kurzer doch zerstörerischer Schmerz doch nichts im Vergleich zu diesen fünf Jahren. Ich weiß noch wie einer seiner Dienstmädchen einmal der Teller herunter fiel als sie diesen zum Tisch bringen sollte. Anstatt das sie es sauber machen musste zwang er mich vom Boden zu essen. Ich wollte dies nicht. Was folgte war Schmerz als er mir das Kleid vom Leib riss, mich auf die Tischplatte dürckte und mit der Peitsche traktierte. Solange bis ich ihn anflehte aufzuhören und ich einwilligte seinem Befehl zu folgen. Ich saß da wie ein Hund und aß vom Boden. Als Sailin den Kopf wieder anhob um Wahn anzusehen kullerten ihr die Tränen die Wange hinab. Ich habe es versucht Wahn wirklich. Mich ihm zu widersetzen und das mit allen Mitteln. Doch egal was ich tat es endete im Schmerz. Entweder durch die Peitsche oder etwas anderes. Am Anfang war dies noch nicht einmal das schlimmste. Das Schlimmste war zu diesem Zeitpunkt die Tatsache das ich deinen Schmerz fühlte. Du warst tot und doch spürte ich es. Den ganzen Tag die ganzen fünf Jahre lang. Egal ob ich wie eine Dienstmagd Ilians Befehlen folgen oder ihm im Bett hörig sein musste. Meine Ruhe vor Ilians Mishandlungen hatte ich nur wenn er wegen irgendetwas unterwegs war. Er beließ es aber nicht dabei mich einfach ins Zimmer zu sperren. Wie einen Hund kettete er mich vor dem Haus an und ließ mich dort sitzen. Essen bekam ich nur von den Kriegern oder Dienern wenn sie mir dieses regelrecht hinwarfen. Wenn Ilian dann wiederkam ließ er mich regelrecht schruben und dann ging die Qual weiter. Die junge Frau ballte ihre Hände noch mehr zusammen. Mittlerweile weinte sie während sie sprach. Dann kam der Tag. Ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren als er mich zur Frau nahm. Mit allem was dazu gehörte. Die Hochzeitsnacht war halt am Tag und vor den Augen von Elias und aller anderen welche dort wohnten. Er hat mich an diesem Tag gebrochen Wahn. Von da an tat ich was er von mir verlangte. Ich leckte den Boden unter seinen Füßen sauber, bediente ihn wie es sich für eine brave Frau gehörte und war ihm zu Willen wann immer er mich und meinen Körper wollte. Ich war ihm hörig und das ging soweit das ich mich wehrte als Elias mich dort herausholen wollte.

Versteh mich nicht falsch wenn ich das Frage setzte Wahn nun an. Warum jetzt? Warum erzählst du es mir gerade jetzt? Es muss doch einen Grund geben denn es ist schon lange her. Wir sollten uns doch im Moment eigentlich freuen über die Kinder. Er verzog kurz die Lippen denn selbst in seinen Ohren klang es einfach falsch.

Ich freue mich über die Kinder, brachte Sailin schniefend hervor. Aber da gibt es etwas das Luzifer gesagt hat und das macht mir Angst. Ich muss immer wieder daran denken. Soviel Leid, Lügen und Geheimnisse... Die junge Frau wischte sich etwas mit dem Arm über das Gesicht doch es half nicht gegen die Tränen. Noch immer zitterte sie am ganzen Leib. Du schweigst dich aus und frisst alles in dich hinein. Den Tod Belias und Ariyas. Über das was dir im Reich Luzifers wiederfahren ist und das nun zum wiederholten Male. Das ist nicht gut. Ich merke es doch an mir. Sieh dir dieses Ding in deiner Hand an. Würde ich das mit mir rumschleppen wenn ich auch mal irgendwem davon erzählt hätte was mich belastet? Ich will das du wieder lachst. Das du dich über die kleinen Dinge im Leben freuen kannst. Das du es genießt mit deiner Familie zusammen zu sein. Wenn du das überhaupt wünschst.

Also erstens setzte Wahn an. Es steht außer Frage ob ich bei meiner Familie sein will. An so etwas darfst du nicht denken oder dran zweifeln. Zweitens. Ich will nicht darüber reden weil es mich sonst zerstört. Ich verbanne es einfach aus meinen Kopf damit ich nicht immer wieder daran erinnert werde. Etwas das ich im Imperium gelernt habe. Darüber reden reißt alles nur wieder auf. Und drittens ist Luzifer ein verdammter Intrigant. Er hat damit nur versucht dich zu verunsichern. Ich habe keine Geheimnisse vor dir.

Dann sag mir doch was ich tun kann um dir irgendwie zu helfen?, brachte Sailin hervor. Ich weiß die Lage ist im Moment einfach nur furchtbar aber ich... ich möchte doch nur verstehen und etwas tun. Wir sind eine Familie und da stehen wir füreinander ein. Das du den Kindern nichts aufbürden willst verstehe ich, aber... ich will dir doch nur helfen.

Mach einfach das was du immer machst. Das ist in Ordnung so Sailin und es hilft mir antwortete der Schwarzhaarige. Du brauchst den Worten Luzifers keinen Glauben zu schenken. Ihr schadet mir nicht. Im Gegenteil. Ohne euch würde es mir den Boden unter den Füßen wegreißen. Ihr seid das einzige das ich noch habe. Es ist einfach zu viel geschehen und ich traue mich eigentlich gar nicht nach Goa zurück. Das Chaos das dort entstanden ist kann ich unmöglich wieder auf die Reihe kriegen. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Das ist es einfach was in mir brodelt. Ich wurde wieder mal für solche Zerstörungen benutzt und konnte nichts dagegen tun.

Wahn, kam es schniefend von Sailin. Die junge Frau trat nun einfach ganz zu dem Schwarzhaarigen um diesen in die Arme zu schließen. Ich habe auch Angst. Wir wissen nicht im Geringsten wie es nun in Goa aussieht. Das Ausmaß von allem werden wir wohl erst sehen wenn wir wieder zu hause sind. Auch haben wir keine Ahnung was Luzifer in der Zwischenzeit eventuell noch angerichtet hat. Aber wir sind es nicht nur unseren Freunden sondern auch uns selbst schuldig zurückzukehren und unser bestes zu geben damit wieder Frieden einkehrt. Außerdem möchte ich die komplette Familie zusammenführen.

Aber ich weiß du wirst nicht locker lassen bis du weißt was passiert ist seufzte Wahn nun. Ich erzähl es dir sicherlich auch noch. Aber nicht heute. Ich will einfach nicht dran denken.

Ist okay, sagte Sailin. Die junge Frau löste sich wieder von Wahn da sie auch merkte das es dem Schwarzhaarigen gerade sichtlich unangenehm war. Er stand einfach nur recht steif da. Verzeih. Ich hätte nichts sagen sollen, meinte sie schließlich und atmete tief durch. Noch immer lagen Tränen in ihren Augen. Nach einem Moment streckte Sailin ihren Arm aus damit sie mit der Hand nach dem Reif greifen konnte welchen Wahn noch immer festhielt.

Schon in Ordnung. Es ist gut das du es mir gesagt hast. Kurz sah auch er zu dem Reif. Aber es ist nicht gut das du ihn weiterhin behalten willst. Tut mir leid. In diesen Moment begann der Reif einfach zu brennen und Wahn zog den Arm etwas zurück. Dann ließ er ihn auf den Boden fallen. Schließlich nahm er Sailin in den Arm. Du brauchst ihn nicht mehr. Wirklich nicht.

Für einen Moment stand Sailin einfach nur mit geweiteten Augen da. Von dem Reif, welcher gerade regelrecht geschmolzen wurde kam ein merkwürdig schmatzend klingender Ton. Wahn, kam es dann aber schließlich von der jungen Frau und sie legte ihre Arme um ihn. Sie konnte nicht verhindern das sie erneut anfing zu weinen. Sehr lange Zeit hatte sie über dieses Thema geschwiegen. Selbst bei Elias hatte die junge Frau nie etwas erwähnt. Schon aus Scham wegen dem was geschehen war als Ilian sie zur Frau genommen hatte. Sie war sich nicht sicher ob es wirklich befreiend war darüber zu reden, denn im Moment schmerzte die Erinnerung daran nur.

Lass es raus. Ist schon in Ordnung. Wahn setzte sich mit der jungen Frau nun einfach hin. Es ist vorbei und er wird dir so etwas nicht noch einmal antun. Dafür sorge ich.

Selbst wenn sie es gewollt hätte wäre es der jungen Frau nicht möglich gewesen sich zurückzunehmen. Zulange hatte sie dieses Thema tief in sich drinnen eingesperrt gehabt. Während Sailin einfach nur Schluchzte krallten sich ihre Hände regelrecht in das Oberteil des jungen Mannes. Kann...kann..., versuchte sie zu sprechen doch immer wieder kam es abgehackt rüber so das Sailin einmal kräftig Luft holte. Kannst du mir je verzeihen?, fragte sie gleich darauf doch es klang sehr verweint. Ich muss...ich muss es auf dich bürden. In seiner Gegenwart... in seiner Gegenwart kann ich nicht... Ich schaffe es nicht Wahn. Ich schaffe es nicht gegen ihn.