Du scheinst auch jemand dieser Sorte zu sein. Er hob kurz die Hand. Ins Reich der Dunkelheit kommen wohl selten Menschen einfach so rein und würden erst recht nicht ein Jahr lang überleben. Also kann er wohl kein Mensch sein. Reine Schlussfolgerung.

Nun schüttelte die junge Frau den Kopf. Nein das ist er tatsächlich nicht. Es stört mich nicht das er ein Dämon ist. Im Gegensatz zu dem typischen Volksglauben sind nicht alle Dämonen schlecht. Du bist es ja auch nicht, grinste Sailin. Nicht jeder hätte sich einfach so einer Fremden angeschlossen um sie auf einer Reise zu begleiten.

Die meisten Dämonen sind es gab Gevin zu verstehen. Und je mehr Macht sie besitzen des so schlimmer werden sie. Am schlimmsten sind die Reinblüter. Sie sehen von oben auf die Halbblutdämonen herab und behandeln sie auch so.

Da hast du sicher recht, stimmte die junge Frau zu. Ich kenne aber genügend andere Dämonen, welche nicht diese Art leben. Sailin lächelte leicht. Dir würde es in Midian gefallen. Die Stadt ist ein Zufluchtsort für Dämonen, welche nicht wissen wohin sie gehören oder die einfach kein Zuhause haben. Sicher gibt es auch dort Ausnahmen doch die meisten Dämonen sind vollkommen okay. Diese Dämonen lassen mich einfach daran glauben das es das Gute auch in dieser Rasse gibt. Und der Lord dieser Stadt ist mehr oder weniger ein Reindämon. Er ist nicht so wie seine anderen Artgenossen.

Du redest von Anima? sagte Gevin. Gerade er soll es doch ziemlich auf den Kerbholz haben. In Soles spricht man von den Taten dieses Mannes. Anführer des Kultes Massaker ohne Ende. Auslöschung der Elfen. Angriff auf den Rat des Lichtes. Er sollte dafür verurteilt werden. Aber was da raus kam habe ich nicht mitbekommen.

Plötzlich schaute Sailin sehr betrübt. Oh er wurde verurteilt, murmelte sie traurig. Diese Taten von denen du sprichst hat er wahrhaftig begangen, seufzte die junge Frau. Sie wiegen schwer und belasten sein Gewissen sehr das weiß ich. Er wurde regelrecht dazu getrieben. Man hat ihm sehr übel mitgespielt und so ist er in einen Sog aus Verzweiflung getrieben worden. Er kam mit nicht mehr damit klar das ihm alles unter den Füßen weggerissen worden war. Und so verlor er seinen Kampfgeist und hat sich einfach ergeben. Doch das ist nicht seine wahre Seite. Anima steht für das Gute in der Welt auch wenn viele immer wieder behaupten er wäre das Urböse. Dem ist nicht so. Er beschützt die welche er liebt und auch Freunde nennt. Für die Leute in Midian tut er alles. Und falls du es gehört hast hat Anima einen großen Teil dazu beigetragen die Schlacht vor einem Jahr gegen Luzifer und seine Bündnisse zu gewinnen.

Davon habe ich gehört meinte Gevin. So wie du das erzählst ist er nicht hingerichtet worden wie es eigentlich bei solchen Verbrechen üblich ist. Was ist mit ihm geschehen?

Einen Moment lang sah Sailin den Mann einfach nur an. Schließlich seufzte sie. Man hat ihn für eine ganze Weile verbannt. Er ist in Moment nicht hier und auch nicht erreichbar. Man hat ihm einfach zu Gute gehalten das er in der Schlacht und auch bei der Rückeroberung Midians und Soles geholfen hat.

Verstehe. Vermutlich ist es richtig so. Nun wir sollten uns ausruhen meinte Gevin und drehte sich etwas zur Seite. Wir haben ja noch einen langen Ritt vor uns. Er nutzte eine Decke als Kissen.

Da hast du wohl Recht, nickte Sailin. Auch die junge Frau legte sich hin. Mit Blick auf das Lagerfeuer atmete sie tief durch. Die Gedanken der Grünhaarigen wanderten zu Wahn. Das Jahr war fast schon herum und so fragte sie sich was wohl mit dem jungen Mann war. Hoffte sie doch so sehr das es ihm gut ging. Bei dem Gedanken daran ihn bald wiederzusehen musste sie kurz leicht lächeln. Kurz wanderte ihr Blick zu Gevin. Schließlich drehte sich Sailin etwas um. Wahn, murmelte sie leise kurz bevor sie einschlief.

Am nächsten Morgen stieß Gevin Sailin an um sie aufzuwecken. Hey Schlafmütze aufstehen. Der Braunhaarige hatte die Pferde bereits fertig gemacht und wartete nur noch auf sie. Wir sollten weiter. Wir sind gefährlich nahe an Midian dran und denen ihr Anführer ist ja nicht da wie du sagtest. So manche machen bestimmt Ärger und da will ich nicht mit reingezogen werden.

Keine Sorge, murmelte Sailin während sie sich etwas aufrichtete. Ich bin sicher der Kommandant Midians bekommt das schon hin. Er hat ja auch Unterstützung. Die junge Frau gähnte und rieb sich etwas über die Augen. Es dauerte noch einen Moment dann richtete sich Sailin auf. Gleich nachdem sie sich gestreckt hatte verstaute sie die Decke. Schließlich nahm sie die Zügel. Konntest du wenigstens etwas schlafen? Sailin lächelte Gevin an. Du musst aufhören dir so viele Sorgen zu machen.

Ich mache mir nicht wirklich oft Sorgen erwiderte Sailins Begleiter und schüttelte den Kopf. Ich denke nur realistisch. Er wartete bis Sailin aufgestiegen war und tat dann das gleiche. Schließlich ritten sie wieder los.

Gemeinsam mit Gevin schlug die junge Frau den Weg in Richtung Osten ein. Dabei kamen sie recht dicht am Ufer des Meeres vorbei. Die Umgebung war von grünen Wiesen gezeichnet. Sailin und auch ihr Begleiter kamen auf ihrer Reise an einigen Dörfern aber auch an einer Hafenstadt vorbei. Während Gevin dort Besorgungen tätigte schaute sich die junge Frau am Hafen um. Sie genoss die salzige Luft und den schönen Ausblick. Dabei hielt sie jedoch stets die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Alte Bekannte trafen sie nicht. Sailin wusste in dem Moment auch nicht ob sie diese treffen wollte. Ihre Reise war immerhin noch nicht beendet. Schließlich schlugen die Beiden einen Weg ein der weiter südlich führte. Probleme bekamen sie wie Sailin es vermutet hatte keine. Langsam aber sicher wich das Grün und wurde ersetzt durch rauen Fels. Sie hatten das große Gebirge erreicht in welchem sich der alte Tempel befand der für einen Moment die Quelle der Dunkelheit beherbergt hatte.
Vor einem eher unscheinbaren Eingang hielt Sailin ihre Stute plötzlich an. Da sind wir, sagte die junge Frau nach dem fast zweiwöchigen Ritt.

Na dann meinte Gevin und sprang vom Rücken seines Reittieres. Gehen wir rein würde ich sagen. Das ist wohl der letzte Tempel den wir besuchen werden. Dann ist deine Reise endlich zu Ende. Den Feuer und den Tod Tempel kann man eh vergessen. Den würden wir nie erreichen. Nicht lebend.