Plötzlich holte der Mann einfach mit der Eisenstange aus und schlug sie Ilian gegen den Kopf. Als dieser zu Boden ging warf er die Stange achtlos weg und wandte sich Sailin zu. Ohne sich länger aufzuhalten hob er sie auf und lief Richtung Ausgang einfach an Mepheistos vorbei. Draußen angekommen stand ein großes schwarzes Pferd mit glühend roten Augen. Er setzte Sailin auf dieses und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Dann packte er die Zügel Sharis um sie mit sich zu führen.

Während die Stute einen zufriedenen Ton von sich gab und bereitwillig dem schwarzen Hengst folgte saß Sailin zitternd vor dem Schwarzhaarigen. Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich während ihr die Tränen einfach weiterhin die Wangen hinab liefen. Ilian war da. Doch das konnte und durfte doch gar nicht sein. Er war getötet und seine Seele vernichtet worden. Angst machte sich in der jungen Frau breit. Für einen längeren Moment war sie gar nicht fähig auf irgendetwas zu reagieren.
Der Mann trieb seinen Hengst über die felsigen Wege. Obwohl das Pferd sich recht schnell fortbewegte lief er recht sicher. Shari folgte ohne größere Probleme. Erst als sie die felsige Umgebung hinter sich gelassen hatten ließ der Mann seinen Hengst langsamer werden. Zwischen den Bäumen schließlich kam dieser zum stehen. Kurz darauf ließ der Schwarzhaarige die Zügel Sharis los um dann von dem Rücken des Hengstes zu steigen.
Sailin merkte wie sie erneut hochgehoben wurde. Nur einen Moment später saß sie auch schon auf der weichen Wiese und lehnte an einem Baum. Erst als sich der Mann vor sie hockte hob Sailin langsam den Kopf an. Ihr Blick fiel auf das von Dreck versehene Gesicht. Seine Augen konnte die junge Frau durch die Binde nicht sehen. Doch hier im Licht waren die grünen Strähnen in den schwarzen Haaren des Mannes sichtbar. Außerdem konnte Sailin mehrere Narben sehen welche das Gesicht des Mannes zierten. Ein schreckliches Überbleibsel einer hinterhältigen Intrige durch welche den Mann im Gesicht furchtbar entstellt worden war. Außerdem konnte die junge Frau das verletzte rechte Ohr nun sehen. Ein Stück fehlte. Auch der Oberkörper war von Narben und Wunden gezeichnet. Vor einem Jahr hing dort noch imperiale Technik. Metallische Platten welche ihm später innerhalb einer Folter gewaltsam wieder abgerissen worden waren. Wahn, kam es recht leise von Sailin. Kaum hatte sie das gesagt fiel sie auch schon nach vorne und umarmte den Mann. Die junge Frau klammerte sich regelrecht an den Schwarzhaarigen. Du bist da. Du bist wirklich wieder da, schluchzte sie auf. Wahn. Noch immer steckte der Schreck in ihren Knochen und sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Doch dieses mal mischten sich auch einfach nur Freudentränen dazwischen.

Der Angesprochene nickte und legte seinen rechten Arm um die junge Frau so das er die Hand welche eine dunkle dämonische Klaue war, auf ihren Rücken platzieren konnte. In dieser Position mit Sailin an sich liegend verharrte er eine ganze Weile. Er lies sie erst einmal zur Ruhe kommen. Sein Schwert hatte er einfach per Magie beim Absteigen verschwinden lassen.

Mit geschlossenen Augen lehnte Sailin auch nach mehreren Minuten noch an dem Mann. Ihr Griff um ihn hatte sich doch wieder etwas gelockert während die Tränen langsam trockneten. Ich wusste das du wiederkommst, murmelte die junge Frau schließlich ohne auf das vorhergegangene einzugehen. Ich hab es einfach gewusst. Langsam löste sich Sailin von dem Mann. Doch nicht weit weg. Ihr Blick wanderte vom Oberkörper des Mannes wieder zu seinem Gesicht. Wie du nur aussiehst. Wie ein streunender Waldbewohner, kam es nach einem Moment mit einem leichten Grinsen im Gesicht von der jungen Frau. Nun hob sie auch beide Hände an um diese auf die vom Bartwuchs gezeichneten Wangen zu legen. Sanft strich sie ihm mit dem Finger darüber. Nur einen Augenblick später umarmte Sailin den Mann erneut während sie ihm einen Kuss auf die linke Wange drückte. Ich hab dich so vermisst, schniefte sie während sich erneut ein paar Tränen in ihren Augen sammelten.

Nach einer Weile löste sich Wahn sanft von der jungen Frau und zuckte einfach mit den Schultern während er den Kopf etwas senkte als wolle er an sich herunter sehen. Es schien als wollte er etwas sagen doch kein Ton kam über seine Lippen. Schließlich schnaubte er etwas.

Wahn, kam es betroffen von der jungen Frau. Wieder legte sie ihm die Hände an die Wangen. So schlimm siehst du wirklich nicht aus, versuchte sie kurz zu witzeln. Ein bisschen baden und etwas rasieren und schon sieht das Ganze wieder gut aus. Und um deine Wunden kümmer ich mich. Die junge Frau atmete tief ein. Du warst schwer am Hals verletzt. Es wird wohl ziemlich lange dauern bis es heilt. Ich bin sicher das wird schon wieder. Du hast doch aber noch andere Möglichkeiten zu sprechen. Es gibt keinen Grund mir gegenüber zu schweigen. Ich weiß das letzte Jahr war alles andere als einfach. Man sieht es dir an. Doch du hast es überstanden und bist zurück. Die junge Frau gab kurz einen amüsierten Ton von sich. Da haben meine Gebete ja doch etwas gebracht.

Wahn richtete sich nun auf und streckte sich ausgiebig. Wobei er den einen Arm etwas weniger zur Seite schob als den anderen. Dann lauschte er. Der Wind fegte durch das Geäst der Bäume und man hörte das Zwitschern von Vögeln. Etwas das er schon seid langen vermisst hatte. Im Reich der Dunkelheit gab es keine normalen Tiere. Der Schwarzhaarige näherte sich seinen Pferd. Dann griff er in die Satteltasche und holte etwas heraus. Nun hielt er eine Pergamentrolle in seiner Klaue und Sailin entgegen.

Die junge Frau legte den Kopf schief. Dann aber nahm sie die Rolle entgegen. Das Zeichen Luminas, sagte sie verwirrt nur um dann vorsichtig das Siegel aufzubrechen. Schließlich rollte sie das Pergament aus und fing a zu lesen. Das ist ein Brief von Avon, sagte sie und musste dann lachen. Er hat ihn Shaitan angehangen da er wusste das der Knabe ja gleich los eilt wenn du wieder auftauchst. Und das du wohl gleich auf die Suche nach mir gehst. Er schreibt sobald du mich gefunden hast sollen wir uns zum Tempel des Dämmerlichts begeben. Kaum hatte sie das gesagt seufzte die junge Frau. Aber ich bin doch noch gar nicht mit meiner Reise fertig. Mir fehlen doch noch Tempel. Ganz zu schweigen von dem Letzten indem...dem... Sailin zog die Beine zusammen und legte den Kopf auf die Knie.

Nun schüttelte Wahn einfach den Kopf. Dann deutete er zu den Beiden Pferden und kurz darauf auf dem Brief. Ohne groß weiter darauf einzugehen schwang er sich auf Shaitans Rücken. Dann winkte er Sailin heran.

Einen Moment lang blickte die junge Frau den Schwarzhaarigen auf dem Hengst an. Schließlich richtete sie sich auf um noch einmal zu dem Brief zu sehen. Na gut, seufzte Sailin schließlich. Du hast gewonnen. Es wäre wohl auch keine gute Idee da jetzt wieder hinzugehen. Ohne noch weiter zu zögern trat die junge Frau zu ihrer Stute. Kaum bei dieser stieg sie auf und nahm die Zügel in die Hand. Wahn? Danke wegen vorhin. Wenn du nicht gekommen wärst dann... Sailins Stimme zitterte etwas als sie einfach mitten im Satz abbrach.

Da Shari nun direkt neben Shaitan stand streckte Wahn seine Klaue aus um mit ihr Sailin über die Schulter zu fahren. Den Kopf hatte er in ihre Richtung gedreht. Dann machte er eine Geste um sie zum Los reiten zu bewegen.

Schon gut, sagte Sailin während sie ihre Hand auf Wahns Klaue legte. Kurz versuchte sie zu lächeln doch das misslang etwas. Ich weiß. Machen wir uns auf den Weg. Kaum gesagt stieß sie Shari in die Seite damit sie sich in Bewegung setzte.

Sie erreichten nach einen langen ritt das Gebirge auf welchen sich der Zielort befand. Der Tempel des Dämmerlichtes. Wahn stieg von seinen Pferd ab und stellte sich vor die Felswand. Dann reckte er den Kopf nach oben als wolle er einen Weg suchen. Am besten erreichte man den Tempel per fliegen. Doch sie hatten gerade keinen Wyvern oder Drachen an ihrer Seite den sie fragen konnten.

Gleich nachdem sie abgestiegen war trat Sailin neben den jungen Mann und blickte ebenfalls rauf. Wird es den bei dir gehen?, fragte sie etwas besorgt klingend. Das geht schon recht steil nach oben.

Wahn schüttelte den Kopf und gab ein Schnauben von sich. Dann drehte er sich herum und hob Sailin einfach auf so das er sie in den Armen trug. Kurz darauf drangen zwei paar schwarze gefiederte Schwingen aus seinen Rücken. Dann schwang er sich mit ihr zusammen in die Lüfte.