Ich wusste es, meinte Sailin. Die junge Frau starrte einen Moment auf das Buch, dann drehte sie den Kopf. Als die Grünhaarige aus dem Fenster sah bemerkte sie das es bereits dunkel draußen geworden war. Der Mond stand bereits sehr hoch. Kurz überlegte Sailin ob sie nicht doch mal schlafen sollte, aber dann schüttelte sie den Kopf. Was machte es schon aus ob sie weiterließ? Schlafen würde sie eh schlecht wenn überhaupt. Ihre Sorge um den Mann welchen sie liebte war einfach zu groß. Auch wenn sich die junge Frau wünschte gleich morgen früh wieder aufzubrechen um erneut nach diesem zu suchen wusste sie das es nicht ging. Ihre Freunde würden es nicht zulassen. Waren sie doch erst von eine langen erfolglosen Suche zurückgekehrt.
Sailin atmete tief ein bevor sie sich wieder dem Buch zuwandte. Die Geschichte fesselte sie. Doch fragte sie sich auch woher dieses Buch plötzlich gekommen war. Hatte vielleicht einer ihrer Freunde es dahin gelegt? Sailin beschloss morgen ihre Freunde danach zu fragen, doch für jetzt wollte sie einfach weiter lesen.
Der Verfasser hatte wohl endlich einen sicheren Platz für sich gefunden und konnte erst einmal verschnaufen. Sailin fragte sich ob dies so bleiben würde. Doch irgendwie bezweifelte die junge Frau das.

Ich verbrachte Wochen, Monate hier in dieser Festung. Alleine. Abgeschnitten von allen was sich dort draußen herumtrieb. Doch wenigstens hatte ich eine Zeit lang meine Ruhe. Am heutigen Tage änderte sich dies jedoch schlagartig. Plötzlich kamen sie erneut und umstellten die Festung. Tagelang belagerten sie mich. Warteten auf Verstärkung. Ich war der Dämon der in der Feste hauste und der fallen sollte. Sie wollten Krieg sie konnten ihn haben. Ich würde nicht mehr weglaufen.

Die Tür zu dem Zimmer Sailins öffnete sich als es mittlerweile hell geworden war. Ein Junge, nicht älter als Dreizehn Jahre, mit weißen kurzen zerzausten Haaren kam herein. In der Hand hielt er ein Tablett mit Essen und Trinken darauf. Sein Blick fiel auf das Bett, in welchem Sailin lag und schlief. Das Buch lag auf ihrem Schoss, noch immer aufgeklappt. Der Junge seufzte und schüttelte den Kopf. Schließlich trat er neben das Bett und stellte es auf den Schrank. Das Buch klappte er einfach zusammen ohne dieses genau anzusehen und legte es ebenfalls dahin. Schließlich zog der Junge die Decke vom Fußende hoch und deckte die Frau zu.
Aiden, kam es dann aber plötzlich von der Tür so das der Junge herumfuhr und den Finger auf den Mund legte. Mutter schläft, meinte er nur. Der Mann mit den kurzen braunen Haaren und den leicht angedeuteten spitzen Ohren nickte. Alasdair war ein Halbelf und ein guter Freund. Er trug eine lederne Rüstung und hatte ein Schwert am Gürtel hängen. Den Jungen winkte er nun einfach zu sich. Dann lassen wir sie in Ruhe und schlafen. Komm gehen wir zu den Anderen. Aiden sah noch einmal kurz zu seiner Mutter dann aber folgte er Alasdair.

Sailin wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte doch irgendwann schlug sie die Augen auf. Es war hell und als sie den Kopf drehte bemerkte die junge Frau das sie zugedeckt war. Ihr Blick fiel auf den Schrank neben dem Bett. Dort stand das Tablett mit Essen und auch das Buch lag dort. Kurz keuchte Sailin auf als sie sich etwas aufrichtete um nach dem Buch zu greifen. Das Essen ignorierte sie, doch nahm die junge Frau einen Schluck von dem Trinken. Dann erst schlug sie das Buch wieder auf. Sailin konnte sich daran erinnern das sie als letztes gelesen hatte wie die Menschen die Festung belagert hatten. Sie führten regelrecht Krieg gegen den Dämon der sich tapfer zur Wehr setzte. Der Kampf dauerte sogar mehrere Monate an. Dafür das es nur eine einzige Person war die sich zur Wehr setzte dauerte es wirklich sehr lange. Sailin war bewusst das dieser Dämon ein sehr starker war. Denn sonst hätte er nicht so lange ausgehalten.
Sailin klappte das Buch da auf wo sie aufgehört hatte zu lesen da sie einfach eingeschlafen war.

Das kann doch nicht sein. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Kaum mehr fähig etwas gegen diese Überzahl zu tun. Sie haben mich zu einen ungünstigen Zeitpunkt abgepasst und schwer verletzt. So war ich gezwungen mich wieder einmal zurück zu ziehen. Wenn ich jetzt nichts tue, werden sie mich erneut angreifen udn dann weiß ich nicht was geschehen wird. Die Menschen sind über all die Jahre stärker geworden. Sie wissen von uns. Wissen wie man gegen uns angeht. Mein Fehler war es, sie zu unterschätzen. Diese Zeilen schreibe ich mit meinen eigenen Blut. Einfach alleine schon um mich selbst vor diesen Fehltritt zu waren, sollten dies nicht die letzten Zeilen sein die ich hier schreibe. Ich werde mich weiter in der Festung zurückziehen und mich dort verstecken. Werde mich mit der grausamen Einsamkeit abfinden und verstehen das nichts mehr so ist wie es einmal war. So kann ich nur hoffen das sie mich nicht finden und ihr Werk vollenden.

Während sie die Zeilen lass schaute Sailin immer bedrückter. Dieser Dämon tat ihr einfach nur leid. Wusste sie doch selbst wie grausam die Menschen sein konnten. Vor allem zu denjenigen die sie nicht verstanden. Sicher hatten die Menschen Angst, aber so wie sie vorgingen machten sie sich schuldig. Ein leben war ein Leben. Egal zu was für eine Rasse dieses Leben gehörte. Und Sailin wusste sehr genau das es auch gute Dämonen gab.
Als Sailin umblätterte fiel ihr auf das ein großes zeitliches Loch auftauchte. Das neue Datum war sehr viel später.

Ich weiß nicht wie viel Zeit nun Vergangen ist. Es kam mir so unendlich vor während ich einfach in meinen Versteck ruhte. Merkwürdige Geräusche ließen mich erwachen. Ich konnte spüren das sich jemand meinen Reglosen Körper näherte. Wieder einmal hörte ich Stimmen. Menschen hatten mich gefunden. Dies war mir bereits im ersten Moment klar. Doch sie schienen unerfahren und neugierig zu sein. Als mich etwas berührte zwang ich mich dazu die Leblosigkeit von meinen Körper zu verdrängen. Die Bewegung lies sie schreiend davon rennen. Mühselig richtete sich mich auf. Mein Körper war schwach und kalt. Fühlte sich rau und ledrig an. Mit großen mühen schaffte ich es zu einen Spiegel zu gelangen. Was ich dort erblickte ließ mich zweifeln. Ich hatte das Gefühl als starrte ich den Tod an. Die Haare waren weiß geworden. Die Haut völlig blass. Tiefe dunkle Augenringe untermalten den trüben Blick meiner Augen. Aus Frust zerschlug ich den Spiegel und aus meinen Mund drang ein wütender Schrei.

Nun musste Sailin schlucken. Hatte der Dämon solange geruht das er bereits so sehr gealtert war? Aber wie war das möglich? Er hätte doch Nahrung zu sich nehmen müssen. Sailin lass die Zeilen nochmal. Für sie klangen diese Worte wirklich so das der Verfasser die ganze Zeit geschlafen hatte. Oder so etwas in der Art. Das Herz der jungen Frau wurde immer schwerer während sie weiterlass.

Immer wieder dringen sie ein. Neugierige Menschen meist noch junge wollen sich ihrer Angst stellen. Sie glauben etwas böses Haust in diesen Mauern. Ich zeigte ihnen das Böse in Menschengestalt. Ich war es leid immer und immer wieder eine Attraktion zu sein. So verjagte ich sie. Hin und wieder kamen Menschen mit schlechten Absichten. Sie wollten stehlen oder etwas zerstören, doch ich war es der sie zerstörte. Doch schlussendlich blieb ich alleine. Ich nahm nichts zu mir, weder Essen noch trinken. Konnte man dies doch längst nicht mehr als Leben bezeichnen. Ich hatte damit abgeschlossen. Mit der Zeit wurden die Eindringlinge weniger. Jeder fürchtete dieses Gemäuer udn das was in ihm lauerte. So vergingen erneut Monate. Die Zeit in welche ich einfach vor mich hin vegetierte. Es gab nichts das ich tun wollte und nichts das mir noch etwas bedeutete. Ich hatte alles verloren und somit herrschte nur noch Leere in mir.

Plötzlich musste sich Sailin einige Tränen wegwischen die ihr nun über die Wangen liefen. Es konnte doch nicht sein das dieser Dämon dort wirklich einfach vor sich hinvegetierte und nichts tat. Es klang wirklich sehr danach das er seinen Lebensmut verloren hatte. Wie auch den Rest. Sailin atmete kurz tief durch und wischte sich erneut die Tränen weg bevor sie sich dem Buch wieder zuwandte. Hier folgte wieder eine große Zeitspanne die verging.

Ein Mädchen. Es kommt immer wieder hier her. Ich schaffe es einfach nicht sie zu verjagen. Sie ist stur und sie will mit mir reden. Etwas an ihr erinnert mich an jemanden den ich verloren hatte. Egal was ich tat, egal wie abweisend ich zu ihr war, sie stand sehr bald wieder vor mir. Sie lächelte, sie bedauerte mich. Ich weiß nicht wirklich was das soll.

Das war ein Moment der Sailin doch verblüffte. Kurz musste sie schmunzeln. Das erinnerte sie plötzlich an sie selbst. Es war nun bereits sehr lange her das sie auch so eine Person gekannt hatte. Stur und abweisend. Und dennoch war sie ihm nicht von der Seite gewichen. Die junge Frau konnte sich schon gut vorstellen warum das Mädchen dies tat. Würde sie dem Dämon helfen?

Heute gab es einen Zwischenfall. Der Freund des Mädchens war aufgetaucht in Begleitung eines Polizisten. Genau das war es was ich vermeiden wollte. Noch mehr Gesellschaft. Der Polizist glaubte mich festzunehmen zu können. Sie gaben mir die Schuld daran dem Mädchen etwas getan zu haben. Dies machte mich wütend. So verjagte ich auch diese beiden, doch was würde nun noch alles geschehen. Wusste die Welt wieder wer ich war? Würde sich nun alles wiederholen? Ich konnte mir nur Kopfschüttelnd eingestehen, das dies nicht der Fall sein konnte. Zu viel Zeit war vergangen. Niemand dieser Leute würde noch leben.

Oh, murmelte Sailin. Die junge Frau hoffte das es für den Dämon nicht wieder schlimm enden würde. Er hatte wahrlich genug durchgemacht. Dennoch fragte sie sich was wohl mit dem Mädchen war wenn der Freund sogar auftauchte. So sehr sie das Buch hätte vielleicht zur Seite legen müssen konnte Sailin nicht. Sie wollte mehr wissen. Und keiner der anderen würde sie nun wieder auf die Suche nach ihm gehen lassen. Kurz ließ die junge Frau die Schultern hängen. Sie musste ihn wiederfinden.

Ein paar Dinge machten mich stutzig an diesem Mädchen. Sie trug eine Kette bei sich die mir aus meiner Zeit bekannt vorkam. Ich schenkte sie eins jemanden den ich liebte. Des weiteren scheint sie eine Gabe des Lichtes zu besitzen. Wenn auch nur gering. Doch welcher Mensch konnte dies schon. Sie kommt immer wieder zu mir. Will wissen was ich über diese Kette und diese Magie weiß. Ich aber will nicht wirklich darüber reden. Die Kette gab ich ihr zurück. Ich wollte mich nicht an das Vergangene erinnern. Damit hatte ich abgeschlossen.

Du siehst Gespenster, murmelte Sailin während sie die Zeilen erneut überflog. Das kann gar nicht sein. Die junge Frau schüttelte den Kopf und fasste sich an die Kette. Die Kette welche ihr, ihr Freund geschenkt hatte. Für die junge Frau war dieses Schmuckstück etwas ganz besonderes. Das was der Verfasser hier schrieb machte auch sie stutzig. Ein Mädchen das eine Gabe beherrschte und eine Kette trug die dem Dämon wichtig war. Sailin starrte einen längeren Moment vor sich hin, dann aber schüttelte sie erneut den Kopf. Du spinnst Sailin, meinte die junge Frau und fing an weiter zu lesen.