Zeitenchaos

Eine leichte Sommerbrise drang durch das weit geöffnete Fenster. Die blauen etwas durchsichtigen Gardinen wehten in das kleine weißgestrichene Zimmer. Dieses war gemütlich eingerichtet. Neben einem einfachen Bett stand ein kleiner weißer Nachtisch. Auf diesen war eine kleine Blumenvase gestellt worden. Die roten Rosen waren bereits weit geöffnet. Gegenüber an der Wand sah man einen ebenso hellen größeren Schrank. Genau daneben war ein kleines Sideboard mit einem Spiegel drüber hingestellt worden. Ein gemütlicher weicher, mit Blumen verzierter, Stuhl stand davor. Auf dem Sideboard lag allerhand Kosmetik und mehrere Bürsten. Ein kleiner durchsichtiger quadratischer Würfel stand an der Seite. In diesem lag eine weiße leicht glänzende Kugel. An der Wand über dem Bett hing ein größeres Bild. Es zeigte eine ländliche Hütte mitten im Sonnenuntergang.
Ein leises Stöhnen war aus dem Bett zu vernehmen als die Person darin aufwachte. Langsam hob diese ihre Arme und rieb sich mit den Händen an den Augen. Schon wieder, murmelte die doch ältere Dame und richtete sich im Bett auf. Ihre matten blauen Augen sahen sich kurz im Zimmer um. Lange weiße Haare fielen der Frau den Rücken runter. Nach einem tiefen Seufzer schlug sie die Decke weg und stand auf. Ein langes rotes Nachthemd verdeckte ihren sehr gealterten Körper. Langsam lief die Weißhaarige zu dem Sideboard und setzte sich auf den Stuhl. Ihr Blick wanderte zum offenen Fenster als eine weitere Brise hereinkam. Es war früher Morgen und das Hupen der Autos in den Strassen der Stadt Hamburg war laut zu hören. Eine Polizeisirene ertönte und entfernte sich immer mehr. Die alte Frau sah zu dem Spiegel vor sich und betrachtete ihr Aussehen. Nun waren es schon etwas mehr als sechsig Jahre seid sie in den Strassen dieser Stadt aufgewacht war. Die Finger der Frau wanderten zu der Schublade und öffneten diese. Als sie ihre Hand wieder anhob hielt sie ein zerbrochenes Schwert in dieser. Der Griff, Schafft und ein kleiner Teil der Klinge waren noch erhalten. Ein merkwürdiges Zeichen war auf diesem Teil des Schwertes zu sehen. Ein Zeichen welches es hier nie gegeben hatte. Die Frau seufzte und legte die Klinge wieder weg. Als sie wieder in den Spiegel sah musste die Dame an den Traum denken, welchen sie hatte. Eine von Nebel verhüllte Person war in diesem vorgekommen. Immer wieder bat dieser Fremde um Hilfe. Sagte das nur sie ihm helfen könne. Die Weißhaarige atmete schwer ein. Wusste sie doch nicht was diese Träume bedeuteten. Es war noch nicht lange her da hatten diese begonnen. Warum nur träumte sie immer wieder von diesem Nebel und der verhüllten Person?

Ein schwarzes Auto fuhr vor das Haus. Der Motor wurde abgeschaltet und ein Mann stieg aus. Er hatte etwas über die Schulter reichende braunschwarze Haare. Ein Bart zierte das Kinn. Seine Kleidung war etwas dunkler. Er trug eine schwarze Jacke über ein dunkelrotes Oberteil und eine dunkle Hose. Grüne Augen schauten zu der Tür des Hauses. Dann streckte sich der junge Mann etwas und schloss das Auto ab. Schließlich lief er zur Haustür und zog einen Schlüsselbund hervor. Dann öffnete er sie und machte sich auf den Weg zu der Wohnung im Untergeschoss. Die Wohnungstür schloss er auf. Hallo Sailin rief er auf. Alles klar bei dir? fragte er schließlich als er an der Zimmertür der älteren Dame stand.

Sailin machte ihren Kleiderschrank zu und drehte sich zu dem jungen Mann. Sie trug mittlerweile eine schwarze Hose und ein helles Oberteil. Darüber hatte sie eine weiche Fleecejacke in einem beigen Ton. Jack, sagte die ältere Dame und lächelte. Ich lebe noch. Also denke ich dürfte alles okay sein. Die Nacht war wieder etwas unruhig aber was will ich erwarten? So jung das ich durchschlafen würde bin ich nicht mehr. Sailin lief zu dem jungen Mann und legte den Kopf schief. Und wie geht es dir? Du siehst aus als ob du eine lange Nacht hattest. Wie ist dein Date denn so gelaufen?, grinste die ältere Dame.

Jack legte die Hand an seinen Hinterkopf. Nicht so gut gestand er. Um ehrlich zu sein wars ein reines Desaster. Ich wurde fast zusammen geprügelt weil plötzlich ihr Ex aufgetaucht ist. Die Nacht hätte ich dann wohl im Krankenhaus verbringen können. Er seufzte. Ich glaube das wird nichts mit uns beiden. Ich habe mich wohl in ihr getäuscht. Aber egal. Ist eh schwer jemanden fürs Leben zu finden. Und wie siehts aus. Kann ich dir bei irgendetwas zur Hand gehen?

Wem sagst du das? Ich habe es irgendwann einfach aufgegeben. Es ist nie der Richtige gekommen. Nur Schade, ich hätte gerne mal Kinder gehabt. Aber was solls. Sailin drehte sich um und schaute zu einem Foto was an dem Spiegel hing. Es zeigte sie als sie jünger war zusammen mit Jack und noch einer jungen Frau. Die Dame wand sich wieder an den Dunkelhaarigen. Du wirst sicher irgendwann die Eine finden. Nun wenn du schon so fragst. Morgen ist Helenas Todestag und ich wollte noch Blumen besorgen damit ich morgen zum Friedhof kann. Ausserdem ist mein Kühlschrank etwas leer. Die Frau seufzte. Wie ich es manchmal hasse alt zu sein. Soviel kann man nicht mehr alleine machen.

Dann sollten wir uns um deinen Kühlschrank kümmern damit er wieder voll ist. Jack grinste. Mein Auto steht draußen wir können also gerne gleich fahren wenn du magst. Er maß die ältere Dame mit einen nachdenklichen Blick. Du siehst aber heute auch nicht sonderlich ausgeruht aus. Ist alles in Ordnung?

Sailin zuckte mit den Schultern. Ich habe so ein paar merkwürdige Träume. Die rauben mir doch etwas den Schlaf. Die alte Dame lief an Jack vorbei und kramte im Flur zwei Beutel heraus. Als sie sich wieder aufrichtete sah sie den jungen Mann an. Wenn du soweit bist ich wäre es. Ich kann dir ja während der Fahrt etwas erzählen. Ein wenig frische Luft tut immer mal gut. Solange wie du nicht wieder das Verdeck öffnest. Sailin grinste. Die Knoten vom letzten Mal sind noch nicht alle aus meinen Haaren verschwunden.

Ach ohne Verdeck ist doch ne feine Sache gab Jack zu verstehen. Aber wie du willst. Er begleitete Sailin hinaus zus einen Auto und half ihr beim einsteigen. Während sie fuhren fragte Jack nochmal Nach. Er wollte wissen was für Träume es waren welche der älteren Frau den Schlaf raubten.

Sailin sah kurz zu Jack und dann aus dem Fenster. Der junge Mann fuhr gerade an einem alten Park vorbei. Dieser war früher wunderschön gewesen doch mittlerweile war das nicht mehr so. Viele Bäume waren abgestorben und überall lag Müll herum. In diesen Park ging Sailin nicht mehr. Zu viele Obdachlose und Kriminelle lauerten dort.
Es ist komisch., fing die ältere Dame an. Ich habe diese Träume nun schon seid ein paar Tagen und es ist immer das selbe. Um mich herum ist nichts nur ein merkwürdiger Nebel. Ich höre einen Ruf. Sailin sah Jack an. Da ruft immer jemand meinen Namen. Mitten aus dem dicken Nebel dring eine Stimme die immer klarer meinen Namen ruft. Dann taucht da einfach nur ein Schatten in dem Dunst auf. Was oder wer das ist weiß ich nicht, aber er sagt das er Hilfe braucht. Und das ich die Einzige bin die ihm helfen kann.

Merkwürdig gestand Jack nachdenklich. Nun du hast in deinen früheren Leben viel erlebt und durchgemacht. Eigentlich ist es nicht so verwunderlich das dich seltsame Träume plagen. Nur Frage ich mich was sie bedeuten. Jack bog in eine weitere Straße ab und sie erreichten schließlich das Einkaufzentrum. Wieder half er Sailin beim Aussteigen. So wie er es immer tat. Schon sehr lange.

Sailin bedankte sich bei dem jungen Mann und schaute sich kurz um. Mehrere Leute waren bereits unterwegs und durchquerten das Einkaufszentrum. Doch es waren bei weitem nicht so viele wie sonst. Die ältere Dame legte den Kopf schief. Wie es aussieht hat der werte Herr Viktor mal wieder irgendetwas gemacht was die Nachrichten natürlich nicht bringen dürfen., murmelte die Frau etwas leiser. Was ihn wohl diesmal wieder verärgert hat? Schade das ich nicht erleben werde wie er gestürzt wird. Sailin blieb vor den Einkaufswagen stehen und sah Jake an. Ach hör nicht auf das Gerede einer alten Frau. Und ja ich weiß. Er ist immer noch dein Chef. Nun schüttelte Sailin den Kopf. Wie sollte ich noch jemandem helfen können? Ich bin wirklich zu alt um solche Träume noch deuten zu wollen. Sailin zog einen Wagen heraus und lief los

Jack schüttelte den Kopf. Naja du magst älter geworden sein aber das heißt nicht das du nicht mehr fit genug bist über solche Träume nachdenken zu können. Er lief etwas hinter ihr. Hin und wieder holte er etwas aus dem Regal wo die Sailin nicht mehr ran kam. Ach und das mit Viktor ist eh so ne Sache. Bei ihm weiß man nie wo man dran ist. War bei seinen Vater genau so schlimm. Jack verzog die Lippen.

Sailin blieb stehen und schaute Jack eine Weile an, dann seufzte sie. Das war damals einfach nur furchtbar. Was dieser Mann da getan hat. Viktor ist wirklich keinen deut besser. Es tut mir Leid Jack das ich dir gerade da nicht helfen konnte. Die ältere Dame schaute betrübt und seufzte. Ich fühl mich selbst nach all den Jahren so als ob ich völlig versagt habe. Was ich ja irgendwie auch tat.

Wieder schüttelte Jack den Kopf. Ach hör auf. Das hätte eh keiner Verhindern können. Ich hab mich einfach mit dem falschen eingelassen. Aber Hey ich lebe noch, also kannst du nicht wirklich ganz versagt haben. Also red dir das nicht ein. Ich meine ein gutes hat es ja irgendwie auch.

Sailin hob eine Augenbraue und schaute den jungen Mann fragend an. Und das wäre? Sag jetzt nicht mir helfen zu können. Ich kann mir wirklich besseres vorstellen was man in deinem Alter tun kann, als einer alten Frau ständig den Einkauf ins Haus zu schleppen. Ich fühl mich langsam schon so als ob ich dich die ganze Zeit von etwas abhalte und nur ausnutze. Ich kann dir schließlich nichts zurückgeben dafür.