Schwarzer Regen

Lautlos schwebten mehrere große bis mittelere Gesteinsbrocken am frühen Abendhimmel über die Stadt. Ein Schauspiel das etwas grotesk und vollkommen unnormal wirkte. Während die Sonne am sich immer röter färbenden Horizont weiter nach unten schob herrschte eine angenehme Wärme. Der Wind wehte leicht so das sich die langen grünen Haare der Frau bewegten. Ihre blauen Augen waren auf den Horizont und die Felsformation gerichtet während sie auf dem Dach eines der vielen Hochhäuser saß. Die Beine der jungen Frau baumelten dabei etwas über den Rand. Am Leib trug sie eine schwarze Leggins und darüber ein einfaches helles Shirt. Um ihren Hals hing eine silberne Kette, welche einen Anhänger in Form einer Papyrusblüte hatte. Am rechten Handgelenk befand sich ein ebenso silberner Reifen.
Als ein Grollen zu hören war hob die Grünhaarige den Kopf an um dann in die andere Richtung zu sehen. Am Himmel waren dunkle Wolken zu sehen. Nur einen Moment später zuckte ein purpurfarbener Blitz durch diese. Langsam richtete sich die junge Frau nun auf. Ihr Weg führte sie in das Treppenhaus. Es dauerte nicht lang und die Grünhaarige trat aus dem Eingang des Hauses auf die Straße. Auf dieser war es merkwürdig ruhig. Niemand sonst war auf den Straßen zu sehen. Autos standen kreuz und quer auf diesen. Manche waren gegen die Gebäude oder gar gegeneinander gefahren. Ein Laternenpfahl hing schief da ein größerer Wagen dagegen gefahren war. Obwohl es langsam Abend wurde gingen die Lichter der noch intakten Lichtmasten nicht an.
Der Zahn der Zeit hatte mittlerweile sehr an dem Aussehen der Stadt genagt. Dreizehn Jahre war es nun her seit die Menschen einfach verschwunden waren. Niemand war mehr hier und so blieb es still in der Stadt. Das Einzige was man hören konnte waren die Schritte der jungen Frau und das Heulen des Windes durch die Straßen. Jedenfalls solange bis es erneut Grollte. Die junge Frau blieb kurz stehen und sah zu einem großen breiten Spalt, welcher sich regelrecht durch die Stadt zog. Etwas das mittlerweile viel öfters geschah. Die Welt in der sich die Grünhaarige befand war nicht nur ausgestorben sondern fing an zu zerfallen. Schließlich lief die junge Frau weiter. Ihr Weg führte sie vorbei an dem Stadtpark. Dort wo einst eine grüne Wiese gelegen hatte war nun ein recht kleines Feld. Mehrere verschiedene Obst und Gemüsesorten wuchsen dort. Auch diese Szene wirkte absurd. Zwischen all dieser Zerstörung gab es etwas Leben.
Lange musste die junge Frau nicht laufen. Dann stand sie vor einem größeren Gebäude, welches eine Tiefgarage besaß. In und vor allem durch diese lief die Grünhaarige nun. Als sie eine große metalische Tür erreichte blieb sie stehen. Mit einem quietschen öffnete die junge Frau diese schließlich. Kaum in der Wohnung welche sich dahinter offenbarte schloss sie die Tür auch wieder.
Nach dem kleinen Flur folgte ein großes Wohnzimmer in welchem eine Küchenecke integriert war. Kurz ließ die junge Frau ihren Blick schweifen. Auch hier war es still. Niemand kam um sie zu begrüßen oder gar mit ihr zu reden. Nachdem sie einen Moment dagestanden hatte lief die Grünhaarige zu einem der Schränke. Aus diesem nahm sie sich eine Büchse, bei deren Inhalt es sich um eine Suppe handelte. Eine der wenigen Essen, welche noch aus der der alten zeit existierten. Mit der geöffneten Büchse lief die junge Frau zu der Mikrowelle. Gleich nachdem sie den Inhalt auf einen Teller getan hatte wollte die Grünhaarige die Mikrowelle anmachen. Doch nichts funtionierte. Von einem murren begleitet lief die junge Frau in dem hinteren Teil. Dort stand ein Generator. Vor diesen trat die Grünhaarige. Plötzlich sprang er an und auch die Mikrowelle startete. Etwas später lief die junge Frau mit dem Teller zu dem Sitzsack in der Ecke des Raumes und ließ sich dort nieder. Während sie anfing zu essen besah sie sich das Schauspiel welches sich draussen abspielte. Dunkle Blitze zuckten über den Himmel und Regen fiel.

Er verfolgte weiterhin die Spuren auf den Boden. Flink lief er zusammen mit einen weiteren Mann über einen schmalen Waldpfad. Die Natur hatte sich einen Großteil davon zurückgeholt so das er sehr überwuchert war. Dann hörte er es. Das Geräusch von Hufen und ein rascheln. Der junge Mann mit den kurzen schwarzen Haaren und ein paar grünlichen Strähnen drinnen winkte seinen nebenan zu. Sagen tat er nichts sondern drückte das Gebüsch leise zur Seite. Ihnen offenbarte sich der Blick auf eine Lichtung. Sie wirkte wild aber dennoch auch friedlich. Nur eines störte das Bild. Auf der einen Seite ragten ein paar dunkle Zacken hervor. Doch auch um diese herum wuchs das grün. Vor ihnen lag ein See und davor standen ein paar Rehe. Der junge Mann hob nun den Bogen an. Dann legte er einen Pfeil ein und konzentrierte sich. Als der Pfeil von der Sehne schnellte gab eines der Tiere einen kläglichen Laut von sich. Es brach zusammen. Er hatte sein Ziel getroffen. Die anderen stürzten davon. Der junge Mann namens Caim trat nun zusammen mit seinen Bruder auf die Lichtung. Das lief doch gut. Oder Samael?

Sehr gut, nickte der Mann mit den mittellangen schwarzen Haaren zustimmend. Die Augen waren braun und wanderten von Caim zu dem Reh. Auch Samael trug einen Bogen mit sich. Ausserdem hatte er eine dunkle Hose und ein einfaches helles Hemd an. Dafür das du dich am Anfang furchtbar angestellt hast klappt es mittlerweile super. Dann ist unser Essen für heute wieder einmal gesichert. Da wird sich deine Kleine freuen.

Ich habe mir halt gemerkt was Vater mir damals beigebracht hat aber hatte nie Lust auf jagen. Deswegen musstest du dir die Zähne an mir aus beißen. Caim kniete sich zu dem Reh herunter und machte es Transport bereit. Als er es geschultert hatte wandte er sich wieder seinen Bruder zu. Wir können. Dann seufzte er. Diese verdammten Kriege. Da wird es echt schwer an Nahrung zu kommen. Ich frage mich manchmal ob Vater wusste das es so kommen würde als er ging.

Nein, antwortete Samael gleich. Das hat Vater nicht kommen sehen. Ich glaube nämlich nicht das er seinen Plan so umgesetzt hätte wenn er es ihm bewusst gewesen wäre. Dann wären die Kleinen nicht... Der Schwarzhaarige stoppte im Satz und atmete schwer ein. Seit diesem Tag vor dreizehn Jahren hat sich zwar einiges zum Positiven gewendet doch was war der Preis dafür? Luzifer mag weg sein, doch der Rest... Es ist alles nicht das wahre. Ich fürchte diese Kämpfe zwischen dem Lichtdämon und der Dunkelheit werden so schnell kein Ende finden.

Sie haben schon einmal ein ganzes Land zerstört murmelte Caim. Er musste an das Nebelreich denken was durch all die Krieger der beiden Dämonen die sich bis aufs Blut bekämpften völlig zerstört wurde. Drohte Goa mit der Zeit das gleiche Schicksal? Naja gehen wir zurück. Die anderen werden schon Hunger haben.

Auch damit hast du Recht, nickte der junge Mann. Samael trat etwas zur Seite damit Caim an ihm vorbei laufen konnte. Aber wahrscheinlich werden wir uns sowieso wieder etwas anhören dürfen da wir so lange fort waren. Ich bin ja gespannt ob Ephraim dieses mal mehr Glück bei seiner Jagd hatte. Noch während er dies sagte setzte sich der Schwarzhaarige in Bewegung um seinem Bruder zu folgen. Wenn dir das Tier zu schwer wird sag es Kleiner. Ich weiß ja das du schnell aus der Puste bist. Samael grinste Caim frech an.

Wenn du so weiter machst darfst du es gleich tragen konterte Caim etwas giftig und deutet kurz auf das Reh über seine Schultern. Dann lachten die beiden aber etwas und setzten ihren Weg fort. Ihr Ziel war Midian. Die Stadt der schwarzen Legion.

Gemeinsam mit seinem Bruder erreichte Samael etwas später die schwarze Stadt. Die Tore wurden extra für sie geöffnet. Als die Beiden durch diese traten neigten die Wachen kurz ihr Haupt. Die Söhne des Schattenlords, Anführer Midians, waren bekannt und man respektierte sie. Vor allem auch weil man sich sonst den Zorn des Kommandanten zuzog. Die letzten Jahre hatte dieser mit gerechter aber strenger Hand über die Stadt geherrscht. Unter ihm waren auch die letzten Gefangenen aus dem Kerker geholt worden. Manche waren hingerichtet, andere einfach in die Wildnis entlassen worden. Nur ein paar wenige lebten noch hier in Midian. Am Anfang unter strengster Bewachung. Jeder der es wagte aufzubegehren dem wurde bestraft.
Während Samael und Caim durch die Straßen der Stadt liefen schaute sich der Schwarzhaarige immer mal wieder um. Die letzten Jahre war sie immer wieder Ziel von Kämpfen geworden. Doch bisher hatten sich die Krieger immer zur Wehr setzen können. Midian stand noch und war frei. Dies war auch ein Verdienst der vielen Türme. Ein besondere Markenzeichen Midians. Denn diese Türme schossen auf alles was keine Erlaubnis hatte sich in der Nähe oder gar in der Stadt selbst aufzuhalten.
Hey Jungs, kam es plötzlich von jemandem der ihren Weg kreuzte. Dabei handelte es sich um einen Halbelf mit längeren braunen Haaren. Er trug die typische Rüstung Midians und hatte ein Schwert an der Hüfte hängen. Bei dem Mann handelte es sich um den Kommandanten. Alasdairs Blick blieb etwas länger auf Caim haften. Eure Jagd war von Erfolg gekrönt. Das ist ja mal etwas. Aber besonders gut ist das ihr wieder da seid. Man hat sich schon Sorgen um euch gemacht. Euer Bruder hatte nicht soviel Glück. Er konnte zusammen mit Elias gerade noch ein paar feindlichen Truppen entkommen.

Dann ging das ja gerade noch mal gut entgegnete Caim. Bei uns lief es dagegen wirklich gut. Alles war ruhig. Keine Imperiale keine Männer Luminas. Hoffen wir das die anderen Jäger noch etwas mehr finden. Wir brauchen echt wieder einen Vorrat.

Da du es gerade ansprichst, seufzte Alasdair. Sulona versucht noch immer sich dem Beet anzunehmen. Doch die Ernte wird von mal zu mal weniger. Es wäre für uns ein Glücksfall wenn wir endlich mal wieder fruchtbare Erde finden würden. Der Halbelf drehte den Kopf um zu einer großen Statue zu sehen welche sich mitten auf dem Platz befand. Zu sehen war ein Pferd welches einen Reiter auf dem Rücken hatte. Ein Mann, der eine aufwendige Rüstung mit Symbolen Midians trug. Eine ebenso aufwendig gestaltete Maske verdeckte das Gesicht des Kriegers während eine Kapuze über den Kopf gezogen war. Den rechten Arm hielt die Statue etwas nach oben. In der Hand hielt sie ein Schwert. Dieses sollte eine Nachbildung von Fluch sein. Dem Schwert des Lords Midians, dessen Abbild die Statue darstellte. So hat er sich das sicher nicht vorgestellt, seufzte Alasdair.

Nein das hat er bestimmt nicht kam es betroffen von Caim. Er senkte schließlich den Kopf. Aber er wüsste jetzt bestimmt was zu tun ist um das alles hier zu beenden. Ich frage mich manchmal ob es schlimmer oder besser geworden ist.

Diese Frage wird wohl niemand beantworten können, reagierte Alasdair. Es bringt aber auch nichts sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Freut euch lieber über euren heutigen Fang und geht zu den Anderen. Ephraim wird diese Nachricht sicher etwas aufbauen und deine Freundin ist schon krank vor Sorge. Der Blick des Halbelfen wanderte zu Caim.

Halt ruhe sprach ein Mann in einen etwas schärferen Ton. Du machst alles noch viel schlimmer. Der Mann mit den langen schwarzen Haaren und einen Kinnbart, trug einen ärmelosen Mantel und auch ansonsten dunkle Kleidung. Ein rötliches langes Schwert hing an seinen Gürtel. Im Klammergriff hielt er eine junge Elfin. Diese versuchte sich verbittert zu befreien und wimmerte etwas. Kurz blickte er sich um. Sie befanden sich in einer Höhle. Draußen lag der Wald von Daylen. Die Heimat der Elfen. Bist du sicher das es hier ist? fragte er nun die dritte Person in der Nähe.

Sehr sicher, reagierte die Person. Bei dieser handelte es sich um eine etwas schmächtigere und vor allem kleinere vermummte Gestalt. Die Kapuze der schwarzen Kutte war tief ins Gesicht gezogen. Dennoch konnte man ein paar rote Haare erkennen. Mach dir keine Sorgen, antwortete eine weibliche Stimme sehr ernst klingend. Er hat gesagt das es hier ist. Also wird es auch so sein. Und nun wärst du so nett dieses Weib festzuhalten? Kaum hatte sie dies gesagt zog die Frau einen Dolch hervor.