Lilith blickte zu dem Falken der sich erhoben hatte um Jack Platz zu machen. Asthoria ist für uns alle unbekannt, meinte die junge Frau während sie nun ebenfalls auf das Pferd stieg. Wahrscheinlich finden wir Sailin schnell. Niemand von uns kennt einen direkten Weg bis nach Azalen. Außer dem über das Meer mithilfe der Drachen. Kurz blickte die Rothaarige die Anderen an. Als alle auf ihren Pferden saßen kreischte Skye und flog los. Rogna blieb am Stall stehen und winkte zum Abschied. Passt auf euch auf, meinte der Junge besorgt. Sein Blick blieb auf seinem Falken hängen bis dieser nicht mehr sichtbar war.
Die Vier ritten einfach die Ebene in Richtung Nordosten und folgten damit dem Fluss. Diesen Weg war Sailin mit Sicherheit geritten. Skye flog über ihren Köpfen und auch immer mal wieder etwas vor. Nach einer ganzen Weile jedoch verließ der Falke den direkten Weg und hielt auf das Gebirge zu, welches sich ganz im Norden erstreckte. Es dauerte etwas mehr als einen Tag und das im vollen Galopp der Pferde und ohne Pause da hatten die Vier die Ausläufe des Gebirges erreicht. Eigentlich hatten sie eine steile Wand erwartet an der es kein Durchkommen gab, doch ein Weg wurde sichtbar.
Das dürfte doch schwieriger werden als erwartet, murmelte Lilith als sie wegen den Pferden eine Zwangspause einlegen mussten. Selina hing ziemlich müde neben Sengerath und auch Jack schien fast schon im Stehen zu schlafen. Immer wieder rieb sich der junge Mann den Hintern, so das Lilith grinsen musste. Dann aber blickte sie zu dem Weg. Wie macht Sailin das nur? Auf gut Glück einfach irgendwie reiten?

Lilith blickte den jungen Mann noch einen Moment an. Sie kannte ihn erst kurz. Als Jack zu ihnen gestoßen war hatte die Rothaarige bereits ihr Leben gelassen. Es war merkwürdig viele Bekannte hatte Lilith wieder getroffen doch auch etliche neue Gesichter. Die junge Frau legte sich schließlich auch hin. Obwohl sie sich eigentlich noch ziemlich fit fühlte übermannte der Schlaf die Rothaarige doch sehr schnell.
Kaum waren sie alle vier wieder wach ging es auch schon weiter. Der Weg führte sie durch das Gebirge bis auf die andere Seite. Kaum hatten sie dieses hinter sich gelassen erblickten die Vier das Meer. Nach Westen und Osten führte sie Landmasse weiter. Da Skye den Weg in Richtung Osten einschlug folgte die kleine Gruppe ihm.
Es war ein längerer Ritt in welchem sich die Vier nur ab und zu eine Pause gönnte. Von der Grünhaarigen fanden sie dabei keine Spur.

Sailin wusste nicht wie lange sie unterwegs gewesen war. Die ganze Zeit war sie einfach nur geritten. Nur ab und an hatte sie ihrer Stute eine Pause gegönnt um dann auch etwas Schlaf zu finden. Tiefe Augenringe zeichneten das Gesicht der jungen Frau. Kurz blickte sie zu der Stute. Diese lag am Boden, atmete schwer und ruhte. Sailin strich dem Tier über das Fell. Die Beiden befanden sich hinter einem Felsvorsprung auf einer grünen Wiese. Langsam richtete die junge Frau sich auf. Nach einem weiteren Blick auf ihre Stute verschwand Sailin zwischen den Bäumen welche sich in der Nähe befanden. Das Pferd ließ sie einfach zurück. Dieses blickte zwar auf blieb aber erschöpft liegen.
Die junge Frau war einen längeren Moment weg da hob die Stute ihren Kopf an als mehrere Reiter auftauchten. Das ist ja Laika, brachte Selina überrascht hervor als sie das Tier am Boden liegen sah. Sofort brachte sie ihr Pferd zum stehen und stieg von diesem ab. Als sie bei Sailins Stute in die Knie ging legte die Weißhaarige eine Hand an den Hals des Tieres. Sie sieht völlig fertig aus, meinte Lilith von ihrem Pferd aus. Die Rothaarige ließ ihren Blick schweifen. Am Horizont etwas im Norden konnte man dunkle Rauchschwaden aufsteigen sehen. Irgendwie hoffe ich jetzt das Sailin nicht dahin ist.

Ich glaube wir sind bereits ins Azalen, murmelte Selina. Die junge Frau stieg erneut auf ihr Pferd und blickte sich kurz um. Wir sollten nun besonders aufpassen. Zusammen mit der Stute Sailins folgten die Vier den Spuren welche die junge Frau hinterlassen hatte. Ihr Weg führte sie dabei durch einen kleineren Wald. Immer wieder blickten sie sich um. Keiner wollte in die Arme des Imperiums laufen. Skye hielt sich bedeckt. Der Falke kreischte weder auf noch flog er ständig um die Freunde herum.
Als sie den Wald hinter sich gelassen hatten folgte eine weitere grüne Ebene. Etwas Überall waren einige Wälder sichtbar. Zwischen diesen stand ein Dorf. Die Rauchschwaden welche am Himmel zu sehen gewesen waren stiegen von diesem auf. Die Vier stiegen von ihren Pferden und näherten sich einem Hügel. Von diesem Standpunkt aus konnten sie etwas besser zu dem Dorf sehen. Pferde und Karren von den Imperialen standen herum. Mehrere Krieger durchstreiften die Strassen des Dorfes. Doch auch am Rand befanden sich einige. Es wirkte als würden diese patrouillieren. Ruhe und Schreie erklangen als einige Überlebende des Dorfes aus diesem regelrecht gezerrt wurden. Die Imperialen verfrachteten diese in den leeren Karren. Nicht gut, murmelte Lilith als sie die junge Frau erblickte. Kurz konnte sie jemanden zwischen den Häusern verschwinden sehen. Sailin schlich im Schatten der Gassen und Gebäude herum. Was tut sie da?

Lilith hob eine Augenbraue. Ich wusste nicht das das Wesen des Lords abfärbt. Die junge Frau zog einen Dolch hervor und blickte zum Dorf. Sailin ist noch nicht all zu weit drinnen. Wenn wir es geschickt anstellen bekommen wir sie vielleicht da raus. Kurz musterte die Rothaarig das Verhalten der Imperialen. Ich bin mir ziemlich sicher das ich die Kerle da ablenken kann. Jemand von euch sollte die Chance nutzten und Sailin dort rausschleifen. Die Rothaarige schaute zu den beiden Männern. Dabei blieb ihr Blick etwas länger auf Jack haften. Wer das von euch macht ist euch überlassen. Nur sollte es schnell gehen. Selina seufzte. Von dem Plan bin ich nicht gerade begeistert. Ich weiß ja um deine Fähigkeiten Lilith aber das da sind viele Imperiale. Nun richtete sich die Rothaarige auf. Wenn ihr einen besseren Plan habt dann sagt es. Es geht ja auch nicht darum von jedem die Aufmerksamkeit zu bekommen. Lilith deutete zu einer doch etwas unübersichtlichen Ecke, welche noch zusätzlich von einem Schuppen verdeckt wurde. Ich lenke nur die beiden Imperialen ab, der Rest liegt bei euch. Je länger wir warten umso schlimmer wird es. Kaum gesagt lief Lilith los.
Selina schaute der Rothaarigen nach. Diese bewegte sich flink zu dem Ort auf welchen sie zuvor gedeutet hatte. Geschickt kletterte sie auf den Schuppen und wartete dort. Als zwei Imperiale an diesem vorbeikamen sprang Lilith herunter. Sie riss den einen Mann zu Boden und rammte ihn ihren Dolch in den Hals. Noch während der zweite Imperiale sein Schwert zog rollte sich Lilith weg. Mit einem Grinsen blickte sie zu dem Mann dann sprang sie auf und lief davon. Der Krieger reagierte komischerweise indem er der Rothaarigen mit gezogenem Schwert hinterher eilte. Selina hätte erwartet das er nach Hilfe rief. Sofort stieß die junge Frau Sengerath an da nun ein Weg frei war. Los das ist eure Chance.

Sailin versuchte sich aus dem Griff Sengeraths zu befreien. Der Mann lief hinter ihr da er der jungen Frau weiterhin den Mund zuhielt. Er lief den gleichen Weg zurück den er auch gekommen war. Kurz musste er anhalten und sich mit der jungen Frau verdeckt halten.
Als Sengerath mit Sailin im Schlepptau aus dem Dorf kam blickte Selina kurz aus ihrem Versteck hervor. Erst als der Mann mit der Grünhaarigen bei ihr ankam rührte sich seine Gefährtin. Wehleidig blickte sie Sailin an. Tränen liefen ihr aus den Augen, während Seng ihr nach wie vor den Mund zuhielt. Nun blickte Selina verwirrt zu diesem.

Das tu ich nicht. Ich hätte ihn fast gehabt, rief Sailin aufgebracht. Wie Seng vermutet hatte war die junge Frau dabei nicht gerade leise. Warum macht ihr das? Die junge Frau deutete nach hinten dahin wo das Dorf war. Verdammt noch einmal ich hätte sicher endlich herausfinden können wo sie sind und ihr. Ihr versaut mir das. Jetzt muss ich wieder von vorne anfangen. Selina blickte die junge Frau wehleidig an. Man konnte der jungen Frau regelrecht ansehen das sie fertig war. Die Tränen liefen. Nun waren die Augen nicht nur vom wenigen Schlaf gezeichnet sondern auch noch rot. Außerdem zitterte sie ziemlich. Mensch Sailin, sagte sie Weißhaarige beschwichtigend und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Diese zuckte jedoch nur wand sich aus dem Griff und drehte sich um. Ich kann auf mich aufpassen, meinte sie weiterhin aufgebracht und wollte schon wieder zurück laufen. Das glaube ich irgendwie nicht, kam es von Lilith. Die junge Frau stellte sich Sailin einfach in den Weg. Sie war gerade erst wiedergekommen und hielt noch immer den Dolch in der Hand mit welchem sie den Imperialen ausgeschaltet hatte. Blut klebte an diesem. Sailin werde doch erst einmal wieder klar im Kopf. Du siehst nicht einmal was du da tust. Die Grünhaarige schüttelte den Kopf. Ich bin völlig klar.

Ach bitte wer soll denn sonst dahinter stecken?, brachte Sailin hervor. Die junge Frau drehte sich um und blickte Jack an. Nein er hat keine Schmerzen doch er hatte. Die Hände der Grünhaarigen ballten sich zu Fäusten. Er hatte Schmerzen und das vor knapp einem Monat. Etwas ist ihm zugestoßen und ich weiß nicht was. Ich spüre ihn nicht mehr. Seitdem war nichts mehr, absolut nichts. Wahn und Aiden... sie haben bestimmt... ihnen ist... Plötzlich sank die junge Frau in die Knie und schrie auf. Die Tränen liefen noch mehr.

Lilith blickte betroffen zu der jungen Frau und Jack runter, dann aber hob sie ihren Kopf und drehte sich um als Skye ein Fiepen von sich gab. Den Dolch steckte sie einfach zwischen ihren Rock und dem Stoffband, welches dort als eine Art Gürtel hing. Die Rothaarige entfernte sich etwas von ihnen als sie etwas in die Richtung lief aus der sie gekommen waren.
Wenn Wahn aber etwas zugestoßen ist wird er nicht auf Aiden achten können, brachte Sailin stockend hervor. So wie bei Sharoon. Wir konnten nicht helfen, kamen zu spät. Nun kniete sich auch Selina zu den Beiden runter. Dieses mal legte sie ihre Hand jedoch nicht an die junge Frau. Du musst einfach an ihn glauben. Wie Jack sagt Wahn wird alles tun um Schaden von Aiden fern zu halten. Sailin schüttelte den Kopf und lehnte sich etwas vor. Ihre Hände krallten sich um die Grashalme. Ich will euch ja nicht stören, kam es nun von Lilith. Die junge Frau lief schnellen Schrittes zu ihnen. Aber die Imperialen schneiden gerade unseren Rückweg ab und kommen in diese Richtung. Ich fürchte Sailin war etwas zu laut. Wir sollten hier weg. Bevor sie uns hier noch erwischen.