Schweigend blickte die junge Frau sich immer wieder um. Nichts war mehr so wie sie es kannte. Die schöne Landschaft war von Ödnis und zerklüfteten Gebieten entstellt. Über ihr uns ihren zwei Begleitern zuckten pururne Blitze am dunklen Himmel. Tageslicht hatten die Drei schon recht lange nicht mehr gesehen. Nicht seitdem sie von diesem fast schon gigantischen Gebilde heruntergekommen waren, welches sie den Wall nannten. Tag und Nacht spielte hier keine Rolle mehr. Durch diese ewig anhaltende Dunkelheit war jegliches Zeitgefühl dahin. Als erneut ein Blitz durch den Himmel zuckte tat dies auch die junge Frau. Sie zuckte zusammen mit klammerte sich etwas an den Mann mit den schwarzen von grünen Strähnen durchzogenen Haaren. Gemeinsam saßen die Zwei auf dem Rücken eines schwarzen Hengstes. Ein Pferd das seinem Reiter schon sehr lange treu war und sofort gekommen war als der Mann nach ihm gerufen hatte. Verzeih, murmelte Sailin. Die junge Frau löste sich wieder etwas von ihrem Gefährten um sich dann eine ihrer grünen Haarsträhnen aus dem Gesicht zu wischen. Am Leib trug sie ein türkisfarbenes Kleid, welches teilweise von einem braunen Umhang verdeckt war. Kurz drehte die junge Frau den Kopf um zu dem dritten Reiter zu sehen. Eine junge Frau mit längeren schwarzen Haaren, welche einen bläulichen Schimmer aufwiesen. Auch sie saß auf einem Pferd. Dieses hatten sie jedoch erst fangen müssen. Doch es war nötig gewesen. Denn zu dem Ort wohin sie wollten war es eine lange Reise. Zu Fuß kaum zu bewerkstelligen und wenn dann nur über lange Zeit. Doch Zeit hatten sie nicht. Und so ritten sie bereits mehrere Stunden lang ohne Pause einfach nur gen Norden. Denn ungefähr in dieser Richtung lag weit weg ihr Zielort und die Personen zu denen sie wollten.
Der in völlig schwarz gekleidete Mann mit den auffälligen Haarsträhnen welche unter einer Kapuze hervorlugten sah sich immer mal wieder etwas um. Mund und Nase verbarg er mit einem großen Tuch. Was aus diesem Land das er einst Heimat nannte geworden war erschreckte ihn doch zutiefst. Immer wieder kamen sie an Stellen vorbei wo man sehen konnte das ein Kampf getobt hatte. Einschließend der Überreste derer zwischen denen er stattfand. Nach einer Weile blieb der Blick seines nicht verbundenen Auges auf einen größeren Gebilde in der Ferne haften. Es war eindeutig noch sehr weit entfernt doch hier schon sichtbar. Ein Turm? fragte er verwundert.
Nicht nur ein Turm, reagierte Aurelia. Auch sie trug einem Umhang. Die Kapuze trug sie jedoch nicht so das ihre Haare etwas nach hinten wehten. Die junge Frau folgte dem Blick. Das ist ein Gefängnis. Luzifers Gefängnis. Dort werden zahlreiche Leute gefangen gehalten. Unter ihnen auch Avon, Varresh und Nargash seine Gefährtin. Die Dragonikerin atmete schwer ein und deutete nach vorne. Ich denke dort ist ein guter Platz für eine Pause. Die können wir gut gebrauchen.
Der Mann blickte weiterhin zu dem Turm. Bilder schossen ihm durch den Kopf. Er sah eine Person die an zahlreichen Ketten festgemacht war. Diese verliefen allerdings direkt in das Fleisch des Mannes mit den schwarzen Haaren. Es war fast so als könne er den Schmerz erneut spüren. Plötzlich wurde es ihm heiß so das er den Schal etwas lockerte und sich dann an die Schulter griff. Ein Schrei hallte durch seine Gedanken. Sein eigener. Doch er selbst blieb stumm.
Wahn?, kam es etwas besorgt klingend von Sailin. Die junge Frau legte dem Schwarzhaarigen eine Hand auf den Rücken. Da sie hinter ihm saß hatte die Grünhaarige seine plötzliche Anspannung gespürt. Auch ihr Blick wanderte zu dem Turm. Ziemlich großes Unbehagen machte sich in ihr breit. Na komm Wahn. Lass uns eine Pause machen. Du scheinst auch eine zu brauchen.
Als die Hand seinen Rücken berührte zuckte Wahn sichtlich zusammen. Dann aber hob er die Hand an. Schon gut. Dann machen wir halt eine Pause. Schließlich stieg er von seinen Pferd und näherte sich einer Stelle auf den kahlen Boden. Dort lag trockenes Holz. Die Hand hob er erneut und das Holz begann einfach zu brennen. Somit schaffte er ein kleines Lagerfeuer.
Während Sailin das Fell aus der Satteltasche von Shaitan zog sammelte Aurelia noch etwas Holz zusammen. Dieses legte die junge Frau auf eine Stelle um damit später das Feuer noch etwas mehr am Brennen zu halten. Gleich nachdem Sailin die Felle hingelegt hatte setze sie sich neben den Schwarzhaarigen und schaute diesen bekümmert an. Verzeih. Ich wollte dich vorhin nicht erschrecken oder so, sagte sie betroffen klingend. Ihr war nicht entgangen das Wahn bei der Berührung zusammengezuckt war.
Verstehe, kam es nach einem Moment des Schweigens erneut von Sailin. Unweigerlich musste die junge Frau an das denken was Luzifer und seine Schergen Wahn über so lange Zeit an Leid zugefügt hatten. Bei alldem hatte sie zusehen dürfen. Schließlich atmete Sailin tief durch. Erneut berührte sie den jungen Mann mit ihrer Hand. Doch diesmal legte sie diese einfach auf sein Bein. Ich werde vorsichtiger sein. Versprochen. Zur gleichen Zeit stöhnte Aurelia etwas auf. So ein Mist aber auch. Ich verstehe immer noch nicht warum uns das Portal genau an den Wall gebracht hat. Wir hätten direkt wieder in meiner Heimat auftauchen müssen.
Die Magie ist gestört kam es von dem jungen Mann. Das liegt an dieser Verderbnis welche die Leyenergie nun durchzieht. Damit gerät auch der Fluss der Magie aus den Fugen. Es ist immerhin das Herz dieser Welt. Ich schätze nur die starken können sich dem widersetzten.
Das klingt ganz und gar nicht gut, murmelte Aurelia. Die junge Frau sah zu Wahn. Sailin nahm ihre Hand nun wieder weg und legte sich nun ganz auf das Fell neben den jungen Mann. Während die Grünhaarige nach einem Moment die Augen schloss legte die Dragonikerin den Kopf schief. Das heißt das der Runenstein im Endeffekt nur ein kleines Werkzeug ist konnte er uns nicht direkt nach hause bringen. Etwas das Nargash oder du persönlich wohl hinbekommen hättet. Die junge Frau zog die Luft tief ein. Aber warum macht Luzifer dies? Wieso verdirbt er die Leyenergie und damit das Leben Goas selbst? Das bringt ihm doch nichts bis auf Tod oder? Ob er sich damit potentielle Feinde gleich aus dem Weg räumen will?
Wahn atmetet schwer aus. Er will einfach nur zerstören was der Schöpfer geschaffen hat. Es ist Rache die ihn treibt und die Leyenergie ist nun mal das Blut des Lebens von Goa. Ich war eine Zeitlang mit ihm verschmolzen und konnte ein paar Dinge sehen. Allerdings erinnere ich mich nicht an alles. Doch auch er wurde gequält. Für sein Vergehen an dem Schöpfer. Eingesperrt in die tiefsten Abgründe von Goas. Bewacht von den weißen Drachen und dann deren Volk. Das Siegel in Meridian. Und dort wuchs sein Hass gegen alles was das Schöpferwesen hier mit Goa geschaffen hat. Die Welt in der er nicht leben durfte.
Ich finde das gibt ihm dennoch nicht das Recht hier alles zu zerstören, kam es von Aurelia. Die junge Frau seufzte und lehnte sich etwas nach vorne um ihren Kopf auf den Händen zu platzieren und dann in das Feuer zu starren. Neben Wahn hatte Sailin die Augen wieder geöffnet und schaute diesen betroffen an. Langsam richtete sie sich wieder auf um sich etwas an seinen Arm festzuhalten und ihren Kopf auf seine Schulter zu legen. Was Wahn erzählte erinnerte sie auch an die Geschichte von Nargash. Dieser wurde im Grunde auch nur so weil Luzifer, sein Vater, ihn gequält hatte. Versuch..., fing die junge Frau an als plötzlich ein Schrei erklang. Schlagartig sah Sailin zu dem Waldstück in dessen Nähe sie ihr Lager errichtet hatten. Grün war dieser schon lange nicht mehr, dennoch standen die kahlen Baumstämme noch herum. Was ein leicht bizarres Bild abgab. Wahrscheinlich nur ein Tier. So etwas hört man öfters, murmelte Aurelia. Noch während sich die Hüterin fragte ob die Dragonikerin Recht hatte ertönte ein weiterer Schrei. Diesmal lauter und viel klarer. Das ist kein Tier, sagte Sailin. Erschrocken starrte sie Wahn an.
Na wenn das hier schon normal ist murmelte Wahn. Gleich darauf sprang Aurelia auf und rannte los. Der junge Mann schnaubte. Na toll murrte er um sich dann auch aufzurichten. Er und Sailin folgten der Drakonikerin in das Waldstück. Seltsamer weise veränderte sich ihre Umgebung je weiter sie in diesen vordrangen. Es wurde tatsächlich wieder etwas grüner. Wahn wurde kurzzeitig langsamer um sich davon zu überzeugen holte dann aber die anderen wieder ein.
Während sich Sailin auch etwas verwundert umsah hörte sie erneut ein Geräusch. Nur einen Moment später weitete sich der Weg. Sie standen urplötzlich auf einer Lichtung. Nur das über ihnen kein Himmel zu sehen war sondern das verwachsene Geäst der Bäume. Sailin spürte plötzlich regelrecht das Magische was dieser Ort aussendet. Viel konnte sich die junge Frau nicht umsehen denn ihr Blick wurde auf eine Szene in der Mitte der Lichtung gelenkt. Am Boden lag eine Frau. Eher gesagt eine Elfe, welche lange lila farbenen Jahre hatte. Die Frau hatte schwer damit zu tun sich gegen jemanden zu wehren. Ihre Beine waren von etwas umwickelt. Sailin musste schlucken als sie die Person sah welche halb Mensch und Schlange war. Die Beine waren dabei nicht vorhanden sondern ein langer Schwanz. Mit den klauenbehafteten Händen versuchte das Wesen nach der Elfe zu schlagen, während ihm lange schwarze Haare über die Schultern fielen.
When Darkness Falls
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28.06.2022 19:30
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