Während Kara ritt entfernte sich die Stadt hinter ihr immer mehr. Nach einer Weile hielt die junge Frau das Pferd an und sah zurück. Sehr weit hinten ragte die Stadt hervor. Niemand schien ihr zu folgen, jedenfalls sah Kara keinen. Etwas erleichtert atmete die junge Frau aus bevor sie ihren Kopf senkte und die Kette an ihrem Hals ansah. Ich hoffe nur du weißt was du tust, murmelte sie. Ihr Blick schweifte schließlich gen Süden. In dieser Richtung lag Midian. Wahn wollte das sie sich dorthin begab. Spürte er doch das die Stadt noch existierte. Kara drehte das Pferd erst und wollte schon nach Süden reiten, doch sie hielt inne. Ihr Blick wanderte nach Westen. Die junge Frau überlegte, dann trieb sie das Tier an. Doch nicht in Richtung Midian sondern nach Westen.
Wahn hatte sich wieder zurück geschlichen, doch natürlich traf er dabei auf Imperiale. Man führte ihn ab und brachte ihn wieder in den Keller. Was hatte er auch erwartet. Ohne Strafe würde das nicht von statten gehen. Wieder einmal spürte er die Peitsche. Die nächsten Tage verbrachte er damit ein intensives Kampftraining zu absolvieren. Gezielt mit Dolch und auch mit Schwert. Nur kurze Pausen wurden ihnen gestattet. Nach ein paar Tagen holte Luzifer ihn zu sich. Wahn verstand nicht so recht warum doch der Gefallene selbst schien sein Training zu überwachen. Er verlangte von ihm sich einen weiteren Training der Konzentration hinzugeben. Wahn tat dies ohne Widerwillen. Wie sollte er sich auch gegen den Gefallenen stemmen. noch dazu musste er sich eingestehen, das er mit der Zeit wieder ruhiger geworden war. Er lies sich nicht mehr so extrem ablenken. Das Kampftraining selbst wurde auch immer intensiver. Kleinste Fehler wurden hart bestraft. Schließlich verlagerten sie das Training auch nach draußen zu Pferd. Wahn staunte nicht schlecht als ihm ein ganz bestimmtes Pferd übergeben wurde. Sein eigenes treues Reittier. Der schwarze Hengst Shaitan. Scheinbar hatte man ihn auch am Leben gehalten. So ging es die nächsten Tage einfach weiter. Training wenig Schlaf gelegentlich Pausen und danach musste er sich meist bei Luzifer melden. Dort ging es weiter für ihn. Tag für Tag.
Ein leises Plätschern drang in ihre Ohren. Es hallte etwas und doch war es beruhigend. Die junge Frau wäre am liebsten einfach so liegengeblieben. Etwas warmes ging von dem Ort aus an welchem sie war. Es strömte durch sie durch und war einfach nur angenehm. Auch wenn es nicht stark war. Die junge Frau spürte das eine Magie von diesem Ort ausging. Langsam öffnete sie ihre Augen. Diese waren blau und starrten einfach zu der weißen Decke. Langsam richtete sich die junge Frau auf. Ein Klirren ging von ihrem Hals aus als die Kette welche sie um diesen trug zurecht rutschte. Es war eine einfache Kette aus Silber mit einem Anhänger in Form einer Papyrusblüte. Die junge Frau blickte nach unten. Lange grüne Haare fielen ihr dabei über die Schultern. An der linken Seite der Schulter und auch am Hals konnte man eine Narbe sehen. Noch etwas schlaftrunken doch mit einem verwirrten Blick fasste sich die Grünhaarige an den Hals. Erst mit einer Hand, dann mit Beiden. Ungläubig strich sie mit ihren Fingern über die Haut. Nach einem Moment drehte die junge Frau ihren Kopf. Ihre blauen Augen blickten sich verwirrt um. Sie saß auf einem weichen Bett inmitten eines kleinen Raumes. Um sie herum war alles weiß. An einer der Wände befand sich ein kleines Becken. Das Plätschern kam von diesem. Sie verstand nicht wo war sie? Was war geschehen? Langsam zog die junge Frau ihre Beine unter der Decke hervor und ließ sie über den Bettrand baumeln. Am Leib trug die Grünhaarige ein längeres weißes Kleid. Die junge Frau hob eine Hand und legte diese an ihren Kopf. Das Letzte woran sie sich erinnerte war ein Kampf. Sie hatte jemanden angegriffen ohne es wirklich zu wollen. Doch eine Wahl hatte man ihr nicht gegeben.
Ein größerer Mann stand neben der jungen Frau und zog nun seine eine Hand zurück. Von ihr ging ein bläuliches Leuchten aus, das nun allmählich verschwand. Er trug eine helle Kutte wobei der rechte Ärmel einfach so hinab hing. Dazu eine dunkle Hose und feste Lederstiefel. Längere schwarze Haare umrahmten ein Männergesicht. Doch sie wiesen einen starken Grauschimmer auf. Der Mann trug eine schwarze Augenbinde. Du bist wach. Endlich seufzte er und wirkte doch erleichtert. Er stützte sich etwas am Rand des Bettes ab. Man konnte ihm die Schwäche deutlich ansehen.
Belial?, brachte die junge Frau erstaunt hervor als sie den Mann nun bemerkte. Was? Aber wie? Ich verstehe nicht. Bin ich etwa im Tempel? Die junge Frau blickte sie noch einmal um. Was ist passiert? Wo ist Wahn und... Die junge Frau stoppte und musste schlucken. Erneut griff sie an ihren Hals. Ilian. Was ist passiert? Ich bin ja den Reif los. So sehr die junge Frau auch verwirrt war entging ihr nicht der Zustand des Mannes. Geht es dir gut?, fragte sie schlagartig mit großer Sorge in der Stimme.
Das ist schwer zu erklären kam es von Belial. Du bist im Tempel ja. Aber wohl eher nur in dem was von ihm noch übrig ist. Der Bund wurde vernichtet. Ohne dein eingreifen damals wäre ich nun auch fort. Der Gefallene hat alles vernichtet. Da draußen lebt so gut wie nichts mehr. Es existieren nur noch Seelen und ein kleiner Teil des Imperiums. Ich konnte dich bewahren solange du dich hier im Tempel befandest. Nun aber ist es Zeit endlich aufzuwachen. Es tut mir Leid Sailin. Doch mehr konnte ich nicht tun.
Die junge Frau weitete ihre Augen. Was sagst du da?, brachte sie erschrocken hervor. Aber was ist mit Wahn? Meinen Kindern? Sailin schüttelte den Kopf. Es soll nichts mehr da sein? Nichts? Das kann doch nicht sein.
Belial zuckte mit den Schultern. Ich kann es dir nicht sagen. vermutlich sind sie alle Seelen die nun darauf warten in die neue Welt geführt zu werden. Die Welt die der Gefallene erschaffen will. Dazu aber benötigt er die Quelle der Dunkelheit. Ich weiß nicht wo sie zu finden ist oder ob er sie schon längst besitzt. Ich weiß es ist gerade alles zu viel aber wir müssen handeln. Du musst Handeln. Wenn wir noch etwas retten wollen dann sollten wir keine zeit verlieren. Mir wurden alle Kräfte genommen. Ich kann nichts mehr sehen was in der Welt vor sich geht. Ich spüre nur sie leidet. Sie ist sehr Krank Sailin. Hier im Tempel befindet sich die Quelle des Lichts. Sie ist die treibende Kraft dafür eine neue Welt zu schaffen. Du bist gerade die einzige die diese Kraft an sich nehmen könnte. Das war so meine kleine Hoffnung als ich versuchte dich zu retten.
Was sagst du da?, fragte Sailin. Die junge Frau stand nun ganz auf. Ihr war dabei etwas komisch, doch nach einem Augenblick ging es. Ich soll die Quelle des Lichtes an mich nehmen? Aber das kann ich doch nicht machen. Das ist das Licht, das geht doch nicht. Zumal es doch hier in den Tempel gehört. Die junge Frau blickte Belial etwas verstört an. Wieso eine neue Welt erschaffen? Ich versteh das nicht. Sailin musste schlucken. Was ist mit unserer Welt? Stirbt sie etwa?
Goa ist bereits des Lebens beraubt worden und fällt allmählich auseinander. Selbst der Gefallene weiß das er nicht mehr ewig Zeit hat diese Welt neu zu formen. Wir müssen ihm zuvor kommen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Belial setzte sich nun auf ein Podest. Entweder der Gefallene wird die Welt neu formen und es wird zu einen reich des Bösen in welchen Wesen des Lichts kein Platz mehr haben, oder aber die Welt wird von etwas guten geformt und für das Licht bereitet. Der Gefallene hat bereits angefangen seine Schergen aus zuschicken um die Seelen zu sammeln. Wenn nicht schnell etwas geschieht dann wird Goa zu einen Hort der Schatten. Wir verfolgen hier keine Regeln mehr Sailin. Der Tempel ist bereits zerstört. Das Gleichgewicht ebenfalls. Ich weiß das du viele Seelen retten kannst.
Sailin blickte Belial an. Sie konnte das Ganze nicht so recht glauben, noch wirklich begreifen. Ich soll also da rausgehen und diese Seelen sammeln?, fing die junge Frau schließlich an. Ich? Alleine, während die Imperialen dies auch tun? Nehmen wir mal an ich mache das was geschieht dann? Und vorallem wie soll ich das tun? Sailin blickte den Mann bei sich ernst an.
Folge mir meinte Belial und richtete sich wieder auf. Dann führte er Sailin durch einen längeren Gang im Tempel. Als er die Tür dahinter mit Magie öffnete gab sie einen kleineren Raum frei. In der Mitte vom diesem schimmerte ein helles Licht. Es schien über ein Becken mit Wasser zu schweben. Das ist die Quelle. Die Essenz aus welcher der Lichtdämon einst geschaffen wurde. So wie auch eine Essenz der Dunkelheit existiert. Dadurch das du eine Hüterin warst, müsstest du die Kraft eigentlich in dir aufnehmen können.Wie du sie allerdings dann einsetzte das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß das es dir damit möglich ist die verlorenen Seelen zu sammeln und in die neue Welt zu führen, wenn sie geschaffen wird.
Müsste aufnehmen können? Du weißt es also nicht? Sailin trat in den Raum und somit näher an das Licht. Die junge Frau fühlte sich irgendwie wohl in dessen Nähe da von diesem eine angenehme Wärme ausging. Die Quelle des Lichts. Sie hat selbst den Lichtdämon geschaffen? Damit ist es also möglich die Welt zu retten und auch ihre Bewohner? Mit Seelen meinst du alle Lebewesen welche auf Goa existieren oder? Sie sind verloren? Die junge Frau blickte von dem Licht zu dem Mann. Belial du sagtest der Gefallene will sich seine eigene Welt schaffen. Dort ist kein Platz mehr für das Licht. Also könnten wir da nicht leben. Es wäre eine Welt des Bösen. Aber wenn die Welt für das Licht bereitet wird, was geschieht dann mit den Dämonen?
Ich schätze das jene bestehen können welche beides in sich vereinen doch die welche nur Dunkelheit in sich tragen werden dort wohl nicht bestehen können. Es gibt nur diese Zwei Möglichkeiten Sailin. Bitte bedenke das. Wir können es auch geschehen lassen und der Gefallene wird siegreich davon gehen. Es liegt an dir Sailin. So Leid es mir tut. Diese Bürde kann ich dir nicht abnehmen. Belial wandte den Kopf ebenfalls in Richtung Quelle.
Die junge Frau senkte den Kopf. Das würde heißen das Dämonen welche nicht so sind wie ihresgleichen genauso verschwinden würden. Sailin gab einen etwas kläglich klingenden Ton von sich. Musste sie doch gerade an Wahn denken. Er war ein Dämon. Doch genauso wie all ihre Freunde und die Familie war er nun weg. Eine leidende Seele. Wie sehr sie ihn doch liebte und es schmerzte die junge Frau das er und ihre Kinder nicht mehr waren. Ihr Blick fiel auf die Kette. Wahn hatte sie ihr geschenkt. Einen ziemlich langen Augenblick herrschte Ruhe dann sah Sailin zu dem Mann. Plötzlich schaute sie entschlossen. Du schätzt das alle die Beides in sich tragen dort leben können? Dann sind die Halbdämonen nicht verloren und mit Sicherheit auch nicht Wahn. Die junge Frau drehte sich ganz zu Belial. Als er das Baby wurde hat Wahn einen Teil seiner Kraft wiederbekommen. Er ist ein Meridianer und somit trägt er auch Licht in sich. Sailin blickte plötzlich entschlossen. Selbst wenn es nur eine kleine Chance ist es wäre möglich. Er würde nicht wollen das ich aufgebe. Wir können den Gefallenen nicht siegen lassen. Das sind wir unserer Familie und all den Freunden schuldig. Wenn wir jetzt aufgeben wäre wirklich alles umsonst gewesen wofür wir all die Jahre gekämpft haben. Was muss ich tun?
When Darkness Falls
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04.05.2019 15:18
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