Vergeltung

Schritte halten. Er konnte die Augen nur leicht öffnen aber noch nicht viel erkenne. Ein drückendes Gefühl herrschte in seinen Kopf. Dazu fühlte er sich einfach kraftlos und ihm war schlecht. Seine Umgebung konnte er nur langsam allerdings verschwommen wahrnehmen. Heizungsrohre verliefen an den Wänden. Jemand schien ihn durch einen langen Gang zu schleifen. Doch gerade konnte er sich einfach nicht dagegen wehren. Sein Kopf bewegte sich leicht hin und her während man ihn weiter zog. Er versuchte sich an das was Geschehen war zu erinnern. Doch nur schwer wollten sich diese Erinnerungslücken schließen. Er war in einer Bar und bei ihm befanden sich mehrere Leute. Auch Leute die er gut kannte. Seine Freunde. Die Jungs aus dem Haus in welchen er mit ihnen zusammen lebte in einer riesigen Wohngemeinschaft. Viel Alkohol war geflossen. Aber wie ein einfacher Kater fühlte sich das gerade nicht an. Und warum war er plötzlich hier in diesen Kellergängen? Wo auch immer sich dieser Ort befand. Eigentlich wollten sie doch nur feiern. Morgen sollte doch der schönste Tag in seinen Leben werden. Etwas musste schief gelaufen sein. Er konnte sich nur absolut nicht erinnern, wann er das Bewusstsein verloren hatte. Nur langsam schien diese Benommenheit abzuklingen. Wehren konnte er sich jedoch nicht. Noch nicht, dazu fehlte ihm gerade die Kraft und so wurde er einfach weiter den langen Gang geschleift. Dann endete dieser in einen großen Keller. Ein grelles Licht blendete den jungen Mann so dass er nicht mehr viel erkennen konnte. Es stach in seinen Augen die ohnehin schon sehr Lichtempfindlich waren. Man zerrte ihn weiter und riss ihn plötzlich mit Kraft nach oben. Der junge Mann spürte einen Wiederstand am Rücken und konnte nun merken das er auf etwas hartes und kaltes gesetzt wurde. Dann machte sich jemand an seinen Armen und Beinen zu schaffen. Es klirrte dabei. Etwas zog sich an seinen Handgelenken fest. Als er jedoch hoch blicken wollte um das Gesicht des Mannes vor sich zu sehen traf ihn etwas hart gegen den Kopf so das es ihm erneut schwarz vor den Augen wurde, er konnte nur noch eine dumpfe Stimme hören während er den Kopf gesenkt hielt.

Lass ihn in Ruhe, kam es von einer weiblichen Stimme so das der rothaarige Mann, welcher vor dem Angeketteten stand den Kopf drehte. Links an der Wand des mittelgroßen Raumes hockte eine junge Frau am Boden. Ihre Arme waren zusammengebunden und etwas nach oben angewinkelt, da man diese zusätzlich an einem der dickeren Rohre festgemacht hatte. Ihre mittellangen grünen Haare fielen ihr etwas ins Gesicht. Der schwarze Rock und das ebenso dunkle Oberteil, welches sie trug, war mit Staub und Dreck bedeckt. Nur an einem ihrer Füße konnte man einen Schuh sehen. Lass ihn in Ruhe, reagierte die junge Frau erneut während sie mit ihren blauen Augen ängstlich zu dem Angeketteten sah. Wahn, fügte sie besorgt klingend an. [orange red]Wahn, [/#FF4000]äffte hingegen ein zweiter Mann mit blonden kurzen Haaren und ebenso blauen Augen nach. Dieser trug einen dunklen Anzug. Er hatte die Arme vor dem Oberkörper verschränkt während er direkt neben der jungen Frau stand. [orange red]Jetzt mach dir mal nicht in den Rock. Er lebt doch noch oder? [/#FF4000]Sein Blick wanderte zu dem Angeketteten. Dessen mittellangen schwarzen mit grünen Strähnen durchzogene Haare fielen ihm, durch den nach vorne geneigten Kopf, ins Gesicht. Dennoch konnte man die schwarze Augenbinde sehen, welche das linke Auge verdeckte. An seinem linken Ohr hing ein silberner Ring während er eine schwarze Hose trug. Ein paar Bänder und metalische Ketten hingen an dieser. Seine Füße steckten in schweren schwarzen Stiefeln und er hatte ein ebenso dunkles Shirt an. Die Hände steckten in fingerlosen Handschuhen. Dabei war etwas besonderes an der rechten Hand zu sehen. Anstatt Finger konnte man an dieser metalische Klauen erkennen.

Der junge Mann schüttelte etwas den Kopf und schaffte es nun doch ihn anzuheben und zu dem Mann vor sich zu blicken. Jedoch sah er ihn nur verschwommen. Er konnte erkennen das der Mann rote Haare hatte. Da kam ihm auch schon ein Verdacht. Chris?, murmelte er. Was soll die Scheiße? Dann bemerkte er zwei weitere Person im Hintergrund. Was geht hier vor verdammt nochmal? Nochmals schüttelte Wahn den Kopf.

Sieh an die Prinzessin wird wach, kam es kühl von dem Mann mit den roten Haaren. Er trug eine blaue Jeans und ein einfaches weißes Shirt unter einer rötlichen Jacke. Seine Augen waren auf den Mann vor sich gerichtet. In ihnen lag Verachtung und auch regelrechter Hass. Erstaunlich wie kurz dieses Mittel bei dir wirkt. Und das obwohl man damit sogar eine ganze Elefantenherde hätte betäuben können. Aber was erwartet man schon von dem allmächtigen Anima. Der Rothaarige verschränkte die Arme vor dem Oberkörper während sein Blick kurz zu Uriel und der an der Wand festgemachten jungen Frau wanderte. Diese schüttelte knapp mit dem Kopf. Man konnte sehen das sie etwas zitterte während ihr Angst im Gesicht stand. Doch Chris wusste das sie nicht um sich selber fürchtete. Ihre einzige Sorge kalt dem angeketteten jungen Mann. Der Gedanke daran ließ Chris den Mund verziehen und dem Schwarzhaarigen erneut einen Schlag gegen den Kopf verpassen. Hör auf, folgte schlagartig von der jungen Frau.

Man Chris. Geilt dich das jetzt etwa auf?, brachte der Schwarzhaarige hervor. Du hast sie doch nicht mehr alle. Ich habe dir gesagt du sollst endlich aus unseren Leben verschwinden. Sie will nichts von dir. Wann kapierst du das endlich? Was soll diese Scheiße und warum ist er hier? Er deutete mit den Kopf in Richtung des anderen Mannes.

Was hast du denn gegen Uriel?, fragte Chris anstatt auf die Frage zu antworten. Er gehört doch irgendwie zur Familie oder? Schließlich ist er doch ab morgen so etwas wie dein Ziehsohn. Ich finde da hat er das Recht hier zu sein. Der Rothaarige zuckte mit den Schultern. Weißt du ich habe es wirklich versucht. Ich wollte sie dir überlassen. Ihren Wunsch respektieren. Vor allem nachdem ich das über eure Vergangenheit gehört hatte. Doch ich kann nicht. So sehr ich mich anstrenge umso mehr ist da diese Blockade in mir. Ich kann einfach nicht zusehen wie du Sailin noch mehr mit in den Abgrund ziehst. Das tust du nun schon viel zu lange. Sie weiß es selbst nicht, denn sie erkennt die Wahrheit nicht. Doch der Letzte mit dem sie zusammen sein sollte bist du. Nun deutete Chris zu der jungen Frau. Diese schüttelte nur fassungslos den Kopf.

Diese alte Leier schon wieder, murrte Wahn. Glaubst du wirklich du kannst es besser Chris? Das hast du ja letztens absolut bewiesen. Halt dich einfach aus unseren Leben raus. Wenn dieser Kerl nicht gewesen wäre, dann liefe es bei uns immer noch ruhig. Achja und nicht zu vergessen. Du bist auch ein Problem.

Nun schnaubte der Rothaarige. Ja das Letztens ging alles andere als gut für mich aus. Das muss ich leider gestehen. Da hätten diese Typen doch beinahe die Kleine mitgenommen. Naja alles in allem ging es doch noch gut aus. Das war halt einmal Glück für dich. Aber soll ich dir mal etwas sagen? Dein unverschämtes Glück hat nun ein Ende. Ich werde dir beweisen das du alles andere als gut für sie bist. Denn das bist du bei aller Liebe nicht. Du hast ihr und deiner Familie mehr Schmerzen bereitet als ich es je könnte. Chris machte eine ausschweifende Armbewegung. Sag mal Wahn. Kommt dir dieser Raum hier zufälligerweise bekannt vor?

Wahn sah sich etwas um. Sie befanden sich in einen alten wohl schon lange nicht mehr genutzten Keller. Ein Tisch und ein Stuhl standen in der Nähe der großen Stahltür die zum langen Gang hinaus führte. In einer Ecke lag eine große jedoch auch zerlumpte Decke. Irgendwie ja aber es will nicht so richtig klingeln bei mir. Als er zur Decke sah. Bemerkte er eine Kamera. Sie schien an zu sein. Du bist doch krank, kam es von ihm.

Was? Wegen dem da?, fragte Chris und deutete zu der Kamera. Oh das war ich nicht. Dieses Ding da hast du vor einiger Zeit selbst hier angebracht. Auch der Rothaarige sah sich kurz um. Sein Blick blieb dabei auch mal auf Sailin haften. Die Augen der jungen Frau waren geweitet. Im Gegensatz zu Wahn wusste sie genau was für eine Raum dies war und er jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Hör auf Chris. Bitte, kam es dann aber plötzlich von ihr. In ihren Augen sammelten sich Tränen. Lass uns doch einfach gehen. Tu nichts was du später bereuen würdest. Bitte Chris. Der Rothaarige sah einen Moment zu ihr, dann aber schüttelte er den Kopf. Das habe ich doch bereits, antwortete er und sah wieder zu Wahn. Schon witzig das vor längerer Zeit unsere Plätze vertauscht waren. Da war ich der Gefesselte und du sahst so auf mich herab wie ich nun auf dich.

Du hast noch nichts getan Chris. Nicht soweit ich mich erinnern kann. Du hast niemanden umgebracht. Tu es einmal und es gibt kein zurück mehr. Dann bist du auch nur ein Monster. Wahn spuckte etwas Blut aus. Lass das einfach.

Das ist witzig das du gerade darauf zu sprechen kommst, sagte Chris und verzog den Mund. Ein Monster also...soso. Ob du es nun glaubst oder nicht aber ich habe etwas getan das ich bereut habe. Und irgendwie tue ich das auch jetzt noch. Denn da ist etwas geschehen das ich so nicht geplant hatte. Etwas das man sich nicht wünscht zu erleben. Weißt du man muss nicht unbedingt jemanden töten um ein Monster zu sein. Eigentlich müsstet du das doch wissen. Ich glaube ich muss deiner Erinnerung mal wieder etwas auf die Sprünge helfen damit auch du das einsiehst. Denn im Augenblick glaubst du doch tatsächlich das du so ein Unschuldsengel bist. Doch das bist du nicht Wahn. Du nicht. Und genau deswegen bist du hier. Glaubst du wirklich ich sehe einfach zu wie du sie zur Frau nimmst? Chris schüttelte den Kopf. Oh nein. Das werde ich mit Sicherheit nicht tun. Mag sein das ich den Abend versagt habe sie zu schützen doch das werde ich nicht noch einmal tun. Noch bevor dieser Tag zu Ende ist wirst du es dir fünfmal überlegen Sailin noch zur Frau nehmen zu wollen.

Wer sagt denn das ich behaupte ich sei ein Unschuldsengel, entgegnete Wahn. Ich weiß das ich Mist gebaut habe und gebe es auch zu. Du musst mich nicht dran erinnern. Aber was rede ich hier eigentlich. Bei dir kann man genauso gut mit einer Wand reden. Du bist einfach nur besessen.

Nenn es ruhig besessen oder wie auch immer du es bezeichnen willst, reagierte Chris. Wenn Liebe Besessenheit bedeutet dann ist das halt so. Der junge Mann nahm die Arme runter und wandte sich von Wahn ab. Sein Blick wanderte zu Sailin. Einen Moment lang sah er sie einfach nur an, während die Frau selber versuchte seinem Blick auszuweichen. Dann aber lief er los und blieb vor ihr stehen. Ich habe immer zu an dich denken müssen. Seit unser ersten Begegnung unten in den Kanälen, sagte er und strich der Grünhaarigen über die Wange. Sie wollte dabei den Kopf wegziehen doch es gelang ihr nur bedingt. Der Rothaarige sah wieder zu Wahn. Alles lief perfekt doch dann musstest du auftauchen und sie mir wieder wegnehmen. Wegen dir musste sie unter Viktor leiden. Hast du eigentlich eine Vorstellung davon wie schrecklich es war zu hören was dieser Mann ihr angetan hat? Oder gar Ilian? Niemand sollte sie anfassen. Schon gar nicht so. Und doch hast du sie dort einfach im Stich gelassen. Leider konnte ich ihr damals nicht helfen. Und dann ging sie mit dir fort. Doch sie kam wieder. Vollkommen mit den Nerven am Ende weil du sie weggestoßen und verlassen hast. Und kaum finden unsere Herzen zueinander kammst du wieder und hast sie mir erneut weggenommen. Das tust du immer. Du kommst und stiehlst sie von mir. Selbst als sie mich endlich heiraten wollte und sogar ein Kind von mir erwartete. Chris sah erneut zu Sailin. Diesmal legte er seine Hand an ihren Bauch und strich leicht darüber. Sailin konnte sich nicht so recht dagegen wehren. Sie zitterte und sah ängstlich aus. Das alles behagte ihr ganz und gar nicht. Chris machte ihr Angst. Wie er das alles sagte klang nach einem Wahnsinnigen. Doch Chris verzog den Mund und drehte den Kopf leicht um aus den Augenwinkeln heraus zu Wahn zu sehen. Du bist gekommen und hast sie mir weggenommen. Mir meine Familie gestohlen.

Du redest von stehlen?, knurrte Wahn nun. Du warst es doch der sich in meine Beziehung eingemischt hat. Du bist es der krampfhaft versucht einen Keil zwischen uns zu treiben. Ich mag Fehler gemacht haben das weiß ich. Sogar schlimme Verbrechen begangen. Aber ich habe ihr niemals wissentlich ernsthaften Schaden zugefügt. Wenn dann war ich absolut nicht ich selbst. Es tut mir leid und sie hat mir verziehen. Warum kannst du es nicht einfach dabei belassen und dich aus unser Leben verpissen.