Caim konnte seinen Blick nicht abwenden auch als sein Vater zusammen sackte und ein letztes Danke aus seinen Lippen drang, drehte er sich nicht weg. Doch die Tränen rannen seine Wange hinab und seine eine Hand war zur Faust geballt. Das Geräusch der Atemmaske verstummte und es wurde still. Nur die Regentropfen verursachten leise Geräusche, während sie auf den blutigen Asphalt fielen.

Auch Samael stand einfach nur da und hatte die Hand zur Faust geballt. Der Speer, welcher noch in Wahns Oberkörper steckte löste sich langsam auf. Genau in dem Moment verkrampfte sich Sailin. Sie fiel nach vorne so das sie gekrümmt und mit den Oberarmen auf dem Boden gestützt dalag. Sie wollte schreien doch kam nichts hervor denn wenn sie das tat würden die Wachen sie hören. Dennoch weinte die Hüterin. Sie hatte mit einem Schlag soviel verloren. Wahn war nicht nur der Mann den sie über alles liebte. Er war der Vater ihrer Kinder, ihr bester Freund und auch ihr Wächter gewesen.

Sailin hing einfach zitternd und weinend am Boden, während Samael nach einem Moment zu Wahn trat. Sein Vater war tot und so packte der junge Mann nun einfach die Stangen. Eine nach der Anderen zog er aus dem Körper des Mannes. Sofort fing das Blut an aus den offenen Wunden zu fließen. Doch Samael machte weiter. Er zog ein Shirt aus und umfasste damit den Griff von Schattensang. Auch die Klinge zog er heraus. Die Kette, welche den linken Arm festhielt schlug Samael mit dem Schwert kaputt. Kaum gab diese nach fiel auch Wahn nach vorne. Sofort ging der Schwarzhaarige seinen Vater auf. Das er nun das Blut von diesem abbekam störte den jungen Mann nicht. Mit Tränen in den Augen hielt er Schattensang weiter fest während er Wahn hochnahm indem er ihn auf seine Schulter wuchtete.

Samael blickte zu Sailin und dann zu seinem kleinen Bruder. Ich weiß es ist schwer, aber.... Seine Stimme brach etwas bevor er tief einatmete. Caim hilf ihr. Bitte wir müssen hier weg bevor die Wachen kommen.

Caim konnte den Blick nicht von seinen Vater lassen. Erst verzögert reagierte er und richtete sich auf. Dann nahm er Sailins Hand um sie nach oben zu ziehen. Komm Mutter. Wir müssen weg hier. Komm sagte er leise. Nochmals zog er.

Zuerst rührte sich Sailin nicht wirklich. Dann aber richtete sich die Hüterin langsam auf und sie ließ sich von Caim mitziehen. Wirklich schwer fiel das dem Jungen nicht da die junge Frau keine Gegenwehr leistete. Samael lief mit seinem Vater auf der Schulter und mit Schattensang bewaffnet vor, während sein Bruder und Sailin folgten. Durch den Regen waren sie alle mittlerweile klatschnass, doch das merkte die Hüterin nicht mehr wirklich. Ihr Blick blieb auf dem Körper von Wahn haften. Samael hingegen führte sie durch die engen Gassen in Richtung der zerstörten Mauer. Immer mal wieder mussten sie wegen patroullierenden Wachen anhalten, doch dann hatten sie es geschafft. Ohne zu zögern liefen die Drei über die Reste der Mauer. Samael blickte noch einmal kurz zurück während sie sich immer mehr von Midian entfernten. Er konnte nur hoffen das Lilith es geschafft hatte die Anderen alle zu befreien.

Wenig später wimmelte es nur so von Wachen auf dem Platz wo zuvor Wahn noch gehangen hatte. Sein fehlen wurde bemerkt und auch die Flucht der anderen Gefangenen. Nargash besah sich das Blut am Boden. Um Anima brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Er ist spätestens auf der Flucht verblutet. Ansonsten folgt einfach der Spur und ihr findet die, die ihn mitgenommen haben. Ja wohl gab einer der Männer zu verstehen und die Wachen liefen los. Tatsächlich gab es eine Blutspur der man gut folgen konnte.

Als Sailin, Caim und Samael endlich einen Unterschlupf gefunden hatten ließ sich die junge Frau einfach zu Boden sinken. Der Felsvorsprung unter welchem sie sich nun befanden schütze sie wenigstens vor dem Regen. Der Blick der Hüterin war einfach starr auf den Boden vor sich gerichtet während sie die Beine anwinkelte und ihre Arme darum schlang. Zwar waren die Tränen mittlerweile versiegt doch als Samael den leblosen Körper Wahns auf den Boden in ihrer Nähe legte sammelten sich schlagartig neue Tränen in den Augen der jungen Frau. Der Schwarzhaarige atmete schwer ein als er sich etwas aufrichtete. Da er sein Shirt ausgezogen hatte um damit Schattensang berühren zu können war sein ganzer Oberkörper nun mit Wahns Blut besudelt. Caim und Sailin hatten zwar kein Blut an sich kleben, dennch waren die Zwei bis auf die Knochen nass. Ich weiß es ist schwer aber wir müssen etwas Holz zusammensuchen um wenigstens ein kleines Feuer zu machen, meinte Samael nun. Der junge Mann kniete sich vor Caim und legte diesem eine Hand auf die Schulter. Kannst du mir dabei vielleicht etwas helfen?

Ist gut gab Caim von sich und richtete sich auf. Aber wer passt dann auf Mutter auf. Sie ist hier sonst alleine. In seine Stimme schwankte etwas. Der junge Kämpfte wieder mit den Tränen.

Betroffen sah Samael von Caim zu Sailin. Die junge Frau hockte einfach nur wie ein Häufchen Elend da und starrte zu Wahn. So wirklich wusste Samael auf die Frage seines Bruders keine Antwort. Eigentlich wollte er weder Caim noch Sailin alleine lassen. Ich komme klar, murmelte die junge Frau dann aber leise. Aufsehen tat sie nicht. Geht ruhig. Ich...ich... Die Hüterin musste mit den Tränen kämpfen und stopte im Satz. Nun atmete Samael tief durch. Okay Kleiner du bleibst bei ihr. Pass auf sie auf ich vertrau dir. Wenn etwas ist dann pfeiff so wie ich es dir beigebracht habe. Ich bin nicht weit weg. Okay?

Ist gut gab Caim wie so oft als Antwort. Er setzte sich nun neben seine Mutter. Dabei berührte seine Hand ausversehen die seines Vaters. Caim zuckte zusammen. Er lehnte sich etwas an Sailin. Der Blick blieb jedoch auf dem leblosen Mann.

Nachdem Sailin langsam ihren Arm um Caim gelegt hatte blieb sie mit ihrem Sohn eine ganze Weile einfach so sitzen. Auch ihr Blick blieb auf Wahn haften. Dann aber ließ sie den Jungen irgendwann los und rutschte näher an den Mann heran. Mit den Fingern ihrer rechten Hand strich sie diesem etwas die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Einen Moment lang sah die Hüterin einfach nur auf diesen, bevor sie sich etwas nach vorne lehnte und nach etwas am Hals des Mannes griff. Vorsichtig löste die Hüterin die Kette indem sie den Verschluss öffnete. Kaum hielt die junge Frau diese in ihrer Hand betrachtete drehte sie die Kette etwas und betrachtete sie. Der Anhänger zeigte ein umgedrehtes Pentagram welches von einem Kreis umrandet war.
Schließlich löste Sailin den Blick von der Kette und wandte sich Caim zu. Es ist schon etwas länger her da habe ich diese Kette deinem Vater geschenkt, fing die junge Frau an. Sie hat stets ihre Aufgabe erfüllt. Ihn vor finsteren Mächten zu schützen welche ihn immer für sich beanspruchen wollten. Dein Vater hat sich nie dem Schicksal ergeben welches Luzifer und soviele für ihn auserkoren hatten. Er lebte das Leben welches er für sich bestimmte. Er hat euch, seine Kinder so sehr geliebt. Sailin legte die Kette nun um den Hals ihres Jüngsten. Die Kette soll ab heute dir gehören Caim. Ich bin mir sicher dein Vater hätte das auch gewollt. Sailin liefen die Tränen während sie weitersprach.

Caim nahm die Kette in seine Hand und schaute sie sich genauer an. Die ist toll murmelte er schließlich. Danke. Denkst du Vater wacht nun im Himmel über uns?

Er wird immer bei uns sein solange wir einen Platz in unserem Herzen für ihn freihalten, antwortete Sailin auf die Frage ihres Sohnes hin. Vergiss ihn nicht und behalte ihn in Erinnerung. Die junge Frau legte ihre Hand auf die Wange des Jungen. Lächeln tat sie nicht doch nickte sie ihm leicht zu.

Hey Caim kannst du mir kurz helfen, kam es nur einen Moment später von Samael. Dem jungen Mann fielen ein paar Stöcke aus den Armen direkt auf den Boden.

Ja sagte der junge und sprang erneut auf. Dann drehte er sich wieder zu Sailin. Das werde ich nicht versprochen. Schließlich rannte er zu Samael um ihn zu helfen, indem er ihn ein paar der Stöcke abnahm.

Schließlich brannte unter dem Felsvorsprung ein kleines Feuer andem sich die Drei wenigstens etwas aufwärmen konnten. Bevor sich Samael zu ihnen gesetzt hatte, hatte er mithilfe von dem Regen wenigstens etwas Blut von sich gewischt. Wirklich viel redete die Drei nicht. Sailin blickte ab und zu in Wahns Richtung.

Irgendwann atmete sie tief durch und sah zu dem Stapel Holz der noch herumlag. Wir sollten bald los, meinte Samael während die Frau noch nachzudenken schien. Schließlich wissen wir nicht ob sie uns auf den Fersen sind. Kaum hatte er das gesagt nickte Sailin und sie schaute plötzlich sehr ernst. Wir müssen ihn verbrennen, sagte sie genauso ernst. Als sie den Blick der Jungs sah schüttelte die Hüterin den Kopf. Wir dürfen nicht zulassen das sie ihn bekommen. Keiner kann sagen was sie sonst noch mit ihm anstellen. Schon immer war es ihnen ein Vergnügen an ihm herumzuexperimentieren. Das darf nicht geschehen. Zuerst schaute Samael nicht begeistert doch dann nickte er. Das dürfte das beste sein, murmelte er.

Warum hat Vater gesagt niemand soll ihn zurückholen fragte Caim nun in die Runde während er zu Wahns reglosen Körper blickte. Er verstand das ganze nicht so recht. Immer wieder mal besah er sich die Kette in seiner Hand.