Sofort liefen sie nach draußen, während eine Wache zu Raven geschickt wurde. Der junge Mann wurde in den Plan eingewiesen und war sofort begeistert davon. An der Seite der Feste verließen Wahn und Raven das sichere Schild. Kyle ließ die Bogenschützen und Magier mehrere Salven auf den Gegner schießen. Dieser wurde durch diesen plötzlichen Angriff überrascht. Los, schießt zurück, baut eure Schilde auf, schrie Avestia ihren Kriegern zu. Durch diesen Angriff war es Raven möglich, einen Krieger der Inquisition auszuschalten. Etwas abseits schlüpfte er in dessen Sachen. Dann griff er Wahn an beiden Armen und hielt sie hinter den jungen Mann. Mit ihm fest im Griff lief Raven durch die Reihen der Angreifer. Direkt zu der Hüterin. Als diese den Mann ankommen sah, mit seiner Beute, musste sie unweigerlich grinsen. Werte Hüterin, ihn habe ich aufgegriffen, als er sich an den Katapulten zu schaffen, machen wollte, sagte er und stieß Wahn so, dass dieser in die Knie ging. Mit seinem Schwert bedrohte er den jungen Mann. Dies habe ich weiter entfernt gefunden. Raven reichte mit seiner freien Hand die Maske zu der Hüterin. Diese nahm sie entgegen. Ihr Lächeln war finster. Wie konntest du nur glauben, in deinem Zustand etwas gegen uns ausrichten zu können? Wahn schaute sie völlig ausdruckslos an, was auch größtenteils an den Verbänden in seinem Gesicht liegen konnte. Die verdorbene Hüterin beugte sich zu Wahn runter und riss ihm die Verbände ab. Blut floss an den noch nicht verheilten Wunden entlang. Dann riss sie ihm sein Oberteil ab. Die wirst du nicht mehr brauchen, wenn du erst mein Wächter bist. Bringt einen Kragen. Sie schaute zu Raven und funkelte ihn an. Halt ihn fest. Der Rothaarige tat wie ihm befohlen und packte Wahn. Eine weitere Person kam und legte Wahn einen Kragen an. Der schwarzhaarige Mann funkelte Avestia wütend an, sagte aber nichts. Die Hüterin führte die Maske zu dem Gesicht des jungen Mannes und legte sie gleich an. Kurz bäumte sich der schwarzhaarige Mann auf und hing dann mit dem Kopf nach unten. Während Raven ihn losließ, machte Avestia einen Schritt zurück und grinste. Erhebe dich, mein neuer Wächter.

Etwas weiter entfernt stand der vermummte Mann und betrachtete die ganze Szene. Wie es aussieht, dürfte dein Wächter schon wieder jemand anderem dienen. Was für eine Schande. Sollte etwa die ganze Arbeit mit dir nun umsonst gewesen sein? Der Mann drehte sich zu der grünhaarigen Frau. Ihre Augen waren matt und sie starrte nur vor sich hin. Nein, du wirst schon noch deine Chance bekommen.

Wahn richtete sich langsam auf und sah zu Avestia als würde er ihre Befehle abwarten. Sie befahl ihn vor ihr zu knien. Dann posaunte sie lauthals, sie habe endlich wieder einen mächtigen Wächter. Wahn sah kurz zu den verkleideten Raven und machte eine kurze Handbewegung. Dies sollte ein Zeichen sein, dass alles in Ordnung war und die Maske keine Auswirkung auf ihn hatte.

Avestia breitete ihre Arme etwas nach oben aus und lachte. Dann sah sie zu den anderen Hüterinnen in ihrer Nahe. Seht, wer jetzt mir gehört. Der mächtigste Wächter, den es je gab. Die Frau nahm ihre Hände wieder runter und sah zu Wahn. Los. Steh deiner Hüterin zur Seite. Mit ihrer linken Hand zeigte sie neben sich.

Wahn erhob sich erneut und tat genau das, was die Hüterin ihm befohlen hatte. Die Schlacht tobte immer noch.
Mittlerweile hatten sich Männer der Legion im Schutz der Türme vor dem Tor versammelt. Die Schlacht kam nun richtig in Gange. Avestia verfolgte aufmerksam das Geschehen. Die Schlacht dauerte bereits eine Weile an, da griff Wahn zu einem Dolch mit einer merkwürdigen Aura, den er im Gürtel stecken hatte. Da er leicht schräg neben der Hüterin stand fiel, es kaum auf als er etwas hinter sie schritt. Wahn hob seine Hand und rammte ihr den Dolch in den Rücken.

Avestia schrie auf wie ein wildes Tier, als sie den Schmerz in ihrem Rücken spürte. Die Frau fuhr herum. Wütend schaute sie den Wächter an, welcher einen Dolch in der Hand hielt. Wie kann das sein? Was denkst du eigentlich, was du da tust?, fauchte sie. Plötzlich schnellte der junge Mann nach vorne. Der Dolch zielte auf die Hüterin. Der Angriff wurde jedoch mit einem Mal von einem weißen Stab geblockt. Eine junge Frau war zwischen Avestia und Wahn auftauchte. Die Grünhaarige sagte kein Wort und schaute nur den Mann mit der Maske an.

Wahn traute seinen Augen nicht. Sailin? fragte er verwirrt. Aber warum? Er verstand einfach nicht, was hier gerade vor sich ging. Die junge Frau hier. Beim Feind? Was war geschehen. Was tust du? fragte er noch.

Ich halte dich auf. Siehst du das denn nicht?, sagte die junge Frau nur. Der Kristall an ihrem Stab begann aufzuleuchten, als Sailin eine Magie entfesselte. Mehrere Eiskristalle schossen auf den Wächter zu.
Raven stand etwas Abseits und konnte nicht glauben, was er da sah. Sailin hatte die Hüterin gerettet? Doch warum? Sie trug kein Diadem am Kopf, also war die junge Frau nicht verdorben. Was war nur geschehen?

Mensch Sailin mach keinen Scheiß?, knurrte Wahn und fegte den Angriff mit einer leichten Feuerwelle weg, wobei er einige der Kristalle ab bekam. Er wollte Sailin einfach nicht verletzen und deshalb zog er vor, eine schwächere Magie zu nutzen. Hör doch auf damit. Warum solltest du diese Frau schützen wollen, nach alldem, was sie getan hat.

Die junge Frau starrte ihn an. Weil du sie angreifst. Du wirst für alles bezahlen, was du getan hast. Ich lasse nicht zu das du noch mehr Leuten wehtust. Bevor Sailin einen weiteren Angriff ausführen konnte, lag Avestias Hand auf der Schulter der jungen Frau. Dafür wirst du nachher noch mehr Zeit haben. Wir werden die Schlacht hier verlassen und zum Inquisitor zurückkehren. Die Hüterin funkelte Wahn an. Du wirst uns begleiten.

Wahn ließ den Dolch fallen. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Du wirst damit kein Vergnügen haben, knurrte der Wächter Avestia an und deutete zu der schimmernden Waffe. Tödliche Magie. Dann hob er seine Hände hoch, um zu signalisieren, dass er aufgab. Zwei Männer packten ihn und legten ihm Ketten an.

Nocturn stand auf den Mauern und sah nur noch wie Wahn abgeführt wurde. Da ist etwas schiefgelaufen.

Während Kyle fassungslos zusehen musste, wie Wahn abgeführt wurde, machte sich Raven daran, in den Reihen der Angreifer für Chaos zu sorgen. Da sich die Anführerin der Hüterinnen zurückzog und noch einige andere mitnahm, herrschte bald einiges durcheinander. Manche Krieger waren der Meinung, sie habe Vertrauen in sie und wusste, dass sie die Feste einnehmen würde. Andere ließen ihre Waffen fallen, weil sie meinten, nur als Kanonenfutter benutzt zu werden. Nach kurzer Zeit war die Truppe so aufgerieben, dass die Männer der Legion nur noch leichtes Spiel hatten. Während die Krieger der Inquisition und Hüterinnen, welche am Schluss noch übrig geblieben waren, zurückzogen, schlich sich Raven in die Feste zurück. Kaum dort angekommen stürmte der Rothaarige zu Nocturn und den anderen auf die Mauer. Das ist schlecht, fing er an. Sailin ist auf ihrer Seite. Sie hat den entscheidenden Angriff auf Avestia geblockt und Wahn angegriffen. Allerdings ist sie nicht verdorben. Raven zeigte auf die Stirn. Kein Diadem. Die haben Wahn mitgenommen, um ihn zum Inquisitor zu bringen. Kyle schaute den Rothaarigen geschockt an. Was! Das kann doch nicht wahr sein., brach er heraus. Sulona schaute Raven nur an. Sie konnte nicht fassen, was sie da hörte. Was haben sie nur mit Sailin gemacht, dass sie Wahn angreift? Das würde sie doch nie freiwillig tun.

In der Zwischenzeit hatten die Gruppe um Avestia einen größeren Weg zurückgesetzt. Wahn hatte man auf ein Pferd gepackt, welches von zwei berittenen Reitern begleitet wurde. Die Maske hatte die verdorbene Hüterin ihm wieder abgerissen. Nur der Kragen hing noch an dem jungen Mann. Sailin ritt etwas hinter Wahn und behielt ihn die ganze Zeit im Auge. Avestia sah mittlerweile nicht gut aus. Die Wunde in ihrem Rücken sendete einen merkwürdigen Schmerz aus. Da sie aber keine Schwäche zeigen wollte, ritt die Frau einfach weiter. Das würde dieser Kerl ihr noch büßen.

Wahn hielt den Kopf gesenkt. Zum Inquisitor also. Menethil war sein Name und bald würde er diesen Mann gegenüberstehen. Der Mann, der dazu neigte jeden einfach umzubringen oder auf den Scheiterhaufen zu werfen, der sich ihm widersetzte. Er schüttelte sich kurz. In seinem Gesicht schmerzte es und er konnte sein eigenes Blut auf den Lippen schmecken. Mit dem Abreißen der Verbände hatte die verdorbene Hüterin ihm keinen Gefallen getan. Irgendwie wollte Wahn nun auch nicht in einen Spiegel sehen. Hin und wieder taten die Männer um ihn herum genau das. Ihn anstarren.
Sailin ritt hinter ihm. Er fragte sich nochmals, was mit ihr los war und warum sie das getan hatte. Sicher würde er es bald erfahren.

Nach zwei Tagen kamen die Hüterin Avestia und ihre Gruppe in der Stadt Alvengarde an. Sie war riesengroß und im Zentrum stand ein riesiger Palast. Noch vor einiger Zeit war diese Stadt wunderschön gewesen. Die weißen Straßen waren sauber und mit vielen Bewohnern überlaufen gewesen. Nun waren die Wege fast gänzlich leer. Mann konnte die Trostlosigkeit regelrecht spüren. Die wenigen Menschen auf der Straße sahen verängstigt zu der verdorbenen Hüterin und ihren Begleitern. Vor allem Wahn bekam viele Blicke ab, da er so blutverschmiert war. Wieder So ein armes Schwein, murmelte ein Mann als Wahn an ihm vorbeiritt.
Als sie den Palast erreicht hatten, wurde Wahn von dem Pferd genommen. Mehrere Krieger umstellten ihn und führten den jungen Mann unter der Führung von Avestia in den Palast. Die junge Hüterin folgte ihnen. Sie liefen einen langen Flur entlang, welcher am Ende ein großes Portal hatte. Die Flügeltüren wurden geöffnet und ein Thronsaal breitete sich vor ihnen aus. Der Teppich, welcher vor langer Zeit einmal rot gewesen war, wurde durch einen fast schwarzblauen ersetzt. Dieser führte bis zu dem Thron, auf welchem ein Mann saß. Avestia lief vor und die anderen folgten mit dem Gefangenen. Die Hüterin verneigte sich kurz vor dem Inquisitor. Ich habe ihnen ein Geschenk mitgebracht. Menethil sah Wahn an und grinste finster. Wie ich sehe, konntest du dich erfolgreich von der Maske trennen. Doch zu welchem Preis? Der Mann richtete sich etwas auf. Das hast du gut gemacht, Avestia. Kurz sah er zu der Frau, dann wieder zu Wahn. Sei unbesorgt. Du wirst bald wieder eine neue Maske bekommen. Ein Mann tauchte aus dem Schatten auf. Sein Gesicht war durch den langen Kapuzenumhang völlig verdeckt. Bis deine neue Maske fertig ist, kannst du dich ja vor ihr rechtfertigen. Der Mann hob seine Hand und winkte Sailin zu sich. Die junge Frau lief an Wahn vorbei zu dem Mann und stellte sich neben ihn. Mit ihren matten Augen schaute sie zu dem Schwarzhaarigen. Der Vermummte legte eine Hand auf ihren Kopf. Ist sie nicht ein braves Kind? Es ist doch schön, wenn Kinder auf ihre Eltern hören, oder?

Eltern? brachte Wahn stockend hervor. Du bist ihr Vater? Er biss sich auf die Lippen. Kannte er diesen Mann doch. Seine Aura blieb unverkennbar. Schon einmal hatten sie gegen ihn gekämpft. Kurz vor der Schlacht, in der sie beide ihr Leben verloren hatten. Margaroth bekannt als der schwarze Drache. Wer hätte das gedacht, sagte er nun resigniert.

Ja, sie war auch ziemlich geschockt als sie mich erkannte, sagte Margaroth und nahm die Hand von Sailins Kopf. Schließlich bin ich nicht wirklich mehr der, der ich einst war. Es hat ein wenig Überredungskunst gebraucht, doch nun hört sie auf mich. Der Mann hob seinen Arm und zeigte auf Wahn. Soll ich es dir zeigen? Na los Sailin, füge ihm den Schmerz zu, welchen er dir über die Jahre immer wieder zugefügt hat. Die junge Frau erhob den Stab, wieder schossen mehrere Eiskristalle auf den Schwarzhaarigen zu.