Bitte was?, brachte Nocturn hervor und riss die Augen auf. Dann sprang er vom Stuhl auf, auf welchen er saß. Der ehemalige Schatten begab sich gleich zu dem Tempel, in welchen Wahn gehalten wurde. Dort angekommen, sah er die Maske auf dem Boden liegen. Eine Weile blickte er Wahn einfach nur an. Dieser schüttelte kurz den Kopf. Es brennt, murmelte er. Ich kann sie immer noch in mir spüren. Diese Verderbnis.

Sailin sah Wahn besorgt an. Noch war es nicht anscheinend nicht überstanden. Die junge Frau griff sich das Zeug, welches Kyle mitgebracht hatte und wischte vorsichtig mit einem Tuch das Blut weg. Da Wahn noch immer gefesselt war und unter der Beruhigung stand, brauchte sie keine Sorge haben, dass er nach ihr ausholen könnte. Als die Hüterin das Blut weggewischt hatte, sah man, dass die Wunden ziemlich großflächig verteilt waren. Tiefe Schnittwunden zierten Wahns Gesicht. Lass nicht zu, dass sie noch Macht auf dich auswirkt, sagte Sailin schließlich. Ich weiß, du bist stark genug, um sie endgültig aufzulösen.

Nocturn trat näher heran und legte eine Hand auf Wahns Stirn. Dann seufzte er. Ihr könnt froh sein das ihr ihm mit dieser Aktion nicht das Gesicht komplett zerrissen habt. Es gab noch niemand, der so eine Maske bei lebendigem Leib abnehmen konnte.
Der Krieger machte sich an den Ketten zu schaffen und öffnete sie. Bringt ihn in ein Zimmer. Die Verderbnis ist zwar noch in ihm, aber er wird sie in den Griff bekommen. Sein Körper ist auf so etwas ausgelegt. Kettet ihn an, aber verschafft ihn einfach eine bessere Möglichkeit sich zu erholen. Und versorgt diese Wunden richtig, bevor sich noch etwas entzündet.

Kyle und Raven nahmen Wahn hoch und brachten den jungen Mann in das Zimmer, welches er bewohnt hatte. Dort lag Faix auf dem Bett und schaute auf, als sie alle hereinkamen. Als er Wahn erkannte, war der kleine Drache völlig aufgekratzt und sprang auf dem Bett herum. Sailin nahm ihn kurz herunter, während Kyle und Raven Wahn auf das Bett legten. Dort legten sie ihn Ketten an die Arme und Beine an. Nachdem sie sicher waren, dass er diese nicht so einfach abreißen konnte, ließen die beiden Männer die Hüterin ihre Arbeit machen. Sailin setzte sich zu Wahn auf das Bett und versorgte vorsichtig die Wunden. Nachdem sie die im Gesicht gereinigt hatte, verband die junge Frau diese mit Pilastern oder Kompressen. Seine alte Narbe musste ebenso versorgt werden, da sie wieder aufgegangen war. Noch einmal sah sie nach der Wunde am Hals und den anderen Verletzungen, welche der Wächter aufwies. Als sie fertig war, saß Sailin einfach nur da und schaute Wahn an. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie da eigentlich getan hatten. In ihrem Übereifer hatte sie Wahn doch ziemlich schwer verletzt. Mehr als die Hälfte seines Gesichts war nun verbunden. Was hatte sie nur getan? Während Sailin geschockt dasaß, sprang Faix auf das Bett und legte sich neben Wahn.

Sieht übel aus, sagte Ray einfach geradeaus und wandte sich dann an Sailin. Hey du hast es gut gemeint und er ist dieses Ding los. Das ist doch die Hauptsache, oder nicht? Er stand mit verschränkten Armen an der Wand.

Sailin sah von Wahn auf zu Ray. Einen Moment schaute sie den jungen Mann an, dann wendete sie sich wieder dem Wächter zu. War es das wirklich? Er war das Ding wieder los, das stimmte wohl. Doch zu welchem Preis? Nero hatte sie noch gewarnt und was tat sie? Sie hat es in den Wind geschlagen und unbedingt darauf bestanden, Wahn die Maske zu entfernen. Die junge Frau stand auf und lief einfach aus dem Zimmer.
Kyle atmete schwer aus und sah Sailin hinterher, welche die Tür hinter sich schloss. Was meinst du damit, dass sein Körper dafür ausgelegt ist?, fragte der Mann plötzlich Nocturn.

Hey Sailin, sagte Sulona zu der Hüterin, als diese an ihr und Fayt vorbeilief. Die junge Frau reagierte nicht wirklich. Nur kurz hielt sie an. Wahn ist die Maske los, murmelte Sailin kurz und lief dann weiter. Sulona schaute ihr verwirrt hinterher. Dann sah die Frau zu ihrem Bruder. Aber das ist doch gut. Warum wirkt sie so geknickt?

Nocturn sah ebenfalls Sailin hinterher, wandte sich dann aber an Kyle. Wahns Körper ist durch ein altes Erbe in der Lage Dinge anzupassen oder sich selbst je nachdem, was erforderlich ist. Diese Verderbnis ist Magie und nun trägt er nur noch ein wenig in sich. Das wird sein Blut einfach schlucken, so könnte man es ausdrücken.

Fayt zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung. Wird wohl, was vorgefallen sein.

Kyle sah Nocturn an und dann wieder zu Wahn. Sowas kann sein Blut oder Körper? Das ist schwer zu glauben. Aber wenn du Recht damit hast, dann brauchen wir uns ja um ihn keine Sorgen mehr zu machen. Raven lehnte an der Wand. Bringt seine Vor- und Nachteile, würde ich mal meinen. Der Rothaarige schaute auf, als Sulona mit Fayt in der Tür stand. Hey, dir scheint es wirklich wieder viel besser zu gehen, meinte Raven zu dem jungen Mann. Sailin meint, Wahn ist das Ding los? Sie war irgendwie komisch. Ist was passiert?, fragte Sulona in die Runde.

Währenddessen saß Menethil auf seinem Thron. Vor ihm lag die Leiche eines Mannes. Der ärmste konnte nun wirklich nichts dafür, sagte der Mann aus dem Schatten. Als der Inquisitor zu ihm schaute, trat er hervor. Sie haben nicht nur die Hüterin umgebracht, sondern nun auch noch den Dämon wieder. Ich fürchte, es wird nicht ange dauern und er ist wieder auf deren Seite, knurrte Menethil. Der andere Mann lachte kurz finster auf. Im Grunde ist sie durch ihren eigenen Wächter gestorben. Das nennt man dann wohl Pech. Doch ich habe gesagt, es war ein Fehler, die Hüterin am Leben zu lassen. Menethil funkelte den Mann wütend an. Laree war eine der besten Hüterinnen. Nur noch Avestia hat sie übertroffen. Die anderen sind zwar gut, aber naja. Und dass wir Anima nicht mehr haben, ist umso schlimmer. Sobald er sich erholt hat, dürfte er uns Probleme bereiten. Der vermummte Mann machte eine Handbewegung. Da wäre ich mir nicht so sicher. Mir ist da etwas Hübsches in den Sinn gekommen. Nebenbei kann ich alte Kontakte wieder knüpfen. Während Menethil verwirrt schaute, verschwand der Mann im Schatten.

Ray deutete einfach auf den Mann im Bett. Schaut doch einfach selbst. Die Maske ist er zwar los, aber ich würde einfach behaupten, wenn er aufwacht, wünscht er sich sicherlich eine andere. Nocturn sah ihn fest an und der junge Mann verstummte sofort. Es gab noch niemanden, der die Maske verloren hat, ohne selbst verloren zu sein. Das hier ist das erste Mal.

Sulona schaute auf das Bett und sah Wahn. Der junge Mann war überall im Gesicht verbunden. Nun verstand sie Rays Kommentar. Dann aber schaute sie fragend zu Nocturn. Noch nie hat jemand diese Maske abgesetzt? Erstaunt schaute Sulona wieder zu Wahn. Aber es ist doch gut, dass er das Ding los ist. Jetzt ist er wenigstens wieder er selbst, oder? Kyle wendete sich zu Nero. Wie kam es, dass du da jetzt geholfen hast? Ich dachte, du kannst ihn nicht ausstehen? Und doch, hilfst du ihm?

Sailin hatte sich währenddessen etwas von der Feste entfernt und war zu dem See gegangen. Sie brauchte jetzt einfach ihre Ruhe. Völlig niedergeschlagen setzte sich die junge Frau an das Ufer des Sees. Aus ihrer Hosentasche nahm sie den Reif in die Hand. Was hatte sie nur getan? Durch ihre Schuld war Wahn nun so verletzt? Wie könnte er ihr das nur verzeihen? Sie kann es ja nicht mal selbst. Durch ihre Schuld ist der Mann, welchen sie liebt, nun so verwundet.

Nero zuckte mit den Schultern. Ich schätze mal, diese Maske hat niemand verdient. Das Ding ist eine reine Folter. Auch wenn er nun verwundet ist, ist das doch viel besser.

Kyle nickte. Das ist wohl wahr. Doch ich fürchte Sailin macht sich da gerade doch Gedanken drüber. Jedenfalls sah sie so aus.

Sailin starrte in Gedanken vertieft in das Wasser des Sees, als sie plötzlich hinter sich eine Bewegung merkte. Die junge Frau sprang sofort auf und drehte sich um. Ein Mann in einem schwarzen Umhang stand da. Seine Kapuze war tief in das Gesicht gezogen. Was wollen sie?, fragte die junge Frau erschrocken. Dich Sailin. Nur dich, sagte der Fremde mit einem merkwürdigen Unterton. Die Hüterin machte einen Schritt zurück und trat dadurch in das Wasser. Diese Stimme. Sie kannte diese. Es war nun zwar schon länger her, doch Sailin hatte sie erkannt. Sie sind der Mann von damals, keuchte Sailin. Die junge Frau konnte sich noch sehr gut daran erinnern. Damals war sie mit Wahn zusammen, als plötzlich der Mann auftauchte. Damals hatte er Sailin mit einem Zauber belegt, um ihren Wächter von ihr fernzuhalten. Sailin, Sailin, Sailin, schüttelte der Mann den Kopf. Ich bin doch nicht nur ein Mann. Es enttäuscht mich schon, dass du es bisher nicht gehört hast. Ist meine Stimme im Laufe der Zeit so anders geworden? Die junge Frau starrte geschockt auf das Gesicht des Mannes, als dieser die Kapuze kurz nach hinten zog. Das Wächterrelikt fiel ihr aus der Hand und landete auf der Wiese. Das...das kann doch nicht, stammelte sie nur. Der Mann lachte kurz auf und zog die Kapuze wieder über das Gesicht. Plötzlich schoss er nach vorne und schlug Sailin in die Magengegend. Sofort sackte die junge Frau zusammen und wurde von dem Fremden hochgehoben. Mit ihr in den Armen verließ er die Lichtung, nur das Relikt blieb zurück.

Zwei Tage waren vergangen. Nocturn hatte ein paar Leute ausgeschickt, um nach Sailin zu schauen. Sie war einfach nicht mehr aufgetaucht. Der ehemalige Schatten machte sich Sorgen. Sailin gab sich die Schuld an Wahns Verletzungen.
Der junge Mann lag immer noch regungslos im Bett. Nur manchmal atmete er tief durch und bewegte sich etwas, dass die Ketten klirrten. Nocturn hatte Soluna beauftragt, bei ihm zu bleiben. Als einer der Männer zurückkamen und Meldung bei ihm machten, schluckte der Krieger. Man hatte nur das Wächterrelikt gefunden, aber nicht Sailin. Wo war sie nur? Nocturn ging in das Zimmer, wo Wahn lag. Er sah Soluna an. Sailin ist verschwunden. Wir können sie nicht finden.

Die Halbelfe starrte Nocturn erschrocken an. Das kann doch nicht sein. Sie würde doch nicht einfach verschwinden, oder? Sulona schaute besorgt zu Wahn. Sie hatte schon mitbekommen gehabt das Sailin geknickt war, doch dachte die Halbelfe nicht, dass sie einfach gehen würde. Wahn bedeutete ihr doch so viel. Sulona sah wieder zu Nocturn. Was machen wir denn da jetzt?

Sailin saß in einer Zelle. An ihren Handgelenken befanden sich Ketten, welche mit der Wand verbunden waren. Die junge Frau wusste nicht, wie lange sie hier schon war, doch es musste schon einige Zeit vergangen sein. Seid sie wach war, konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Was der Mann ihr offenbart hatte, war einfach unmöglich. Kommt dir das bekannt vor, Sailin, ertönte plötzlich eine Stimme am anderen Ende des Raumes. Die Hüterin hob ihren Kopf und starrte auf den vermummten Mann. Wie?, fragte sie ihn einfach nur, ohne auf dessen Frage einzugehen. Wie das möglich ist, dass ich noch lebe? Nun ich bin seid sehr langer Zeit nicht mehr der, der ich einst war. Du hast es selbst gesehen. Dank eines wunderbaren Geschenks, war es mir möglich so lange zu leben. Auch wenn ich dadurch Teile meines Körpers eingebüßt habe. Die Macht dadurch ist einfach unbeschreiblich. Und mithilfe dieser Macht war all dies hier in Nerevar möglich. Sailins Augen funkelten wütend auf. Nana. Wer wird denn hier seinen Hass auf mich lenken. Müsstest du nicht dich selbst hassen? Schließlich hast du deinem so geliebten Wächter etwas Fürchterliches angetan. Die junge Frau keuchte auf und schaute plötzlich wehleidig. Ihre Arme hingen schlaff zu Boden, während sie den Kopf senkte. Der Mann trat näher und umfasste ihr Kinn so, dass sie ihn anschauen musste. Dein Hass wird noch viel größer werden. Denn ich werde dir so einiges offenbaren. Und wenn du dann so weit bist, darfst du deine Wut an deinem Geliebten auslassen. Erzähl mir, was du willst, ich weiß bereits jetzt, dass es alles Lügen sind, funkelte die junge Frau den Mann an. Wenn du meinst. Dann wisse das. Was du gleich spüren wirst ist, weil Wahn dir das eingebrockt hat. Nur wegen ihm bist du überhaupt hier. Die Hand, welche Sailins Kinn hielt, glühte plötzlich purpur auf. Mit einem Mal durchfuhr Sailin eine Art Stromstoß. Die junge Frau krümmte sich zusammen und schrie auf, während sich mehrere Blitze um ihren Körper schlungen.

Als er sich bewegte, zog es stark in seinem Gesicht. Langsam öffnete er die Augen. Er lag auf etwas weichen, das hatte er gespürt. Nicht länger saß er auf diesen Thron. Ein Gedanke, der ihm zuwider war. Er wollte sich aufrichten, doch es klirrte an seinen Händen. In der Nähe sah er Soluna stehen. Sie unterhielt sich gerade mit Nocturn. Als er auf sich aufmerksam machen wollte, stieß er einen zischenden Laut aus, als die Wunden in seinem Gesicht wieder einen pochenden Schmerz abgaben. Dreck, brachte er hervor