Die Hüterin keuchte. Nein das .. kann nicht.. Zu mehr kam sie nicht mehr. Laree brach zusammen und blieb regungslos liegen. Nero atmete schwer. Danke, murmelte er schließlich.
Wahn brüllte auf, als er Laree am Boden sah. Er schüttelte sich und hielt eine Hand an die Maske.

Sulona nickte Raven zu. Der junge Mann hatte sein Schwert fest umschlossen. Die junge Frau hob ihren Bogen und feuerte einen Pfeil ab. Dieser traf Wahn genau neben den anderen Beiden. Der Wächter bäumte sich auf und ließ ein Gebrüll los. Raven nutzte die Chance und rannte nun zu dem Wächter. Während dieser gekrümmt da stand, stieß Raven ihm den Schwertknauf an den Hals. Genau an die offene Stelle zwischen Maske und Kragen, wo Wahn seine Wunde hatte. Der Wächter fasste sich sofort an den Hals und rang nach Luft. Dann verpasste der rothaarige ihm noch einen harten Hieb gegen den Hinterkopf. Während Raven sich sicherheitshalber etwas entfernte, kippte Wahn schließlich einfach nach vorne um.
Sailin zog die Luft ein. Langsam lief sie zu dem jungen Mann. Ihre linke Hand hielt sie an ihre Seite. Etwas Blut trat an dieser Stelle hervor, da Wahns Magie sie dort getroffen hatte. Kurz schaute die junge Frau ihn an, dann ging sie neben dem Wächter in die Knie. Was sollte jetzt werden? Lange würde er nicht ohnmächtig sein. Noch immer trug er die Maske und war verdorben. Sulona kam nun auch näher. Die Schützin hatte ihren Bogen noch immer erhoben. Was machen wir jetzt?, fragte Kyle und schaute zu Laree herunter. Er wollte gerade sichergehen, dass sie auch wirklich tot war. Wenn er aufwacht, haben wir wieder ein Problem.

Nocturn lies Wahn auf ein Pferd legen. Ein paar Männer schickte er aus, um in der Stadt ein starkes Betäubungsmittel aufzutreiben. Es dauerte nicht lange, da kam einer der Männer zurück und reichte Nocturn ein Glas samt Spritze. Dieser nickte und überzeugte sich davon, worum genau es sich handelte. Hier hatten sie ein sehr starkes Beruhigungsmittel.
Nocturn fühlte die Spritzte und setzte sie an Wahns Oberarm an. Wenig später waren sie wieder unterwegs. Ein paar Leute blieben zurück, um sich um das Chaos in Terran zu kümmern. Auch um die Leiche der verdorbenen Hüterin. Einer Frau, die einst voller Güte war. Wie tief war diese Welt nur gesunken. Der Junge mit der Halbmaske ritt schweigsam neben den anderen her. Nocturn sah ihn kurz nachdenklich an, beließ es dann aber dabei.

Während der Reise zurück in die Feste kümmerte sich Sailin um die Wunden Wahns. Nachdem Nocturn die Pfeile entfernt hatte, verband die junge Frau Wahns Oberkörper. Auch die Wunde am Hals versorgte sie wieder. Gleich danach half Sulona der jungen Frau mit ihren Verletzungen. Sie waren zum Glück nicht schlimm.
Als sie die Feste der Legion erreichten, brachten sie Wahn sofort zum Tempel. Nocturn ließ mehrere magiebehaftete Ketten bringen. Damit wurde Wahn an den Thron gekettet. Dieser war ziemlich stabil und würde wohl der Kraft des Wächters widerstehen können. Außerdem ließ der Krieger noch mehr Beruhigungsmittel bringen. Er wollte Wahn erst einmal ruhig halten.
Sailin schaute traurig auf den Thron und ließ sich dann in die Knie fallen. Was würde denn jetzt werden? Würde Wahn auf ewig so bleiben müssen? In ihren Händen hielt die junge Frau den dunklen Reif. Es war ihnen wohl nie richtig bestimmt gewesen, sonst würde sie nicht immer das Wächterrelikt haben, anstelle von Wahn. Ob sie ihn jemals wieder in die Arme schließen könnte oder einfach nur küssen?
Kyle legte eine Hand auf Sailins Schulter und schaute zu Nocturn. Was machen wir jetzt? Ich meine, er wird ja nicht ewig da so bleiben können.

Wenn ich das wüsste, meinte Nocturn und legte Wahn eine Spritze an. Vielleicht gibt es einen Weg, aber er liegt gerade nicht vor mir. Ich weiß es nicht. Er sah zu Nero. Dieser stand etwas neben dem Thron und sah zu dem Mann mit der Maske. Der Wächter lehnte an und hatte den Kopf leicht zur Seite hängen.

Sailin? Was war das für ein merkwürdiger Angriff, den Wahn da gemacht hat? Ich meine, er stand nur da und plötzlich fiel diese Laree um., Sulona schaute die junge Frau verwirrt an. Diese sah nach wie vor zu Wahn. Das war einer seiner stärksten Angriffe. Ziemlich gefährlich, antwortete die junge Frau knapp. Sie wollte nicht mehr dazu sagen, da sie keine Ahnung hatte, wie Nero auf das reagieren würde. Sailin wendete ihren Blick von Wahn ab und schaute zu Nero. Ich danke dir dafür, das du mir geholfen hast. Dank dir konnten wir Laree aufhalten.

Nero zuckte mit den Schultern. Ich hielt es irgendwie für richtig. Er setzte sich etwas abseits auf den Boden und sah diesen an.

Sailin sah, wie Nocturn zusammen mit den anderen ging. Nur Kyle blieb noch mit im Tempel. Anscheinend würde er ein Auge auf Wahn haben wollen. Im Moment würden sie eh nichts tun können. Die junge Frau setzte sich im Schneidersitz hin und sah zu Nero. Weißt du, Nero, ich kann dich sehr gut verstehen. Das du diesen Hass auf deinen Vater fühlst. Ich habe meinen Vater verachtet. Er hat meinen Bruder und mich mit unserer Mutter ganz alleine gelassen. Eines Tages kam er nach Hause und meinte nur, er würde zu einer anderen Frau gehen. Er würde meine Mutter nicht mehr lieben und wir wären ihm eh egal. Dann ist er einfach verschwunden. Irgendwo weit nach Osten, so hieß es. Unsere Mutter ist an diesem Verlust zerbrochen und kurze Zeit später gestorben. Dann waren mein Bruder und ich völlig auf uns gestellt. Ich war so verletzt und kann meinem Vater bis heute nicht verzeihen. Auch wenn er jetzt schon tot sein dürfte. Doch diese Wut und Enttäuschung auf ihn ist nach wie vor groß. Kurz schaute sie zu Wahn. Du fühlst dich sicher genauso. Doch ich weiß, dass Wahn nicht so ein Mensch ist. Wenn er es nur gewusst hätte, dann wäre vieles anders gelaufen. Die junge Frau schaute wieder zu Nero. Ihr Blick blieb an der Maske hängen. Darf ich fragen, warum du diese Maske trägst?

Das tut mir leid für dich, meinte Nero nun und diesmal klang es wirklich ernst gemeint. Ich hatte nie Eltern, kann man sagen. Ich wachte einfach auf und befand mich in dieser dunklen Stadt. In einem Labor des Imperiums aus Antarres. Sie haben lange an mir geforscht, aber mich recht gut behandelt. Doch wirklich wohlgefühlt habe ich mich dort nie. Als ich dann älter war, schickten sie mich hier her nach Nerevar. Zu Menethil den Inquisitor. Dort habe ich nur Botengänge und nieder Arbeiten erledigt. Ich dachte, dies sei halt mein Leben und habe mich damit abgefunden. In Antarres selbst hatte ich erfahren, dass mein Vater den Tod meiner Mutter Lara Reynold zu verschulden hat und er selbst ein mächtiger Dämon ist, der vielen Menschen das Leben genommen hat. Von jenem Tag an fürchtete ich ihm zu begegnen. Und ich begann ihn auch zu hassen. Er sah kurz zu Wahn, welcher die Augen gerade geschlossen hatte. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Der Junge mit der Maske blickte wieder zu Sailin. Ich glaube, mit der Maske will ich mich nur selbst vor der Wahrheit drücken. Oder ich kann es einfach nicht einsehen. Langsam nahm er sie ab und sah Sailin an. Mit einem braunen und einem roten Auge.

Sailin sah Nero an und lächelte dann. Verstehe. Du wolltest verstecken, was in dir sein könnte. Im Grunde verstand Sailin dies sogar. Er hatte über seinen Vater nur Schlechtes gehört und fürchtete nun, ihn ihm könnte dies nun auch stecken. Du brauchst das wirklich nicht hinter dieser Maske zu verstecken. Selbst wenn ich dich so anschau ohne diese Maske, weiß ich das du ein guter Kerl bist. Du musst dich nicht davor fürchten, was da in dir steckt. Weißt du, Sulona ist auch kein einfacher Elf. Ihr Vater ist ebenfalls ein Dämon. Und Raven, der rothaarige Typ, der ist auch kein normaler Mensch. Kyle rührte sich plötzlich in seiner Ecke. Sailin schaute ihn an und lachte kurz. Ich bin viel herumgekommen. Raven hat rötliche Augen. Einer seiner Elternteile ist ein Dämon. Kyle nickte nur. Die junge Frau schaute wieder zu Nero. Ich finde, alle beide sind doch ziemlich nett. Ich kenne sie noch nicht so lange, doch das kann ich sagen. Und so weiß ich das auch bei dir. Wenn du wissen willst, was wirklich damals geschah und was dein Vater wie und warum tat, dann solltest du einfach mit ihm reden, wenn er wieder er selbst ist. Ich wette, das würde dir ziemlich viel bringen. Sie lächelte kurz und sah zu Wahn. Ich wäre im Grunde meines Herzens auch froh gewesen, wenn ich damals die Chance gehabt hätte, mit meinem Vater darüber zu reden. Das hätte wahrscheinlich vieles einfacher gemacht. Ich meine, er hatte ja seine Gründe, auch wenn ich sie nie verstanden habe.

Sulona war in der Zwischenzeit in dem Zimmer ihres Bruders angekommen. Der junge Mann saß in seinem Bett. Wir sind wieder da. Wie gehts dir?, fragte die Halbelfe ihn. Die verdorbene Hüterin ist tot. Wahn haben wir auch weider hierhergebracht. Allerdings trägt er noch immer diese Maske. Wir wissen nicht so recht, was wir jetzt mit ihm machen sollen, deswegen hat er ziemlich viel Beruhigungsmittel bekommen. Sulona musterte ihren Bruder und lächelte ihn dann an. Und? Fühlst du dich fit genug, um mal einen kleinen Spaziergang in der Stadt zu machen? Muss doch wirklich langsam öde hier drinnen werden.

Ich wollte es wohl einfach nicht wahrhaben, dass in mir ebenfalls ein Dämon stecken könnte. Letzten Endes habe ich mit dieser Maske das nicht nur vor anderen versteckt, sondern auch vor mir selbst. Wieder sah Nero zu Wahn.
Warum ist er ein Dämon. Ich meine, wurde er schon so geboren? Das kann doch nicht nur das Werk des Imperiums sein. Zumal sie davon redeten, er sei schon immer von dämonischem Blut.

Fayt nickte Soluna zu. Ja, da hast du recht. Es wird langweilig. Kurz sah er an seine Beine herunter. Sie waren immer noch verbunden. Könnte gehen, denke ich.

Sailin schaute zu Wahn und dann Nero an. Er trägt, seid seiner Geburt, dämonisches Blut in sich. Wahns Vater ist ein Dämon und seine Mutter eine Meridianerin. Die Meridianer wurden von weißen Drachen gesegnet und haben weiße Schwingen zum Dank bekommen, weil sie einen Drachen gerettet hatten. Dein Vater hatte einst wunderschöne weiße Flügel. Doch schon damals machte sich das dämonische Blut in ihm bemerkbar. Ab und an, wenn er wütend war, brach eine unglaubliche Kraft aus ihm heraus. Als das Imperium ihn wieder ins Leben zurückholte, haben sie fürchterliche Experimente an ihm gemacht. Wahns Blut hat eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit. Dies wollten sie immer genau erforschen. Nun sind seine Flügel schwarz. Außerdem haben die Experimente dazu geführt, dass ein weiteres Paar wuchs. Eine Besonderheit. Sie wollten sehen, wie Wahns Körper die wohl aufnimmt. Er mag ein Dämon sein, doch er ist ein guter Kerl. Ich vertraue ihm völlig. Nun, ich kenne ihn nun auch schon wirklich sehr lange. Nie hat er mir einen Grund gegeben, an ihm zu zweifeln.

Gut, sagte Sulona und lächelte. Die junge Frau kramte Fayt eine lange Hose raus. Zurzeit lag er nur mit einer kurzen Hose bekleidet da. Zieh die an, dann machen wir nen kleinen Rundgang.

Du scheinst ihn wirklich sehr zu mögen, meinte Nero und versuchte etwas zu lächeln. Aber diese Verderbnis. Es gab bis jetzt keinen Weg, sie rückgängig zu machen. Zumindest laut Inquisitor Menethil.
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Fayt nahm die Hose entgegen und schlüpfte in diese. Dann richtete er sich langsam auf. Er stand etwas wackelig auf den Beinen. Was wunderte es ihn aber. Immerhin lag er ja auch die ganze Zeit.

Sailin schaute Nero an. Ja, das tue ich wirklich. Mehr als du überhaupt ahnen kannst. Es tut mir weh ihn so zu sehen, denn ich weiß so ist er nicht. Sie schaute zu dem Wächter und verzog das Gesicht, als sie auf die Maske starrte. Sollte es wirklich keinen Weg geben, ihn zurückzuholen? Am liebsten würde ich ihm das Ding einfach abreißen.

Sulona und Fayt verließen das Zimmer und liefen durch das Gebäude. Der junge Mann lief am Anfang noch etwas wacklig, doch nach einigen Schritten ging es. Die Halbelfe lief zusammen mit ihm aus dem Haus und führte ihn etwas durch die Stadt.

Ich mag nicht wirklich alt sein, aber ich habe schon einiges gesehen, sprach Nero. Auch einen Wächter, dem sie die Maske nach seiner Niederlage abgerissen hatten. Vermutlich, um das Material wiederzuverwenden. Vielleicht ist diese Maske, die er trägt, genau aus diesem Material. Nero verzog angewidert den Mund. Dem Kerl, dem sie das Ding abnahmen, haben sie dabei das halbe Gesicht zerrissen. Ich konnte danach ziemlich lange keinen Wächter mehr in die Augen sehen.