Fayt nickte nur. Sicher mach ich. Er lief zu dem Bett und setzte sich auf einen Stuhl daneben. Was für Zeiten murmelte er nur.

Kyle lief raus auf die Straße. Da Wahn zu dem Zentrum gebracht werden wollte, würde der Mann sich auch dorthin begeben. Auf dem Weg dahin lief ihm Raven zusammen mit Ray in die Arme. Wohin willst du denn? Solltest du nicht deine Wunden lecken, meinte der Rothaarige und grinste finster. Kyle schaute ihn etwas mürrisch an. Das müsstest du wohl eher als ich. Ich bin auf dem Weg zum Mentor. Ich wollte ihm noch was sagen. Außerdem ist gerade was Komisches passiert. Raven legte den Kopf schief. Bevor er fragen konnte, lief Kyle einfach weiter. Kommt mit, wenn ihr es hören wollt. Ich habe keine Lust, es doppelt zu erzählen. Raven schaute kurz zu Ray. Dann folgten sie dem Mann.
Ich habe vergessen etwas Wichtiges zu sagen, fing Kyle gleich an, nachdem er bei Nocturn und Wahn angekommen war. Diese rothaarige Hüterin rief uns etwas nach, als wir flohen. Ich habe nicht wirklich alles verstanden, doch sie sind auf jeden Fall auf dem Weg hierher. Diese Frau hat ziemlich damit angegeben, wie stark ihre Truppe ist. Ich fürchte, sie wird nicht lange auf sich warten lassen. Kyle sah Wahn an. Ich habe gerade Sulona verarztet und da ist was Komisches passiert. Sailins Stab ist einfach von der Kommode verschwunden.

Dann hat sie ihn gerufen meinte Wahn. Der verschwindet nicht ohne Grund. Fragt sich nur, warum hat sie das getan?
Er hielt seine Hand. Der seltsame Schnitt auf dieser schimmerte noch etwas, hörte dann aber einfach auf. Wahn schüttelte sie. Die Türme sollten nun wirken, wie sie es sollen. Ich habe es so veranlasst das, wenn sich Feinde Nähern sich ein Schild aufbauen wird zwischen den einzelnen Türmen. Das ist sehr effektiv und so können sie ihre Katapulte erst einmal vergessen.

Raven sah Wahn erstaunt an. Ach das geht? Ich habe mich schon gewundert, warum die so geleuchtet haben, mit einem Mal.

Avestia ritt auf einem schwarzen Pferd. Die Hüterin hob eine Hand an den Mund und lachte auf. Sie werden ihr blaues Wunder erleben, wenn wir sie endgültig fertig gemacht haben. In zwei Tagen erreichen wir deren Feste. Selbst wenn die Flüchtlinge sie gewarnt haben, werden sie keine Chance gegen uns haben. Die Frau schaute zu einem Pferd, etwas weiter hinten. Auf diesem saß eine junge Frau. Ihre kürzeren grünen Haare wehten im Wind. Kurz betrachtete Avestia die junge Frau, dann sah sie zu dem vermummten Mann neben sich. Und du bist sicher, dass sie nicht plötzlich uns angreift? Der Mann lachte kurz finster auf. Keine Sorge. Sie ist gebrochen und wird sich gegen ihren Wächter stellen. Zur Vorsorge habe ich aber einen Zauber auf sie gelegt. Ich werde mich im Kampf mit ihr erst einmal zurückhalten. Diese Würmer sollen ihre Hüterin ja nicht gleich sehen. Im richtigen Moment werde ich sie zu dir schicken. Avestia nickte und schaute wieder nach vorne. Das wird ein wahres Gemetzel werden. Niemand wird verschont.

Wahn saß in seinem Zimmer und fasste sich an die Verbände in seinem Gesicht. Es schmerzte immer noch, also konnte er nicht wirklich daran denken, sie zu entfernen. Er seufzte und zog sich wieder die Kapuze über.
Da stand auf einmal der Nero an der Tür. Kann ich reinkommen?, fragte er. Wahn nickte. Sicher setz dich nur. Der Junge kam der Aufforderung nach und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Er hatte den Kopf gesenkt und legte die Hände geballt auf die Knie. Ich wollte mich entschuldigen. Wahn sah ihn mit leicht schräg gehaltenen Kopf an. Wofür denn? Für alles, sagte Nero schnell. Ich meine, ich habe dich eigentlich nur verachtet und dich als ein Monster hingestellt. Ich habe dir vorgeworfen, Mutter nicht zu lieben. All das eben. Aber ich kenne dich ja nicht einmal. Nur das, was andere mir erzählt haben. Was sicherlich alles andere als gut war, gab Wahn bedrückt von sich. Nero schüttelte den Kopf. Du sollst viele Menschen umgebracht haben. Und schreckliche Dinge getan. Wahn ließ nun den Kopf hängen. Das ist leider nicht gelogen. Er hob schnell eine Hand, als Nero ihn etwas irritiert ansah. Ich habe schlimme Dinge getan vor einiger Zeit. Dinge, die ich nie wieder gut machen kam, aber aus tiefstem Herzen bereue. Ich habe getötet. Mehrfach. Aus Rache. Weil ich nicht mehr anders konnte. Ich war nahezu blind vor Wut, Schmerz und Hass. Von diesen Gefühlen darf man sich nie leiten lassen, es treibt einen zu schrecklichen Fehler. Für all das habe ich meine Strafe erhalten. Eine Strafe, die ewig währt. Mit der Zeit habe ich mich verändert. Seelisch so wie körperlich. Und es gibt keinen Weg mehr zurück. Er sah nun Nero direkt an. Du warst im Imperium und dir ist es sicherlich nicht fremd, was sie einem versprechen. Nero zuckte mit den Schultern. Sie geben dir Macht. Zumindest sagten sie das immer. Stärke ist doch nichts Schlechtes? Wahn schüttelte den Kopf. Eigene Stärke sicherlich nicht. Ja, sie versprechen einem Macht, aber um welchen Preis. Schau mich an. Ich war auch einst im Imperium. Auch mir versprachen sie Stärke und Macht. Ich willigte ein und durchlief bei ihnen ein hartes Training. Damals war ich meiner Meinung nach ein Schwächling und konnte mich kaum selbst wehren gegen das, was mir bevorstand. Im Imperium wurde ich zum Mörder ausgebildet. Und ich drohte mehrfach an diesem Training zu zerbrechen. Nur war ich einfach zu stur, um zu sterben, könnte man sagen. So ist es im Imperium. Wenn du da was werden willst, musste du stark sein. Schwache gehen unter. Immer wieder wurde mir das gepredigt. Mit der Zeit gewann ich an Stärke, aber büßte immer mehr meine Menschlichkeit ein. Das war der Preis. Letzten Endes nutzten sie mein Blut, um aus mir eine Waffe zu kreieren. Da ich die Gabe besitze oder auch den Fluch, dass mein Körper sich anpasst, waren all diese Experimente erst möglich und ich habe es irgendwie überlebt. Tja und danach wollte ich nur noch Rache. Rache für all mein Leid. Meine Welt war rot und ohne meine Freunde hätte ich nie zu mir selbst zurückgefunden. Wahn legte Nero eine Hand auf die Schulter. Wenn du Macht willst, weil du glaubst, du bist zu schwach. Dann gebe sie dir selbst und nimm sie nicht von anderen. Versuch einfach alles verborgene in dir zu finden. Die Kraft in dir. Nero zog nun die Maske ab, die er trug und Wahn konnte das rote Auge sehen. Die Imperialen meinten, ich habe ein wenig deines Blutes in mir, sagte er schließlich. Sie haben es erforscht. Wahn sah ihn wehleidig an. Mir tut es leid, Junge. Ich wusste nicht einmal, dass du da warst. Ich wusste nicht das Lara Schwanger war. Und jetzt leidest du unter dem, was ich dir vererbt habe. Nero schüttelte den Kopf. Ich will dich noch etwas fragen. Auch wenn es vielleicht merkwürdig klinkt, aber hast du Mutter wirklich geliebt?
Wahn wirkte nun etwas traurig. Ja, das habe ich. Und ich dachte, ich würde nie wieder lieben können, als ich sie verlor. Noch dazu habe ich mir nie verziehen, dass sie meinetwegen sterben musste. Aber du hast sie nicht getötet, oder?, fragte Nero nach. Wahn zog seine Hand zurück. Nicht mit eigenen Händen, sagte er. Aber sie starb, weil ich verloren war. Weil sie es nicht ertragen konnte. Durch ihren Tod war ich frei und fühlte, mich seid jenen Tag so, als hätte ich sie selbst getötet. Aber sie wollte es einfach und ich hätte sie auch nicht aufhalten können. Das weiß ich. Und es tut weh. Nero stand auf. Erst schwieg er einfach und sah Wahn an. Diesen schien es bald schon einfach unangenehm zu werden, so dass er den Blick etwas abwandte. Ich habe mir selbst immer eingeredet, mir sei mein Vater egal und ich wollte ihn nie kennenlernen. Tief in inneren aber hatte ich wohl einfach nur Angst, es könnte stimmen, was die Imperialen mir erzählten. Ich fürchtete auch, das Blut in meinen Adern könne von einer echten Bestie stammen. Er seufzte schließlich und verzog die Lippen zu einem leichten Grinsen. Ich habe mich geirrt. Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und Wahn sah ihm einfach nur nachdenklich hinterher.

Sulona wachte auf, als sie mehrere Stimmen hörte. Als die Halbelfe ihre Augen öffnete, sah sie Fayt, Kyle und Raven in dem Zimmer. Während die beiden Männer etwas weiter hinten an der Wand standen, saß ihr Bruder an dem Bett. Du wachst ja zum richtigen Zeitpunkt auf, grintse Raven sie an. Los beweg dich, wir haben bald eine Schlacht vor uns. Die Hüterin steht schon fast vor unserer Tür. Kyle hob seine Hand und schlug dem Rothaarigen mit dieser kurz auf den Hinterkopf. Raven grinste trotzdem weiter. Wie fühlst du dich?, fragte Kyle schließlich. Sulona musste unweigerlich grinsen. Ganz gut, sagte sie. Verzog dann aber das Gesicht, als sie versuchte sich aufzurichten. Während Fayt sie besorgt ansah, kam Kyle einige Schritte näher. Du solltest liegen bleiben. Nimm diesen Kerl hier nicht so ernst, sagte er und deutete auf Raven. Hey!, murrte dieser. Wenn diese Hüterin angreift, werdet ihr jede Hilfe brauchen, die ihr finden könnt. Ich werde also mitkämpfen, sagte Sulona und richtete sie ganz auf. Dabei hielt sie aber eine Hand an den Verband. Kyle schüttelte den Kopf und ging dann zur Tür. Fayt pass, auf dass sie nicht aufsteht. Wir werden zum Mentor gehen. Schließlich müssen wir eine Schlacht planen. Der Magier und Raven verließen den Raum.

Fayt seufzte. Also gut, du hast sie gehört. Liegen bleiben. Die Schlacht hat ohnehin noch nicht begonnen.

Wahn stand neben dem dunklen Thron im Tempel und hörte aufmerksam der Kriegsvorbereitung zu. Hin und wieder griff er sich an seine Wange. Sie schmerzte. Er musste wieder an Sailin denken. Konnte er doch nur hoffen, dass es ihr gut ging. Jetzt so kurz vor einer riesigen Schlacht abzuhauen, lag ihm nicht wirklich.

Während Nocturn mit den anderen die Schlacht plante, schaute Raven Wahn an. Sein Blick fiel unweigerlich auf die linke Hand, an welchem sich vor einiger Zeit noch der Reif befunden hatte. Sag mal Wahn, du bist doch Wächter, fing der Rothaarige plötzlich an. Musst du da nicht eigentlich diesen Reif tragen? Ich meine, der ist doch nur wegen dieser Maske abgegangen. Eins frage ich mich gerade. Ist das Ding nur zur Zierde da oder erfüllt das Teil auch einen Zweck? Ich meine, du bist schließlich an dieses Teil gebunden gewesen oder.

Das Relikt besiegelt den Bund beantwortete Wahn die Frage. Es ermöglicht mir auch, dass wenn Sailin mich ruft, ich zu ihr kommen kann. Aber irgendwie behalte ich dieses Relikt nie wirklich lange an. Kurz sah er auf seine Rechte. Der Feind hat gewaltig etwas dagegen.

Ähm also versteh ich das richtig? Durch dieses Ding kannst du zu Sailin gelangen, wenn sie dich ruft? Warum trägst du es dann nicht schon? Ich meine was, wenn sie dich gerade ruft?, meinte Raven nun. Dann sah er erstaunt auf. Jetzt verstehe ich das erstmal. Deswegen warst du das eine mal so schnell bei ihr. Da wo die Spione angegriffen hatten.
Kyle schaute zu Wahn. Auch sein Blick wanderte zu der Hand. Ist die Frage, ob du es überhaupt noch tragen willst. Wenn es im Endeffekt nur Sorge bringt. Diesmal war es Kyle der eine auf den Hinterkopf bekam. Raven schaute ihn zornig an. Denkt doch mal nach. Sailin verschwindet und nun auch ihr Stab. Wer weiß, was da ist. Vielleicht versucht sie schon die ganze Zeit Wahn zu rufen und er bekommt es nicht mit.

Wahn musste nun grinsen, als diesmal Kyle sich eine fing. Ihr habt wohl recht, aber die ganze Zeit war der Stab ja da. Der junge Mann griff in seine Hosentasche und holte den Reif heraus. Kurz betrachtete er ihn, dann legte er sich das Relikt um das linke Handgelenk. Kurz konzentrierte er sich. Die Runen auf dem Reif leuchteten jedoch nicht. Wahn schüttelte den Kopf. Nichts.

Raven seufzte und senkte den Kopf. Einen Versuch war es aber wert. Und vielleicht probiert sie es ja gerade nur nicht. Kyle schüttelte den Kopf. Du kannst gerade mit deinem Verhalten Ray Konkurrenz machen. Dann aber schaute der Mann wieder zu Wahn. Was hat das alles mit dem Stab zu tun?
Plötzlich kam eine Wache in den Tempel gerannt. Mentor, sie sind da. Am Horizont sind mehrere Personen aufgetaucht. Es ist ein größerer Trupp. Katapulte führen sie auch mit sich.
Kaum hatte die Wache dies gesagt, schickte Nocturn alle auf ihre Plätze. Fayt blieb bei Sulona und achtete darauf, dass die junge Frau auf keine dummen Gedanken kam. Nero hatte sich zu ihnen gesellt. Kyle stellte sich zusammen mit Bogenschützen und anderen Magiern auf die Mauer. Raven und Ray standen auf der Straße. Dort hatten sich mehrere Krieger der Feste versammelt. Sie waren bereit, zuzuschlagen, wenn es erforderlich war. Wahn befand sich in der Stadt.

Avestia stieg von ihrem Pferd und sammelte die Männer um sich. Die Katapulte wurden in Reichweite gestellt, um die Türme in Beschuss zu nehmen. In der ersten Reihe standen die Nahkämpfer. Sobald die Türme fielen, würden sie angreifen. In den darauffolgenden Reihen standen die Fernkämpfer. Unter diesen befanden sich Magier und Bogenschützen. Einige Hüterinnen waren ebenfalls darunter. Ihre Wächter befanden sich in der Nähe.
Avestia gab das Zeichen zum Angriff. Die Katapulte wurden geladen und feuerten auf die Türme. Kaum schlugen die ersten Geschosse ein, funkelte ein purpurnes Schild auf. Was ist das?, fluchte Avestia auf. Feuert weiter. Das Schild wird ja nicht ewig halten.

Der Schild hält erst mal meinte Wahn. Er stand mit verschränkten Armen an der Wand. Nocturn
unterhielt sich gerade mit einem Mann der Legion. Dann wandte er sich an den jungen Mann. Wir haben die Maske von der Verderbnis reinigen können. Allerdings ist das wohl kaum möglich, sollte ein Wächter sie noch tragen. Damit ist sie gereinigt und fungiert wie eine stinknormale Maske, die man auf und absetzen kann, mit ein wenig Magie dran. Die Wiederhacken haben wir entfernt. Wenigstens einen Schritt weiter.

Kyle stand auf der Mauer und schaute erstaunt zu, wie jedes Geschoss bisher an dem Schild aufschlug. Nichts kam bisher durch. Ich hoffe, das dauert noch eine Weile an. Wenn dies so weitergeht haben die bald keine Geschosse mehr., sagte er und verschränkte die Arme. Deine Gelassenheit würde ich gerne haben, rief Raven zu dem Magier hoch.

Avestia ballte ihre Hände zur Faust. Schießt weiter. Reißt dieses verdammte Schild runter. Wir werden euch schon da rausholen. Genießt eure Ruhe noch eine Weile, fauchte die Frau.

Was könnte man mit dem Ding schon anstellen? Meint ihr es ist möglich eine Hüterin damit an der Nase herumzuführen? Sulona stand plötzlich im Tempel. Nero und Fayt waren der jungen Frau gefolgt.

Wahn sah Soluna nachdenklich an. Die Idee ist gar nicht mal so abwegig meinte er schließlich.
Wenn die Maske keine Schäden mehr verursacht. Ich meine, niemand weiß, dass ich das Ding los bin oder? Zumindest wüsste ich nicht, dass ich mich schon einmal draußen gezeigt habe. Nocturn nickte. Dennoch besteht die Gefahr, dass sie etwas wissen. Wahn runzelte die Stirn. Vielleicht können wir es mit einem Trick erledigen. Würde sich jemand als einer von Avestias Leuten ausgeben? Dann spielen wir ihnen etwas vor. Du sagtest, die Magie wirkt noch etwas, aber nicht mehr richtig. Das heißt, man würde es nicht merken. Richtig Nocturn? Der Angesprochene nickte. Gut fuhr Wahn fort. Sie wird mir mit Freuden diese Maske nochmal aufsetzen und glauben ich gehöre ihr. Avestia hat keinen Wächter. Und welche Hüterin würde Anima als Wächter ausschlagen sprach Ray nun und schlug in die Faust. Das ist genial. Nocturn sah sich kurz um. Die Männer sind bereit. Ich fürchte, das Schild hält auch nicht ewig. Beeilt euch.