Was ist hier los?, fragte eine Wache und kam in die Zelle. Als er Sailin da liegen sah, packte er sie gleich und nahm sie hoch. Kurz warf er noch einen Blick auf den jungen Mann, dann verließ er, ohne weiter etwas zu sagen, die Zelle. Sailin nahm er mit.
Ich fürchte, das war das Werk dieses Mannes, sagte Bowen aus der anderen Zelle. Ich habe gehört, wie er etwas von einem Schutzzauber sagte, als er mit Menethil mal hier unten bei Sailin war.

Wahn seufzte. Verstehe. Der Kerl hat einfach dran gedacht, sie könnte wieder zur Vernunft kommen. Er nahm eine andere Sitzposition ein und lehnte sich an die Wand. Dann bin ich mal gespannt, was sie noch alles versuchen werden. Diese Dreckskerle.

Am nächsten Morgen kamen Wachen in die Zelle und nahmen Wahn mit. Kurz konnte einen Blick in die Zelle neben sich werfen und den Mann darinnen sehen. Sofort stieß man ihn weiter. Sie führten ihn zu dem Thronsaal von Menethil. Dort angekommen, zwangen sie Wahn in die Knie. Sailin stand neben dem Inquisitor. Auf einem kleinen Podest konnte er eine dunkle Wächtermaske sehen, die der alten sehr ähnlich sah. Wahn wandte seinen Blick von ihr ab und sah stattdessen zu der jungen Frau.

Menethil erhob sich von seinem Thron und schaute Wahn an. Er sah, dass dieser zu Sailin schaute. Wie du siehst, geht es ihr wieder gut. Sie hatte ja auch die ganze Nacht Zeit darüber nachzudenken und sich zu erholen. Schlussendlich hat die junge Dame hier ihren Fehler eingesehen. Der Mann grinste finster, während Sailin nur regungslos dastand. Ich habe heute von einer Bestrafung oder ähnlichen abgesehen. Wie du ja schon bemerkt hast, ist deine neue Maske fertig. Der Inquisitor machte eine Bewegung mit seinem Arm und zeigte mit dem Finger auf die Maske. Da du die Kleine hier ja so sehr magst, darf sie dir sogar deinen neuen Schmuck anlegen. Wie findest du das? Ist doch schön. Menethil schaute zu Sailin. Na los, meine Kleine. Du wirst ihm nun, diese Maske aufsetzten. Kaum hatte er dies gesagt, schaute er wieder zu Wahn und lächelte finster.

Bowen hatte gesehen, wie der schwarzhaarige Mann abgeführt wurde. Als die Wachen mit ihm draußen waren, stand der Krieger auf und stemmte sich gegen die Ketten. Nach wenigen Sekunden sprangen diese aus der Wand. Bowen lächelte zufrieden. Da haben sich die Prügel ja gelohnt, meinte er nur und wischte sich etwas angetrocknetes Blut von der Wange. Der blauhaarige Mann lief zu den Gitterstäben. Er trug eine beige Leinenhose, einen dunkelbraunen Lederwams und Stiefel in derselben Farbe, welche ihm bis zu den Knien reichten. Um seine Stirn hatte der Mann ein dunkelgrünes langes Band gebunden. Wird Zeit hier zu verschwinden, murmelte Bowen während er sich an den Stäben zu schaffen machte.

Wahn sah etwas wehleidig zu Sailin. Würde sie es wirklich tun? Dann aber bemerkte er das Sailin sich nicht rührte, sondern die Hände zur Faust geballt hatte und einfach da stand. Etwas stimmte nicht und das würde dem Inquisitor nicht gefallen.

Menethil drehte sich schlagartig zu Sailin als diese sich nicht bewegte. Was ist los?, fragte er sie harsch. Als die junge Frau nicht reagierte, sondern weiterhin nur dastand, holte der Mann mit seiner Rechten aus und schlug Sailin eine runter. Diese fiel sofort auf ihre Knie. Doch noch immer starrte sie einfach vor sich hin. Nutzloses Ding, fauchte Menethil und schaute nun zu einer verdorbenen Hüterin, welche ebenfalls im Saal war. Na los, bewegt dich und setz ihm die Maske auf. Die Frau nickte und lief zu dem Podest mit der Maske. Mit dieser in den Händen ging sie zu dem jungen Mann. Dieser schaute weiter zu Sailin, als die Maske an sein Gesicht geführt wurde. Die verdorbene Hüterin machte einen Schritt zurück. Menethil kam einige Schritte auf Wahn zu. Was soll das?, fauchte er und schaute auf den Reif an Wahns Arm. Er ist noch dran? Das kann nicht sein. Der Mann drehte sich kurz um und schaute zu der Grünhaarigen. Diese hatte sich wieder aufgerichtet. Gleich darauf drehte sich Menethil wieder zu Wahn und der verwunderten Hüterin. Reißt ihm diese Maske wieder ab. Mit der scheint was nicht zu stimmen, fauchte er. Eine Wache tat sofort, was ihr befohlen wurde. Der Mann packte die Maske und riss sie Wahn einfach vom Gesicht. Dieser brüllte kurz auf und fiel zu Seite um. Er wand sich am Boden und hielt sich das Gesicht mit den Händen. Blut quoll hervor.
Plötzlich gab es einen Knall und die verdorbene Hüterin flog gegen die Wand des Saals. Sofort nahm die Wache abstand.Was soll das?, schrie der Inquisitor schon fast, als plötzlich Sailin da stand, wo gerade noch die Hüterin war. Die junge Frau hatte beide Hände zur Faust geballt. Mann konnte sehen, dass sie Schmerzen hatte. Immer wieder umfloss ein purpurner Blitz Sailins Körper. Lasst Wahn endlich in Ruhe. Ich werde nicht zulassen, dass ihr ihm noch mehr Schaden zufügt, sagte Sailin zornig. Die junge Frau konnte sich kaum auf den Beinen halten.

Wahn stemmte sich nach oben. Die eine Hand hielt er immer noch ans Gesicht, die Rechte hob er nun an. Feuermagie sammelte sich in dieser. Lasst sie frei brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann schleuderte der junge Mann die Magie direkt auf den Inquisitor.

Bevor der Angriff den Inquisitor treffen konnte, sprang eine Hüterin vor ihn und erschuf ein Schild. Glaubst du wirklich, dass wir dies machen werden? Sie gehört nun uns und wir werden dich ihr schon austreiben. Und jetzt wirst du dafür zahlen. Menethil wollte eine ausschweifende Handbewegung machen, doch mitten drinnen hielt er still, als die Hüterin vor ihm plötzlich nach hinten um fiel. Ein langer Speer ragte aus ihrer Brust. Was zum...keuchte der Mann. Seine Augen waren geweitet. Bowen, knurrte der Inquisitor, als er den Krieger hinter Wahn entdeckte. Tachchen, meinte dieser trocken. Er hatte ein Schwert in seiner linken Hand und eins hing an seiner Hüfte.
Sailin ging in die Knie und fiel nach vorne. Nur mit den Händen stützte sie sich ab und verhinderte, dass sie ganz am Boden lag. Plötzlich wurde sie einfach hochgehoben. Bowen hatte sie auf seine Schulter gelegt. Mit der freien Hand griff er nach Wahns Arm und zog ihn gleich mit sich. Na los, beweg dich Junge. Oder willste hier noch ewig bleiben, grinste der Mann kurz. Sailin hörte wie Menethil laut aufschrie, als die drei aus dem Thronsaal flohen, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Bowen lief durch die Gänge des Palastes und zog Wahn mit sich. Nach wenigen Minuten hatten sie einen Gang erreicht. Der Krieger öffnete einen geheimen Weg und stieß Wahn hinein. Gleich danach folgte er und schloss die Öffnung wieder. Noch immer hatte er Sailin auf der Schulter. In seiner freien Hand hielt er jedoch nun eine Fackel. Das war knapp, sagte Bowen und betrachtete Wahn. Oh sieht das übel aus Junge.

Wahn ließ sich an die Wand sinken. Die eine Hand hielt er immer noch an sein Gesicht. Ich will es erst gar nicht sehen, brachte er hervor. Könnte ich im Moment eh nicht. Er nahm seine Hand ein klein wenig vom Gesicht weg, so dass sie aber immer noch die Sicht darauf versperrte. Sie zitterte. Mir ist schlecht, sagte er noch.

Bowen legte Sailin vorsichtig neben Wahn. Die junge Frau atmete schwer. Lass mich mal sehen, meinte der Krieger nun, als er sich an Wahn wandte. Kein Wunder, dass dir schlecht ist, du hast ziemlich viel Blut auf dem Weg hierher verteilt. Das heißt, wir können hier nicht lange bleiben. Doch zuvor müssen wir etwas gegen die Blutung machen. Bowen nahm das lange Band von seiner Stirn. Das wird wohl erstmal dafür herhalten müssen, meinte er und begann damit, das Band um Wahns Kopf zu wickeln. Gut, dass das so lang ist, grinste der Mann kurz. Es war schwierig, die Wunden zu verbinden, doch am Ende waren ziemlich viele Teile von Wahns Gesicht verdeckt. Das rechte Auge war frei, während das andere zugebunden war. Geht leider nicht anders, sagte Bowen als er fertig war. Der Mann schaute kurz zu Sailin und dann wieder zu Wahn. Sie scheint wirklich stark zu sein. Meinst du, dass du aufstehen kannst? Wir sollten hier verschwinden.

Wahn nickte. Danke für deine Hilfe, brachte er hervor und richtete sich auf. Dabei schwankte er gefährlich. Das ist nicht nur die Blutung murmelte er. Mir machen die Schmerzen zu schaffen.

Bowen nickte nur. Er fand es eh schon erstaunlich, dass der junge Mann überhaupt noch wach war. Vorsichtig hob er Sailin wieder hoch und legte die junge Frau über seine Schulter. Zusammen mit Wahn verließ der Krieger den Gang am anderen Ende. Nach kurzer Zeit hatten sich die beiden aus dem Palast geschlichen. Durch die Stadt zu kommen, erwies sich als recht schwierig. Wahn wankte ganz schön und Bowen hatte schon Angst, dass der junge Mann jederzeit umkippen würde. Nur langsam kamen sie voran, als sie sich durch die Gassen schlichen. Es dauerte zwar etwas, aber nach einiger Zeit ließen die beiden die Stadt hinter sich. Bowen vergewisserte sich das niemand sie sah, als die beiden in den Wald liefen, welcher im Osten der Stadt lag. Da der Wald ziemlich groß war, konnten Bowen und Wahn sich gut verstecken, falls jemand kommen würde.
Der Krieger blieb nach einer ganzen Weile Marsch plötzlich stehen. Er hatte ein merkwürdiges Geräusch gehört. Bleib genau da stehen, wo du bist, sagte eine weibliche Stimme. Der Krieger schaute rechts auf den Baum neben sich. Dort saß auf einem Ast eine schwarzhaarige Elfe. Dann merkte der Mann zwei Bewegungen und schaute geradeaus. Hinter dem Baum tauchten plötzlich zwei Männer auf. Einer hatte lange schwarze Haare und trug einen weißen Umhang. Der andere war noch ziemlich jung und hatte zwei Dolche in der Hand.

Was gedenkst du mit der jungen Frau und dem Mann zu machen fragte Ray scharf. Er sah kurz auf Sailin. Die Hüterin schien bewusstlos zu sein. Dann wandte er seinen Blick zu Wahn. Am Zeichen Animas auf der Brust und den langen schwarzen Harren konnte man ihn erkennen. Doch es schien ihm alles andere als gut zu gehe. Der junge Wächter machte einen weiteren Schritt nach vorne, als wolle er was sagen und brach dann einfach in sich zusammen. Mit einem dumpfen Schlag landete er auf dem Laub am Boden.

Wahn!, rief Sulona auf und sprang sofort von dem Ast und kniete sich zu dem schwarzhaarigen herunter. Bowen seufzte, als er zu dem jungen Mann schaute. Dann sah er Ray an. Nach was sieht es denn aus? Ich begleite die beiden aus der Stadt. Was sich, wie du siehst, etwas schwer gestaltet hat. Der Krieger nahm Sailin von seiner Schulter, als Kyle näher trat. Wie ich sicher richtig vermute, kennt ihr die Beiden? Bowen schaute Kyle an. Dieser nickte und nahm dem Krieger Sailin ab. Wer bist du? Und wie kommt es das..., Bowen unterbrach Kyle einfach. Ich habe den beiden bei der Flucht geholfen. Naja jedenfalls ihm. Wie es bei ihr steht, weiß ich nicht. Sie hat zwar verhindert, dass ihm noch Schlimmeres geschieht, aber ob dieser komische Zauber damit weg ist. Keine Ahnung. Kyle schaute Ray und Sulona nun völlig verwirrt an. Bowen schüttelte den Kopf und zeigte auf Wahn. Ich denke, das können wir später bereden. Der Junge braucht Hilfe, und zwar sofort. Er hat im Palast eine regelrechte Blutpfütze hinterlassen. Und ich bin Bowen Neros. Sulona nickte nur kurz und sah dann Kyle an. Wir sollten wirklich wieder zurück. Wahn sieht nicht gut aus und die Wunden sind sogar noch schlimmer. Kyle schaute zu Wahn runter. Gut. Gehen wir. Du kommst mit uns, Bowen, meinte er knapp.

Als Nocturn hörte, dass die anderen zurückgekommen waren, begab er sich gleich in den Tempel. Dort hatte man Sailin und Wahn in ein Zimmer gebracht. Als er den jungen Mann sah, musste er schlucken. Die Wunden an seinem Gesicht waren bei weiten schlimmer geworden und es sah so aus, als wären noch weitere dazugekommen. Ein Schnitt verlief sogar über dem rechten Auge, hatte es selbst aber zum Glück verschont. Kurz wandte sich Nocturn Sailin zu. Etwas lag auf ihr. Eine seltsame Magie. Was ist da bloß vorgefallen? Der ehemalige Schatten wandte sich um. Soluna würdest du dich um Wahn kümmern. Die Wunden müssen versorgt werden.

Sulona nickte und schickte Kyle und Ray gleich los, einiges an Verbandmaterial und anderes Zeugs für sie zu holen. Als die beiden wieder da waren, wischte die Halbelfe erst einmal das ganze Blut weg. Kurz stockte ihr der Atem, als sie die vielen tiefen Wunden sah. Langsam und vorsichtig begann sie damit, die Wunden zu nähen. Leider mussten das fast alle. Kyle ging Sulona dabei zur Hand. Woher kannst du das so gut?, fragte der Mann sie. Meine Mutter. Sie hat mir dies alles beigebracht. Dachte, ich könnte es vielleicht einmal gebrauchen. Wer hätte gedacht das es mal so sein würde. Raven schaute auf Sailin. Die junge Frau sah so wie immer aus. Bowen stand da und schaute ebenfalls auf die junge Frau. Er fragte sich, ob sie wieder klar im Kopf war oder noch immer unter dem Einfluss dieses merkwürdigen Mannes stand.