Senegrath sah die junge Frau nun doch sehr verwundert an. Sailin? Bist du das? Was machst du hier? fragte er nach. Dann aber geschah etwas. Das Siegel im Zentrum der weißen Stadt schien anzufangen etwas grünlich zu glühen. Der Langhaarige dreht den Kopf in die Richtung. Was geht hier vor? Das Siegel ist doch noch stabil. wunderte er sich.

Lilith, welche gerade noch am Boden gehockt hatte, richtete sich nun auf. Ihr Blick war auf die junge Frau gerichtet. Kurz musste die Rothaarige doch schlucken. Kannte sie Sailin doch als Persönlichkeit welche immer so eine gewisse Stärke ausstrahlte. Doch davon war nichts mehr zu erkennen. Die Schultern der Frau hingen hinab und sie schaute eher schüchtern, fast schon ängstlich zu Sengerath und ihr. Antworten tat die Grünhaarige auf die Frage des Mannes nicht. Stattdessen stand sie einfach nur schweigend da und blickte zu ihnen und dem grünen Schimmer der sich ausbreitete.
Was ist hier los?, kam es plötzlich von dem Fremden der herangeeilt kam. Ihr sagtet doch das sie versagt hat und das Siegel beschützt wird. Wer ist das? fragte er als er die Grünhaarige erblickte. Wie kommt sie hierher?

Komm zu mir! Ich befreie dich und diese Welt von all dem Leid hörte man plötzlich wieder. Doch diesmal war es lauter und jeder vernahm diese dunkle Stimme. Das Siegel pulsierte weiter und der Zirkel selbst wo einst Luzifer und Anima versiegelt wurden, wirkte plötzlich lebendig. Die ausgebrannten Runenzeichen leuchteten auf. Oh verdammt brachte Sengerath hervor. Dann sah er zu Sailin und musste mit erschrecken feststellen das sie der Aufforderung nachkommen wollte. Das klingt gar nicht gut. Tu das nicht Sailin. Das ist nicht er.

Was läuft hier?, fragte der Fremde sichtlich verwirrt. Sein Blick wanderte von Lilith, zu Sengerath und in Richtung der Grünhaarigen. Er ruft sie, sagte Lilith leise während sie einfach nur zu Sailin blickte. Die junge Frau beachtete Sengeraths Worte nicht. Sie lief einfach los. Fast schon so als wäre sie in Trance schritt die junge Frau langsam voran. Immer näher zu dem leicht pulsierenden Zirkel. Kaum hatte Sailin diesen erreicht betrat sie den Zirkel auch gleich. Nur um dann in dessen Mitte stehen zu blieben. Ihr Blick wanderte dabei nach unten in Richtung der aufflammenden Zeichen. Es dauerte nicht lang und die junge Frau wurde von einem ebenso grünlichen Schimmern umgeben. Sailin wusste nicht was hier passierte, doch mit einem mal fühlte es sich so an als würde etwas aus ihr herausgezogen werden. Es zog regelrecht an ihrer Kraft.

Sengerath rannte nun los und näherte sich Sailin. Dann packte er die junge Frau und zog sie einfach aus den Zirkel heraus. Dieser begann zu brennen. Dann geschah noch etwas. Eine seltsame schwarze Substanz breitete sich vom Zirkel ab aus. Verderbnis. Adern förmig floss sie weiter. Der Himmel verdunkelte sich zusehends. Purpurne Blitze zuckten und es begann zu regnen. Sengerath streckte seine Hand aus als er merkte das dieser Regen nicht normal war. Er war eher schwarz. Was zum brachte er hervor und starrte zum Zirkel. Die Blitze schlugen nun direkt dort ein. Etwas geschah mit der Umgebung. An den Ruinen der Stadt zog sich die Verderbnis entlang. Das einst weiße Gestein wurde dunkler. Ein Beben folgte. Schwarze Ranken schossen aus den Boden. Sie pulsierten in einer grünlichen Farbe und schlangen sich um die Ruinen der Stadt. Bald schon schien kein Licht mehr hier und alles wirkte falsch und verdorben. Immer wieder verzerrte sich die Umgebung. Ein lautes Gebrüll war zu hören. Sengerath hielt Sailin etwas im Arm.

Es passiert, kam es ehrfürchtig klingend von Lilith. Die junge Frau ging in die Knie und neigte etwas den Kopf. Er kommt frei. Der Fremde in ihrer Nähe hielt regelrecht den Atem still, dann aber lachte er auf. Es klang fast schon wahnsinnig. Ich weiß nicht wie aber wir haben es geschafft. Das Siegel ist gebrochen. Sein Blick wanderte zu Sengerath und der jungen Frau. Diese hing eher in seinem Griff als das sie stand. Ihre Beine schienen regelrecht nachzugeben.

Der Boden riss weiter auf. Diesmal direkt beim Zirkel selbst. Weitere Ranken schossen empor und zwischen diesen schob sich noch etwas weiteres heraus. Eine Klaue griff nach dem Rand. Nach und nach schob sich eine dunkle Gestalt an die Oberfläche. Sie war Teils von Verderbnis überzogen. Wo die schwarze Substanz nicht klebte und pulsierte konnte man blutiges nacktes Fleisch hervorschauen sehen. So zog das Wesen das dennoch teils menschlich aussah und die Statur eines Mannes hatte nicht nur eine Spur der Verderbnis mit sich sondern auch eine aus Blut. Schwarze gefiederte doch auch verklebte Schwingen hingen am Rücken herab. Ein grotesker Anblick bot auch das Gesicht. Scharfe Fänge schauten aus dem Lippenlosen und verzerrt wirkenden Mund hervor. Die Augen waren schwarz und die Iris selbst funkelte in einen intensiven leuchtenden Orange mit Gelbstich, wie die Augen eines wilden Tieres. Lange schwarze Haare klebten der Haut und die Verderbnis tropfte auch von ihnen. Dazwischen konnte man ein paar giftgrüne Strähnen erkennen. Hörner ragten am Kopf hervor und ein paar dunkle Zacken befanden sich an verschiedenen Stellen des Körpers. An den Schultern am Ellenbogen und an den Knien so wie den Oberschenkeln. Der Leib wirkte geschunden und das Wesen behielt auch beim aufrichten eine gebeugte Haltung. Sechs Eiserne Ringe hingen an seinen Rücken und zwei an den Oberarmen. Sie waren tief in das Fleisch getrieben wurden. Ein Loch klaffte in seiner Brust. Darinnen konnte man ebenfalls die schwarze Subtanz erkennen die sich bewegte. Dann riss es den Kopf in den Nacken und gab ein wütendes und auch ungesund klingendes Gebrüll von sich. Die Schwingen hoben sich dabei etwas an. Nun fiel auch auf das der rechte Arm fehlte. Sengerath schluckte bitteren Speichel herunter. Er konnte nicht fassen was sich ihnen nun für ein Anblick bot.

Trotz ihrer ehrfürchtigen Haltung schaute Lilith etwas nach oben. Die Augen der jungen Frau waren geweitet bei dem Anblick des Mannes. Mein Lord, kam es knapp von ihr. Auch Sailin hob den Kopf etwas an. Müde und sichtlich erschöpft sah sie zu dem Wesen auf dem Zirkel. Nur ganz kurz öffnete sich ihr Mund. Für einen Moment konnte man denken das sie etwas sagen wollte. Doch die Grünhaarige blieb stumm.
Der Fremde hingegen schüttelte leicht den Kopf. Das soll er sein?, brachte er hörbar schockiert hervor. Der ist ja... Der Mann schluckte hörbar. Was ist er?

Das ist das was du befreien wolltest sprach Sengerath leise neben dem Mann. Das Wesen drehte den Kopf nun in dessen Richtung. Du hast hier nichts verloren drang es in dessen Kopf. Dann hob es den verbliebenen Arm an und richteten die Handfläche in seine Richtung aus. Ein Portal öffnete sich hinter ihm. Kurz darauf wurde der Mann von einen Magiestoß erfasst und durch dieses geschleudert. Dann schloss es sich wieder. Erneut wirkte das Wesen schließlich Magie. Um die ganze Stadt herum erschien eine Art magischer Schild der grünlich schimmerte. Bringt mir Blut, bringt mir Leben drang es in den Kopf aller.

Sofort mein Lord, sagte Lilith. Die Rothaarige richtete sich auf und eilte davon. Der Blick Sailins blieb weiterhin auf dem Wesen haften. Noch immer hing sie kraftlos in dem Griff Sengerath. Ihr Kopf lehnte mittlerweile sogar an dessen Seite.
Es dauerte tatsächlich nicht lang und Lilith kam in Begleitung von einem Gefangenen wieder. Diesem hielt sie den Dolch gegen den Rücken während sie einen Teil der Ketten mit der anderen Hand festhielt. Die Ketten waren um den Körper des Mannes geschlungen so das er gar keine andere Wahl hatte als Folge zu leisten. Seine Augen weiteten sich als sie näher zu dem Wesen traten. Bevor er etwas sagen konnte stieß Lilith ihn so das er vor dem Mann zu Boden fiel.

Nun packte das Wesen ihn mit seiner Klaue und zerrte ihn nach oben. Dann öffnete sich sein Mund und es vergrub die Fänge im Hals des Mannes. Dieser schrie panisch auf doch erstarb es schon nach einer Weile. Schließlich lies er ihn wieder los und der Körper fiel leblos zu Boden. Ich brauche mehr knurrte der Dämon. Viel mehr. Sengerath schüttelte fassungslos den Kopf als das Wesen sich herumdrehte und langsam in Richtung der Festungsruinen schleppte. Es zog weiterhin eine Spur aus Blut und Verderbnis hinter sich her. Die Magie des Zirkels wurde allmählich weniger. Dann erlosch er ganz.

Es ist sinnlos, seufzte Samael. Der junge Mann hielt sich zusammen mit Caim und Larissa in einem großen Raum auf. Dieses verdammte Weib redet einfach nicht. Aber laut Avon ist das Siegel sicher. Samael schnaubte und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Was machen wir mit ihr?

Ich weiß nicht kommentierte Caim das gesagte. Aber ich habe einfach kein gutes Gefühl bei alledem. Was wenn sie nicht die einzige war welche das Siegel brechen wollte und dann sind da noch diese Alpträume die ich habe. Ich sehe Vater. Zumindest bin ich mir sicher das es sich bei diesem Wesen um ihn handelt. Es ist geschunden und mit Verderbnis überzogen, wirkt auch irgendwie schattenhaft. Aber der Blick der Augen. Er ist hasserfüllt und wenn ich sie sehe dann glaube ich Luzifer vor mir zu haben. Vielleicht irre ich mich auch.

Deine Verbindung zu ihm und auch zu Mutter war von jeher stark, reagierte Samael. Der junge Mann legte seine Hand auf Caims Schulter. Ich wünschte wirklich ich könnte dir dies abnehmen, aber das ist nicht möglich. Das Siegel hält. Das heißt Vater ist nach wie vor eingesperrt. In einem Reich in welchem er Luzifers Wahn ausgesetzt ist. Kein Wunder also das du solche Träume hast. Ich hoffe nur das Salvina wirklich die Einzige ist.

Es reicht eigentlich schon zu wissen das Vater unvorstellbar leiden muss, aber es dann noch zu sehen seufzte Caim. Warum kann er nicht endlich einfach frei sein von alledem. Er hat so viel geopfert um Luzifer einzusperren und bleibt nur in Erinnerung als der Dämon Anima der Dunkelheit bringt. Das ist nicht fair.