Nicht bei allen, sagte Larissa betrübt klingend. Die Braunhaarige trat zu Caim und umarmte diesen einfach. Nicht bei uns. Wir werden ihn in Erinnerung behalten als die Person, welche er war. Genau das Gegenteil von dem was die ganzen anderen Leute denken. Wahn war ein wunderbarer Mann und vor allem und das ist wohl das Wichtigste. Er war ein großartiger Vater. Lass dich davon nicht runterziehen Caim. Die junge Frau versuchte den Schwarzhaarigen etwas aufzumuntern. Schließlich wusste sie wie sehr er wegen des Verlustes seines Vaters litt. Und auch das Sailin vor dreizehn Jahren einfach ging und sich regelrecht für ein Exil entscheiden hatte machte dem jungen Mann zu schaffen.

Varlek kam nun zu ihnen. Ihr könnt euch unterwegs weiter unterhalten. Ich habe Neuigkeiten für euch. Eines der Dörfer in der Nähe wurde vom Imperialen angegriffen. Die Dunkelheit will sich wohl doch nach und nach die Orte und Städte zurückholen. Geht doch am besten dort hin und schaut nach dem rechten.

Wir machen uns gleich auf den Weg, nickte Samael während sich Larissa wieder von ihrem Freund löste. Kaum gesagt wandte sich der Schwarzhaarige ab. Kurz verabschiedeten sie sich von Varlek. Khaine sowie Lucia waren versorgt worden und Männer Varleks bewachten den Tempel des Dämmerlichts. Während Samael auf einem Pferd saß befand sich Larissa hinter Caim auf dem Rücken Paans. Die junge Frau hielt sich an dem Schwarzhaarigen fest. Ihr Weg führte sie in die Richtung wo die Imperialen zugeschlagen hatten. Unterwegs hatte die junge Frau wieder einmal Gelegenheit sich umzusehen. Nach wie vor wirkte das Land teilweise einfach nur verdorben. Und das trotzt des Umstandes das die Lichtquelle an Oberhand gewonnen hatte. Caims und Samaels Vater war es damals nicht gelungen die Quelle der Dunkelheit aus sich herauszubekommen. Weshalb diese mit ihm verschwunden war. Ein Grund warum die Nächte immer kürzer wurden. Es gab sehr wahrscheinlich gar keine mehr. Die vertrockneten Regionen, welche man eigentlich schon als Wüsten bezeichnen konnte, wurden langsam aber sicher immer mehr. Ein Zustand dem der stark brennende Sonne geschuldet war.

Caim sah noch oben und wischte sich über die Stirn. Sie hatten noch einen längeren Weg vor sich. Immer wieder musste er auch an seinen Vater und an seine Mutter denken. Wie es Sailin wohl gerade erging in der Menschenwelt? Was würde geschehen wenn sein Vater eines Tages wiederkommen würde? Diese Gedanken plagten ihn jeden Tag. Er versuchte sich an bessere Zeiten zu erinnern als seine Familie noch intakt war doch das ganze erschien ihm mittlerweile wie ein schöner Traum der aus geträumt war. Seufzend senkte er wieder den Kopf und starrte zu seinen Händen welche die Zügel des Pferdes hielten.

Schweigend stand die junge Frau auf dem Stufen welche zu der Festungsruine hochführten. Ihren Rücken hatte sie zu dem Gebäude gewandt um so ihren Blick etwas über die Stadt schweifen zu lassen. Ihre grünen Haare wehten dabei im Wind. Von der weißen Stadt war nicht mehr viel übrig. Die ganze Umgebung wirkte wie von einem dunklen Schatten überzogen. Teilweise konnte man die Verderbnis sehen, welche bei der Rückkehr des Mannes aufgetaucht war. Sailin atmete tief durch. Seit den Ereignissen vor einigen Tagen hatte sie die Chance gehabt sich etwas zu erholen. Die erste Zeit war sie recht schwach gewesen. Regelrecht ausgelaugt hatte sich die junge Frau gefühlt. Sowohl mit Lilith wie auch mit Sengerath oder dem Aufgetauchten hatte sie bisher kein Wort gesprochen. Weg konnte sie von diesem Ort nicht. Immerhin waren sie auf einer Insel. So recht wusste die Grünhaarige auch nicht ob sie das überhaupt wollte.
Schließlich drehte sich Sailin um und lief los. Ihr Weg führte die junge Frau die Stufen hoch hinein in die Ruine. Ein längerer Gang, welcher von der Eingangshalle wegführte, brachte die Grünhaarige in einen größeren Saal. Die Decke war nicht mehr komplett vorhanden. Größere Löcher waren in dieser zu sehen. Am hinteren Ende des Saales befand sich ein Thron. Dieses sonst weiße und vor allem prächtige Gebilde war nun von Verderbnis umgeben. Auf dem Thron saß der Mann, welcher aus dem Siegel gekommen war. Mehrere Blutspuren waren in der näheren Umgebung des Thrones zu sehen, sowie auch dunklen Ranken. Sailin hatte mitbekommen das Lilith das Wesen mit Nahrung versorgt hatte. Die Toten waren bereits wieder fortgeschafft worden.
Sailins Blick wanderte kurz zu dem Mann auf dem Thron. Ihr fiel auf das dieser nun eine Atemmaske im Gesicht hatte. Wahrscheinlich war Lilith auch dafür verantwortlich. Sailin hatte die Rothaarige mit einem Bündel in der Hand durch die Straßen eilen sehen. Ansonsten sah der Mann nach wie vor genauso furchtbar zugerichtet aus wie vor ein paar Tagen. Die Wunden hatten jedoch aufgehört zu bluten. Da auch die Verderbnis an manchen Stellen weniger geworden war konnte man sehen wie ausgemergelt er war.
Nach einem Moment wollte sich die junge Frau abwenden um in einen der Nebenräume zu verschwinden. Jedoch blieb sie stehen und drehte den Kopf erneut in Richtung des Mannes. Ihre recht langen Haare fielen ihr dabei über die Schultern. Mit ihren blauen Augen blickte sie den Schwarzhaarigen erneut schweigend an. Beschützen, sagte Sailin dann aber plötzlich. Du hast gesagt du würdest mich beschützen. Und diese Welt wie auch mich von dem Leid befreien. Die junge Frau legte den Kopf schief während sie den Mann weiterhin einfach nur ansah. Du wirst mich beschützen?

Wenn du es so willst dann ja kam es nun direkt von dem Mann selbst und nicht über die Gedanken. Es klang jedoch metallisch und dunkel durch die Atemmaske welche aus imperialer Technik bestand. Du hast mich befreit und dafür schulde ich dir etwas. Er drehte den Kopf in ihre Richtung. Die leuchtenden Augen funkelten sie an.

Erneut schwieg die junge Frau. Ihr Blick blieb jedoch auf dem jungen Mann haften. Schutz..., murmelte sie eher zu sich selbst als das sie mit dem Schwarzhaarigen sprach. Man konnte doch sehen das die Grünhaarige nachdachte. Wie ist das möglich?, fragte sie dann aber plötzlich. Khaine... er hat gesagt es sind mehrere Siegel. Wie konnte es brechen nur durch mich?

Die anderen Siegel wurden bereits gebrochen antwortete der Mann. Du hast mir nur geholfen das Letzte zu umgehen. Unsere Bindung hat dazu ausgereicht. Sie besteht immer noch. Egal wie weit wir voneinander getrennt sind. Ich musste nur dafür sorgen das du zu mir kommst und das bist du.

Das war es also. Dieses komische Gefühl.... Du hast meine Kraft dazu genommen. Die Kraft der ehemaligen Hüterin. Die junge Frau atmete schwer aus. Ja, murmelte Sailin schließlich. Das bin ich. Ich bin gekommen...

Du bist meine Hüterin und ich immer noch dein Wächter. Die Kraft besteht noch. Hilf mir und ich helfe dir. Er hob etwas die Hand und streckte sie aus als hielte er sie ihr entgegen. Komm Sailin Liam.

Der Blick der jungen Frau verweilte auf der ihr dargereichten Hand. An dieser war eine klebrige Substanz, die Verderbnis, sichtbar. Die Finger an Sailins Hand zuckten kurz. Es dauerte noch einen Moment bis sich die junge Frau in Bewegung setzte. Langsam lief sie auf den Mann zu. Als sie nah genug an ihm dran war hob Sailin ihren rechten Arm etwas an. Kurz zuckte sie etwas und zog diesen ein wenig zurück. Ihr Blick wanderte von der Hand zum Gesicht des Mannes. Sailin wusste nicht was sie denken sollte. Irgendwie wollte es gerade auch nicht wirklich funktionieren. Ihr Kopf fühlte sich so leer an. Deine Hüterin, mein Wächter..., wiederholte Sailin leise die Worte des Mannes. Schließlich streckte sie ihren Arm doch weiter aus. Sogar so weit das sie ihre Hand in die des jungen Mannes legen konnte. Ihre Finger umschlossen seine doch recht kalte Hand. Wie?, fragte Sailin fast im gleichen Moment. Dabei klag sie doch etwas resingiert. Womit könnte ich helfen?

Versorge mich wie es die Hüterin bei ihren Wächter tut. Gib mir Kraft antwortete der Mann und zog sie etwas näher heran. So kannst du mir helfen. Ich brauche Blut und ich brauche Kraft. Keine Angst Sailin. Hilfst du mir helfe ich dir und beschütze dich.

Erneut dauerte es etwas bis die junge Frau reagierte. Ihr Blick wanderte zu der Hand des Mannes, welche ihre umschlossen hatte. Schließlich hob die junge Frau ihren Kopf und schaute in seine Augen. Die Farbe dieser wirkte fast schon magisch auf die Grünhaarige. Es wunderte sie ein wenig das seine Augen nicht von einem rot durchzogen waren oder rehbraun, wie sie sonst immer aussahen. Langsam hob Sailin ihren zweiten Arm an. Ihre Hand legte sie auf die des Mannes, so das sie mit ihren Beiden seine Hand von beiden Seiten umschloss. Ein leichtes Leuchten ging langsam von ihren Händen aus. Erst schwach doch dann immer stärker.
Während die junge Frau so dastand und ihre Magie wirkte ertönten Schritte. Lilith näherte sich. Kaum war sie nah genug heran ging die Rothaarige in die Knie. Mein Lord, brachte sie erneut ehrfürchtig hervor. Ihr Blick wanderte kurz zu der Grünhaarigen, dann aber neigte sie den Kopf wieder. Ich hoffe du bist zufrieden mein Lord.

Ich brauche immer noch mehr meinte der Dämon an Lilith gewandt. Und ich habe eine weitere Aufgabe für dich. Bring mir jene die am Rand der Gesellschaft leben. Ausgestoßene die nicht mehr wissen wo sie hingehören.

Sehr wohl mein Lord, reagierte die Rothaarige während sie ihren Kopf etwas anhob. Ich werde mich sofort darum kümmern und auf den Weg machen. Die Männer sollen dir gehören. Lilith richtete sich auf und verneigte sich etwas. Verzeih mein Lord. Ich habe die Menge unterschätzt und werde sofort für Nachschub sorgen. Das schwore ich.