Sie dürfte ziemlich am Boden zerstört sein und der Junge vermutlich tot. Wenn alle Stricke reißen, werde ich meinen Wächter auf sie hetzen. Sie hat keine Chance gegen ihn. Und vermutlich lässt sie ihn sogar kampflos seine Aufgabe erledigen. Würde sie doch niemals die Hand gegen ihn erheben. Oder es überhaupt können. Also denke ich, sie ist keine Gefahr für unsere Pläne.. Laree streckte sich etwas. Wie gehen wir nun weiter vor, Inquisitor? Ich stehe voll zur Verfügung

Menethil lehnte sich etwas zur Seite und stütze seinen Kopf, indem er seine linke Hand ans Kinn legte. Wir werden diese schwarze Legion aus dem Weg schaffen. Doch vorher habe ich noch eine andere Aufgabe für dich. In der Stadt Savian gibt es anscheinend arge Probleme. Die Leute dort stacheln sich immer wieder gegenseitig an, um gegen die dortige Hüterin zu rebellieren. Sie ist eigentlich nicht unerfahren in solchen Sachen, doch anscheinend tut sie sich damit schwer. Ich möchte das du in die Stadt gehst und dort mit deinem Wächter für Ordnung sorgst. Mach wie du denkst, doch lass deinen Wächter nicht die ganze Stadt zerstören. Die Rohstoffe aus dieser Region sind wichtig für uns.

Laree nickte. Das werde ich gerne übernehmen. Sie verbeugte sich nochmals und wandte sich dann zu Wahn. Lass uns gehen. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen. Sie lächelte ihn an und strich ihm beim Vorbeigehen über den Oberkörper. Dann lief sie hinaus, während er ihr schweigend folgte.

Der Vermummte schaute der Frau hinterher. Nun mal schauen, ob es diesmal gelingt ihn endgültig auf unserer Seite zu halten. Der Mann wendete sich Menethil zu. Ich werde alles nach wie vor im Auge behalten. Bisher läuft alles so wie es soll. Seid euch trotzdem nicht eines Sieges zu sicher. Dies könnte sonst euer Scheitern bedeuten. Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich werde sicher nicht unvorsichtig werden, kommentierte der Inquisitor nur.

Sailin wachte langsam auf. Etwas Schweres lag auf ihr drauf. Langsam öffnete die junge Frau ihre Augen und sah als erstes Sulonas Gesicht. Die Schwarzhaarige lächelte sie an. Endlich bist du wieder wach, sagte sie. Wie geht es dir? Ganz gut, meinte Sailin und schaute betrübt. Sie wusste noch ganz genau, was geschehen war. Sulona sah die junge Frau wehleidig an. Wir werden ihn sicher wieder zurückholen können. Keine Sorge. Sailin richtete sie vorsichtig auf. Erst jetzt bemerkte sie die vielen Decken. Verwundert schaute sie die Bogenschützin an. Du hast dir ziemlich was weggeholt, als du so nass herumgelaufen bist. Ganze drei Tage hast du geschlafen. Die anderen werden froh sein, dass du wieder wach bist. Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Sailin nickte nur und sah zur Seite. Etwas entfernt stand ein anderes Bett. Auf diesem lag der Junge. Wie geht es ihm?, fragte Sailin. Sulona folgte ihrem Blick. Gut so weit. Unser Mentor hat die Wunde versorgt. Der Junge erholt sich ziemlich gut. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis er wieder aufwacht. Sulona stand auf. Ich werde den anderen Bescheid geben, dass du wieder wach bist. Bleib ja liegen, während ich weg bin. Nicht dass du wieder auf die Idee kommst herumlaufen zu wollen. Sailin schaute Sulona fragend an. Sie wusste nicht ganz, was die Bogenschützin damit meinte.
Als Sulona das Zimmer verlassen hatte, stieg Sailin aus dem Bett. Die junge Frau trug nur eine weiße Hose und ein dazu passendes Hemd. Mit einer Decke um sich gewickelt lief die Hüterin zu dem Bett des Jungen und setzte sich dort auf den Stuhl. Sie konnte es nicht glauben. War dies wirklich Wahns Sohn, entstanden aus der großen Liebe zu Lara?

Sulona lief in den großen Beratungsraum. Dort saßen Nocturn, Kyle, Raven und Ray zusammen mit anderen Mitgliedern der Legion. Sailin ist wieder wach und ihr geht es soweit gut, sagte die Frau. Das sind gute Neuigkeiten, meinte Raven. Kyle nickte zustimmend. Wenigstens eine Sorge weniger.

Es verging noch ein weiterer Tag. Soluna gab weiterhin auf Sailin acht, während Nocturn nochmals nach dem Jungen sah. Er erholte sich wirklich gut. Später befand sich nur noch Ray und Sailin im Zimmer, da dieser Soluna ablöste. Da erwachte auch der Junge. Wo bin ich?, murmelte er.

Sailin saß in ihrem Bett und schaute nun zu dem Jungen rüber. Du bist in der Festung der schwarzen Legion, sagte sie und stand auf. Kurz wickelte sie wieder eine Decke um sich, dann lief die Hüterin zu dem anderen Bett. Wie fühlst du dich?, fragte Sailin den Jungen kaum, das sie neben ihm stand.

Was soll das?, knurrte er. Warum bin ich hier? Das sollte so nicht sein. Warum hat diese Hüterin versucht, mich umzubringen? Er richtete sich vorsichtig auf und legte eine Hand auf den Verband oberhalb der Hüfte.

Weil sie dich nur benutzt hat, um an ihren ehemaligen Wächter ranzukommen. Laree hat es eiskalt ausgenutzt, dass du Wahns Sohn bist. Als sie ihr Ziel erreicht hat, warst du nur noch nutzlos für sie., sagte Sailin ruhig. Du bist hier, weil dein Vater wollte, dass ich auf dich achte. Hast du nicht mitbekommen, dass Laree ihn damit gedroht hat dich umzubringen, wenn er nicht tut, was sie sagt?

Nein, habe ich nicht, sagte der Junge. Und der Kerl ist nicht mein Vater. Ich habe keinen Vater, knurrte er. [color=#40BF00]Und du bist ein Feind der Inquisition. Normaler weiße müsste ich dich fertig machen. Er richtete sich auf und presste dann die Zähne aufeinander. Mist, brachte er noch hervor, als seine Wunde schmerzte.

Ein Feind der Inquisition? Ja, das bin ich wohl. Doch weißt du, was ich noch bin? Eine Hüterin so wie es Laree ist. Nur bin ich noch normal im Kopf und nicht durch einen Zauber verdorben. Falls du es noch nicht mitbekommen hast. Diese Hüterinnen und Wächter sind alle tot. Sie weilen nur noch unter uns, weil ein Zauber sie hier festhält. Sailin sah Nero an. Du hast Wut auf Wahn und deswegen sagst du, er wäre nicht dein Vater. Doch er ist es und du weißt das auch. Sonst hättest du ihm diesen ganzen Unsinn nicht vorgeworfen. Was haben die dir erzählt, dass du so eine Wut auf ihn hast?

Ich habe nichts erzählt bekommen. Da wusste ich mir selbst zu helfen. Und ich weiß, dass er Schuld an dem Tod meiner Mutter ist. Und was ist schon ein Vater, der nie für einen da war. Wer braucht den schon? Nero funkelte sie an.

Er wusste ja nicht einmal, dass du existierst, sagte Sailin und schaute Nero weiter an. Er hatte keine Ahnung, dass Lara mit dir schwanger war. Die junge Frau setzte sich auf den Stuhl und zog die Decke etwas enger. Du meinst, du weißt es. Dein Vater war durch einen Pakt seiner Vorfahren dazu verdammt, ein Leben als Schatten zu führen. Lara und er liebten sich wirklich sehr. Deine Mutter konnte es nicht ertragen, dass Wahn dieses Schicksal ereilen sollte und so hat sie sich für ihn geopfert. Sie tat es, damit er frei sein konnte und ein Leben hatte. Wahn hat sich das sehr lange vorgeworfen. Er wollte ihren Tot nicht wahrhaben und blieb für lange Zeit an ihrem Grab. Er hat sich sogar aus Versehen selbst verflucht in seiner Trauer. Sailin schaute kurz nach hinten zu dem Schränkchen, welches neben ihrem Bett stand. Auf diesem lag das Wächterrelikt. Dann sah sie wieder Nero an. Wahn gibt sich die gleichen Vorwürfe wie du ihm. Das er am Tod seiner großen Liebe und deiner Mutter Schuld ist. Aber es war ihre Entscheidung. Lara tat es aus freien Stücken, weil sie ihn liebte. Kurz seufzte Sailin. Nun macht er sich Vorwürfe, weil er nicht für dich da war. Er hatte ja keine Ahnung. Als Laree ihn vor die Wahl stellte, entweder dein Leben oder seine Dienste, da wählte er die Dienste. Lieber würde er wieder die Maske tragen und keinen freien Willen haben, als seinen Sohn sterben zu sehen.

Nero senkte den Kopf. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Dann aber schüttelte er sich nur. Das sind Lügen. Er ist ein Dämon. Er ist ein Monster. Viele starben durch seine Hand. Sein Schicksal ist mir einerlei. Ich gehöre nicht hierher. Und ich werde hier auch nicht bleiben.Er stemmte sich nun hoch und wollte zur Tür. Dann aber brach er einfach zusammen. Er hat es verdient, schluckte er.

Verdient?, fragte Sailin nun empört. Er hat es verdient, als Versuchsobjekt benutzt zu werden? Tagtäglich misshandelt zu werden? Er war ein lieber und netter Kerl, als ich ihn das erste Mal traf. Leider wurden wir für viele Jahre getrennt. Er wurde vom Imperium gefangengehalten. Dort hat man aus ihm das gemacht, was er heute ist. Diesen Dämonen, wie du ihn so schön nennst, haben sie geschaffen. Durch ihre vielen Experimente. Ja, er hat Fehler gemacht, doch er hat schon längst wieder dafür bezahlt. Schon dreimal ist er gestorben und jedes Mal hat man ihn nicht seinen Frieden gelassen. Immer wieder holt man ihn zurück, nur um ihn weiter zu misshandeln. Sailin lief zu Nero und kniete sich zu ihm runter. Ihre Hände legte sie auf seine Schultern und schaute Nero tief in die Augen. In ihren sammelten sich die Tränen. Hat er das wirklich alles verdient? Er wusste nicht, dass du existierst. Ich kann dir aber eins sagen, wenn er es gewusst hätte, dann hätte er alles dafür gegeben bei dir sein zu können. Bei seinem Sohn.

Nero sah Sailin eine Weile lang einfach nur an. Dann senkte er den Kopf. Ich bin müde, sagte er schließlich. Er wusste einfach nicht mehr wirklich, was er dazu sagen sollte. Deswegen entschied er sich dazu zu schweigen. Nero löste sich von Sailins Griff und sah ihr nicht weiter in die Augen. Er schleppte sich wieder zum Bett. Warum weinte sie so, fragte er sich. Es sah wirklich so aus, als liebte sie ihn.