Sulona blieb eine Weile bei Sailin am Bett und hielt ihre Hände auf deren Brust. Die junge Hüterin atmete wieder, auch wenn es schwach war. Die Halbelfe seufzte und ließ sich etwas nach hinten fallen. Das war eine Scheißidee, Sailin, murrte sie nur und sah besorgt zu ihr. Da sie nicht sicher sein konnte, da die junge Frau nicht gleich wieder aufhörte zu atmen, sah Sulona Fayt an. Ich schaue kurz zu Wahn rüber. Behalte bitte Sailin im Auge. Sobald was ist schrei nach mir. Kurz beugte sich die Halbelfe zu Nero runter. Er schien unter einem ziemlich großen Schock zu stehen. Kurz seufzte sie und verließ dann das Zimmer.
Als sie in dem Raum ankam, wo sich die Wanne befand, schaute Sulona sofort nach Wahn. Noch immer war er heiß, doch wenigstens wälzte er sich nicht mehr. Das Wasser schien dagegen zu helfen. Die Halbelfe sah Nocturn an. Was haben die nur gemacht?

Was Nero erzählt hat, klang für mich nach einem Ritual, meinte Nocturn nun. Es muss irgendetwas mit Anima zu tun haben.
Feuer, Dunkelheit und Tod sind seine Elemente. Etwas muss damit geschehen sein. Aber ich fürchte, das erfahren wir erst, wenn sie wieder wach sind. Er seufzte. Und bald steht eine ganze Armee vor unseren Toren und wir können ihnen nichts entgegenwerfen.

Sulona saß auf der Kante von Sailins Bett und schaute die junge Frau besorgt an. Es waren nun zwei Tage vergangen. Wahn lag gegenüber in dem anderen Bett. Er hatte zum Glück aufgehört zu glühen. Nun schlief er und ruhte sich aus. Nocturn und Ray standen bei ihm. Sailins Brust hob und senkte sich wieder normal. Die Bogenschützin strich der Hüterin durch die Haare. Sie fürchtete, dass der zweite Zauber auf ihr nicht gut gewesen war. Dadurch wäre Sailin fast gestorben. Fayt war zusammen mit Nero am anderen Ende des Raumes. Die beiden saßen dort auf einem dritten Bett. Wahns Sohn hatte bisher kein einziges Wort mehr gesagt. Das machte der Bogenschützin Sorge. Der Junge hatte wirklich einen Schock erlitten. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Es muss schlimm gewesen sein, was er sehen musste.
Plötzlich bewegte sich Sailin. Die junge Frau legte ihren Arm an den Kopf und öffnete die Augen. Sailin, atmete Sulona erleichtert aus. Gott sei Dank. Du bist wieder wach. Die junge Frau schaute Sulona nur an und sagte nichts. Ihr war einfach elend zumute.

Nocturn atmete erleichtert aus. Na bitte, sie hat es geschafft, posaunte Ray. Dann haben wir jetzt eine Schlacht vor uns. Die wir nicht gewinnen können⁣,/color] fuhr Nocturn ihn ins Wort. [color=#BFBFBF]Dein Übereifer in allen Ehren, aber wir können mit so wenigen Leuten diese kleine Festung nicht halten. Diese Armee wird uns überrennen, wenn uns nicht bald etwas einfällt. Dadurch, dass Wahn nun geschwächt ist, ist der Schild gefallen. Sie kommen mit Belagerungswaffen und die Türme sind außer Gefecht. Tut mir leid, aber ich weiß nicht, wie wir dagegen vorgehen können.

Sulona sah zu Nocturn und nickte. Und wir wissen auch nicht, was mit Kyle, Raven und Bowen ist. Ob sie es geschafft haben, Menethil zu bezwingen? Doch selbst wenn das passiert sein sollte, wird die Armee sicherlich nicht stoppen. Maragroth und die Hüterinnen sind ja noch da. Die Halbelfe sah zu Ray. Und nur weil Sailin wach ist, heißt das nicht, dass es ihr gut geht. Sailin lag auf dem Bett und hatte ihren Kopf gedreht. Die junge Frau schaute in Wahns Richtung.

Habt ihr die Möglichkeit woanders unterzukommen?, fragte Wahn nun der gerade seinen Kopf drehte und zur Decke sah. Noctun wandte sich verwirrt um. Du bist wach? wunderte er sich. Die ganze Zeit schon, gestand Wahn. Der junge Mann richtete sich auf und hielt sich den Kopf. Ihm war immer noch heiß. Nocturn wirkte nachdenklich. Ich wüsste nicht, wo ich eine kleine Stadt hinschaffen könnte.

Sailin wendete ihren Kopf und starrte auf die Wand neben sich. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Das Wahn wach war und es ihm soweit gut ging, erleichterte die Frau. Sulona legte ihr wehleidig eine Hand auf die gesunde Schulter und schaute zu Nocturn. Ich hätte da vielleicht eine. Als ich in dem Land ankam, habe ich mich ein wenig umgeschaut. Ich hatte ja Fayt gesucht. Bevor ich auf dich traf, habe ich eine ziemlich verlassene Stadt gefunden. Sie befindet sich im Nordosten, ziemlich nah an der Küste. Keine Ahung was da geschehen ist, doch die Gebäude waren sehr gut in Schuss. Wer weiß, warum die Leute diese aufgegeben haben, doch da könnten wir sicher unterkommen. Ich war in der Zwischenzeit öfters mal da und es sieht noch genauso verlassen aus.

Dann bereitet euch vor und brecht so bald wie möglich auf. Verlasst die Stadt. Sie ist verloren. Wahn richtete sich auf und wickelte den Verband um sein Gesicht ab. Es war ohnehin feucht geschwitzt. Er ließ es fallen. Nehmt bitte auch Faix mit euch. Jeder verlässt diese Stadt. Ich habe eine Idee, aber das wird nur funktionieren, wenn keiner mehr hier ist außer mir.

Was!, rief Sailin und richtete sich sofort auf. Das bereute sie aber gleich wieder, da ihr schlagartig schwindlig wurde. Sie legte beide Hände an ihren Kopf und starrte erstmal auf die Bettdecke vor sich. Sulona starrte Wahn an. Bist du Irre? Wir werden dich doch nicht hier alleine lassen. Mit dir wurde gerade wer weiß was angestellt. Sailin nahm ihre Hände wieder runter und sah nun ebenfalls zu Wahn. Ich bleibe mit Sicherheit bei dir.

Oh doch, das werdet ihr. Wahn richtete sich ganz auf und sah die anderen eindringlich an. Die Legion steht unter meinem Kommando. Nanntet ihr mich nicht Gründer und Lord. Nun gebe ich den Befehl, räumt diese Stadt! Nocturn sah ihn fast schon schockiert an. Die Hüterin und den Jungen nehmt ihr mit euch. Wahn wandte sich an Sailin. Vertrau mir einfach. Ich kann sie aufhalten.

Sulona sah den jungen Mann ebenfalls etwas geschockt an. Sailin seufzte. Du weißt ganz genau, dass ich dich vertraue. Mir gefällt nur der Gedanke nicht, dich hier ganz alleine zu lassen. Schließlich kommt da eine ganze Armee auf uns zu.

Sie haben Anima in mir versiegelt. Ich kann den Schild nicht mehr aufrecht erhalten. Die Stadt wird fallen. Deswegen brecht auf. Ray wollte etwas sagen doch als Wahn ihn mit einen finsteren Blick bedachte verstummte er tatsächlich. Mehr gibt es nicht zu sagen meinte Wahn noch. Bewegt euch. Nocturn verbeugte sich. Dann soll es wohl so sein mein Lord.

Nocturn verließ sofort das Zimmer und verkündete, dass die Feste geräumt werden sollte. Die Bewohner und Krieger packten nur notwendiges Zeug zusammen, vor allem Lebensmittel und Waffen. Es dauerte einige Stunden, dann waren alle bereit, die Feste zu verlassen.
Sailin stand neben Wahn vor dem Tempel und schaute ihn an. Nocturn gab gerade den Befehl, die Festung aufzugeben. Wahn legte seinem Sohn die Hand zum Abschied auf die Schulter. Dieser ritt zusammen mit Fayt. Während Sulona und Ray auf ihre Pferde stiegen, schaute Sailin zu dem Wächter. Pass bitte auf dich auf, sagte sie zu ihm und gab dem jungen Mann einen Kuss. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, hob Wahn Sailin auf ihr Pferd. Dann gab er diesem einfach einen Schlag auf die Flanke. Das Pferd setzte sich sofort in Bewegung. Sailin schaute Wahn noch solange an, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Sie hoffte nur, dass seine Idee auch aufgehen würde.

Während sich die schwarze Legion von Sulona zu der verlassenen Stadt geführt wurde, erreichte die Armee, angeführt von Inquisitor Menethil die Festung. Völlig verwirrt erkannte dieser, dass die Tore offen standen. Niemand war auf den Mauern zu sehen. Alles wirkte ausgestorben. Die haben sich anscheinend verdrückt, sagte eine Hüterin. Mentehil hob seinen Arm. Nehmt die Feste ein! Sofort stürmte die Armee durch die Tore und belagerte die Straßen. Menethil lief zusammen mit mehreren Kriegern und Hüterinnen zu dem Tempel. Kaum hatten sie diesen betreten, erblickte der Inquisitor den schwarzhaarigen jungen Mann. Dieser saß auf einem Thron und schien sie zu erwarten. Hinter Wahn ragte eine Statue hoch, welche das Antlitz Animas zeigte. Willst du dich etwa stellen?, fragte Menethil verwundert. Wo ist deine große Streitmacht? Haben sie dir den Rücken gekehrt und lassen dich den Kampf alleine austragen?

Mich stellen?, meinte Wahn, der mit einer Hand seinen Kopf aufstütze, während die Finger der anderen auf der Lehne des Thrones trommelten. Wohl kaum beendete er den Satz. Gegen euch Kämpfen? Ich bitte dich sehe ich aus, als sei ich bewaffnet oder könnte meine Mächte gegen euch anwenden. Die ihr mir in übrigen auf sehr nette Art und weiße genommen habt. Wahn nahm die eine Hand runter. Sie sind fort. Du wirst hier niemanden mehr finden. Gratuliere, du hast soeben eine leere Stadt eingenommen.

Denkst du wirklich nur, weil sich dein kleiner Haufen aus dem Staub gemacht hat, dass wir sie nicht finden? Zuerst werden wir die Feste hier kurz und klein hauen. Du kannst gerne währenddessen dabei zusehen. Danach werde ich mich dir annehmen, doch keine Sorge. Ich lasse dich so lange leben, bis du das Ende dieser schwarzen Legion miterlebt hast, sagte Menethil.