Sailin blieb ebenfalls stehen und schaute zu Anima. Ja Nero. Das steckt in deinem Vater. Anima, der Dämon, welcher einst die Dunkelheit bezwingen sollte und dann von ihr vereinnahmt wurde. Doch das ist lange her. Er ist auf unserer Seite und kämpft für uns. Also fürchte dich nicht vor ihm. Die Bewohner, welche ängstlich dagestanden hatten, schauten nun noch erschrockener. Was war dies wieder für ein Unheil? Kyle lief zu den Menschen. Na los weg hier. Bringt euch endlich in Sicherheit, solange wie er sie ablenkt. Die Bewohner setzten sich in Bewegung und rannten von dem Platz.
Avestia schrie auf und starrte zu Anima, welcher gerade einen Wächter tötete. Selbst damit wirst du verlieren, fauchte sie den Dämon an. Sie hielt ihren Stab hoch und sammelte ihre Energie. Eine purpurne Magiekugel erschien an dem Kristall. Von Sekunde zu Sekunde wurde sie größer. Als sie so groß war, wie eine Faust, schleuderte Avestia die Magie auf Anima zu.

Als Wahn die Kugel auf sich zukommen spürte, machte er einen Satz in die Luft und legte einen Arm an die Brust. Die Kugel prallte an einen Schild ab und wurde von ihm nun einfach mit einer kräftigen Armbewegung zurückgeschleudert. Die Magie Avestias raste nun auf sie selbst zu.

Nero hatte einfach seinen Mund offen stehen. Dann stotterte er. Moment willst du mir damit sagen, das ist mein Vater?

Avestia ließ ein Schild erscheinen, welches den zurückgeworfenen Angriff blockte. Die Frau lief den Stab fallen und streckte beiden Arme zu den Seiten aus. In ihren Händen glühte dunkle Energie auf. Mit einem Ruck zog die Frau ihre Arme vor. Mehrere purpurne Magiekugeln schossen nun auf Wahn zu. Kaum hatten diese ihre Handflächen verlassen, bildete Avestia noch eine größere und schleuderte diese gleich hinter dem ersten Angriff hinterher.

Bevor Sailin etwas sagen konnte, merkte sie eine Bewegung hinter sich. Kaum hatte die junge Frau sich umgedreht, starrte sie auf einen vermummten Mann. Dieser schlug Nero einfach mit der flachen Hand gegen das Genick. Als der Junge zusammensackte, kniete sich Sailin sofort zu ihm runter. Was willst du hier?, schaute sie Maragroth finster an. Lass ihn in Ruhe. Der Mann gab ein verächtliches Schnauben von sich. Dachtest du wirklich nur, weil der Zauber von dir genommen wurde, dass du wirklich frei von mir bist? Der Mann machte eine Handbewegung und Sailin fiel keuchend nach hinten um. Der Schmerz, welcher sie durchzog, war kaum auszuhalten. Sailin versuchte sich einen Schrei zu unterdrücken. Margaroth beugte sich zu ihr herunter. Du trägst mein Blut in dir. Ich werde dich immer besitzen. Und nun entschuldige bitte, aber ich brauche euch beide noch. Sailin sah mit verschwommener Sicht, wie sich die Gestalt des Mannes veränderte. Nach nur wenigen Sekunden stand ein schwarzer Drache vor ihr. Grüner Qualm quoll aus seinem Maul. Sailin drehte den Kopf zu Nero, als sie plötzlich gepackt wurde. Der Junge Mann und sie hingen in den Klauen des Drachens, als er sich in die Lüfte erhob.

Wahn blockierte die ersten Angriffe, der letzte jedoch traf ihn hart. Dadurch wurde er ein ganzes Stück nach hinten geschleudert und prallte gegen ein Gebäude der Stadt. Wütend knurrte er auf und schüttelte sich, schaffte es aber sich über den Boden zu halten. So das reicht jetzt knurrte er. Dann stieß er sich ab und flog auf Avestia zu. Weitere Angriffe ihrerseits blockte er ab und stützte auf sie nieder. Dabei riss er sie von den Füßen und fletschte seine Fänge über ihr. Die Hände hielt er am Boden fest. Nun stirbst du sprach er über Gedanken. Dann packte er ihren Hals und drückte zu.

Avestaia wusste nicht wie ihr geschah. Dieser Dämon war schnell, zu schnell. Nach Luft japsend merkte sie wie etwas neben den beiden im Boden einschlug.
Das reicht jetzt!, rief Maragroth zu Anima, nachdem er einen Feuerball neben den Dämon und Avestia gefeuert hatte. Ich würde mir an deiner Stelle nun genau überlegen, was du tust. Der Drache flog hoch oben in der Luft über dem großen Platz. Oh Gott, sagte Sulona auf dem Dach, als sie zu dem Drachen schaute. Erschrocken sah die Halbelfe, dass der schwarze Drache, welcher sich plötzlich in der Stadt erhoben hatte, Nero und Sailin in seinen Klauen hielt. Raven stand da und starrte in den Himmel. Das sah übel aus.

Wahn wandte den Kopf nach oben und stockte. Verdammt knurrte er. Er ließ Avestias Hals los. Du wirst eines Tages bluten, verlass dich drauf. Anima richtete sich auf und breitete die Flügel aus. Doch er blieb noch stehen, wusste er doch nicht, was Margaroth nun vorhatte. Verdammtes Biest.

Nana. Du wirst doch nicht beleidigend werden, knurrte Margaroth. Der Drache schwebte an einer Stelle und bewegte seine Flügel hoch und runter. Avestia, du wirst dich nun zurückziehen. Sofort. Die Hüterin richtete sich auf und schaute kurz Anima an, während sie ihren Hals hielt. Sie machte einige Schritte zur Seite und lief an dem Dämon vorbei in seinen Rücken. Plötzlich funkelte ein Dolch in ihrer Hand auf. Diesen rammte sie in die gleiche Stelle, wie Wahn es bei ihr getan hatte. Das ist für meine Verletzung, zischte sie den Dämon an.
Lass deine Spielchen, Avestia, knurrte Margaroth. Der Drache flog etwas höher und visierte Anima an. Viel Spaß damit, meinte er noch und warf plötzlich Nero und Sailin gleichzeitig aus seinen Krallen in verschiedene Richtungen.
Sulona schrie auf und hielt sich die Augen zu. Neben sich hörte sie nur eine Bewegung.

Wahn brüllte auf, als er den Dolch in seinen Rücken spürte. Er wollte schon herumfahren, erkannte dann aber, dass Margaroth Sailin und Nero einfach von sich geschleudert hatte. Wahn schlug mit seinen stachel bewehrten Schwanz aus in der Hoffnung, er würde Avestia noch treffen, dann erhob er sich und hielt auf einen der beiden zu, der ihm am nächsten war. Beim näher kommen erkannte er, dass es sich um Nero handelte. Von der anderen Seite hörte er Sailins Schrei. Es blieb ihm nicht genug Zeit, beide zu fangen. Er packte den Jungen im Fall. Dieser war bewusstlos. Damit war Nero in Sicherheit. Doch was war nun mit Sailin. Er traute sich kaum sich um zudrehen und zu Boden zu blicken.

Avestia war hart von Animas Schwanz getroffen worden und rannte, sich den Arm haltend, die Straße runter. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Plötzlich wurde sie von etwas gepackt und nach oben gezogen. Die Hüterin schaute auf und erkannte Margaroth. Der schwarze Drache erhob sich wieder aus der Stadt und flog mit der Frau davon. Er hat sich also für ihn entschieden. Ob er diese Entscheidung auch verkraften kann?, knurrte der Drache.

Sulona stand auf dem Dach und hatte die ganze Zeit ihre Augen geschlossen. Sie hörte Sailins Schrei. Als es völlige Stille war, nahm Sulona ihre Hände von den Augen und schaute zum Himmel. Dort flog Anima und hatte Nero in den Armen. Der Bogenschützin wurde schlecht. Was war mit Sailin? Sie traute sich nicht auf den Platz runter zu schauen. Doch dann tat sie es unweigerlich doch. Sulona wusste nicht, was sie denken sollte. Nichts. Außer den Wachen und den gefangenen Soldaten der Inquisition war nichts zu sehen. Kyle und Bowen standen auf dem Platz. Während der Krieger in Richtung Anima schaute, sah Kyle woandershin. Sulona wusste nicht, wohin er sah. Die Bogenschützin drehte sich um und blieb verwundert stehen. Raven war verschwunden. War er etwa schon runtergelaufen? Hatte Kyle nach ihm gesehen? Die junge Frau lief in das Haus hinein, um zu den anderen zu gelangen. Sie war besorgt und hatte Angst. Würden sie Sailin etwa in einer der vielen Straßen finden, wenn sie nicht auf dem Platz war?

Wahn sah sich um. Er suchte kurz den Boden ab, konnte Sailin aber nicht sehen. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Langsam setzte er zur Landung an und kam zwischen Soluna und den anderen auf. Dort legte er Nero ab und griff sich dann erst einmal an den Rücken, um den Dolch herauszuziehen. Selbst dafür hatte er keine Zeit gehabt. Ich konnte nur einen fangen gab er leise von sich und hielt den Dolch in den Händen. Wahn hatte eine etwas gekrümmten Haltung eingenommen. Wo ist Sailin? Ich kann sie nirgends sehen?

Sulona schaute traurig und schüttelte den Kopf. Ich weiß es nicht. Doch ich fürchte, sie ist hier irgendwo. Kyle legte der Frau die rechte Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Keine Sorge. Ihr gehts gut. Der Mann zeigte mit dem linken Arm in Richtung einer Gasse.
Kaum hatte er dorthin gezeigt, trat eine Person aus dieser heraus. Die roten Haare leuchteten auf. Raven kam langsam auf die anderen zu, dämonische Flügel ragten aus seinem Rücken und waren angelegt. In seinen Armen hielt er die bewusstlose Sailin.
Sulona sank zu Boden, als sie die beiden sah. Erleichtert atmete sie tief ein. Sie hatte Tränen in den Augen.

Wahn stieß einen erleichternden Laut aus und sah zu Raven. Er hatte bereits gespürt, dass der junge Mann kein Mensch war, aber nicht mehr wirklich erwartet, dass er es mal zeigen würde. Er nickte ihm dankbar zu. Dann nahm er allmählich wieder menschliche Gestalt an. Der Verband fiel nun endgültig von seinem Gesicht, so dass er sich die Kapuze des Umhangs, den er nun wieder trug, tief in dieses zog.

Das war verdammt knapp, meinte Kyle und sah zu Raven. Dieser zog nun die Flügel ein und nickte. Sulona sah den jungen Mann fragend an. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. Kyle kniete sich zu Nero runter und hob ihn hoch. Dann sah er zu Wahn. Wir sollten erstmal deine Wunde und die Beiden versorgen. Kurz sah der Mann noch zu Bowen. Schnapp dir die Männer und schau bitte, dass hier niemand mehr in der Stadt ist, der Ärger machen könnte. Der Krieger nickte und nahm einige der Wachen mit. Ein Paar blieben auf dem Platz und hielten die Gefangenen unter Beobachtung.
Die Gruppe bekam von dem Gasthausbesitzer ein größeres Zimmer. Kyle legte Nero auf eines der Betten. Raven tat das Gleiche mit Sailin und lehnte sich dann mit verschränkten Armen an die Wand. Während Kyle nach draußen ging, um mit den Stadtbewohnern zu reden, setzte sich Sulona mit Wahn auf ein anderes Bett. Nachdem Wahn seinen Umhang und das Oberteil ausgezogen hatte, machte sich die Bogenschützin daran, die Stichverletzung zu versorgen. Dieses verdammte Monster, murrte sie währenddessen.

Wahn stieß ein Knurren aus. Eines Tages werde ich Margaroth dafür büßen lassen. Wenn er Sailin mal nicht als Schutzschild missbraucht. Und wenn ich ihn dafür durch ganz Goa jagen muss. Dieser Kerl hat schon so viele getötet. So viel Blut klebt an seinen Klauen. Es reicht einfach. Ich fürchte fast Menethil ist nicht das Übel.

Raven nickte. Da könntest du wohl Recht haben. Laut Bowen kam Margaroth zwar viel später ins Land, aber Menethil wird sich ja wohl schlecht alleine so verändert haben. Sulona, welche die Wunde nun doch nähen musste, schaute kurz zu Raven. Du hast Sailin das Leben gerettet. Ich wusste gar nicht, dass du die Flügel hast. Und wir kennen uns ja schon ne Weile. Raven sah zu der Halbelfe. Ich rede auch nicht darüber. Nur Kyle wusste es bisher. Der Mann schaute zur Seite, als sich die junge Hüterin auf dem Bett regte.
Sailin öffnete ihre Augen und richtete sich dann schlagartig auf. Kaum hatte sie dies getan, zuckte die junge Frau zusammen. Aua, sagte sie, als ihr ganzer Körper eine Schmerzwelle aussendete.