Fayt senkte den Kopf und sah runter zu seinen Beinen. Es geht schon wieder etwas besser. Dann sah er wieder die anderen an. Ein Spion in der Stadt. Wie kann es sein, dass jemand hier in diese Festung gelangt? Das ist doch die Legion, oder?

Tja, das wissen wir nicht. Er muss sich als einen der Verletzten ausgegeben haben. Es waren ja auch so viele, da konnte man ja keinen Überblick behalten, sagte Sulona und klebte Sailin ein Pflaster an die Schläfe. Sailin schaute auf den Verband an ihrem Oberarm. Wisst ihr, was mir gerade in den Sinn kommt. Ich habe fast die Befürchtung, dass der Angriff auf das Dorf eine Falle war. Was, wenn es absichtlich zerstört wurde, damit sich die Spione unter den Flüchtenden verstecken konnten? Ich meine, jeder wird sich denken, dass die Legion keine Verwundeten einfach abweist. Sulona machte erschrocken einen Schritt zurück, als Sailin aufsprang. Ich werde das wohl besser mal Wahn und Nocturn sagen. Danke dir, meinte sie noch zu Sulona und verschwand aus dem Zimmer. Die schwarzhaarige Frau lief ihr bis zu der offenen Tür hinterher. Anscheinend wollte sie Sailin noch etwas hinterherrufen. Dann tat es sie aber doch nicht und drehte sich wieder zu Fayt. Plötzlich spürte Sulona einen harten Schlag und fiel nach vorne um.
Soso, ein Dämon also, sagte der Mann, welcher an der Tür aufgetaucht war, während Sulona fiel. Ich habe gehört, dass einem Menschen das Unmögliche gelungen ist. Lebend aus dem Feuer zu kommen. Das hätte wirklich kein einfacher Mensch geschafft. Nun werde ich das Urteil eben hier vollstrecken. Der Mann stürmte plötzlich los, ein Dolch blitzte in seiner Hand auf. Mit einem Satz war der Mann bei Fayt am Bett und rammte die Waffe in dessen Hand, welche der junge Mann zum Schutz hochgezogen hatte.

Fayt schrie auf. Als der Dolch seine Hand durchbohrte. Er würde sich nicht wehren können in seinen Zustand. Wild schlug er um sich. Plötzlich kam eine Druckwelle auf und der Mann wurde von ihm geschleudert. Fayts Augen glühten rot. Mit einem Mal sprang der Mann aus dem Bett, trotz der verletzen Beine. Er stieß ein Knurren aus. Krallen traten aus seinen Fingern und dämonische Schwingen traten aus seinen Rücken. Auch seine Ohren verliefen nun spitz zu. Nochmals brüllte er auf.
Dann stürzte er sich in die Richtung des Mannes, der in angegriffen hatte.

Der Mann sah erschrocken, wie sich der Junge in einen Dämon verwandelte. Sofort sprang er auf, als dieser auf ihn zustürmte. Der Spion sprang über Sulona drüber und rannte den Gang entlang. Er hörte, wie der Dämon ihn verfolgte. So schnell der Mann konnte, stürmte er zu dem nächsten Fenster. Dort sprang er durch und landete auf dem Vordach.

Hab ich dich, knurrte Wahn, als er den Mann auf dem Dach entdeckte. Sofort stürzte er sich aus der Luft direkt dem Spion entgegen. Dann packte er sich ihn und schlug ihm die Krallen in den Rücken. Schließlich hob er einfach wieder mit ihm ab. Der Mann strampelte in der Luft. Guten Flug, sprach Anima scharf, als er ziemlich an Höhe gewonnen hatte. Nun ließ er ihn einfach los. Der Mann schrie und landete mitten in einem Hof der Stadt. Wahn setzt hinterher und stürzte sich einfach nochmals auf ihn, um sich sicherzugehen, dass er nicht noch lebte. Als er den Boden erreicht hatte, breitete er die Flügel aus und brüllte auf.

Fayt stürmte durch die Gänge des Gebäudes und griff jeden an, der sich ihm in den Weg stellte. Ob Legion oder Flüchtling. Niemand blieb von ihm verschont.

Sailin blieb abrupt stehen, als sie die Schreie hinter sich in den Gängen hörte. Verwundert drehte sich die junge Frau um. Was war da nur los? Plötzlich stand er da. Ein Dämon. Seine Flügel waren ausgebreitet und die roten Augen funkelten Sailin wütend an. Fayt?, fragte sie erschrocken, als sie die Haare des Dämons sah. Dieser stieß mit einem Mal ein Brüllen aus und stürmte auf Sailin zu. Die junge Frau drehte sofort um und rannte los. So schnell sie konnte, lief sie aus dem Haus. Hinter ihr stieß der Dämon wieder ein Brüllen aus. Wahn!, schrie Sailin kaum, dass sie zur Tür des Hauses draußen war.

Raven sprang erschrocken zur Seite, als etwas entfernt von ihm der Spion aufschlug. Als dann Anima auch noch auf diesem landete, starrte der Rothaare nur noch fassungslos. Pass doch auf, wo du den hinwirfst, murrte er schließlich.

Wahn hörte Sailin rufen. Sofort begab er sich in die Richtung. Als er sie sah und das, was sie verfolgte, wusste er erst nicht so recht, was er tun sollte. Das ist doch der Junge, brachte er hervor. Dann aber flog er los und ließ sich zwischen Fayt und Sailin nieder. Er ging in Angriffsposition. Fayt knurrte wütend. Wahn konnte nun sehen, dass seine Hand von etwas durchstoßen wurde. Sie blutete stark. Was war dort nur vorgefallen. Fayt wartete nicht lange und stürzte sich auf Anima.

Aua, murrte Sulona und fasste sich ans Genick. Das darf doch nicht wahr sein. Schon das zweite mal. Die Frau hielt plötzlich in ihrer Bewegung inne und schaute auf. Fayt!, brachte sie hervor, als sie das leere Bett sah. Ein blutiger Dolch lag daneben. Sofort sprang Sulona auf und stürmte auf den Gang. Durch die riesigen Fenster sah sie Anima zwischen Sailin und einem anderen Dämon stehen. Die Frau erkannte erschrocken, dass dies ihr Bruder war. Er hatte schwarze Flügel und griff mit einem Satz nach vorne gleich Anima an. Was war da nur los? Warum sah Fayt so aus? Sulona rannte den Gang entlang.

Wahn, pass auf. Er scheint sich nicht unter Kontrolle zu haben, konnte Sailin noch sagen. Dann attackierte Fayt auch schon ihren Wächter.

Wahn versuchte den ersten Attacken auszuweichen. Fayt wiederum griff ihn einfach nur erbarmungslos an. Sein langer Schweif peitschte über den Boden, als er sich zu einem Sprung zurückzog und Anima mit ganzer Kraft zu attackieren. Wahn wehrte sich nicht merklich. Er wusste nicht so recht wie er vorgehen sollte, spürte er doch das der junge stark war und es mehr als ein Schlag auf den Kopf brauchte um ihn außer Gefecht zu setzen. Nun schlug er den Angreifer einfach zurück und versuchte in mit einer Druckwelle weiterhin von sich fernzuhalten.
Sailin ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will ihn nicht verletzen.

Ich weiß, meinte Sailin leise. Die junge Frau wusste auch nicht so recht, was sie hätten tun sollen. Sie hätte es vielleicht damit probieren können, ihn an den Beinen einzufrieren, doch bezweifelte Sailin, dass dies etwas bewirken würde. Die Hüterin zog erschrocken die Luft ein, als Sulona plötzlich zwischen Wahn und Fayt auftauchte. Tu das nicht, sagte Sailin nur.
Die Bogenschützin schüttelte den Kopf und schaute ihren Bruder an. Hör auf Fayt. Bitte. Hier ist keiner mehr, der dir etwas antun will. Ich weiß, du steckst da irgendwo drinnen. Bitte hör auf. Du magst dich nicht an mich oder unsere Eltern erinnern, doch sind wir immer für dich da. Du hast hier Freunde. Wir wollen dir helfen, doch bitte hör damit auf. Ich weiß, dass du das tief in dir drinnen nicht möchtest. Bitte Fayt.
Raven stand zusammen mit Kyle und Ray in der Nähe. Was da gerade geschah, gefiel den Männern gar nicht. Sollte dies wirklich Sulonas Bruder sein? Warum war er so außer Kontrolle?

Fayht sah Soluna eine Weile an. Dann spreizte er seine Klauen. Der junge Dämon war zum Zuschlagen bereit.
Achtung, brachte Wahn hervor er wird nicht auf dich hören. Fayt sprang auf die junge Frau zu. Plötzlich stand Anima zwischen den Beiden und schlug den jungen Mann zurück. Dieser brüllte wütend auf. Noch während Anima sich aus seiner geduckten Haltung erhob, setzte er zu einer neuen Attacke an und riss sein Maul weit auf. Die scharfen Fänge bohrten sich in den Hals seines Widersachers. Anima brüllte und versuchte ihn von sich zu schleudert.

Als Fayt sich mit aller Kraft gegen Anima aufbäumte, brachte er den Dämon zu Fall. Wahn, rief Sailin erschrocken auf. Was sollten sie nur tun? Plötzlich lief Raven an ihr vorbei. Er schnappte sich Sulonas Dolch und lief zu den beiden Dämonen, welche sich am Boden wälzten. Kaum hatte er sie erreicht, rammte der Rothaarige die Klinge in Fayts Schweif. Dieser brüllte sofort auf und lies dadurch Wahns Hals wieder los. Sofort gab Raven ein Zeichen mit dem freien Arm. Aus mehreren Richtungen kamen Seile angeflogen. Diese umwickelten Fayt. Als sie von den Kriegern der Legion straff gezogen wurden, wehrte sich Fayt sehr dagegen. Verzweifelt und wütend auf brüllend versuchte sich der Dämon zu befreien.
Während Sulona einfach nur dastand und in das blutverschmierte Gesicht ihres Bruders starrte, kniete sich Sailin sofort zu Anima. Wahn, sagte sie besorgt. Mit Entsetzen sah sie die stark blutende Wunde an dessen Hals. Sofort riss Sailin einen Stofffetzen von ihrem Rock und drückte diesen gegen die Verletzung. So versuchte die junge Frau, die Blutung etwas zu stoppen.

Nocturn kam nun auf den sich windenden Dämon zu. In seiner Hand hielt er eine Spritze, die er jetzt in Fayts Oberarm jagte. Es dauerte nicht lange, da sackte dieser in sich zusammen. Wahn hatte sich indessen zurückverwandelt. Er hustete, wobei etwas Blut aus seinem Mund kam. Aua, brachte er etwas kratzend hervor. Ein paar Leute der Legion beugten sich zu ihm herunter. Ein paar andere schafften eine Art Liege herbei. Wahn wurde dort darauf gehievt und in ein Zimmer gebracht. Sailin lief hinterher. Indessen hatte sich auch Fayt in seine menschliche Gestalt zurückverwandelt. In dem steckt mehr, als man vermuten kann, sprach Ray betroffen.

Kyle seufzte und schaute auf den jungen Mann, welcher am Boden lag. Dann sah er zu zwei Kriegern. Bringt ihn wieder auf das Zimmer und legt ihn ein paar Ketten an. Ich werde mir seine Wunden gleich anschauen. Dann drehte sich Kyle zu Sulona. Die junge Frau stand noch immer einfach da und starrte ihren Bruder an. Während die Männer Fayt auf eine Liege legten und in das Haus schafften, sah Kyle zu Raven. Würdest du dich bitte um sie kümmern?, fragte er und lief dann den Männern hinterher. Raven zuckte mit den Schultern und nahm Sulona einfach auf seine Arme. Dann trug er sie in das Gebäude. Wehleidig schaute er sie dabei an. Normalerweise ließ sie sich das gar nicht gefallen und wollte immer sofort wieder runtergelassen werden. Doch im Moment schien sie das gar nicht zu stören.

Die Männer hatten Wahn in der Zwischenzeit auf das Bett gelegt. Sailin ließ sie gleich noch einiges an Verbandszeug bringen. Dann machte sich die junge Frau daran, die Wunde an Wahns Hals zu versorgen. Wehleidig schaute sie ihn an und legte eine Hand an seine Wange. Das wird jetzt leider etwas wehtun. Ich muss das ein wenig nähen. Sanft gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann machte sie sich vorsichtig daran, die Wunde zu vernähen. Als sie fertig war, legte sie noch eine Kompresse auf die Verletzung. Dann umwickelte die junge Frau Wahns Hals mit einer Binde. Als sie fertig war, strich Sailin durch Wahns Haare und sah ihn besorgt an. Das mit deinem Hals hatten wir schonmal, lächelte sie etwas. Aber diesmal ist es nicht so schlimm. Du solltest trotzdem nicht so viel reden. Geht es denn ansonsten?

Wahn schluckte und hob dann seine Hand mit dem Daumen nach oben. Nocturn betrat das Zimmer. Und da hat es sogar den großen Anima umgehauen. Er seufzte. Ich weiß Bescheid. Ohne dich wäre Soluna nun vielleicht tot. Getötet von ihrem eigenen Bruder. Sie steht in deiner Schuld. Er sah sich kurz um. Dann ging er zu einem Stuhl, der dort stand und legte ein paar Sachen darauf. Hier hast du noch ein wenig Kleidung. Sollte dir angemessen sein, Lord. Und wenn du wieder auf den Beinen bist, solltest du die Wunde mit einem Schal abdecken. Ich hab dir einen dazugelegt. Langsam nickte der Schwarzhaarige. Ich fürchte, der Spion hat das alles verursacht. Du hast ihn zwar erwischt, aber er muss Fayt vorher gereizt haben. Vermutlich attackiert. Zwar hast du ihn beseitigt, aber dafür wohl leider zu spät. Gut, ich lasse euch zwei dann wieder alleine, beendete der ehemalige Schatten. Dann verließ er den Raum.