Nach Midian war es noch ein weiter Weg. Die beiden Reisenden vermieden es nun doch öffentliche Routen zu nehmen. Kleinere Dörfer und Siedlungen welche auf ihrem Weg lagen umging Wahn. Es wäre viel zu gefährlich. Sowohl für die Menschen dort wie auch für die Hüterin. Die Pausen plante der Wächter kurz ein. Sailin versuchte Nachts, wenn sie ihr Lager aufschlugen, zu schlafen. Doch so wirklich klappte es nicht. Sie hatte Angst. Bei jedem Geräusch das ertönte war sie wieder hellwach. Nur wenn sie unterwegs waren lehnte sich die junge Frau ab und zu gegen Wahn und schloss ihre Augen.

Es dauerte ein paar Tage bis schließlich die große Stadt Midian in Sichtweite kam. Als sie sich dieser näherten konnte Sailin erkennen wie das große Tor geöffnet wurde. Mehrere Männer standen auf der Mauer, doch am Tor selbst tauchte ebenfalls jemand auf. Als sie nah genug waren konnte die Hüterin Alasdair und zwei Wachen erkennen. Innerlich atmete die junge Frau auf. Hier in Midian würde ihr sicher nichts passieren.

Hey, kam es von Al als das Pferd neben ihm zum Stehen kam. Wie ich sehe ist alles in Ordnung. Was ist denn geschehen das du so schnell weg musstest? Man konnte doch ein wenig Sorge in der Stimme des Kommandanten hören.

Irgend eine Gruppe will die Hüterin Tod sehen begann Wahn nun und half Sailin vom Pferd. Es sind Menschen also nicht sonderlich gefährlich für mich. Ich darf sie allerdings draußen nicht aus den Augen lassen, bis wir sie gefunden haben. Sailin rief nach mir als sie angegriffen wurde.

Das klingt aber gar nicht gut, meinte Alasdair. Der Kommandant wirkte doch etwas erschrocken als er zu Sailin sah. Geht es dir gut? Als die junge Frau einfach nur wortlos nickte legte Al kurz den Kopf schief. Dann aber wandte er sich wieder Wahn zu. Menschen sagst du? Könnten es Leute von Lufzifer sein? Aber ich dachte der beschäftigt eher nur Dämonen.

Die gehören nicht zu Luzifer ganz bestimmt nicht schüttelte Wahn den Kopf. Der beschäftigt keine Menschen er nutzt sie höchstens als Kanonenfutter bei Aufständen oder so.

Noch während Al die Arme nun vor der Brust verschränkte machte er einen Schritt zur Seite als Sailin loslief. Die junge Frau machte sich einfach wortlos auf den Weg zur Festung. Das nimmt sie ziemlich mit oder?, fragte der Kommandant während er ihr nachsah. Zum Glück seit ihr jetzt hier. In Midian wird ihr nichts geschehen können.

Ich bin lieber trotzdem vorsichtig aber eigentlich dürften diese Leute hier nicht reinkommen. Zumindest wüsste ich nicht wie. Wahn kratzte sich am Hinterkopf. Ich werde ein paar Leute aus schicken um diese Kerle ausfindig zu machen. Wenn es hier einen Komplott gegen die Hüterin gibt finden wir ihn.

Sicher tun wir das, nickte Alasdair. Der Kommandant wandte sich wieder ganz dem Wächter zu. Ich werde den Wachen auf den Mauern Bescheid geben das sie ihre Augen nach allem Ungewöhnlichen offen halten. Soll ich die Männer auch noch verstärken?

Der Wächter schüttelte den Kopf. Nein. Ich glaube für ein paar Menschen müssen wir hier keinen Aufstand proben. Ich bezweifle stark das sie in die Stadt kommen. Die Türme würden sie braten. Sailin sollte hier sicher sein und ich bin ja auch noch da. Lass nur Leute nach diesen Kerlen suchen und ich schicke ein paar Krähen zusätzlich aus.

Gut, nickte Al. Ich werde es gleich veranlassen. Der Kommandant winkte eine der Wachen heran. Dieser befahl er sich um das Pferd des Wächters zu kümmern während er selbst zu einem der Wachräume lief.

Sailin hingegen lief durch die Gänge der Festung. Eigentlich war sie müde und hier in Midian war sie sicher genug um auch endlich einen erholsamen Schlaf finden zu können. Doch anstatt in ihr Zimmer zu gehen, welches sie sich mit Wahn teilte, lief die junge Frau zu den Zimmern der Kinder. Sie hatte diese nun eine Weile nicht gesehen. Vor dem Zimmer von Caim blieb sie stehen. Eigetlich wollte sie die Tür schon öffnen als sie jedoch Krach aus dem Raum von Isaac hörte. Und so drehte sich Sailin um damit sie dessen Zimmer betreten konnte. Kaum war die Tür offen sah die Hüterin Caim und Isaac zusammen mit Samael spielend. Hey ihr Drei, lächelte Sailin als sie eintrat.

Hallo Mama rief Caim auf und sprang hoch. Wir spielen gerade. Papa hat uns neue Spielsachen besorgt. Er deutete auf ein paar Pferde mit Reitern drauf welche aus Holz geschnitzt waren.

Ja das ist ja super, lächelte die junge Frau. Sie lief zu dem Kind und strich ihm durch die Haare. Hey Mama, grinste Isaac und auch Samael blickte auf. Die junge Frau ging in die Hocke und schaute bedrückt. Verzeiht das ich solange weg war, aber Tante Selina ist krank geworden. Ich hoffe doch ihr habt euren Vater nicht zu sehr geärgert. Sofort schüttelten Isaac und Samael den Kopf. Und Caim? Hast du schon Glück mit Pan gehabt? Hat er dich denn auf seinen Rücken gelassen?

Papa sagt er ist noch zu Klein um auf ihm zu reiten gab Caim zu verstehen. Ich soll noch etwas warten. Ich finde gar nicht das er klein ist. Der ist viel größer als ich. Ein machte eine entsprechende Geste wobei er sich auf die Zehenspitzen stellte.

Mit einem leichten Lächeln im Gesicht legte Sailin dem Jungen eine Hand auf den Kopf. Nun wenn dein Vater das sagt hör lieber darauf. Er hat sehr viel Erfahrung mit Pferden und muss es deswegen auch genau wissen. Es dauert vielleicht noch etwas, bist du auf Pan reiten darfst, aber das Warten wird sich lohnen. Du wirst sehen.

Ich sag ja schon nichts mehr sagte Caim. Da warte ich lieber bis es soweit ist. Dann kann Papa mir das reiten beibringen. Boa Mama weißt du das er auch ohne Sattel reiten kann? Der junge hüpfte etwas auf und ab.

Kaum hatte der Junge das gesagt lachte Sailin auf. Ja das weiß ich. Dein Papa ist da richtig gut drin. Und wenn du dich anstrengst kannst du das vielleicht auch irgendwann einmal. Da bin ich sicher.